Zwischenbilanz mit Ostercharakter

Gestern gab es etwas Besonderes in Vorarlberg: Bei den Todesfällen laut AGES gab es einen Rückgang. Ein weiblicher Todesfall – die Person war mindestens 85 Jahre alt – wurde entfernt aus den Zahlen. Ich gehe davon aus, dass das entweder der Fall vom 7. August oder sogar vom 26. Juni war – sonst gab es in dieser Altersgruppe keine Todesfälle an oder mit Covid in den letzten Monaten.

Ich habe das Ganze zum Anlass genommen und eine Datei wieder auf den neuesten Stand gebracht, darum gibt es heute eine Übersicht über die Entwicklung der Zahlen im Vergleich mit den Vorjahren – die Datenquellen sind wie immer in den Grafiken angegeben!

Die neuen Positiven

Auch wenn viele diese als „Infizierte“ oder gar „Erkrankte“ bezeichnen bleibe ich bei der Definition, die als einzige wirklich sachlich richtig ist: Das sind all jene Personen, die in den letzten Tagen einen positiven Test auf C19-Viren hatten.

Das ist ein Vergleich des letzten verfügbaren Tages (11. August) von den Zahlen 2022 und denen 2021. Es fällt SOFORT auf, dass letztes Jahr VIEL MEHR junge Menschen betroffen waren als 2022. Damals waren 64% , also fast zwei Drittel aller positiven Tests bei Menschen unter 35 Jahren. Am 11. August 2022 waren nur 37%, also etwas mehr als ein Drittel aus dieser Altersgruppe.

Nun ist ein Tagesvergleich etwas sehr Unsicheres, daher schauen wir uns das Ganze für die letzten 10 verfügbaren Tage an:

Wir sehen: Letztes Jahr gab es etwas mehr als ein Viertel der neuen positiven Tests von diesem Jahr. Wenn wir die Verteilung auf die Altersgruppen anschauen, ergibt sich jedoch in etwa dasselbe Bild: Waren es letztes Jahr fast genau zwei Drittel, die unter 35 Jahren waren, so sind es 2022 nur etwa 35%. Im Jahr 2021 waren etwa 15% aller positiv Getesteten älter als 55, 2022 waren es fast genau 30%.

Diese Grafik zeigt und die VERÄNDERUNG der Zahlen von 2021 zu 2022. Während bei den Altersgruppen unter 35 der Anstieg (zur Erinnerung: insgesamt haben wir fast 4 Mal so viele „Fälle“ dieses Jahr) nur zwischen einmal und dreimal so viele betrug, gibt es bei den Menschen ab 85 Jahren dieses Jahr NEUN Mal so viele neu positiv Getestete in den Tagen von 2. bis 11. August 2022. Auch bei den 65 bis 74 Jahre alten Personen sind es fast neun Mal mehr.

Die aktiv Positiven

Auch wenn ich diese Formulierung „interessant“ finde, weil damit die Personen bezeichnet werden, die jetzt bei Symptomlosigkeit „verkehrsbeschränkt“ sind – sie werden nun einmal so bezeichnet. Früher hießen diese Personen „Abgesonderte“.

Hier ein Vergleich der drei „Pandemiejahre“. Die blaue Linie zeigt die aktiv Positiven im Zeitraum März 2020 bis Februar 2021, die orange Linie zeigt uns das zweite Pandemiejahr und die grauen Säulen stehen für das laufende dritte Jahr. Wir sehen ganz eindeutig, dass es nur im dritten Jahr zu Beginn extrem hohe Werte gab (Omikron lässt grüßen), genauso wie es im Sommer sonst nie so viele positiv Getestete gab. Allerdings nähert sich die Kurve derzeit sehr der vom Vorjahr an!

Die Spitalszahlen

Das sind die Kurven der Normalbettenbelegung in Sachen positiv Getestete. Da in Vorarlberg seit Monaten betont wird, dass etwa 80% der C19-PatientInnen nicht WEGEN Covid aufgenommen wurden, habe ich diese Reduktion grafisch dargestellt fürs laufende Jahr. Dadurch wird ersichtlich, dass erst im Sommer 2022 die Zahlen über denen der Vorjahre (lila und roange Kurve) liegen. Allerdings ist ebenfalls zu erkennen, dass wir gerade derzeit unter die Werte vom Vorjahr sinken, wenn es um PatientInnen, die WEGEN Covid im Spital sind, geht.

Das gleiche Spiel mit den Intensivbetten zeigt, dass wir hier 2022 so gut wie NIE höhere Zahlen hatten als in den beiden Jahren zuvor, wenn wir berücksichtigen, dass 80% aus anderen Gründen aufgenommen wurden. Selbst ohne die Reduktion um 80% liegen die Werte nie so hoch, dass sie als „extrem“ einzustufen wären. Wir sehen auch wieder, dass genau vor einem Jahr mitten im Sommer die Zahlen stark angestiegen sind.

Noch einmal zurück zu den Normalbetten: Hier sehen wir, wie viele Prozent der aktiv Positiven im Spital liegen. Hier habe ich die Reduktion um 80% NICHT vorgenommen! Es fällt auf, dass in den letzten Wochen die Zahlen erstmals über den Werten der Vorjahre lagen, allerdings nicht dramatisch.

Dasselbe bei den Intensivstationen: Nie lagen wie Werte über den Spitzenwerten aus den beiden Vorjahren.

Und wenn wir auch noch betrachten, wie viele Prozent ALLER C19-HOSPITALISIERTEN auf der Intensivstation behandelt wurden, wird deutlich, dass nur im März und Mai 2022 die Werte in etwa bei denen des Vorjahres lagen. Sonst lagen und liegen sie immer tiefer. Nur im Mai 2022 waren längere mehr als 10 Prozent der positiv Getesteten unter den PatientInnen auf den Intensivstationen.

Die C19-Todesfälle

Bitte nie vergessen, wie das BM für Gesundheit die Todesfälle offiziell definiert:

In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder „mit dem Virus“ (an einer potentiell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen.

https://info.gesundheitsministerium.gv.at/infektionslage

Das heißt, wir wissen nicht, wie viele dieser Personen wirklich WEGEN Covid verstorben sind und wie viele an einer vollkommen anderen Todesursache und dabei entweder gerade positiv getestet war, einige Zeit vorher positiv war oder von einem Arzt/Totenbeschauer ohne positiven Test als Covid-Todesfall eingestuft wurde.

Fakt ist: Es gab kein Pandemiejahr bisher, in dem es MEHR Covid-Todesfälle gab bis zum jetzigen Zeitpunkt als der laufende Zeitraum seit März 2022!

Da eine kumulative Kurve uns nicht genau zeigt, WANN diese Fälle passiert sind, hier eine Grafik mit Wochen-Zeiträumen. Wir sehen, dass es vor allem in den März- und Aprilwochen, aber auch in den Wochen seit Mitte Juni eine deutliche erhöhte Sterblichkeit in Sachen C19 gab. Das lässt die Frage zu, warum es in dieser Zeit, als wir sehr hohe Temperaturen hatten, so viele (im Vergleich zu den Vorjahren) Covid-Todesopfer hatten. Und auch, warum das nirgends thematisiert wird. Wobei „viele“ ein relativer Begriff ist – es handelt sich zuletzt um nicht einmal 0,8 Personen pro 100.000 EW innerhalb einer Woche. Das ist vierzehn Mal weniger als zum Höhepunkt der Herbstwelle 2020.

Werfen wir noch einen Blick auf die Altersverteilung der Fälle seit 1. September – also fast über ein Jahr:

Links sehen wir die Verteilung für den Zeitraum seit letzten September, rechts den für den exakt gleichen Zeitraum im letzten/vorletzten Jahr.

Es gibt kaum große Unterschiede. 75% der C19-Todesopfer waren und sind älter als 75 Jahre. Wenn es einen Unterschied auszumachen gibt, dann den, dass es drei Mal mehr C19-Todesfälle in der Altersgruppe der 45-54-Jährigen gab. Allerdings stammen nur zwei dieser Fälle aus den Monaten März bis August 2022.

Wenn wir die Verteilung in absoluten Zahlen vergleichen, sehen wir, dass es insgesamt 80 Todesfälle weniger waren im gleichen Zeitraum 21/22 als in dem vor Jahresfrist.

Wnn wir nur die letzten 10 Tage betrachten, sehen wir jedoch, dass es vor einem Jahr gar keine Todesfälle gab, jedoch vier Personen an oder mit C19 (Definition siehe oben) im Jahr 2022.

Die Altersverteilung

Zum Schluss noch ein paar Grafiken mit der Altersverteilung gesamt in verschiedenen Kategorien:

Bei den neuen positiven Fällen sehen wir eindeutig auch hier, dass der Anteil der jungen Menschen abnimmt seit Februar 2022. Damals waren noch etwa 50% (die gelbe Linie zeigt uns die 50%-Marke) unter 35 Jahren.

Bei den aktiv Positiven ist das Ganze noch deutlicher zu sehen. Auch hier waren es zum Jahreswechsel mehr als 50%, die jünger als 35 waren.

Interessant sieht die GLEICHE Grafik aus, wenn wir die Altersgruppen auf den Kopf stellen und die ältesten unten und die jüngsten oben sind. Wir sehen, dass es 2020 zweitweise fast nur Menschen ab 55 Jahren gab, die positiv getestet worden sind. Damals gab es noch keine Massentestungen von asymptomatischen Personen. Und wir sehen auch, dass der Anteild er Menschen über 45 Jahren von 30% im Jänner 2022 auf fast 50% zur Zeit gestiegen ist.

Wenn wir die SUMME aller positiven Tests heranziehen, sieht das Ganze so aus: etwa 50% waren unter 35, die Tendenz ist hier eher sinkend, trotz der hohen Zahlen, welche bei Veränderungen nur „träge“ reagieren in der Gesamtsumme.

Bei den Todesfällen (hier ist die Summe von über 650 inklusive der Umetikettierungen vom 20. April, daher ist sie deutlich höher als die beim Landes-Dashboard!) ist gut zu sehen, dass mehr als 40% aller Todesfälle älter als 85 Jahre war. Dramatische Veränderungen gab es seit Dezember 2020 nicht mehr.

Die drittletzte Grafik zeigt die Altersverteilung der täglichen Todesfälle seit Februar 2020. Da in Vorarlberg oft nur ein Todesfall pro Tag zu verzeichnen ist, ist diese „Verteilung“ meistens einfarbig. Auffallend sind dabei einerseits das im Juli verstorbene Kleinkind, über das nie irgendwo etwas zu lesen war und auch die jüngeren Fälle vor etwa einem Jahr. Ansonsten überwiegt lila (Menschen ab 85) und dunkelrot (Menschen im Alter von 75-84 Jahren).

Der „zurückgenommene“ Todesfall von gestern ist übrigens in den Zahlen von gestern nicht mehr zu sehen. Den sehen wir nur, wenn ich die Grafik zeige, auf der die täglichen Meldungen zu sehen sind:

Hier ist am Ende der lila Kurve eindeutig ein kleiner Knick nach unten erkennbar!

FAZIT

Was fällt in Vorarlberg auf? Erstens wohl die „Verjüngung“ bei den positiv Getesteten. Diese ist einerseits sicher im Ende der verpflichtenden Schultests im Juni 2022 zu suchen, andererseits wohl auch darum zu erklären, weil es keine verpflichtenden Tests mehr für die ganz jungen Menschen gibt. Trotzdem ist es sicher so, dass in Pflegeberufen weiterhin manche testen müssen – und das wird wohl auch Menschen unter 35 Jahren betreffen, oder?

Und zweitens hatten wir noch nie so viele Todesfälle an und mit Covid von März bis Mitte August wie im laufenden „Pandemiejahr“. Das ist insofern bemerkenswert, weil es dem österreichweiten Bild widerspricht. (Siehe dazu auch den Beitrag zu Österreichs Zahlen!)