Vorbemerkung
Es wird Zeit, dass wir uns auch einmal anderen Themen zuwenden – und manchmal stoße ich auf Zahlen, die ich für interessant genug halte, um etwas dazu zu schreiben!
Die Quellen sind wie immer bei den Grafiken angeführt.
Worum geht es?
Heute geht es um „es geht nicht mehr lange, und wir werden in der Minderheit sein“ – Aussagen. Wie sieht es denn wirklich aus, wenn es darum geht, wie viele Menschen in Österreich leben, die NICHT österreichische Staatsbürger sind? Welche Gruppen sind die größten in den Bundesländern und bundesweit? Und wie entwickeln sich die Zahlen seit 2002, also in den letzten 21 Jahren?
Die Bundesländer
Ich ordne die Bundesländer so, dass zuerst die kommen, in denen der Anteil an EinwohnerInnen, die keine österreichische Staatsbürgerschaft haben, am kleinsten ist.
Burgenland
Im Burgenland sind genau 90% der EinwohnerInnen auch österreichische StaatsbürgerInnen. Das ist österreichweit der höchste Wert. Das hat sicher auch damit zu tun, dass die zwei größten Städte Österreichs in der Nähe liegen – dort ist der Anteil an Menschen mit anderen Staatsangehörigkeiten größer.
Wenn wir uns die 30 Nationalitäten anschauen, die am häufigsten vertreten sind, dann gibt es gleich eine zweite Besonderheit: Nur im Burgenland sind die UngarInnen ganz vorne zu finden. 24,1% – also fast jede vierte Person mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft im Burgenland stammt aus Ungarn.
Und wenn wir nur die „Top 11“ betrachten, sehen wir, dass die Zunahme bei den UngarInnen auch eine der größten war. Die Zahl hat sich in 21 Jahren fast vervierfacht auf über 7.000. Das sind 2,4% aller im Burgenland gemeldeten Personen. Ebenfalls stark zugenommen hat die Zahl der SlowakInnen, hingegen ist die Zahl der drittgrößten Gruppe, der Deutschen, deutlich weniger angestiegen.
Niederösterreich
In NÖ ist der Anteil der der EinwohnerInnen mit österreichischer Staatsbürgerschaft mit 89,1% nur geringfügig niedriger als im Burgenland. Auch hier spielt sicher die Nähe zu Wien eine Rolle.
Wenn wir uns die 30 Nationalitäten anschauen, die am häufigsten vertreten sind, dann gibt es eine von mir nicht so erwartete Überraschung: Die RumänInnen stellen hier mit 13,6% aller ausländischen EinwohnerInnen die größte Gruppe. Ebenfalls unter den Top 30 zu finden sind Länder wie Indien, die Schweiz oder die Niederlande.
Und wenn wir nur die „Top 11“ betrachten, sehen wir, dass die Zahl der RumänInnen vor allem seit 2014 stark angestiegen ist. Bei den 2015 und 2016 zugezogenen SyrerInnen kam es 2017 zu einem Rückgang (die Zahlen stammen immer vom 1.1. des Jahres, daher sind sie immer vom Vorjahr). Relativ stark war auch der Anstieg der UngarInnen – ich tippe hier ebenso wie bei den RumänInnen auf viele Pflegekräfte.
Kärnten
Nach dem Burgenland und NÖ ist Kärnten das Land mit dem größten Anteil an österreichischen StaatsbürgerInnen. 88,1% sind nur ein Prozent weniger EinwohnerInnen mit österreichischer Staatsbürgerschaft als in NÖ.
Wenn wir uns die 30 Nationalitäten anschauen, die am häufigsten vertreten sind, dann liegen hier die Deutschen klar auf Platz 1 – fast jede fünfte Person mit ausländischer Staatsbürgerschaft in Kärnten stammt von dort. Ebenfalls unter den Top 7 zu finden sind die direkten Nachbarstaaten Slowenien und Italien.
Wenn wir nur die „Top 11“ betrachten, sehen wir, dass vor 21 Jahren noch die Menschen aus Bosnien ganz vorne lagen. Deren Zahl hat abgenommen, die der Deutschen ist seit 2004 kontinuierlich angestiegen. Ebenfalls stark zugelegt haben die SlowenInnen – ich tippe hier auf viele Pflegekräfte und FacharbeiterInnen im Tourismus.
Die Steiermark
Obwohl Graz Österreichs zweitgrößte Stadt ist und dort der Anteil an Menschen mit anderer Staatsbürgerschaft sicher höher ist, ist die Steiermark mit 87,6% an vierter Stelle zu finden, wenn es um den Anteil an österreichischen StaatsbürgerInnen geht.
Wenn wir uns die 30 Nationalitäten anschauen, die am häufigsten vertreten sind, dann liegen hier wie in NÖ die RumänInnen voran, allerdings nur mit 15,2% unter allen Nicht-ÖsterreicherInnen. Noch vor den Deutschen auf Platz 3 folgen hier die Kroaten, die sonst nirgends unter den zwei stärksten Gruppen zu finden sind. Ebenfalls unter den Top 30 sind Länder wie die Ukraine, Nigeria oder der Irak.
Wenn wir nur die „Top 11“ betrachten, sehen wir, dass vor 21 Jahren noch die Menschen aus Bosnien ganz vorne lagen. Deren Zahl hat abgenommen, die KroatInnen und RumänInnen hingegen hat stark zugelegt, wie auch die der UngarInnen.
Oberösterreich
Mit 85,8% an österreichischen StaatsbürgerInnen unter den EinwohnerInnen liegt OÖ genau in der Mitte – an fünfter Stelle. Das sind immerhin mehr als 4% weniger als im Burgenland.
Wenn wir uns die 30 Nationalitäten anschauen, die am häufigsten vertreten sind, dann liegen hier die Deutschen knapp auf Platz 1. Nur 12.8% ist der zweitniedrigste Wert österreichweit für die größte Gruppe unter den ausländischen StaatsbürgerInnen.
Wenn wir nur die „Top 11“ betrachten, sehen wir, dass auch hier vor 21 Jahren noch die Menschen aus Bosnien ganz vorne lagen. Deren Zahl hat wie die der damals an zweiter Stelle liegenden TürkInnen abgenommen, die der Deutschen ist seit 2004 kontinuierlich angestiegen. Sehr stark zugelegt haben die RumänInnen, die nun an zweiter Stelle liegen– ich tippe hier auch auf viele Pflegekräfte.
Tirol
Waren die Abstände bei den ersten vier Bundesländern nicht allzu groß, so erfolgt nun ein ziemlicher Schnitt zu den drei westlichsten Bundesländern. Den Anfang macht auf Platz 6 Tirol mit 82,8% an österreichischen StaatsbürgerInnen unter den EinwohnerInnen. Das sind mehr als 7% weniger als im Burgenland.
Nirgendwo sonst ist die größte Gruppe so klar vor allen anderen zu finden: Mit 30,2% ist fast jede dritte Person ohne österreichische Staatsbürgerschaft in Tirol aus Deutschland. Auf Platz zwei folgt mit weniger als 10% die Türkei vor dem direkten Nachbarland Italien.
Wenn wir nur die „Top 11“ betrachten, sehen wir, dass der Anstieg der Deutschen seit 2002 kontinuierlich stark war, während die 2002 noch zahlenmäßig größte Gruppe der Menschen aus der Türkei zurückgegangen ist. Am ehesten angestiegen ist, vor allem seit 2011 auch die Zahl der ItalienerInnen.
Salzburg
Mit 81,4% liegt Salzburg an drittletzter Stelle, wenn es um den Anteil der österreichischen StaatsbürgerInnen unter den EinwohnerInnen geht.
Auch hier sind die Deutschen mit 20,3% (jeder Fünfte) klar die stärkste Gruppe. Auf den nächsten drei Plätzen liegen Staaten aus dem Balkangebiet.
Wenn wir nur die „Top 11“ betrachten, sehen wir auch in Salzburg, dass die Zahl der Deutschen seit 2002 kontinuierlich stark gestiegen ist, während die 2002 noch zahlenmäßig größte Gruppe der Menschen aus Bosnien zurückgegangen ist. Durchgehend steigend ist hier seit 2015 der Anteil der SyrerInnen.
Vorarlberg
Genau 81% an österreichischen StaatsbürgerInnen unter den EinwohnerInnen sind noch einmal knapp weniger als in Salzburg, damit ist Vorarlberg hier an zweitletzter Stelle angeführt.
Alles andere als die Tatsache, dass auch hier die Deutschen die zahlenmäßig stärkste Gruppe sind, hätte mich sehr überrascht. Jede vierte Person mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft stammt aus unserem nördlichen Nachbarland. Dahinter folgen mit 16,8% die Menschen aus der Türkei. Nirgendwo sonst in Österreich ist der Anteil aus diesem Land nur annähernd so hoch. Die SyrerInnen liegen hier an fünfter Stelle – so weit vorne sind sie sonst nirgends.
Wenn wir nur die „Top 11“ betrachten, sehen wir auch im Ländle, dass die Zahl der Deutschen seit 2002 kontinuierlich stark gestiegen ist, während die 2002 noch zahlenmäßig größte Gruppe der Menschen aus der Türkei zurückgegangen ist. Alle anderen Gruppen liegen weit hinter diesen zwei Ländern.
Wien
Wien ist anders – natürlich ziehen große Städte mehr Menschen aus dem Ausland an, als ländliche Gebiete. Dass der Unterschied derart groß ist, hätte ich allerdings nicht erwartet. Mit 67,813% besitzen ungefähr zwei von drei WienerInnen eine österreichische Staatsbürgerschaft.
Nur in Wien sind die SerbInnen die zahlenmäßig stärkste Gruppe mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft. Allerdings ist der Anteil an allen Nicht-ÖsterreicherInnen mit 12,4% der niedrigste unter allen Bundesländern, wenn es um die Nummer eins der Nationalitäten geht nach den ÖsterreichInnen. Auf Platz zwei folgen in Wien die Deutschen, dann die Menschen aus der Türkei. Die SyrerInnen liegen hier an sechster Stelle, ebenfalls unter den Top 30 sind Nationen wie Somalia, die Philippinen oder Menschen mit ungeklärter Herkunft – das sind in Wien immerhin 1,9% aller Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft – oder 0,6% aller in Wien lebenden Personen!
Wenn wir nur die „Top 11“ betrachten, sehen wir, dass es „Serben“ erst ab 2009 als eigene Gruppe gibt, davor waren sie zusammen mit Montenegro und auch dem Kosovo geführt. Interessant ist der starke Anstieg bei den Deutschen seit 2002, während die 2002 noch zahlenmäßig größte Gruppe der Menschen aus der Türkei kaum angestiegen ist. Zuletzt haben vor allem auch die PolInnen, RumänInnen und die SyrerInnen zugelegt – letztere interessanterweise noch einmal stark im Jahr 2021!
Österreich gesamt
Für ganz Österreich bedeutet das, dass 82,3% aller EinwohnerInnen die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen.
Wenig überraschend sind die Deutschen österreichweit die stärkste Gruppe. Ich bezweifle, dass es sich hier um Pflegefachkräfte handelt und tippe eher auf FacharbeiterInnen und StudentInnen. Bei den RumänInnen an Platz zwei sehe ich die Lage anders und glaube, dass hier viele PflegerInnen dabei sind. Danach folgen mit den Menschen aus Serbien und der Türkei viele, die vor 30 Jahren noch als „Gastarbeiter“ bezeichnet wurden. Unter den ersten 10 ist Syrien das einzige Land außerhalb Europas.
Wenn wir nur die „Top 11“ betrachten, sehen wir, 2015 wohl vor allem Menschen aus Syrien und Afghanistan zu uns kamen. Den Stärksten Anstieg der letzten 10 jahre gab es jedoch bei den RumänInnen.
FAZIT
Bis auf Wien gibt es kein Bundesland in Österreich, in dem nicht mindestens acht bis neun von zehn Menschen die österreichische Staatsbürgerschaft haben.
Interessant ist neben der Tatsache, dass österreichweit die größte Gruppe die Deutschen stellen auch die Tatsache, dass wohl sehr viele (Pflegekräfte?) aus Rumänien, Ungarn und der Slowakei nach Österreich gekommen sind.
Und das Rätsel von meinem C19-Rückblick mit der Zunahme der Menschen im Alter von 18 bis 26 im Jahr 2021 scheint sich hier aufzulösen: Es dürfte sich wohl um Menschen aus Syrien handeln – den Zahlen nach übrigens zu 55 bis 70% (je nach Jahrgang, mit dem Alter steigend) männliche junge Erwachsene. Ob es sich um einen „Zuzug“ handelt oder um verschleppte Asylanträge und „Nachmeldungen“ aus den Jahren vor 2020, ist mir nicht bekannt.