Wie immer hat es „harmlos“ angefangen: Ich las ein Posting, in dem es um diese Meldung des ORF, die sicher auch in anderen Medien auftaucht oder auftauchen wird, ging:
Auch ich bin der Meinung, dass 4 von 10 kein „berauschendes“ Ergebnis ist und entweder das Interesse der Teilnehmer oder die Art der Vermittlung dafür ausschlaggebend sein dürfte. Weiters stellt sich mir die Frage, inwieweit denn österreichische Staatsbürger – egal, wie es um ihre Familiengeschichte und einen möglichen Migrationshintergrund bestellt ist – bei so einem Test abschneiden würden. So ein Vergleich wäre doch interessant, oder? Schaffen die, die mit deutscher Muttersprache bei uns in unserem „Kulturkreis“ aufgewachsen sind, so einen Test mehrheitlich?
Mich hat allerdings noch mehr interessiert, ob es Zahlen zu den in Österreich lebenden Menschen gibt, die uns Aufschluss darüber geben, ob der oft beschworene „Untergang des Abendlandes“ bald bevorsteht oder auch, ob es wirklich immer mehr Menschen aus fernen Ländern gibt, die „uns“ bedrohen durch ihre schiere Existenz.
Weil ich dazu schon öfter was recherchiert habe, wollte ich es anders angehen und habe mir die Zahlen heute nach Altersgruppen getrennt angesehen – dabei habe ich die 15-Jahres-Gruppen gewählt, also die unter 15-Jährigen, die 15-29-Jährigen usw. bis zu denen, die 75 Jahre und älter sind. Wir beginnen – wie es der Respekt vor den Ältesten gebührt – bei letzteren:
Die Menschen ab 75 Jahren
Zuerst stellt sich die Frage: Wie viele in Österreich lebenden Menschen dieser Altersgruppe sind österreichischen Staatsbürger? Derzeit sind es 95,33%, das sind um etwa 2,5% weniger, als es vor 22 Jahren waren (2002 ist der Beginn dieser Datenreihen, daher sind alle Grafiken und Daten darauf ausgelegt).
Ein genauerer Blick auf die Staatsbürgerschaften zeigt allerdings noch etwas für mich Entscheidendes: nur zwischen 0,25% und 0,37% aller Menschen ab 75 in Österreich sind keine Staatsbürger eines europäischen Landes! Derzeit ist eine von 270 Personen in diesem Alter kein europäischer Staatsbürger!
Wie viele Prozent aller in Österreich lebenden Menschen dieser Altersgruppe im Ausland geboren wurden, zeigt uns diese Grafik. Interessant ist, dass vor 2005 noch fast 20% aller in Österreich gemeldeten Personen ab 75 Jahren nicht in Österreich geboren waren, dieser Wert fiel dann auf knapp unter 11% und liegt derzeit bei fast 13%. Das heißt, dass ungefähr jeder achte Mensch ab 75 Jahren nicht in Österreich geboren wurde.
Bleiben wir noch bei den im Ausland Geborenen: Etwa 80 der Menschen (ab 75 Jahren) ohne österreichische Staatsbürgerschaft und 18% all derer mit einer österreichischen Staatsbürgerschaft wurden 2002 als „im Ausland geboren“ geführt in den Daten. Heute sind es fast 96% der „Ausländer“ und nur mehr knapp 9% der „Österreicher“.
Und selbst von den ganz wenigen in Österreich lebenden Menschen ab 75 Jahren, die keine Staatsbürgerschaft eines europäischen Landes haben, sind mehr als 4% in Österreich geboren und weitere 7% in einem anderen europäischen Land! Interessant ist hier, dass diese Zahlen 2022 noch von fast 42% in Österreich geborenen und weiteren 25% in Europa geborenen Menschen ab 75 Jahren sprechen.
Die Zahlen der Menschen im Alter von 60 bis 74 sind nicht gravierend anders, ich lasse diese Gruppe daher einmal weg, was die Details betrifft.
Menschen im Alter von 45 bis 59 Jahren
Bei dieser Altersgruppe liegt der Anteil der österreichischen Staatsbürger derzeit bei knapp über 81%. Das sind etwa 10% weniger als noch vor gut 20 Jahren.
Die „anderen Menschen“ stammen jedoch auch hier wieder zum Großteil aus Europa: Waren es 2022 etwa 8% der fast neun Prozent an Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft im Land, die aus eine Staatsbürgerschaft aus einem anderen europäischen Land hatten, so sind es heute 16,5% von knapp 19%.
Etwa 10% der Menschen mit österreichischen Pass im Alter von 45 bis 59 Jahren sind im Ausland geboren – das heißt, es waren entweder Österreicher, die im Ausland zur Welt kamen oder Menschen, die später die österreichische Staatsbürgerschaft erhielten.
Diese Grafik zeigt uns, dass in allen Jahren zwischen 90 und 92,5% aller „Österreicher“ in diesem Alter auch in Österreich geboren wurden. Zwischen 2,6 und 4,8% wurden in anderen EU-Staaten geboren, weitere 1,8 bis 5,1% in anderen europäischen Ländern. Und ausserhalb von Europa haben nur 1,4 bis 2% aller österreichischen Staatsbürger das Licht der Welt erblickt.
Menschen im Alter von 30 bis 44 Jahren
In keiner anderen Altersgruppe gibt es unter allen in Österreich gemeldeten Personen weniger österreichische Staatsbürger:
Von fast 89% im Jahr 2002 ging der Anteil der Menschen mit österreichischen Pass bis 2024 auf 71,5% zurück.
Auch hier lohnt sich ein Blick auf die anderen Staatsbürgerschaften: Nur zwischen 1,6 und 5,7% der Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft haben eine, die aus einem Land außerhalb Europas kommt. Fast ein Viertel der in Österreich gemeldeten Menschen in diesem Alter stammt aus einem anderen europäischen Land. Vor gut 20 Jahren waren das nur 9,5% – dieser Anteil hat sich also deutlich mehr als verdoppelt!
Und von denen, die die österreichische Staatsbürgerschaft haben, sind wiederum mehr als 92% auch in Österreich geboren!
Dieser Wert lag 2002 bei knapp mehr als 94% und sank bis 2009 auf knapp unter 91,5%. Etwa 2% der „Österreicher“ stammt geburtstechnisch aus einem EU oder EFTA-Staat, weitere 2 bis 5% wurden in einem uropäischen „Drittland“ geboren, wozu auch die Ukraine und die Türkei zählen. Und auch hier sind wieder nur 1,4 bis 1,9% aller Österreicher außerhalb von Europa zur Welt gekommen.
Auch hier sind die Zahlen der 15-29 Jahre alten Menschen denen der 30-44-Jährigen sehr ähnlich und ich lasse sie darum außen vor, damit die Lesezeit nicht noch länger wird.
Menschen unter 15 Jahren
Interessant „anders“ sind die Zahlen bei den Kidnern und Jugendlichen, die noch keine 15 Jahre alt sind:
Der Höchststand in Sachen „Inhaber eines österreichischen Passes“ wurde in dieser Altersgruppe 2006 erreicht mit fast 90%. Seither sinkt diese Zahl zunehmend ab und liegt 2024 (Jahresanfang) bei knapp unter 78%.
Wer nun erwartet hat, dass hier plötzlich viel mehr Menschen auftauchen, die keine Staatsbürgerschaft in einem europäischen Land haben, den muss ich enttäuschen. Auch hier sind es wieder keine 6%, die aktuell Staatsbürger eine Landes außerhalb Europas sind. Und wieder finden sich – je nach Jahr – zwischen 9% und 16,5% Kinder und Jugendliche, die einen Pass eines anderen europäischen Landes ihr Eigen nennen dürfen.
Wenig überraschend ist in dieser Altersgruppe der Anteil der in Österreich geborenen Menschen deutlich höher bei denen, die eine österreichische Staatsbürgerschaft haben, als bei etwas älteren Gruppen. Immer waren zwischen 97,9% und 98,5% der „Österreicher-Kinder“ auch solche, die in Österreich geboren wurden.
Selbst bei den Kindern, die ein Staatsbürgerschaft eines EU oder EFTA-Landes besitzen, ist der größte Teil in Österreich zur Welt gekommen:
Mehr als doppelt so viele dieser Kinder wiesen im Jahr 2024 Österreich als Geburtsland aus als einen anderen Staat aus der EU oder EFTA.
Bei den Kindern mit europäischen Staatsbürgerschaften außerhalb von EU und EFTA ist es sogar noch deutlicher: immer waren es zumindest zwei Drittel, die in Österreich zur Welt gekommen sind. Nur ganz wenige wurden in einem EU- oder EFTA-Staat geboren und noch weniger außerhalb von Europa.
Und auch bei den wenigen (aktuell unter 6% dieser Altersgruppe) Kindern und Jugendlichen bis 15 Jahren, die eine Staatsbürgerschaft aus einem Land außerhalb Europas haben, erblickten meistens etwa die Hälfte davon das Licht der Welt in Österreich. Die andere Hälfte wurde außerhalb Europas geboren.
Fazit
Mein Fazit beginnt mit einer letzten Grafik: Sie zeigt ein Grund-Dilemma, dem wir in Österreich begegnen: In Wien ist manches anders, wird aber oft für ganz Österreich als gegeben oder repräsentativ vorausgesetzt.
Der Bevölkerungsanteil an Menschen ohne österreichischen Pass ist in Wien fast FÜNF MAL so hoch wie im Rest von Österreich. So hat sich der Anteil der „Nicht-Österreicher“ unter 15 Jahren in Wien seit 2002 fast versechsfacht auf knapp 15%. Auch im Rest von Österreich ist er gestiegen, liegt aber derzeit bei 3,31% – das war in Wien schon 2008 der Fall.
Ob es nun überall in dem Maße weiter geht, wie es in Wien der Fall war, oder ob dieses Phänomen mehr auf die größten Stadte des Landes beschränkt bleibt, wird die Zukunft zeigen.
Fakt ist, dass mit Angst Menschen manipuliert werden können. Egal ob es um das drohende Ende der Zivilsisation wegen der „Klimakatastrophe“ geht oder wegen der „Überfremdung“, egal ob Oma und Opa sterben, wenn sich jemand nicht impfen lässt oder ob sie in wenigen Jahren wegen der veränderten Lebensbedingungen den Ort verlassen müssen, in dem sie den Großteil ihres Lebens verbacht haben. Angst wird immer wieder eingesetzt und ich halte es für das absolut falsche Mittel – außer, wenn dadurch bewirkt werden soll, dass immer mehr Menschen – vor allem die jungen – sich einer aussichtlosen Situation ihr weiteres Leben betreffend gegenüber sehen. Das wiederum könnte dazu führen, dass die Geburtenraten weiter rasant sinken und die Überalterung der Bevölkerung weiter voran schreitet. Ist das ein lohnenswertes Ziel?
Wirklich Fakt ist, dass wir unter den in Österreich gemeldeten Personen immer noch zu gut 95% Menschen finden, die entweder österreichische Staatsbürger sind oder eine solche aus einem anderen europäischen Staat besitzen, und auch, dass der Großteil all dieser Menschen in Österreich geboren wurde.
Ob diese Tatsache etwas damit zu tun hat, dass nur 40% aller Migranten die Integrationsprüfung schaffen, darf allerdings bezweifelt werden…