Ich war am Wochenende beruflich in der Schweiz auf einem sehr großen Event mit 12.000 Zuschauern am einen Tag und 15.000 am anderen Tag. Eine sehr gelungene Veranstaltung mit viel Musik und Sport. In dem Land, in dem es seit April 2022 keine Pandemiemaßnahmen mehr gibt. Maske habe ich während des gesamten Events EINE einzige gesehen – der Person zolle ich insofern Respekt, weil ich weiß, dass sie diese zwei Tage lange durchgehend eisern eine getragen hat.
Für mich ist es wieder einmal Zeit für einen Ländervergleich. Dieses Mal beschränke ich mich auf eine einzige „Kategorie“ – die Tests.
Österreich
So sehen die Testzahlen für Österreich aus seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020. Was sofort auffällt, sind die extremen Ausreißer jeweils zu Jahresbeginn. Nach den zahlen der AGES wurden also entweder am 12. Jänner 2021 fast genau ein DRITTEL aller ÖsterreicherInnen getestet, oder – was der Fall ist – es gab eine große Datenkorrektur, die nie genau den Tagen zugeordnet wurde, an denen die Tests ursprünglich gemacht wurden.
Ich habe mir daher erlaubt, diese zwei (auch Anfang 2021 gab es so einen „Monstertag“) Tage auf den Zeitraum davor aufzuteilen – dann sieht das Ganze etwas besser aus und die Kurve wird auch besser sichtbar, weil die extremen Spitzen heraus fallen:
Wir sehen nun, dass am 2.2.2022 (was für ein Datum!) der höchste Siebentages-Schnitt der Testungen in Österreich (OHNE die Schultests, welche die Kurve noch DEUTLICH erhöhen würde!) erreicht wurde: Fast 9.000 Tests pro 100.000 EW an einem Tag – das ist etwas mehr als jeder elfte Mensch in Österreich, der damals an einem Tag getestet wurde (wie schon bemerkt OHNE die SchülerInnen!).
Derzeit testen wir ziemlich genau 1.000 von 100.000 Menschen am Tag – das ist um fast 9 Mal weniger und entspricht einem Prozent aller Menschen.
Schweiz
In der Schweiz gibt es die Daten sogar mit Unterscheidung in PCR-Tests und Antigen-Schnelltests. Die höchsten Tageswerte gab es Ende Jänner 2021 mit etwa 1.400 Tests pro 100.000 EW. Der 7-Tages-Schnitt lag damals bei ca. 1.150 Tests pro 100.000 EW. Derzeit werden etwa 145 Tests gemacht im Schnitt.
Das heißt, die Schweiz hat zum Höhepunkt der Omikron-Welle in etwa acht Mal weniger getestet als wir und derzeit testen sie ca. sieben Mal weniger.
Hier noch eine interessante Grafik, die es in Österreich nirgends zu sehen gibt – keine Ahnung, ob diese Daten nicht (absichtlich oder unabsichtlich?) gelöscht werden oder ob es sie irgendwo gibt, sie aber unter Verschluss gehalten werden:
Wir sehen hier, welche Altersgruppe wie oft getestet wurde in der Schweiz. Gut zu erkennen ist, dass es zu Jahresbeginn bei den 10 bis 19-Jährigen und den 20-29-Jährigen einmal eine „Spitze“ gab mit einmal bis zu 15.000 Tests pro EW bei den 10 bis 19 Jahre alten Personen. Zur gleichen Zeit wurden in Österreich bei alle SchülerInnen drei Mal oder öfter in der Woche Werte von fast 100.000 Tests pro 100.000 erreicht – nur die, die nicht in der Schule waren, entkamen den Massentestungen!
Wenn wir uns die Kurven der drei ältesten Gruppen alleine anschauen, fällt etwas anderes auf:
Vor dem Oktober 2020 wurde praktisch kaum getestet – dann steigen die zahlen bis auf 3.000 Tests pro 100.000 Ende November (bei den Personen über 80 Jahren) an. Mit Einführung der Impfungen sinken sie dann auf unter 1.000 bis im Sommer 2021. Danach steigen sie wieder auf knapp über 4.000 und verlaufen seither auffallend ähnlich wie die Inzidenzen.
Ganz anders die Zahlen bei den Menschen unter 30 – die werden offensichtlich in der Schweiz deutlich weniger getestet:
Das Abwasser
Auch die Schweizer machen Abwasseruntersuchungen. Hier kann sich jeder jede ARA aussuchen und den Verlauf ansehen – ich habe, weil die ganz nahe an Vorarlberg liegt, die von Altenrhein genommen:
Sie ist hier so skaliert, dass der Höchstewert vom März 2022 100% darstellt. Demnach liegen die Werte derzeit etwa bei 29% davon.
Der vergleich dazu ist in dem Fall die Abwasserreinigungsanlage „Hofsteig“ in Vorarlberg – sie liegt der in Altenrhein am nächsten. In Vorarlberg werden zu den Abwasserdaten auch die Inzidenzen mitgeliefert – die können auch nicht weg gelassen werden für den User/Besucher der Seite:
Wir sehen hier einen Zeitraum, der auch die Deltawelle umfasst. Zum Höhepunkt von Omikron betrug der Spitzenwert in etwa 520 – derzeit liegt er bei 134 – vor wenigen Tagen war er bei 238 – das bedeutet, er lag damals bei etwa 46% und ist jetzt bei 26 Prozent der Zahlen vom März. Im Gegensatz zur Schweiz mit stark sinkender Tendenz…
Exkurs – die Impfungen
Noch ein Blick zu den Impfungen – hier wird dargestellt, wie viele Menschen pro 100 EW in der Schweiz bisher in den Altersgruppen zumindest einmal geimpft sind:
Demnach wurden pro 100 Kindern im Alter von 0-9 Jahren 3,71% zumindest einmal geimpft, bei den 10 bis 19-Jährigen sind es 50,46%. Bei den Menschen ab 80 sind es 92,97%. Interessanterweise wurde in der Schweiz fast zu zwei Drittel der Impfstoff von Moderna verimpft.
Ein Vergleich mit Österreich ist nur insofern möglich, als dass wir von den Daten aus Österreich wissen, dass es für 76% aller ÖsterreicherInnen zumindest eine erste Impfung gab – in der Schweiz haben sich laut BAG 69,8% einmal impfen lassen.
FAZIT
Wir wissen, dass die Schweizer mindestens zehn Mal weniger Geld ausgegeben haben für die C19-Tests. Gab es deswegen schlechtere Werte? Höchstens bei den Abweichungen der Prognosen durch die Experten. In ALLEN Bereichen der Pandemie kamen die Eidgenossen besser durch und hatten durchwegs niedrigere Zahlen.