Nach Teil 1 (Feldkirch, Salzburg und Wien) und Teil 2 (Lienz, Rauris, Langen a.A. und Sonnblick) folgt noch der dritte Teil zu Temperaturen und Niederschlägen. Dieses Mal geht es um drei – eigentlich vier – Stationen, die eher im Osten des Landes liegen:
Wilfersdorf/Laa a.d.T.
Im Nordosten des Landes gibt es leider so gut wie keine Stationen, die Daten von vor 1950 bieten können. Eine Ausnahme ist Wilfersdorf – das Problem ist allerdings, dass die Daten dort im Jahr 1983 enden. Daher habe ich ab 1984 noch Laa an der Thaya dazu genommen um die Daten bis heute zu ergänzen.
Bei den Temperaturen fallen zwei Sachen auf: Erstens ist der Anstieg nicht so groß wie anderenorts, er beträgt beim 20-Jahres-Mittel nur 1,6 Grad seit 1955. Fast überall sonst waren es rund zwei Grad in den letzten 30-40 Jahren. Das zweite, was „neu“ ist, ist das wärmste Jahr: Es ist 2019, das bisher noch nicht als „Spitzenreiter“ aufgetaucht ist. Im Schnitt war es vor drei Jahren 15,6 Grad warm um 14 Uhr in Laa – das sind fast 5 Grad mehr als im kältesten Jahr, das wie in ganz vielen anderen Orten auch im Nordosten das Jahr 1940 war.
Die größte Abweichung vom 20-Jahres-Schnitt gab es 1994 mit +1,5 Grad – nur zwei Jahre später gab es die größte Abweichung nach unten mit -1,8 Grad. Mit 15 von 40 Jahren, die unter dem Schnitt lagen, ist der bisherige Spitzenwert von Lienz eingestellt.
Niederschlag gibt es im Nordosten unseres Landes ganz offensichtlich weniger als im Westen oder den Bergen und auch im Süden. Mit 903 Litern pro Quadratmeter war 1941 das nasseste Jahr im nördlichen NÖ. Nur 356 Liter regnete oder schneite es im Jahr 2003 übers Jahr verteilt. Das ist gerade einmal ein Drittel des Niederschlags des trockensten Jahres aus Langen am Arlberg. Auch hier war 2022 eines der trockensten Jahre. Es gibt generell einen Rückgang der Jahressumme – im 20-Jahres-Schnitt lag dieser 1955 noch bei 619 Litern, derzeit sind es mit 495 – das ist genau ein Viertel weniger als vor 70 Jahren. Dieser Trend ist jedoch nichts Neues sondern langfristig zu boebachten seit Beginn der Aufzeichnungen.
Im Gegenteil, wenn wir die Abweichungen vom Mittel der letzten 20 Jahre betrachten, dann gab es vor allem in den Sechzigern und Siebzigern ganz viele Jahre, die zu trocken waren. 2002 war bei dieser Art der Betrachtung das nasseste Jahr und das Folgejahr 2003 das trockenste.
Wenn wir das Zehn-Jahres-Mittel heranziehen, dann haben wir wieder die zwei Grad Erwärmung seit 1987, die es überall sonst auch gab. Allerdings war es 1954 nur um 1,5 Grad kühler, danach sanken die Mittelwerte bis 1987 ab und erreichten damals praktisch denselben Wert wie 1945.
Die Zehnjahres-Werte beim Niederschlag zeigen uns, dass es Mitte der Achtzigerjahre um einiges trockener war als heute – danach stiegen die Mengen im Schnitt bis zum Jahr 2002 an, seither sinken sie wieder.
Reichenau an der Rax
In den Ausläufern der Wiener Alpen liegt auf fast 500 m Seehöhe Reichenau an der Rax. Von dort gibt es Daten, die deutlich weiter zurück reichen:
Jeder, der die bisherigen Texte zu den Temperaturen gesehen hat, wir gleich fest stellen: Die Erwärmung in Reichenau war NICHT so groß wie anderenorts. Einerseits liegt der 20-Jahres-Schnitt nur 1,6 Grad höher als 1987 – das ist um einiges weniger als an den meisten anderen Orten und andererseits war es 1933 nur etwa ein halbes Grad kälter als heute.
Auch die wärmsten Jahre seit Messbeginn sind andere: Nummer eins war 1926 mit 15,3 Grad, gefolgt von 2013 mit 15,1 Grad. Das kälteste Jahr war 1906 mit 9,7 Grad im Jahresmittel – 20 Jahre später hatte es in einem Jahr um fast 6 Grad mehr!
Diese Erwärmung im frühen 19. Jahrhundert ist auch gut zu sehen, wenn es um die Abweichung vom 20-Jahres-Schnitt geht: 17 Jahre in FOLGE waren die Jahresmittel höher als das langjährige Mittel! In den letzten 40 Jahren war es 14 Mal kälter als im 20-Jahres-Mittel.
Niederschlag gibt es in Reichenau deutlich mehr als in Wien oder im nördlichen Niederösterreich: 1.416 Liter pro Quadratmeter fielen im Jahr 2001 – am trockensten war das Jahr 1972 mit 619 Litern. 2022 war auch hier ein sehr trockenes Jahr. Der 20-Jahres-Schnitt liegt allerdings mit 1.008 Litern deutlich höher als etwa 1914 und um 233 Liter über dem Wert von 1981!
Hier ist gut zu erkennen, dass es nach 1980 eine lange Zeit wieder feuchter wurde – zuletzt gab es einige sehr trockene Jahre im Vergleich zum 20-Jahres-Mittel.
Wie gewohnt zeigt uns der Zehnjahresschnitt ein anderes Bild als das 20-Jahres-Mittel. Wir erkennen, dass die Temperaturen innerhalb von 20 Jahren im Schnitt um fast 3 Grad anstiegen von 1908 bis 1928. Dann sanken sie innerhalb von 12 Jahren wieder um 1,5 Grad. Bis 1981 ging es im langjährigen Mittel weiter leicht abwärts, seither stiegen die Temperaturen in gut 40 Jahren wieder um 2,3 Grad an.
Auch beim Niederschlag sind deutlich Schwankungen zu sehen, wenn wir das Mittel auf 10 Jahre legen: Am nassesten war es in den 10 Jahren bis 2008, seither geht der Schnitt wieder retour, liegt aber mit 964 ungefähr gleich hoch wie 1934 und 1904, als es über die letzten 130 Jahre eher feuchter war.
Bad Gleichenberg
180 Jahre Tradition als Kurort hat Bad Gleichenberg ganz im Südosten unseres Landes – auch hier gibt es seit etwa 130 Jahren Wetterdaten.
Das 20-Jahres-Mittel, das von 1915 bis 1961 um ein gutes halbes Grad gestiegen war, sank dann wieder ab bis 1987. Danach erfolgt auch in der südlichen Steiermark ein Anstieg um 2 Grad innerhalb von 35 Jahren. Auffallend ist bereits hier, dass die letzten Jahre fast alle über der roten Kurve (20-Jahres-Mittel) liegen. Das wärmste Jahr war hier wie in Laa an der Thaya 2019. Ebenfalls am kältesten im Schnitt war 1940.
1940 war in Bad Gleichenberg auch das Jahr mit der größten Abweichung nach unten vom 20-Jahres-Schnitt – fast 2 Grad zu kalt war es damals. Nur 9 Jahre später war die Abweichung von 1,5 Grad nach oben die größte für den Kurort seit 1906. In den letzten 40 Jahren war es 15 Mal kälter als im langjährigen Mittel, allerdings (siehe oben) kaum in den letzten Jahren.
Auch im Südosten der Alpenrepublik wird es trockener. Allerdings nicht erst zuletzt, sondern so wie im Nordosten als langfristiger Trend. Die Abnahme von etwa 10% seit 1915 ist jedoch nicht extrem groß. Wieder ist zu erkennen, dass vor allem die letzten zwei Jahre sehr trocken waren und – Premiere – 2022 war das trockenste Jahr seit Messbeginn. Im Vergleich zum nassesten Jahr 1937 gab es nur 45% des Jahresniederschlags.
Wie gewohnt noch ein Blick auf das 10-Jahres-Mittel: Von 1906 bis 1954 nahmen die Temperaturen im etwa 300 Meter hoch gelegenen Kurort um 1,1 Grad zu, danach fielen sie fast wieder auf den Wert von 1906 bis zum Jahr 1987. Seither stiegen sie dann um 2,7 Grad an.
Der Niederschlag im Zehn-Jahres-Mittel lässt das „Trockener-Werden“ weniger dramatisch aussehen: mit 804 Litern pro Quadratmeter liegen wir derzeit gleichauf mit 1982 – seither hat sich diese Kurve nicht so stark bewegt und der Trend nach unten vom 20-Jahres-Schnitt wird hier immer wieder durch Anstiege unterbrochen.
FAZIT
Ja, es wird wärmer in Österreich – das wissen wir schon. Allerdings gibt es auch im Osten Mess-Stationen, wo diese Erwärmung im Vergleich zu historischen Daten nicht so groß ist wie im Vergleich mit den 80er-Jahren.
Und trockender wird es im Flachland des Nordostens und im Südosten der Republik auch. Allerdings nicht erst die letzten Jahre, sondern generell. Was statistisch interessant ist: Wenn die Regenmenge in ganz Österreich um 100 Liter pro Quadratmeter und Jahr sinken würde, wären das verglichen mit dem Zehnjahres-Schnitt im Nordosten fast 20% weniger, in Wien etwa 15% im Südosten etwas mehr als 10% und in manchen Stationen im Gebirge und im Westen weniger als 10%.
Fakt ist, dass 2022 eines der tockensten Jahre in fast ganz Österreich war – aber eben nur ein Jahr von ganz vielen. Ob sich aufgrund der Tatsache, dass auch 2021 vielerorts zu trocken war, ein Trend ablesen lässt? Wir wissen es nicht, ich bezweifle es – und wissen werden wir es vielleicht in zehn oder zwanzig Jahren!