Das „CO2-Konto“ taucht immer wieder in den Medien auf. Und da sind ja gerade wir Europäer die allerschlimmsten, oder? Dazu habe ich Daten gesucht und bin beim Statistischen Bundesamt Destatis in Deutschland fündig geworden. Die Daten, die dort dargestellt werden, reichen von 2003 bis 2020 und als Datenquelle ist die Internationale Energieagentur angegeben.
Richtigerweise stellt die Destatis diese Daten bereits in ihrer Rohform in CO2-Tonnen PRO EINWOHNER dar! Denn dass zB China und Indien absolut deutlich mehr Emmissionen haben als zB Europa oder die USA, liegt auch daran, dass sie viel mehr EinwohnerInnen haben! Und logischerweise muss der (absolute) Ausstoß höher sein, wenn es mehr Menschen gibt!
CO2-Emmission pro EW seit 2003
Bitte nicht erschrecken! Die Grafik unten zeigt die 188 Staaten an, die in den Daten angeführt werden und nicht überall Null angegeben haben (das wären neben dem Vatikan auch Länder wie Burundi, der Südsudan oder Montenegro gewesen).
Ich will mit dieser Grafik nur zeigen, wie extrem groß die Unterschiede bei den einzelnen Staaten sind.
Damit wir etwas mehr sehen, schauen wir uns einmal an, wie viele Nationen einen CO2-Ausstoß pro EW haben, der höher als die 3 Tonnen ist, die derzeit öfters in den Medien auftauchen.
Alle diese 87 Nationen haben im Schnitt der Jahre 2003 bis 2020 mehr als 3 Tonnen CO2 pro EW ausgestoßen. Um das Ganze ein wenig zuordnen zu können, habe ich folgende Regionen farblich unterschieden: Blau ist Europa, beige ist Asien, rot ist Nord- und Südamerika, grün ist Afrika und weiß Ozeanien.
So erkennen wir, dass unter den ersten 15 Nationen Weltweit nur Luxemburg und Estland aus Europa sind. Mehr dazu unten!
CO2-Emmission pro EW seit 2016
Wenn wir nur die letzten 5 verfügbaren Jahre heranziehen, dann sind das die Jahre 2016 bis 2020. Wie sieht es hier aus?
Auch hier wieder zuerst alle Länder auf einmal – ein großer Unterschied zum langjährigen Schnitt ist, dass die höchsten Werte geringer wurden – der Spitzenwert liegt jetzt statt bei fast 81 Tonnen nur mehr bei 55,3 Tonnen pro EW.
Auch hier wieder die Länder, die bei einem „CO2-Konto“ von 3 Tonnen zu viel an Ausstoß hätten. Das beginnt bei Gabun, das – ich musste es erst nachschlagen – zu Afrika gehört. 88 Staaten weltweit sind hier zusammengefasst -also eine mehr als im langjährigen Schnitt seit 2003. Und immer noch sind Luxemburg und Estland die einzigen europäischen Staaten, die unter den ersten 15 liegen, allerdings weiter hinten als vorher, so ist etwa Luxemburg von Platz 7 auf Platz 12 zurück gerutscht.
Wie viele Länder „überziehen“ das CO2-Limit von 3 Tonnen pro EW um mehr als das Doppelte, also stoßen mehr als 6 Tonnen pro EW aus?
Es sind 46 – 19 davon liegen in Europa, wenn wir Russland dazu zählen sind es 20. Österreich (7,88 t) liegt europaweit auf Platz 12, weltweit auf Platz 38 genau hinter China (7,92 t). Wer sich fragt, wo Indien liegt: Mit 1,8 Tonnen pro EW auf Platz 113.
Wenn es um die europäischen Staaten geht, liegen hinter Luxemburg (15,44 t) und Estland (14,02 t) die Russische Föderation (12,08t), Island (10,66 t) und Tschechien (9,9 t) unter den Top 5. Dan folgen die Niederlande, Deutschland, Serbien, Belgien, Polen, Finnland und Norwegen noch vor Österreich.
Welche Länder weltweit stoßen mindestens 4 Mal so viel CO2 pro EW aus, wie es dem 3-Tonnen-Ziel entsprechen würde?
Es sind genau 19 Nationen, die mehr als 12 Tonnen CO2 pro EW ausstoßen: Ganz vorne liegt mit 55,34 Tonnen Palau – eine Insel im Pazifik. Interessanterweise gibt es sonst nur mehr zwei solche Inselstaaten, die unter den Top 19 auftauchen: Trinidad und Tobago (vor Südamerika gelegen) liegt an dritter Stelle mit 23,3 Tonnen pro EW und die Seychellen, die Afrika zugeordnet werden. Sie liegen mit 12,18 Tonnen pro EW knapp vor der Russischen Föderation (12,08 t) auf Platz 18.
An zweiter Stelle liegt ein Land, das zuletzt viel in den Medien zu sehen war: Katar, der Veranstalter der Fußball WM 2022 stößt 37,66 Tonnen CO2 pro EW aus – mehr als das Zehnfache der immer wieder gehörten 3 Tonnen. Auch die Länder von Platz 4 bis Platz 9 liegen in Asien: Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Saudi-Arabien, der Oman und Brunei. Bis auf den letztgenannten Staat (er liegt in Südostasien) liegen alle auf der arabischen Halbinsel.
Auf Platz 10 und 11 folgen noch vor Luxemburg Australien und Kanada, zwei sehr große Länder – auch nach Luxemburg kommen mit den USA und Kasachstan zwei Staaten mit großer Fläche.
Fehlen nach dem an 15. Stelle liegenden Estland noch zwei Staaten: Turkmenistan und die Republik Korea.
Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf das untere Ende der Tabelle: Welche Staaten haben einen CO2-Ausstoß von WENIGER als 0,5 Tonnen pro EW?
In 33 Staaten weltweit ist dies der Fall. Auch hier liegt an vorderster Stelle ein Land aus Ozeanien: die Salomonen – auch sie liegen als Inselstaat im Pazifik, wie der „Haupt-CO2-Sünder“ weltweit Palau. Allerdings sind 0,46 Tonnen pro EW auf den Salomonen 120 Mal weniger CO2 pro EW als der Ausstoß in Palau.
Danach sind unter den 32 Staaten nur mehr 5 NICHT in Afrika gelegen. Neben dem Jemen und Afghanistan aus Asien ist es nur noch Haiti, das Amerika zugeordnet wird. Damit ist Europa die einzige der fünf Regionen, die hier nicht vorkommt!
Ganz oben stehen noch drei Staaten, aus denen es aus den letzten 3 Jahren keine Daten gibt: Tuvalu und Nauru sind Inselstaaten im Pazifik und auch aus der demokratischen Republik Kongo fehlen Daten zum CO2-Ausstoß.
Fazit
Ja, Europa kommt nicht unter den 33 Staaten weltweit vor, in denen pro EW am wenigsten CO2 ausgestoßen wird. Allerdings war ich doch überrascht, dass auch unter den 19 Nationen, die mehr als 12 Tonnen CO2 ausstoßen, nur zwei aus Europa sind.
Österreich liegt europaweit an 12. Stelle und weltweit an 38. Position. Genau vor uns liegt China – das pro Kopf fast genau denselben CO2-Ausstoß hat wie wir. Apropos bevölkerungsreiche Staaten: Indien liegt mit 1,8 Tonnen pro EW an 113 Stelle – genau einen Platz vor Albanien, das mit 1,76 Tonnen das europäische Land mit dem geringsten Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 ist.
Was ich persönlich befürchte, ist dass aus der seltsamen Idee des „CO2-Kontos pro Kopf“ (wer überprüft das und wie?) eine ähnliche Art von „Ablasshandel“ entstehen wird wie bei den „CO2-Zertifikaten“, wo Menschen jetzt glauben, dass wegen ihrem Einkauf, Flug etc. irgendwo ein Baum gepflanzt wird, der sonst nicht gepflanzt werden würde. Ich denke, die Realität sieht oft anders aus – da werden Aufforstungen nach profitorientierten Abrodungen großzügig „mitfinanziert“. Aber das sind – im Gegensatz zu den Zahlen, die hoffentlich auf Fakten beruhen – reine Vermutungen meinerseits…