Wenn das Wetter nicht mehr im Kreis läuft

Was belastet den Kreislauf am meisten – vielleicht neben tagelangen Hitzeperioden mit 30 Grad und mehr? Ich denke, dass es vor allem die Temperaturschwankungen sind. Daher habe ich mir das mit den schon vorhandenen Daten der 16 Mess-Stationen in Österreich angesehen.

Diese sind quer durch Österreich verteilt und liegen sowohl im Flachland, wie etwa Wien als auch im Hochgebirge wie der Sonnblick.

Zuerst geht es um den

TAGESGANG

Wann war der Unterschied zwischen der Maximaltemperatur und der Mininmaltemperatur, die laut ZAMG oder geosphere austria gemessen wurde am höchsten und wie hoch waren diese Unterschiede?

Den Österreich-Rekord unter meinen mess-Stationen hält ein Ort, den ich nicht dort vermutet hätte: Am 14. Jänner 1968 war das Tagesmaximum in Rauris um 30,9 Grad höher als das Tagesminumum. An dem Tag hatte es eine Tiefsttemperatur von -24,6 Grad und dann ein maximum von knapp über 6 Grad. Dass da etwas dran sein dürfte und es sich nicht um einen messfehler handelt, zeigt auch der Rekord aus Salzburg vom exakt gleich Tag – dort waren es allerdings „nur“ 26,1 Grad Unterschied innerhalb eines Tages.
Wer irgendwo in Österreich leben will, wo die Unterschiede eventuell kleiner sind, der muss bei „meinen“ 16 Mess-Stationen auf den Sonnblick ziehen. Dort war die Differenz zwischen Maximum und Minimum nie größer als 20,6 Grad – das war am 13. Februar 1940, als es von -36,6 Grad auf immerhin -16 Grad „wärmer“ wurde…
Wenn wir die Jahre anschauen, aus denen die stärksten Tagesgänge stammen, dann finden wir alles von 1901 bis 2019. Monate finden wir folgende unter den 16 Stationen: 5 Mal Jänner, drei Mal Februar, einmal März, einmal April, drei Mal Mai und je einmal den Juli und den September. Große Temperaturunterschiede am Tag scheinen sich also vor allem auf den Jänner und die erste Jahreshälfte zu beschränken.

Unterschied zum VORTAG

Was sich eventuell noch gravierender bemerkbar sind, sind Temperaturanstiege und -stürze zwischen zwei Tagen. Daher habe ich auch noch ermittelt, wann und wo es die größten Maximaltemperatur-Differenzen zwischen zwei Tagen gab:

Nie war es an einem Tag um mehr wärmer im Vergleich zum Vortag als am 15. Jänner 1967 in Bruck an der Mur: Am Vortag wurde es nicht wirklich viel wärmer als -10 Grad und am 15.1. stieg das Thermometer auf fast 15 Grad.
Am geringsten war die „Erwärmung“ von einem Tag auf den nächsten in der messgeschichte von Freistadt, wo es am 14. Jänner um „nur“ 14,5 Grad wärmer war als am Vortag. Sonst waren die Unterschiede in OÖ Norden imemr geringer, seit es Daten dazu gibt.
Den stärksten Temperatursturz gab es am 4. April 1938 in Rauris: um fast 20 Grad kühler war es damals als am Vortag. Fast 22 Grad war das Maximum am 3. April, am 4. April reichte es gerade einmal für 2 Grad zum wärmsten zeitpunkt des Tages!
Besonders auffällig war der 2. Jänner 1979 – damals muss es zu einem Kälteeinbruch in fast ganz Österreich gekommen sein, der rekordverdächtig war. In Feldkirch genauso wie in Freistadt, Kremsmünster bei Linz, Reichenau an der Rax, Salzburg, Wien und auch Zwettl – in all diesen Orten stammt der Temperaturrekord in Sachen „kühler als am Vortag“ von diesem Tag.
Am wenigsten Minus-Differenz zum Vortag gab es bei den 16 Mess-Stationen in Wörterberg und Lienz, wo es nie um mehr als 14,2 Grad abkühlte im Vergleich zum Vortagesmaximum.

FAZIT

Ich hätte mir niemals gedacht, dass es in Österreich einmal an EINEM Tag über 30 Grad Temperaturunterschied gegeben hat! Dass das in Rauris in einem Alpental passiert ist, zeigt meiner Meinung nach eine der treibenden Kräfte bei uns, wenn es um markante Temperaturwechsel und auch hohe Temperaturen geht: Der Föhn, der warme Fallwind, den es auf beiden Seiten der Alpen gibt.

Witziges Detail am Rande: Es gab in Österreich auch Tage, an denen es nicht mehr als 0,1 Grad Unterschied zwischen dem Maximum und dem Minimum gab – also quasi Tage ohne Temperaturveränderungen. In den USA sind unsere Rekorde übrigens nur „peanuts“:

Den 24-Stunden-Schwankungsrekord hält die Stadt Browning im US-Bundesstaat Montana am Fuß der Rockys. Hier zeigte das Thermometer am 27. Januar 1916 mäßige 6 Grad C. Durch einen Vorstoß extrem kalter Arktikluft aus Norden fiel die Temperatur bis zum nächsten Morgen auf -49 Grad C. Das ist ein Temperaturabfall um 55 Grad C in weniger als 24 Stunden.

Quelle: https://www.swrfernsehen.de/landesschau-rp/wetter/article-swr-5256.html