Viel Test macht viel Fälle oder viel sicher?

Vorwort

Heute habe ich um 13 Uhr wieder einmal die Nachrichten im Radio gehört – und dabei kam auch folgende Meldung:

„Etwa 3.600 Neuinfektionen sind heute registriert worden. Das ist der niedrigste Wert fast vier Monaten. Zugleich ist aber auch die Bereitschaft stark gesunken, sich testen zu lassen…“

Ö3-Nachrichten, 08.05.2022 13 Uhr

Dazu folgende Überlegungen:

1. Wo war die gleiche Meldung Anfang Februar? Die hätte dann lauten müssen:

„Etwa 24.600 Neuinfektionen sind heute registriert worden. Das ist der höchste bisher jemals gemeldete Wert. Zugleich ist aber auch die Zahl der Testungen fast um mehr als das Doppelte gestiegen in den letzten 3 Monaten…“

2. WENN die niedrigen Zahlen nur damit zu tun haben, dass es weniger Tests gibt: Dann müsste doch auch ganz klar zu sehen sein, dass Bundesländer, die viel testen auch viele neue Fälle haben, oder?

Schauen wir uns das doch einmal genauer an:

Die Bundesländer im Vergleich

Ein Blick auf unsere Bundesländer zeigt und folgende Tatsachen:

Die EinwohnerInnen

Wien hat etwa 22% (Stand 1.1.2022) Prozent alle EW Österreichs, NÖ etwa 19%, dann folgen OÖ und die Steiermark. Am wenigsten EW hat das Burgenland, dort leben nur ca. 3% aller in Österreich wohnhaften Menschen, in Vorarlberg sind es etwa 4%.

Die Zahl der Tests

Wenn wir nur die AGES-Zahlen heranziehen, schaut es EXTREM aus:

Wien hatte 60% der Tests (also fast 3 Mal mehr als es Anteile an der Bevölkerung hat). NÖ hat 21%, auch das ist mehr als der Anteil an der Gesamtbevölkerung.

Die korrigierte Zahl der Tests

Nun wissen wir jedoch: Wien meldet alle Schultests als „Bundesland-Testungen“, die anderen Bundesländer tun das nicht. Zähle ich die Schultestungen mit dazu, sieht das Ganze gleich anders aus:

Es ist zwar immer noch Wie eindeutig am stärksten im Test-Modus, jetzt sind es aber weniger als das Doppelte des Anteils an der Gesamtbevölkerung. Und NÖ hat sogar noch zugelegt! Das Burgenland liegt nun genau im „Soll“, die anderen alle leicht darunter.

Die Abgesonderten

Bei den Abgesonderten sieht es wie folgt aus:

Auch hier hat Wien den Löwenanteil, allerdings weniger hohe Prozentwerte wie bei den Tests. NÖ hat dieselben Zahlen wie vorher. Heraus sticht nun aber auch das Burgenland, das plötzlich doppelt so hohe Anteile hat, wie es Einwohner oder auch Tests hat. Die Steiermark und Vorarlberg haben nur halb so hohe Zahlen wie sie Einwohneranteile haben.

Die neuen positiven Tests

Und das ist jetzt wohl die Überraschung: Wenn wir nicht darauf schauen, wer wen wie lange in Absonderung hält, sondern rein darauf achten, wo wie viele Positive „entdeckt“ wurden, dann relativiert sich vieles:

Verglichen mit der EW-Zahl hat Vorarlberg mit einem Viertel der Tests, was den Anteil an der Bevölkerung betrifft, plötzlich wieder genau den Anteil an den positiven Tests, der dem Soll entspricht. Tirol hat bei 9% der EW und nur 5% der Tests (incl. Schultests) 6% der neuen „Fälle“. Die Steiermark hat ähnliche Werte (nur höher, da mehr EW), Salzburg kommt mit 5% der neuen Positiven fast auf die 6%, die sie EW haben. OÖ kommt ebenfalls nahe an die Zahl der „neuen Fälle“ hin, die dort sein sollten, NÖ bleibt so hoch wie es vorher schon bei den anderen Zahlen war, Kärnten bleibt so wie die meisten leicht unter dem Sollwert, das Burgenland bleibt bei weitem am höchsten, wenn es um das Plus geht und Wien hat „nur mehr“ 27% mehr als es sein sollten – obwohl in Wien fast doppelt so viel getestet wird, wie es dem Soll entspricht und im Vergleich zu Vorarlberg zum Beispiel fast 4 Mal so viel!

FAZIT

Es sieht so aus, als wäre es dem Virus und Covid vollkommen „wurscht“, ob viel oder wenig getestet wird. Die Zahl der neuen positiven Tests ist nirgends außer im Burgenland, in NÖ und Wien deutlich höher als der Anteil an der Gesamtbevölkerung in Österreich. Und während das in Wien und NÖ noch auf die vermehrte Testung geschoben werden könnte, widerspricht das Burgenland dem vollkommen. Auch Länder wie Vorarlberg oder auch OÖ, wo deutlich weniger getestet wird, weisen bei den neu positiv Getesteten dann plötzlich mehr Fälle auf als die Vieltester-Bundesländer (alles immer relativ gesehen).

Spannend wäre es jetzt, zu wissen, wo welche Altersgruppen wie oft getestet werden – aber solch hohe Standards an Zahlen können wir höchstens in der Schweiz betrachten.

Quelle: https://www.covid19.admin.ch/de/overview
Quelle: https://www.covid19.admin.ch/de/overview

Für Österreich müssen wir schon dankbar sein, wenn wir überhaupt etwas erfahren – egal ob die Datensätze geändert werden, wichtige Infos fehlen oder jeder sein eigenes Süppchen kocht!