Ich bin mir sicher, dass in vielen Medien, in denen heute (13. Jänner) noch nichts stand, morgen (14.1.) der Originaltext der APA ebenfalls zum Teil wortwörtlich abgedruckt sein wird, so wie es heute in der Wiener Zeitung schon der Fall war. Es geht dabei um die Sterbezahlen von 2022.
Dabei denkt wieder daran, die absoluten Zahlen zu relativieren. Das heißt dann, dass anstatt der hier abgebildeten Werte…
… zumindest diese Zahlen stehen müssten, die die Todesfälle pro 100.000 EW zeigen:
2020: 1.029
2021: 1.030
2022: 1.020
Schauen wir uns einige der neuesten Zahlen noch genauer an. Die der einzelnen Altersgruppen sind leider noch nicht komplett verfügbar, daher warte ich mit denen noch (die KW 51 und 52 fehlen noch in Sachen Alterszuordnung und diese beiden Wochen sind – siehe unten – extrem hoch mit den Werten!)
Absolute Zahlen pro KW
Unten stehen alle Kalenderwochen seit 2000 mit den absoluten Zahlen:
Was sehen wir hier genau? Links stehen die Nummern der einzelnen Kalenderwochen, oben die Jahre ab 2000. Die Farben gelten immer für jede einzelne Woche: Das Jahr mit den wenigsten Todesfällen für die jeweilige Woche ist dunkelgrün, das mit den meisten ist dunkelrot gefärbt.
Die orangen Felder sind die Werte an zweiter und dritter Stelle, die gelben stehen für die Werte von Platz 4 bis 10 – bei den mittelgrünen mit grüner Schrift sehen wir die Jahre mit den zweit- und drittwenigsten Todesfällen und die hellgrünen sind die Jahre auf Platz 4 und 5.
Die KW 53 ist nicht gefärbt, da sie zu selten vorkommt. Ganz UNTEN steht noch der Jahresschnitt aller Kalenderwochen des Jahres – die Farbcodierung ist dort dieselbe. Das heißt, dass 2022 das Jahr war, in dem es im SCHNITT die meisten Todesfälle pro Kalenderwoche gegeben hat. Das darf insofern nicht mit den Jahressummen aus dem Artikel in der Wiener Zeitung verwechselt werden, weil dort nur die Todesfälle im Jahr 2022 angeführt sind – bei den Zahlen oben sind zB im Jahr 2022 fehlen damit in der KW 1 ganze zwei Tage, die noch der KW 52 von 2021 zugeordnet werden. Am Ende des Jahres ist es hingegen ein Tag (So, der 1. Januar), der zur KW 52 gezählt wird. Das ist jedes Jahr ein wenig anders…
Trotzdem ist das Jahr 2022 das, in dem im Schnitt am meisten Menschen pro Woche verstarben seit 2000. Am wenigsten waren es im Jahr 2004 – da waren es pro WOCHE 354 Todesfälle weniger.
Ebenfalls interessant ist diese Tabelle mit den Schnitt- und Extremwerten:
Hier sehen wir in den Spalten von links nach rechts zuerst die Durchscnittswerte für die Kalenderwochen seit 2000, seit 2010 und in den Jahren von 2000 bis 2019 (also vor der Pandemie), dann folgen die Durchscnittswerte der letzten drei Jahre und dann die Extremwerte, also das Maximum und das Minimum der jeweiligen Woche. Interessante Details dazu:
- Im Langzeitschnitt und auch im Schnitt seit 2010 sind die Wochen mit den meisten Todesfällen fast immer in den ersten 10 Kalenderwochen zu finden. Eine Ausnahme stellt der Schnitt seit 2010 dar, wo es auch drei Wochen im November/Dezember gibt mit hohen Zahlen.
- Seit 2020 ist das komplett anders: Nur mehr zwei Wochen im Jänner und Februar sind unter den Top 10, alle anderen im Oktober, November und Dezember.
- Die höchsten Maximalwerte aller 23 Jahre seit 2000 stammen fast alle aus dem November und Dezember, nur die ersten drei Wochen des Jahres können da mithalten. Die niederigsten Maximalwerte gibt es rund um die KW 21, also etwa im Mai.
- Die niedrigsten Minimalwerte aller 23 Jahre stammen aus der KW 27. Die höchsten Minimalwerte (also die Wochen, in denen auch dann, wenn wenige Leute sterben, die Zahlen hoch sind) stammen aus den Wochen von KW 51 bis KW 10.
Die relativen Zahlen pro KW
Wenn wir die Zahlen pro 100.000 EW des Jahres berechnen, sieht das Ganze etwas anders aus:
Es bleiben zwar die Durchschnittswerte ganz unten in Sachen „die höchsten drei Jahre“ gleich, allerdings verschieben sich die Jahre danach gewaltig. Jetzt sind nach den Pandemiejahren plötzlich die Jahre 2015 und die Jahre von 2000 bis 2004 die mit den höchsten Zahlen.
Und auch das „niedrigste Jahr“ ist nicht mehr 2004, sondern 2011.
Auch bei den einzelnen Kalenderwochen sieht es nun anders aus. Es gibt nun im Gegensatz zu den absoluten Jahren plötzlich auch mehrere Wochen, die etwa die KW 34, die KW 35 oder die KW 18, in denen der Höchstwert in den ersten Jahren des Jahrtausends lag. Bei den absoluten Zahlen war das nur bei der KW 25 im Jahr 2002 der Fall.
Auch bei den Kalenderwochen mit sehr wenigen Sterbefällen hat sich alles verschoben. War es bei den absoluten Werten nur die KW 4 im Jahr 2014, die die niedrigste Zahl stellte, so sind es nun sehr viele Wochen, die dunkelgrün herausstechen nach dem Jahr 2011.
Es gibt sogar eine hellgrüne Woche im Jahr 2021 und die erste Woche im Jahr 2020 ist ebenfalls hellgrün.
Auch diese Tabelle hat sich verändert:
So ist nun das „höchste Minimum“ nicht mehr Ende des Jahres sondern mitten im Februar. Umgekehrt ist das niedrigste Maximum (die Woche, in der die höchste Zahl an Sterbefällen die niedrigste aller 52 Wochen ist) nicht mehr die KW 21 (Mai), sondern im September in der KW 35! Die Durchschnittswerte ändern sich kaum in ihrer Reihung.
Wenn wir die relativierten Zahlen in eine Grafik packen, sieht das so aus:
Wir sehen, dass 2022 das „schlimmste“ Jahr war von allen, obwohl die Gesamtzahlen oben etwas anderes besagen laut APA und Wiener Zeitung. Allerdings handelt es sich hier um die Kalenderwochenzahlen und nicht die Jahressummen!
Wenn wir die einzelnen Wochen betrachten, sieht das Ganze so aus:
Wir sehen bei diesen Kurven, dass 2022 (dunkelrot) im Gegensatz zu 2020 (orange) und 2021 (hellrot) immer wieder übers Jahr verteilt neue Höchstwerte gebracht hat – sogar in der KW 52 am Ende des Jahres!
Damit wir die Pandemiejahre besser sehen hier dieselbe Grafik, aber ohne alle Linien der Jahre vor der Pandemie mit Ausnahme des Jahres 2015, das ebenfalls durch hohe Werte heraussticht:
Jetzt sehen wir, dass 2022 nur in den ersten zwei Kalenderwochen unter den beiden Schnittwerten (blaue gestrichelte Linien) liegt. Im Gegensatz dazu gab es sowohl 2020 (16 Wochen) als auch 2021 (7 Wochen) immer wieder Wochen und Phasen, wo die Zahlen unterdurchschnittlich waren.
2015 lag übrigens bis KW 40 nur 7 Wochen unter dem Schnitt, danach allerdings praktisch durchgehend!
FAZIT
Es ist schon seltsam, dass in dem Jahr, in dem alle davon sprechen, dass nach 20 Millionen Impfungen und mehr als 5,5 Millionen positiv Getesteten so viele „geschützt sind“ (die beiden Gruppen überschneiden sich natürlich) Die Zahlen so hoch sind. Gerade in dem Jahr, in dem die Zahlen immer mehr zurück gehen nach dem „Omikron-Tsunami“ anfangs des Jahres, sind die Sterbezahlen so hoch – und das dauerhaft. Dass es nicht lauter unentdeckte Covid-Sterbefälle sein können, zeigt auch ein Blick auf die Abwassertestungen – auch da gehen die „Virenbelastungen“ immer mehr zurück.
Seit der KW 3 des vergangenen Jahres 2022 hatten wir praktisch KEINE Woche mehr, in der die Zahlen unter den Durchschnitt der letzten 13 oder 23 Jahre gelangten. In 13 Wochen war es sogar so, dass der Wert von 2022 der höchste aller Wochenwerte seit dem Jahr 2000 war, und auch in der KW 52 sind die vorläufigen Zahlen schon gleich hoch wie die aus dem Jahr 2016. In den beiden anderen Pandemiejahren waren es jeweils nur 6 oder sieben Wochen, die die höchsten waren seit 2000.
Gespannt bin ich in dem Zusammenhang auf die Altersgruppen-Zahlen, die ich bis in zwei oder drei Wochen erwarte!