Immer öfter hören und lesen wir derzeit Meldungen, dass auch bei Test-Vizeweltmeister Österreich (Nummer eins weltweit ist Zypern) die Zahl der Tests zurück geht.
Dazu ein paar Gedanken – und vorne weg eine Grafik:
Bei diesen Artikeln werden immer die April-Zahlen von 2022 (auch jetzt Ende Mai noch) mit denen des März 2022 verglichen. Wenn wir uns die Kurve anschauen, sehen wir auch gleich, dass damals die Testzahlen nur von der Phase von Mitte Jänner bis Ende Februar übertroffen wurden.
Das ist für mich in etwa so, wie wenn ich mir die schneereichsten Wochen des Winters heraussuche und diese mit Schneehöhen aus dem späteren Frühling vergleiche…
WARUM wurde denn von Jänner bis März so viel getestet? Gab es da nicht eine Kleinigkeit?
Ach ja, es gab so viele Fälle wie nie zuvor oder danach… Wer auf der ersten grafik nachschaut, sieht diese Kurve dort auch, sie fällt nur wegend er hohen „Test-Säulen“ nicht auf!
Nun gibt es Leute, die behaupten, dass die vielen Fälle nur gefunden werden konnten, weil es so viele Tests gibt. Darum geht es mir hier gar nicht. Ich drehe das Ganze sogar um: WEIL es so viele Fälle gab, gab es auch mehr Tests. Denn jeder positive Fall zieht zumindest einen, wenn nicht gleich mehrere Tests für sich selbst mit sich und DAZU auch noch die Tests aller Kontaktpersonen!
Wir halten also fest: WEIL es so viele Omikron-Fälle gab, gab es auch deutlich mehr Testaufkommen. Teilweise (manche erinnern sich vielleicht noch an die Meldungen) so viele, dass die Test-Logistik zusammenbrach.
Interessanter ist da für mich der Vergleich (in der ersten Grafik gut zu sehen) mit dem Vorjahr. Die Testzahlen vor einem Jahr waren nämlich in etwa dieselben wie jetzt in Vorarlberg. Nur die Inzidenz (zweite Grafik) war niedriger damals, ohne Omikron.
Und hier noch eine weitere entscheidende Grafik: Wie viele PROZENT der PCR-Tests waren denn seit März 2021 positiv? Wir erkennen einige „Wellen“ die aber nicht unbedingt mit den Wellen der Pandemie zusammen passen.
Wenn wir den zeitraum von Juli 2021 bis jetzt heraus nehmen, sehen wir, dass die höchsten Werte an positiven PCR-Tests während Delta zu verzeichnen waren. Und obwohl die Omikron-Welle fast schon ganz weg ist, ist der Anteild er positiven Tests ganz weit oben geblieben – immer noch ist mehr als jeder fünfte PCR-Test im Ländle ein positiver! Allerdings sinkt dieser Wert zuletzt stark ab.
Die Grafiken zeigen jetzt beide die Situation in Vorarlberg. Vielleicht war ja dieses Mal nicht Wien „anders“, sondern die Xiberger?
Nun, auf den ersten Blick sieht das schon seltsam aus. Da gab es offensichtlich seit dem letzten Mai wirklich viel mehr Tests als zuletzt, oder? Die hellblauen Säulen sind übrigens die Schultestungen (mit Ausnahme der Schultests aus Wien, diese werden von Wien als „normale offizielle Tests“ gemeldet). Die haben sich eigentlich kaum geändert, darum lenken wir den Blick einmal mehr auf die blauen Säulen. Das sind die Tests pro 100.000 EW in Österreich. Zwischen 4.000 und 6.000 waren es bis zum Anstieg durch die Delta-Welle. Das heißt, etwa 4-6% der Bevölkerung wurde im Sieben-Tages-Schnitt JEDEN TAG getestet! (Ich gehe davon aus, dass nur die wenigsten mehrere Tests an einem Tag gemacht haben…)
Jetzt kommt die Auflösung: Die oberen Grafiken aus Vorarlberg zeigen nur die PCR-Testungen, die von Österreich zeigen jedoch ALLE Tests (also auch die Antigen-Tests!).
Ab Anfang April waren es dann zwischen 2.000 und 3.000 Tests! Henne oder Ei? Test-Anzahl oder Positive? Wenn es denn so wäre, dass eines das andere bedingt, so sollte das doch erkennbar sein, oder? Was auf jeden Fall zu erkennen ist: Bei der Delta-Welle und auch bei Omikron gab es fast zeitgleich mit dem Anstieg der Wellen auch deutlich mehr Tests. Waren es im Herbst 2021 plötzlich deutlich mehr als 5.000, so stieg deren Anzahl mit Omikron kurzzeitig auf über 8.000 Tests pro 100.000 EW und bei der zweiten Omikronwelle auf über 6.000.
Daher hier noch eine zweite Grafik – sie zeigt nur mehr die Tests seit 1. April 2022:
Anfang April lagen die Inzidenzen noch bei 2.000 (Österreich), teilweise sogar bei fast 2.500 (NÖ). Der dramatische Rückgang (siehe oben) von 4.000 setzte schon davor ein. Interessanter finde ich die Entwicklung seit Mitte April: Ab dann gibt es bei den Testzahlen so gut wie KEINEN Rückgang mehr – seit Mitte Mai sogar einen deutlichen Anstieg! Den Inzidenzen scheint das jedoch nichts auszumachen. Die fallen weiter ab – am wenigsten in Wien. Wir wissen inzwischen, dass das auch daran liegt, dass die Tests der mehr als 220.000 SchülerInnen in Wien bei den „offiziellen PCR-Tests“ mit einfließen und dass Wien einfach eine „wir sind anders und testen mehr“-Strategie fährt. Und auch wenn die Wiener Kurve seit Mitte Mai ÜBER den anderen liegt (davor war es noch das Burgenland), so sinkt sie ebenso ab wie alle anderen.
FAZIT
Eines kann ich schon jetzt prophezeihen: Wenn die Wiener nicht auch bei den Schulen einen Sonderweg einschlagen, werden sich dort die Testzahlen nach Pfingsten stark reduzieren, weil in etwa 200.000 Tests weg fallen werden jede Woche. Nachdem die Schultestungen ALLES PCR-Testungen sind, macht das viel aus, denn in Wien wurden zB in den letzten 7 Tagen 485.774 PCR-Testungen gemacht. Da fallen also in etwa 30-40% aller PCR-Testungen weg!
Und das wirkt sich beim bevölkerungsreichsten Budnesland auch auf die Testzahlen von ganz Österreich aus.
Ansonsten kann ich jedoch nicht erkennen, dass eine „Weniger-Testen-Strategie“ die Zahl der Inzidenzen extrem beeinflusst. Das zeigt auch ein Blick auf die Schweiz, wo DEUTLICH weniger getestet wurde in den letzten 12 Monaten und die Inzidenzen trotzdem vergleichbar gleich hoch waren.
Wer verliert also wirklich etwas durch die nachlassende Test-Anzahl? Auf jeden Fall all jene, die mit dem Testen Geld verdienen.
Was auch passieren muss: Wenn nun die SchülerInnen nicht mehr die „bestgetestete Bevölkerungsgruppe weltweit“ sein werden, dann kann es nicht anders sein, als dass die Inzidenzen in dieser Bevölkerungsgruppe stark abnehmen. Alleine schon durch die mindestens 25% falsch positiven Tests, die bei der derzeit niedrigen Durchseuchung produziert werden müssen.
Wir sehen: Es bleibt auch spannend NACH Ende der Massentestungen und Maskenpflicht! Und bitte nicht vergessen: Es gibt auch noch die Sentinelschulen – in denen werden (Quelle Bildungsministerium) etwa 80.000 SchülerInnen weiter jede Woche bis zum Ende des Schuljahres getestet.
„Das an den Schulen ermittelte Infektionsgeschehen gilt als Abbild der österreichischen Schullandschaft und soll gemeinsam mit Daten aus dem Abwassermonitoring vorab anzeigen, ob es in gewissen Bezirken verstärkter COVID-19-Maßnahmen bedarf. Die Sentinel-Schulen liefern damit einen wesentlichen Beitrag zur wissenschaftlichen Erforschung der Verbreitung von COVID-19 und zur Evidenz des BMBWF bei der Entscheidung über COVID-19-Maßnahmen im Schulbereich.“
https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/beratung/corona/sentinel.html
Fragt sich nur, welche Maßnahmen da noch „entschieden werden müssen“…