Über Risiken

Vorwort

„No risk, no fun“ – solche und ähnliche Sprüche gibt und gab es immer – heute soll es um „Risiken“ gehen. Derzeit taucht oft ein Name in verschiedenen Pressemeldungen auf: Prof. Dr. Harald Matthes, ein Forscher der Charité in Berlin machte eine Langzeitstudie über die Sicherheit von C19-Impfstoffen. Dazu hat er mehr als 40.000 Personen untersucht. Seinen Aussagen nach treten bei 8 von 1.000 Impfungen „schwere Nebenwirkungen“ auf. 20% davon haben auch nach 6 Monaten noch so starke Probleme, dass sie in Behandlung sind oder dauerhafte Schäden davontragen. Das sind/wären bei 0,16% aller Impfungen der Fall.
Ich habe mir nun die aktuellen Zahlen zum Sterberisiko angesehen. Dazu muss wie immer vorneweg bemerkt werden, dass jeder, auf den folgende Definition des BM für Gesundheit zutrifft, als C19-Verstorbener zählt:

„In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder „mit dem Virus“ (an einer potentiell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen.“

BM für Gesundheit

Quellen sind die Zahlen der AGES, eine einzige und wichtige Angabe stammt von den Vorarlberger Landeskrankenanstalten und die Zahl der Impf-Nebenwirkungen stammt aus verschiedenen Berichten über die Studie von Matthes.

Letalität und Mortalität?

Es gibt zwei verschiedene Werte: Einmal die Letalität, das ist die Fallsterblichkeit. Diese wird berechnet, in dem ermittelt wird, wie viele Verstorbene es im Vergleich zu den ermittelten Fällen gab. Die Mortalität ist die Sterblichkeit insgesamt, also wie viele Verstorbene es pro EinwohnerInnen gab.

Gesamtzahlen aus Österreich

Wenn wir den gesamten Pandemiezeitraum heranziehen – also inzwischen mehr als 25 Monate, dann sieht das Ganze samt der nur bei der AGES bereits in Zahlen erfassten „Um-Meldung“ von mehr als 3.000 Verstorbenen der Jahre 2020 und 2021 so aus:

Letalität

Österreichweit sind 0,47% aller positiv Getesteten an oder mit C19 verstorben. Das ist ungefähr jede 200. Positiv getestete Person. Am niedrigsten war dieser Wert in Vorarlberg, wo es nicht einmal 1 von 333 war, am höchsten in Kärnten. Dort waren es mehr als doppelt so viele der positiv Getesteten. Doch Vorsicht: gerade weil Kärnten relativ wenig getestet hat im Vergleich zu anderen Bundesländern ist der Wert dort höher als anderswo!

Mortalität

Wenn wir ALLE EinwohnerInnen anschauen, dann sind es 0,221% gewesen, die an oder mit C19 verstorben sind. Das entspricht in etwa 1 von 450. Auch hier ist der niedrigste Wert in Vorarlberg zu finden, wo 0,159% verstarben, der höchste ist wieder in Kärnten mit 0,287% – es sind nun aber nicht mehr doppelt so viele wie in Vorarlberg. Die gelbe Säule zeigt einen Wert, der mir leider nur aus Vorarlberg vorliegt, wo ich weiß, wie viele Menschen seit Pandemiebeginn als C19-PatientInnen auf der Intensivstation lagen. Diese Zahl hat nichts mit der Belagstage der ICUs zu tun, sondern es geht hier wirklich um die Anzahl der Menschen, die dort lagen. Das macht einen wichtigen Unterschied, denn es kann jemand nur einen Tag auf der Intensivstation liegen oder auch mehr als 100 Tage!
Was mich überrascht hat: Die Zahl der an und mit C19 Verstorbenen entspricht in Vorarlberg fast exakt der Zahl der C19-IntensivpatientInnen. Das heißt natürlich NICHT, dass alle IntensivpatientInnen versterben – der weitaus größere Teil der PatientInnen, die als C19-Verstorbene geführt werden in den Spitälern lag im Normalbett und NICHT auf der Intensivstation!
Ich komme auf diese gelbe Säule bei meinem abschließenden Fazit noch einmal zu sprechen!

Omikron-Zahlen aus Österreich

Sehen wir uns nun die Zeit ab Mitte Jänner an, als die Zahlen wegen Omikron steil anstiegen:

Letalität

Österreichweit sind seit der Omikron-Welle 0,10% aller positiv Getesteten an oder mit C19 verstorben. Das ist ungefähr jede 1.000. positiv getestete Person – also 5 Mal weniger als im gesamten Pandemie-Zeitraum (da der Bezug immer die positiv Getesteten sind, spielt der Zeitraum hier keine entscheidende Rolle)!
Am niedrigsten war dieser Wert in Tirol, wo es ungefähr 1 von 1.700 war, am höchsten in Kärnten, dort war es 1 von 820 positiv Getesteten.

Mortalität

Wenn wir ALLE EinwohnerInnen anschauen, dann sind es 0,031% gewesen, die in knapp 4 Monaten an oder mit C19 verstorben sind. Das entspricht in etwa 1 von 3.225. Auch hier ist der niedrigste Wert in Vorarlberg zu finden, wo 0,018% verstarben, der höchste ist hier aber in NÖ, wo es 0,039% waren – mehr als doppelt so viele wie in Tirol.

Altersgruppen

Die Letalität nach Altersgruppen getrennt sieht etwas anders aus:

Bei den Kindern bis 14 Jahre gab es nirgends mehr als 0,02% der positiv Getesteten, die verstarben. Nur bei den Kleinkindern unter 5 Jahren in Salzburg waren es 0,019% – das entspricht 1 von 5.263 Kindern! In Kärnten und im Burgenland gab es bei den Kindern KEINEN EINZIGEN C19-Verstorbenen in mehr als zwei Jahren!

Bei den 15-34-Jährigen gab noch niedrigere Werte! Nicht einmal 1 von 16.000 positiv Getesteten war es im Burgenland und Salzburg, wo es mit 0,006% noch die höchsten Zahlen gab. In Vorarlberg gab es in dieser Gruppe KEINEN EINZIGEN C19-Verstorbenen in mehr als zwei Jahren!

Bei den Menschen im Alter von 35-54 Jahren liegen die Werte immer noch unter 0,1% (also weniger als 1 von 1.000 Positiven!). Nur in Kärnten, NÖ, OÖ und Wien gab es in Bereichen mehr als 0,04% – in Vorarlberg liegen alle Werte unter 0,02% – das entspricht weniger als 1 von 5.000 positiv Getesteten.

Wenn wir nun die Menschen im Alter von 55-74 Jahren betrachten, gibt es nur zwei Säulen, die über 1% gehen. Hier gab es mit Ausnahme der männlichen 65-74-Jährigen aus Wien und Kärnten nirgends mehr als 1 Person von 100 positiv Getesteten, welche an oder mit C19 verstarb. Bei den Menschen unter 55 liegen diese Werte fast überall unter 0,2% (1 von 500).

Erst bei den 75-84-Jährigen und den Menschen ab 85 Jahren sind die Werte DEUTLICH höher. In Kärnten der Steiermark und Wien liegen die Werte schon bei den 75-84-jährigen Männern knapp über 3%, bei den Menschen über 84 sind die Werte überall mindestens bei 4,5%. Das heißt von allen positiv Getesteten ab 85 Jahren starb zumindest 1 von 22 Personen. Das ist ein mehr als 239 Mal höheres Risiko als bei den Menschen unter 15 und teilweise fast 500 mal höher als bei den Menschen im Alter von 15 bis 34 Jahren!

Grobe Altersgruppen

Oft stoße ich bei der Statistik Austria und auch anderen Statistiken auf Altersgruppen bis 65 und ab 65 Jahren. Wie sieht das Ganz dann aus?

Auch wenn die Säulen der Menschen unter 65 kaum erkennbar sind neben denen der mindestens 65 Jahre alten Menschen: Die Letalität liegt österreichweit für positiv Getestete unter 65 Jahren bei 0,05%, das ist 1 von 2.000. Bei den Menschen AB 65 liegt sie im Schnitt bei 4,2% – das entspricht 1 von 24. Das Risiko für Menschen unter 65 ist also mehr als 83 Mal kleiner als das für Menschen über 65!

Hier schauen wir uns auch die MORTALITÄT an: Von allen Menschen bis zum Alter von 65 verstarben (samt der Um-Meldung am 20. April 2022) 0,03% an oder mit Covid – das entspricht 1 von 3.333. Bei den Menschen ab 65 sind es 1,04%, das in etwa 1 von 100 – fast ein um 35-fach höheres Risiko!
Und hier habe ich nun auch die Werte eingezeichnet, von denen Dr. Matthes spricht: 0,8% leiden PRO IMPFUNG (nicht pro Person!) an einer schweren Nebenwirkung, 0,16% haben auch nach mehr als 6 Monaten noch damit zu kämpfen!

FAZIT

Schwere Nebenwirkungen können nicht mit Verstorbenen verglichen werden, das ist mir klar. Nicht einmal dann, wenn die Datenlage, wer nun AN oder MIT etwas verstorben ist so unklar ist wie bei Covid.
WENN jedoch die Zahlen, die Matthes präsentiert, stimmen, dann war das Risiko in Vorarlberg für jeden in etwa gleich groß, als C19-Patient auf der Intensivstation (siehe gelbe Säule in einer der Grafiken weiter oben) zu landen, wie das Risiko, nach einer Impfung auch 6 Monate danach noch mit schweren Nebenwirkungen zu kämpfen. Ein Unterschied ist wohl noch der, dass bei den IntensivpatientInnen das Durchschnittsalter deutlich HÖHER anzusetzen ist als bei den Menschen mit schweren Nebenwirkungen.

Solche Zahlen gehören diskutiert und an die Öffentlichkeit gebracht. Angesichts der eindeutigen Abschwächung der Gefahr von schweren und tödlichen Verläufen für alle Menschen (unabhängig vom Immunstatus) bei Omikron gehört das mitberücksichtigt, bevor jemand – zusammen mit dem Arzt/der Ärztin des Vertrauens – eine Entscheidung trifft, wenn es um die Impfung geht. Vor allem auch angesichts der Tatsache, dass es bereits mehr als 4 Millionen Genesungen in Österreich gibt!