Zur Zeit lese ich ganz oft, dass Leute über „unerklärlich hohe Anstiege“ bei den Testzahlen schreiben. Daher habe ich mir zuerst den österreichischen Daten angeschaut – anhand derer konnte ich das nicht bestätigen.
Wie auf der Grafik zu sehen, gibt es zwar Auffälligkeiten, wie den 27. Dezember mit der „Nachmeldung“ von 2 Millionen Tests. Wir sehen auch, dass es montags immer die niedrigsten Zahlen gibt, was wohl dem Wochenende davor geschuldet ist. Und wir erkennen, dass bis auf weniger Ausnahmen immer der Donnerstag der Tag ist, an dem die meisten Tests eingemeldet werden (ich weiß NICHT, ob die AGES die Schultestungen mit erfasst, vermute aber, dass dem NICHT so ist, weil sie auch bei den Gesamt-Testungen nicht in den Zahlen enthalten sind).
Der 7-Tages-Schnitt (schwarze Linie) steigt von Anfang November von unter 500.000 auf fast 800.000 Anfang Februar. Seither sinkt dieser ieder ab auf knapp über 500.000. Noch ist allerdings nicht zu erkennen, dass durch den Wegfall von 3G wirklich ein „Bruch“ in der Testhäufigkeit entsteht.
Ein Blick auf die Bundesländer und die gesamte Pandemie
Ich wollte es dann jedoch noch genauer wissen. Daher habe ich eine andere Datei der AGES angeschaut und mir dort die Daten der einzelnen Bundesländer angeschaut. Außerdem habe ich hier die Daten – damit sie vergleichbar sind – auf Tests pro 100.000 EW berechnet im Siebentages-Schnitt, um solche Schwankungen wie oben aufgezeigte in Sachen der Wochentage zu vermeiden.
So sieht das für den gesamten Zeitraum der Pandemie aus – es ist nicht mehr viel an Details zu erkennen. Allerdings sehen wir, dass parktisch bis Jänner 2021 kaum tests durchgeführt wurden, dann beginnt das Ganze anders auszusehen.
Daher habe ich das Ganze getrennt in drei Abschnitte:
Abschnitt 1: Das Jahr 2020
So sieht 2020 aus – wenn wir das Jahr alleine anschauen, sehen wir zwei Sachen: Erstens stiegen auch dort die Testungen gegen Ende schon stark an und zweitens gab es einen ganz seltsamen „Ausreißer“ in Tirol: Das waren die Massentestungen im Bezirk Schwaz. Dieselben Massentestungen, die im Dezember in ganz Österreich erfolgen sollten, erkennen wir bei der Kurve von Vorarlberg und Wien am Ende des Jahres.
Österreichweit den Höchststand in Sachen Tests gab es 2020 während der herbstwelle mit etwa 340 Tests pro 100.000 EW am Tag.
Abschnitt 2: Das Jahr 2021 bis zur „Delta-Welle“
Für 2021 habe ich die Zeit bis zur „Delta-Welle“ zusammengefasst dargestellt. Was hier besonders auffällt, ist die Zeit der „Minus-Testungen“ in Salzburg und Kärnten. Aus irgendeinem Grund haben diese beiden Budnesländer eine Korrektur der Zahlen im Mai 2021 gehabt. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass es Anrufe bei Getesteten gab: „Sie müssen ihren Test wieder zurückgeben“. Es wird wohl so gewesen sein, dass zuvor Tests doppelt eingetragen wurden. Interessant ist, dass dies nicht so korrigiert wurde, dass die Tests zu den Zeiten, als es zu viele waren, korrigiert worden sind.
Umgekehrt sticht Vorarlberg heraus, wo im Juni eine Nachmeldung in die andere Richtung passiert sein muss. Österreichweit den Höchststand in Sachen Tests gab es demnach Mitte Juni mit fast 5.500 Tests pro 100.000 EW am Tag. Das ist etwa 16 Mal so viel wie beim Höchststand im Jahr 2020.
Abschnitt 3: Delta & Omikron
Hier sehen wir die letzten fünfeinhalb Monate seit Anfang Oktober. Was fällt hier auf?
- Vorarlbergs „Nachtragsmeldung“ zum Jahresbeginn ist gut erkennbar, aber niedriger als ein Nachtrag in NÖ Ende 2021.
- Wien ist fast immer Nummer eins in Sachen Tests mit einem seltsamen Einschnitt zum Jahreswechsel. Hier stellt sich für mich die Frage, ob Wien die „Wien-gurgelt-Tests“ aus den Schulen ebenfalls hier mit einmeldet – also nicht die vom Ministerium beauftragten, sondern die, die sie selbst gemacht haben. Das würde auch den Rückgang Anfang Februar erklären.
- Seit dem Jahreswechsel ist auch NÖ ganz weit über dem Budnesschnitt. Zusammen mit Wien heben diese zwei bevölkerungsstärksten Bundesländer den Schnitt von Österreich so an, dass alle anderen darunter liegen. Auch das an dritter Stelle folgende Burgenland.
- Genauso fällt Kärnten auf als das Bundesland mit den bei weitem wenigsten Tests pro 100.000 EW.
- Der Bundesschnitt ist dank der extrem hohen Zahlen aus Wien und NÖ zeitweise auf über 8.000 pro 100.000 EW gestiegen und liegt jetzt bei ca. 6.000 – das ist etwa 10% höher als der Höchststand vor Delta und fast 18 mal höher als der Höchststand 2020.
- Und WENN es derzeit ein Bundesland gibt, das im Sieben-Tages-Schnitt wirklich steigende Zahlen hat, dann ist es Wien. Sonst sieht es so aus, als ob das Ende von 3G auch die Testanzahl reduziert – entgegen anders lautender Meldungen.