Sommer und Winter und das Sterben

Bei der Statistik Austria gibt es verschiedene Zahlen zu den Todesfällen in Österreich. Einerseits die „nackten Zahlen“, also die Todesfälle insgesamt, zum Beispiel nach Kalenderwochen und/oder Altergsgruppen. Andererseits finden sich dort auch „altersstandardisierte Sterbezahlen“. Das sind Zahlen, bei denen mit einer statistische Methode versucht wird, auszugleichen, dass die Altersstruktur der Bevölkerung sich ändert.

Mit diesen Zahlen habe ich mich heute beschäftigt.

Gesamt

Was hier kompliziert aussieht, ist gut zu erklären:

  • Erstens haben wir hier (hellrote Linie mit viel Auf und Ab) die Sterbezahlen pro Kalenderwoche seit dem Jahr 2000. Diese enthalten starke „Spitzenwerte“, wie zum Beispiel die KW 3 im Jahr 2000, welche seither niemals auch nur annähernd erreicht wurde. Damals bertug dieser in Promille angegeben Wert 0,33, das heißt es starben 0,33 von 1.000 Menschen oder 33 von 100.000 innerhalb einer Woche. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen zwei Kalenderwochen aus den Jahren 2003 und 2005, dann eine Woche aus dem Herbst 2020, knapp vor einer aus dem Jahr 2009.
  • Zweitens zeigen uns die gestrichelten Linien oben und auch unten die Maxima (oben) und Minima (unten) jeweils für das Sommer- und Winterhalbjahr. Normalerweise sterben bei uns nämlich im Winterhalbjahr deutlich mehr Menschen als im Sommer. Es gibt jedoch drei Ausnahmejahre: In den Jahren 2007, 2010 und auch 2015 gibt es im Sommer eine Woche, in der mehr Menschen verstarben als in jeder Woche des darauf folgenden Winters! Diese Wochen sind gelb markiert – die ersten zwei sind ungefähr Mitte Juli, die dritte erst Mitte August. Da lag der Verdacht nahe, dass es sich um besonders heiße Wochen handelte. DAZU gibt es in einem anderen Beitrag mehr – siehe hier!
  • Die dritte Reihe sind die Punkte mit den gepunkteten Linien dazwischen: Das sind die Durchschnittswerte der jeweiligen Halbjahre, also das Mittel aller 26 Wochen des jeweiligen halben Jahres. Hier ist das erste „Halbjahr“ genauso außer Konkurrenz wie das letzte. Die beiden zeigen zwar das absolute Maximum und das absolute Minimum, allerdings fehlen bei beiden einige Wochen. Vor dem Jahr 2000 fehlen 13 Wochen aus dem Herbst 1999, von denen es keine Zahlen gibt. Und am Ende fehlen für das laufende Jahr noch sieben Wochen des Sommerhalbjahres, die zB durch hohe Sterbezahlen noch alles ändern können und den Sommer 2024 von Platz 1 verdrängen.
    Im Schnitt ist die Sterblichkeit seit 2000 um etwa 5 Menschen pro 100.000 Menschen gesunken.

Frauen

Weil es diese Zahlen auch für die beiden Geschlechter getrennt gibt, habe ich diese auch in Grafiken verarbeitet:

Bei den Frauen ist ebenfalls die KW 3 im Jahr 2000 die mit den bei weitem meisten Todesfällen seit dem Jahr 2000. Dann folgen die KW 9 aus dem Jahr 2003 und die gleiche Woche aus dem Jahr 2005.Auf Platz 4 folgen fast gleichauf Wochen aus dem Herbst 2020, dem Jänner 2017 und dem Februar 2009.
Interessant finde ich, dass bei den Frauen gleich viermal Wochen aus dem Sommer höhere Werte aufweisen als alle Wochen des darauffolgenden Winters – das war in den Jahren 2000, 2007, 2010 und 2015 der Fall. Umgekehrt gibt es im Sommerhalbjahr mehrere Jahre (blaue Kästchen), in denen die niedrigste Sterblichkeit relativ früh bzw. einmal (2001) spät war.
Die niedrigsten Sterbezahlen (grüne Kästchen) gab es bei der altersstandardisierten Berechnung der Statistik Austria in einer Woche im Sommer 2023, gefolgt von jeweils einer Woche im Sommer 2019 und 2020.
Der Sommer mit den wenigsten Todesfällen seit 2000 war der von 2023, gefolgt von dem von 2018. Am „schlimmsten“ in Sachen Todesfälle waren die Sommer von 2002 und 2003. Interessanter waren auch die Winter von 2002/03 und 2003/04 die beiden schlimmsten. Dort waren die mit den wenigsten Todesfällen im Schnitt aller Wochen die von 2014/15 und 2018/19.

Männer

Wenn wir die alterstandardisierten Zahlen bei allen männlichen Verstorbenen ansehen, siehts das dann so aus:

Bei den Männern gibt es zwei Jahren, in denen die Sterblichkeit im Sommer höher war als in den darauffolgenden Winterwochen: 2002 und 2015 – das sind beides Jahre, in denen das bei der Gesamtsterblichkeit nicht auffällt, weil es bei den Frauen deutlich anders war.
Die schlimmste Einzelwoche ist wie bei den Frauen im Jänner des Jahres 2000 zu finden. Auch die zweit- und drittschlimmsten stammen aus den gleichen Jahren wie bei den Frauen – 2003 und 2005. Auffallend ist allerdings, dass diese Wochen bei den Männern immer um eine, zwei oder drei Wochen SPÄTER sind als bei den Frauen.
Das ist mir erst jetzt beim Schreiben aufgefallen. Ich schaue darum jetzt einmal alle „Rekordwochen“ der einzelnen Jahre an: Vom Winter 1999/2000 bis zum Winter 2020/21, also in 22 Wintern, waren 5 Mal die Sterbezahlen bei den Männern früher als bei den Frauen, sieben Mal war es dieselbe Woche und zehn Mal waren die Sterbezahlen zuerst bei den Frauen am höchsten und erst danach bei den Männern.
Dann kommen 2021/22 und 2022/23 – da waren gab es den höchsten Stand jeweils bei den Männern früher als bei den Frauen. Im vergangenen Winter war es dann wieder dieselbe Woche.

FAZIT

Nicht wirklich überraschend sterben bei uns im Winterhalbjahr deutlich mehr Menschen als im Sommerhalbjahr. Zwischen 3 und 5 Personen pro 100.000 Menschen und Woche macht dieser Unterschied aus – das sind im Jahr dann zwischen 80 und 130 Menschen mehr pro 100.000 Menschen, die im Winter sterben als im Sommer.
Was ich schon interessant finde, ist die Tatsache, dass im Winter Männer grundsätzlich etwa doppelt so oft zeitversetzt später sterben als Frauen wie es umgekehrt der Fall ist.
Ebenso interessant für mich: auch bei den alterstandardisierten Werten ist es so, dass anfangs des Jahrtausends deutlich mehr Menschen verstarben als in den letzten Jahren – auch die Covid-Zeit zeigt hier nichts Neues – nicht einmal bei den Einzelwochen.
Und zuletzt – weniger überraschend: Es sterben zwischen 7 und 10 Männer mehr im Schnitt pro 100.000 Menschen und Kalenderwoche als Frauen. Interessanter finde ich, dass es bei den Männern im Sommer seltener zu besonders starken Wochen in Sachen Todesfälle kommt als bei den Frauen.