Sie tun’s schon wieder – das Kreuz mit den Zahlen

Ich habe vorgestern am Abend schon etwas dazu geschrieben, wie die „Wahrheit“ aussieht in Sachen Zahlen bei den Nationalratswahlen 2024 in Österreich. Dass viele bei mir nicht mitlesen ist mir klar und stört mich auch nicht.
Was mich allerdings sehr wohl stört, ist, dass die Fehler der Vergangenheit wiederholt werden. Das zeigt – exemplarisch für viele andere, die sicher das Gleiche geschrieben haben, dieser Kommentar aus den Vorarlberger Nachrichten:

Als Zahlenfreak bin ich ja erfreut, wenn es um Zahlen geht – solange sie korrekt sind. In diesem Fall sind sie falsch. Nicht nur „ein wenig“, sondern DEUTLICH.
Sogar, wenn wir annehmen würden – wie es der Schreiber dieser Zeilen getan hat – dass der Anteil von 28,9% österreichweit oder 27,2% in Vorarlberg wären die Prozente ALLER WAHLBERECHTIGTEN (wie es im Kommentar steht!), ist es einfach falsch. Denn 27,2% liegt DEUTLICH näher bei 25% – was jedem VIERTEN entspricht und nicht jedem Dritten, wofür es – wie es wenige Zeilen weiter oben richtig erwähnt ist – 33% brauchen würde. Und auch die 28,9% Anteil an den gültigen Stimmen österreichweit sind mit 3,9% Abstand zu 25% jedem Vierten näher als jedem Dritten (33%), wo es 4,1% sind.

Die Wahrheit

In Wirklichkeit sind es eben 22,12% aller Wahlberechtigten in Österreich oder in Vorarlberg sogar nur 19,35% aller Wahlberechtigten, die der FPÖ ihre Stimme gegeben haben. 28,4% aller VorarlbergerInnen zogen es nämlich vor, gar nicht erst wählen zu gehen. In den Worten des Autors der Zeilen oben wären das dann wohl „drei von zehn“…
Um bei den Fakten zu bleiben: in der oben zitierten Runde am Tisch wäre das dann nicht einmal ganz einer von fünf oder zwei von zehn. Und da in den meisten Runden wohl eher fünf als zehn Menschen zusammensitzen, ist das wohl eine eindeutige Minderheit, oder? Und andererseits fast genau der gleiche Anteil wie der der ÖVP-WählerInnen.

FAZIT

„Zwei von Zehn“ waren es in Wirklichkeit von allen Wahlberechtigten, die der FPÖ ihre Stimme gegeben haben. Eine zur markigeren Schlagzeile erhobene „Drei von Zehn“ ist genau um 50% mehr, als es wirklich waren. Also nicht unerheblich.
Es schreibt sich allerdings deutlich schlechter und es gibt auch nicht wirklich eine Schlag-Zeile her. Darum werden die wirklichen „drei von zehn“, nämlich die NichtwählerInnen, lieber außen vor gelassen. Und wenn wir die Wahlmotiv-Befragung von OGM ernst nehmen, dann haben 18% dieser FPÖ-WählerInnen darum ihr Kreuz bei der FPÖ gemacht, weil sie mit der Corona-Politik nicht einverstanden waren in der letzten Legislaturperiode. Das sind 3,48% aller WählerInnen in Vorarlberg – oder „einer von 29“, wenn wir es runden. Diesen eine von fast 30 oder fast jede fünfte Stimme der FPÖ hätten manch andere Parteien vielleicht verhindern können, wenn sie das Thema nicht entweder gar nicht oder so gar nicht im Sinne derer, die darunter gelitten haben, behandelt hätten.
Allerdings stellt sich die Frage, ob diese dreieinhalb Prozent es den an den Schalthebeln der Macht Sitzenden wert gewesen wären das Thema ernsthaft aufzuarbeiten…?