WICHTIG: Natürlich sind Schäden durch Unwetter u.ä. immer schlimm für alle Betroffenen – aber darum geht es bei dem Beitrag nicht, sondern um die gesamtösterreichischen Zahlen – und die sagen offensichtlich etwas anderes, als behauptet wird.
Manchmal sind es einfach Artikel, die mich daran erinnern, dass ich schon lange einmal etwas recherchieren wollte. So war es auch heute:
Dieser Artikel ist seit gestern Abend hier beim ORF zu lesen. Was mich bei solchen Beiträgen immer interessiert, sind die Quellen. Dieses Mal ist es die Österreichische Hagelversicherung. Die Grafik, die dabei zu sehen ist, habe ich selbst mit Zahlen dargestellt:
Natürlich fehlen bei den Zahlen zu 2024 noch mehrere Monate, das dürfen wir beim oben eingezeichneten Trend nicht vergessen. Trotzdem zeigt sich seit 2015 kein wirklicher Anstieg bei den Zahlen, finde ich.
Jetzt kommt allerdings noch etwas Wichtiges dazu: Ich selbst habe auch viele Versicherungen, sowohl privat als auch beruflich. So gut wie ALLE erhöhen ihre Prämien automatisch um den Betrag, der inflationsbedingt anfällt. Eine seriöse Versicherung muss das auch, weil ja auch die Auszahlungen durch die Inflation steigen. Und das ist der Punkt: Da bei den Daten nirgends steht, dass die Zahlen an die Inflation angepasst wurden, gehe ich davon aus, dass dies nicht passiert ist. Daher habe ich – mit Hilfe des Finanzrechners des Innenministeriums – die Daten angepasst:
Hier sehen wir alle Zahlen mit dem Ausgangswert des Jahres 2015 – die Inflation ist mit einberechnet und die Beträge der Folgejahre um den entsprechenden Wert nach unten korrigiert. Jetzt ist klar: Wenn 2024 nicht noch ein riesiger Aufwand durch Versicherungsschäden dazu kommt, dann bleibt sowohl der Gesamttrend als auch alle anderen Trends rückläufig.
Bei den Frostschäden ist das wenig verwunderlich, da ja durch die steigenden Temperaturen grundsätzlich weniger Frost zu erwarten ist. Das war auch 2024 so, als zwar alle zitterten, weil die Blüte so früh einsetzte, der gefürchtete Frost aber ausblieb in den meisten Regionen. In den Jahren 2015 und 2018 (zwei der wärmsten Jahre der Messaufzeichnungen) gab es gar keine Schäden. Alleine 2016 wurden fast 50% aller Beträge, die in den letzten zehn Jahren durch Frost entstanden sind, ausbezahlt!
Was Dürre betrifft, so war 2018 das Jahr mit den größten Auszahlungssummen. Danach folgen 2015 und 2017, erst an vierter Stelle folgt – inflationsbereinigt – das Jahr 2023. Sollte sich die Summe für 2024 noch verdoppeln, dann wäre die Summe in etwa so groß wie 2017, aber noch weit hinter 2018 oder 2015.
Und bei den Schäden durch Hagel, Sturm und Überschwemmung – die in meinen Augen leider NICHT getrennt angeführt werden – wurden 2021 die höchsten Summen ausbezahlt – fast ein Viertel der inflationsbereinigten Gesamtsumme aller zehn Jahre stammt aus diesem Jahr. Auch hier ist – wie bei allen anderen Kategorien – der lineare Trend rückläufig über die letzten zehn Jahre. 2024 fielen bisher knapp 6% der Gesamtsumme der letzten zehn Jahre an, also selbst bei einer Verdoppelung dieser Summe wäre das noch kein wirklich überdurchschnittliches Jahr.
Wer glaubt, dass die Linien nur duch den „Trick“ der inflationsbereinigung rückläufig sei, dem zeige ich hier noch einmal die ursprünglichen Zahlen mit den Trends:
Selbst ohne die Berücksichtigung der Tatsache, dass die ausbezahlten Summen von 2024 mehr als 30% weniger wert sind als sie es 2015 noch waren, bleiben die Trendlinien bis auf die von Hagel, Sturm und Überschwemmung, welche GLEICH bleibt, alle fallend! Anders gesagt: Nirgends ist für mich ein Ansteigen der Summen zu erkennen mit den zur Verfügung gestellten zehn Jahren an Daten!
FAZIT
Nicht erst seit der Corona-Zeit schaue ich sehr darauf, woher Zahlenmaterial kommt. In dem Fall stammen sie von der Versicherung, die ihr Geld damit verdient, Leute gegen Schäden durch Wetterereignisse zu versichern. Dass diese Versicherung „vergessen“ hat, aufzuzeigen, dass die Beträge, die heute ausbezahlt werden, heute deutlich weniger wert sind, als die, die vor zehn Jahren ausbezahlt wurden, KÖNNTE (auch ich verwende manchmal den Konjunktiv) ein unbeabsichtigter Fehler sein.
Fakt ist: Keine der drei angeführten Auszahlungsarten hat einen steigenden Trend – wenn wir dabei außer acht lassen, dass 2024 noch nicht vorbei ist. Und die Gesamtsumme aller Entschädigungen müsste sich in diesem jahr noch verDREIFACHEN um den Gesamt-Trend der letzten zehn Jahre nach oben zu drehen. Das wollen wir doch nicht hoffen, oder?