SeCHS im Schnee

Auch wenn wir einen außergewöhnlich warmen September genießen durften und auch der Oktober warm begonnen hat – die Tage werden merklich kürzer jetzt und es wird auch schon frischer in der Nacht. Als im Montafon aufgewachsener Vorarlberger werden mir ja die Skier schon bei der Geburt angedichtet – und ich muss zugeben, dass mir Skifahren immer noch viel Spaß macht, auch wenn dieser Spaß von Jahr zu Jahr teurer wird.

Darum wollte ich mir einmal anschauen, wie sich die Schnee-Tage so entwickelt haben bei den offiziellen Mess-Stationen der ZAMG. Ich habe mir dabei Stationen herausgesucht, die zwischen 1000 und 1300m Seehöhe liegen. Meine Wahl fiel auf die Stationen in verschiedenen Bundesländern und Regionen des Landes, die weit zurückreichende Daten liefern können – für alle habe ich die gleichen Grafiken erstellt:

Schröcken (V)

In der ersten Grafik geht es um die maximale Schneehöhe, die seit Messbeginn verzeichnet wurde und die Tage, an denen pro Jahr (Kalenderjahr!) Schnee gemeldet wurde. Wir sehen, dass es im Jahr 1944 fast vier Meter Schnee hatte in Schröcken auf 1263 m Seehöhe. Am wenigsten hoch waren die Schneemessungen im Jahr 1933 – damals wurden nie mehr als 80cm gemeldet. Die dunkelblaue Linie zeigt uns die Anzahl der Tage mit Schnee pro Jahr, von denen es Messwerte gibt. Jahre unter 150 Tagen waren also entweder sehr schneearme Jahre oder solche, an denen an manchen/vielen Tagen keine Messwerte übermittelt wurden. Meist gab es über 150 Tage mit Schnee in Schröcken, seit 2009 allerdings nur mehr selten. Das 10-Jahres-Mittel der maximalen Schneehöhen sank von etwa 240cm in den 80er-Jahren auf ungefähr 150cm ab bis 2021 – seit 2022 gibt es leider keine Schneehöhenmeldungen mehr aus Schröcken.

Auf dieser zweiten Grafik sehen wir, wie hoch der Schnee an den Tagen, für die es Messwerte gibt, im Schnitt lag. Nie war der Schnitt höher als 1968 – 174 cm waren es damals im Schnitt – bei immerhin 154 Tagen mit Meldungen ist das beachtlich. Verantwortlich dafür war ein sehr schneereiches erstes Quartal im hintersten Bregenzerwald und am Hochtannberg.
Der niedrigste Wert stammt von 1990, als es bei 160 Tagen mit Schnee im Schnitt nicht mehr als 24 Zentimeter waren, die in Schröcken gemessen wurden.
Die hellblaue Linie zeigt uns den 10-Jahres-Mittelwert: Demnach gab es in den 80er-Jahren mehr als einen Meter Schnee pro Tag mit Schnee, dieser Wert sank bis 2010 auf fast die Hälfte ab und steigt seither wieder an auf ca. 70cm.

Die letzte Grafik zeigt uns die Schneehöhen-Maxima und -Minima übers Jahr verteilt. Den allerhöchsten Wert in Schröcken, als es fast 4 Meter Schnee hatte, gab es demnach Ende März. Nur in der Zeit zwischen 16. Juli und 29. August gab es in den 129 Jahren seit Aufzeichnungsbeginn niemals eine Schneedecke. Das zeigt uns die violette Linie. Hier wird anzeigt, wie oft es für den entsprechenden Kalendertag eine gemeldete Schneedecke gab. Bis Anfang November gab es demnach in Schröcken in weniger als 40 Jahren schon Schnee. Von Ende Dezember bis Ende März hingegen so gut wie immer.

Umhausen (T)

Etwa 200 Meter tiefer als Schröcken und nicht in einer so niederschlagreichen Gegend liegt Umhausen im Tiroler Ötztal. Die Werte, die nur bis 1936 zurück reichen, weisen 1982 als das Jahr mit dem höchsten Messwert an Schnee aus: 82cm waren es damals. Am wenigsten hoch waren die Schneemessungen nur sieben jahre später im Jahr 1989 – damals wurden nie mehr als 7cm gemeldet! Zwischen 80 und 140 Tage mit Schnee gibt es im Ötztal bei Umhausen nach den vorliegenden Daten. Auffallend waren die Jahre 2014 bis 2017 mit niedrigen Schneehöhen und wenigen Tagen mit Schnee überhaupt. Das 10-Jahres-Mittel der maximalen Schneehöhen blieb seit 1945 ziemlich stabil zwischen 60 und 80 cm und stieg in den letzten Jahren deutlich an – nur 2022 lag der Wert wieder ähnlich niedrig wie die Jahre 2014 bis 2018.

Nie gab es im Schnitt mehr Schnee pro Tag mit Schnee als 1982 – 47,1 cm sind allerdings knapp weniger als ein Drittel der Schneemengen im „Schneeloch“ von Schröcken in Vorarlberg.
Der niedrigste Wert aus Umhausen stammt von 1989, als es bei (nur) 57 gemeldeten Tagen mit Schnee gerade einmal für einen Mittelwert von 2,5cm reichte.
Im 10-Jahres-Mittelwert gab es eine gut erkennbare „Delle“ nach unten in den Jahren nach 1990, zuletzt jedoch durch die schneereichen Winter 2018 bis 2021 wieder einen Anstieg.

Seit 1936 gab es in Umhausen nie Schneefall zwischen dem 9. Juni und dem 6. Oktober. Die höchsten Werte im Ötztal gab es einerseits Anfang Dezember und andererseits von Mitte Jänner bis Ende März. Vor Mitte November und nach Mitte März nehmen die Tage mit Schneedecke rapide ab.

Döllach (K)

Döllach in Kärnten liegt etwas höher als Umhausen, jedoch südlich des Alpenhauptkamms. Die Werte reichen bis 1930 zurück, weisen jedoch anfangs und seltsamerweise auch ab 2009 große Lücken auf. Am meisten Schnee gab es demnach 1951 mit fast 190 cm Schnee. Am wenigsten hoch waren die Schneemessungen vor 21 Jahren: 2002 lagen nie mehr als 12 cm Schnee in Döllach laut den Aufzeichnungen der ZAMG. Die Tage mit „Schneemeldungen“ schwanken in der Kärntner Gemeinde sehr stark: Von Jahren mit unter 40 Tagen bis zu solchen mit mehr als 120 Tagen ist alles zu finden. Das 10-Jahres-Mittel der maximalen Schneehöhen ist zuletzt wegen der fehlenden Jahre unbrauchbar – davor sank es von ca. 90cm um 1955 herum auf ungefähr 25cm anfangs des neuen Jahrtausends.

1951 war auch das Jahr mit dem höchsten Mittelwert der Tage mit Schnee. 110 cm bleiben im Schnitt aller Tage mit Schnee unerreicht in Döllach. Vor dem Ende der Aufzeichnungen sank dieser Wert auf das Minimum von 4 cm im Jahr 2002 ab, stieg dann aber wieder auf fast 40cm an bis 2009.

Seit 1930 gab es in der Zeit zwischen Anfang Juni und Ende September nie Schnee in Döllach. Auffallend ist hier, dass es bis in den Februar dauert, bevor das Maximum erreicht wird im Winter. Bereits Anfang März sinken die Tage mit Schneedecke wieder stark ab, im Gegensatz zur Nordseite der Alpen steigen die Werte aber bereits vor Mitte November stark an und gehen dann bis zum Jahresende weiter nach oben.

Bad Gastein (S)

Etwa 20 Meter höher als Döllach liegt auf der Nordseite der Alpen Bad Gastein. Die Werte reichen hier bis 1935 zurück. 1982 lag demnach am meisten Schnee mit 110 cm. Am wenigsten hoch waren die Schneemessungen elf Jahre zuvor im Jahr 1971 – damals wurden nie mehr als 25cm gemeldet! Zwischen 100 und 140 Tage mit Schnee gibt es im Gasteinertal nach den vorliegenden Daten. Auffallend waren die Jahre vor 1990 mit relativ hohen Werten und auch die Tatsache, dass das 10-Jahres-Mittel zwar etwas absank zuletzt, aber zum Beispiel etwa gleich hoch ist wie in den Siebzigerjahren.

Nie gab es im Schnitt mehr Schnee pro Tag als 1986 – 55,4 cm sind es damals gewesen – 2006 liegt nur knapp dahinter.
Der niedrigste Wert aus Bad Gastein stammt von 1971, als es 111 gemeldeten Tagen mit Schnee gerade einmal für einen Mittelwert von 5,2cm reichte. Ein schneearmer Winter war das damals!
Im 10-Jahres-Mittelwert gab es eine gut erkennbare „Delle“ nach unten in den Jahren vor 1980, zuletzt lagen die Werte ähnlich niedrig wie damals.

Seit 1935 gab es in Bad Gastein keinen Schneefall zwischen dem 19. Juli und dem 26. August – das ist ein sehr kurzer Zeitraum! Die höchsten Werte in der Salzburger Gemeinde gab es einerseits Anfang November und andererseits von Jänner bis Ende März. Vor Mitte November und nach Ende März nehmen die Tage mit Schneedecke rapide ab.

Semmering (St)

Die niedrigste aller hier präsentierten Stationen wurde zuletzt durch die Damen-Weltcuprennen bekannt: Am Semmering werden die Werte seit 1936 in 998m Seehöhe gemessen. Nie wieder gab es mehr Schnee als 1952, als 2 Meter gemessen wurden – 1986 waren es allerdings nur 2cm weniger. Am wenigsten hoch waren die Schneemessungen 1957, als niemals mehr als 26cm Schnee lagen am Semmering. Zwischen 100 und 150 Tage mit Schnee gibt es meistens am Semmering nach den vorliegenden Daten. Auffallend waren die vom Maximum her schwachen Jahre vor 1980. Leider fehlen die Daten der Jahre 1979 bis 1982. Das 10-Jahres-Mittel erreichte um 2010 einen Höhepunkt von etwa 120cm und sank dann auf 70cm ab. Zuletzt gab es jedoch wieder mehr Schnee, vor allem auch 2023!

Nie gab es im Schnitt mehr Schnee pro Tag als 2006 – 127,5 cm sind es damals gewesen – das sind 40cm mehr als im Jahr 1986!
Der niedrigste Wert vom Semmering stammt von 1957, als es bei 115 gemeldeten Tagen mit Schnee gerade einmal für einen Mittelwert von 5,9cm reichte.
Im 10-Jahres-Mittelwert gab es eine gut erkennbare „Spitze“ um 2012 herum, danach sinkt der Wert wieder auf den der Jahre von 1980 bis 2000 ab.

Seit 1936 gab es am Semmering keinen Schneefall zwischen dem 2. Juni und dem 19. September – in weniger als 20 Jahren gab es vor Mitte November schon Schnee oder nach Mitte April. Eindeutig am meisten Schnee lag in der zweiten Februar- und ersten Märzhälfte.

Tamsweg (S)

Tamsweg liegt etwa 25 m höher als der Semmering und bringt zwei „Wiederholungen“: Erstens haben wir hier wie in Schröcken Daten seit 1895, also – mit wenigen Ausnahmen – etwa 130 Jahre lang. Und zweitens liegt es so wie Bad Gastein in Salzburg. Allerdings liegt die Gemeinde im Lungau, einer inneralpinen Beckenlage. Nie wieder gab es mehr Schnee als 1905, als 121 Zentimeter gemessen wurden – 2002 waren es nur 9cm am Tag mit der höchsten Schneedecke! Zwischen 75 und 150 Tage mit Schnee gibt es meistens im Lungau nach den vorliegenden Daten. Bei keiner anderen Station sind die Rückgange sowohl bei der Anzahl der Tage als auch bei den Maxima so eindeutig wie hier. Selbstverständlich schwanken die Werte auch hier – allerdings geht der Trend eindeutig nach unten.

Nie gab es im Schnitt mehr Schnee pro Tag als 1951 – 51,3 cm wurden damals im Winter im Schnitt gemessen bei mehr als 110 Tagen mit Schnee. Im Jahr 2002 hingegen waren es im Schnitt von 69 Tagen mit Schnee nur 4 Zentimeter!
Im 10-Jahres-Mittelwert ist auch hier der Trend nach unten zu erkennen – waren es um 1960 noch fast 30cm, so liegen wir heute knapp über 10cm.

Zwischen dem 15. Juni und dem 10. September gab es seit 1895 nie Schnee im Lungau. Mehr als 50 Jahre mit Schneedecke gab es zwischen Anfang November und Ende März.

FAZIT

Grundsätzlich gibt es in den Mittelgebirgslagen Österreichs weniger Schnee als früher. Allerdings ganz unterschiedlich in der Ausprägung. Ja nach Region scheinen die Zahlen zuletzt wieder anzusteigen bei den Schneemengen. Die Tage mit Schneemeldungen zeigen ein ähnliches Bild.
Was generell auffällt, sind die im Vergleich zu den anderen Stationen mit historischen Daten hohen Werte aus Schröcken. Nur weil die Mess-Station etwa 200 m höher liegt als die anderen? Oder doch, weil sie in einer klassischen „Staulage“ liegt?
Was bei den Durchschnittswerten aller „Schneetage“ auffällt? Dort, wo es Daten gibt, steigen die Zahlen in den letzten Jahren meist wieder an. Ob das allerdings ein langanhaltender Trend sein wird, oder nur eine Abnormalität in den letzten Jahren, das wird sich erst zeigen.
Ich freue mich jedenfalls – nach einem schönen Herbst mit noch einigen schönen, milden Tagen – auf hoffentlich einigen Schnee – auch wenn die Daten zeigen, dass mit diesem nicht vor Mitte November zu rechnen ist (außer vielleicht im Süden der Alpen). Ob wir dieses Jahr einmal viel Schnee vor Weihnachten haben werden? Den Kindern wünsche ich es auf jeden Fall!
Laut den vorliegenden Daten vervielfacht sich jedenfalls die Chance auf Schnee vom Ende der Herbstferien bis zum Nikolaustag… Und zu Weihnachten lag die Chance seit Messbeginn in Schröcken bei fast 100%… zur Not treffen wir uns alle dort… 😉