„Die Pandemie, unendliche Zeiten. Wir schreiben das Jahr 2023. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Ostarrichi, das mit seiner inzwischen auf 9.106.126 Kopf angewachsenen Besatzung seit 1.027 Jahren unterwegs ist, um fremde Touristen zu erforschen, neue Biersorten und neue Skandale. Viele Monate von anderen Staaten entfernt dringt die Ostarrichi in Test-Zentren vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“
Angelehnt an Startrek Enterprise (USA 1965–1969)
Am 26. Februar 2020 beginnen sie, die Daten in manchen der AGES-Tabellen – nicht in allen! So wissen wir zum Beispiel erst ab dem 1. April 2020, wie viele Menschen mit einem positiven Tests auf C19 in den Spitälern Österreichs lagen.
Warum ich gerade heute was dazu schreibe? Weil bei den seit gestern (27.2.23) verfügbaren Daten der AGES der 26.02.2023 mit erfasst ist. Die Daten haben ja einen Tag „Verspätung“. Das heißt, wir haben nun drei Jahre Pandemiedaten in Österreich!
Ich habe mir exemplarisch die Dateien, die ich am meisten gebraucht habe, vorgenommen und genauer angesehen:
Die „Altersgruppen“-Tabelle
Ab dem 26. Februar 2020 gibt es Angaben dazu, wie sich die Pandemie auf die einzelnen Altersgruppen verteilt hat – und das wissen wir für jedes Bundesland separat – und für gesamt Österreich. Alle Daten sind aufgegliedert in 5-Jahres-Altersgruppen und nach Geschlecht getrennt. Interessanterweise endet diese Gliederung jedoch mit der Altersgruppe „85 und älter“.
EINWURF 1: Das ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Erstens gibt es bei der Statistik Austria bei verschiedenen Daten wie den Sterbefällen oder auch den Bevölkerungszahlen sehr wohl auch Daten für ältere Personen, also für die 85-89-Jährigen, die 90-94-Jährigen und zuletzt die Menschen, die 95 Jahre und älter sind.
Und zweitens wissen wir alle, dass der Großteil der Verstorbenen über 80 Jahre alt war – wäre es da nicht interessant gewesen, zu wissen, wer davon auch über 85 Jahren welcher der 3 Altersgruppen, die es sonst gibt, angehörte? Und nachdem diese Daten erst ab dem 6. Oktober 2020 seitens der AGES im Dashboard dargestellt wurden, kann auch niemand behaupten, dass das am Anfang noch nicht absehbar war…
Was für Daten werden bekanntgegeben bei den Altersgruppen?
- Die „Einwohnerzahl“ der einzelnen Altersgruppen, also zB wie viele weibliche Kinder unter 5 Jahren gibt es in Kärnten.
EINWURF 2: Diese Daten wurden zu Beginn alle angegeben mit den Bevölkerungszahlen von 2020 – was ja auch richtig war. Allerdings gab es trotz beträchtlicher Veränderungen bei den Zahlen vorerst nie ein „Update“ auf neuere Zahlen. Irgendwann im Laufe der Pandemie wurde das dann doch geändert – jedoch nicht so, dass es zB an die quartalsmäßigen Zahlen angepasst wurde. Nein, es wurden nun ALLE Daten – auch die vom 26.2.2020 mit den EW-Zahlen aus dem Jahr 2022 versehen – was nicht sinnvoll ist, weil das zB die Inzidenzen der Altersgruppen stark verfälscht! - Die Kategorie „Anzahl“ – sie gibt an, wie viele Menschen seit dem ersten Tag der Pandemie pro Geschlecht und Altersgruppe positiv getestet worden sind. Es handelt sich also NICHT um die Zahl der „Erkrankten“, sondern lediglich um laborbestätigte positive „Fälle“.
- Die Kategorie „AnzahlGeheilt“ (die heißt WIRKLICH so!) steht für alle, die nach dem positiven Test den Status „genesen“ erreicht haben.
- Die Kategorie „AnzahlTot“ steht für alle offiziell an oder mit C19 verstorbenen Personen in den einzelnen Bundesländern und Altersgruppen.
WAS FEHLT an Daten?
Was nie erfasst wurde von Anfang an und ganz wichtig gewesen wäre für eine Darstellung der Situation: Es gab NIEMALS Daten dazu, wie viele Personen NEGATIV getestet wurden, sondern nur die positiven Tests. Hätten wir diese Daten gehabt, wäre es zum Beispiel sehr einfach gewesen, zu erkennen, welche Gruppen wirklich stark „betroffen“ waren. Erst wenn wir wissen, wie groß der Anteil einer bestimmten Altersgruppe an ALLEN Tests war oder auch wie viele Prozent der Altersgruppe getestet wurden, können wir sagen, wie stark die Gruppe betroffen war.
Ein Beispiel: Lange Zeit mussten ALLE SchülerInnen mehrmals in der Woche zu Zwangstestungen. SELBSTVERSTÄNDLICH bewirkt das, das der Anteil der gefundenen Positiven unter allen Positiven besonders stark ist in dieser Gruppe. Nur wenn entweder auch alle anderen Gruppen zwangsgetestet worden wären oder die Daten bekannt gewesen wären, wie sich die Tests (also eben auch die negativen) auf alle Altersgruppen verteilen, hätten wir wirklich genaue Aussagen dazu treffen können.
Das ist nur EIN Beispiel von fehlenden Daten in Österreich. Es wäre zum Beispiel auch ein leichtes gewesen, andere Daten von Anfang zu erfassen. Oder zum Beispiel ab dem Start der Impfungen die Info mitzuführen, wie der Impfstatus aller Personen (auch hier wieder incl. der negativen Tests!) ist.
In der Schweiz gibt es Daten dazu und wir sehen dort, dass die Altersgruppen, die früh geimpft wurden, sofort deutlich weniger Testungen über sich ergehen lassen mussten. Das wiederum relativiert dann wieder Aussagen wie „alle Positiven sind ungeimpft“ – eben weil es auf den ANTEIL aus allen Tests ankommt.
Das „Nachjustieren“
Ich habe mir zum dreijährigen Geburtstag beispielhaft einen Tag herausgesucht, um aufzuzeigen, dass die am jeweiligen Tag bekanntgegebenen Daten noch viel geändert wurden. Meine Wahl fiel auf den ersten „Jahrestag“ der Daten, den 26. Februar 2021. Ich habe die Daten, die es am 27. Februar 2021 dafür gab mit denen verglichen, die es ein Jahr später gab und diese wiederum mit denen, die seit gestern als offizielle Daten gelten für den 26. Februar 2022.
Damit haben wir einmal die Daten vom Tag aktuell, einmal die, die ein Jahr alt sind (wieder für den selben Tag!) und einmal die aktuellen Daten, die heute für den gleichen Tag notiert sind.
Nun ist es logisch und nachvollziehbar, dass sich diese Daten insofern noch verschieben, als dass Fälle, die an einem Tag „gemeldet“ worden sind, noch einem früheren Tag zugeordnet wurden, wenn sie eben von gestern, vorgestern oder noch früher stammten. Genauso kann es sein, dass Fälle, die am entsprechenden Tag „passiert“ sind erst einige Zeit später im System auftauchen – positive Tests genauso wie Genesungen oder auch Todesfälle.
So etwas kann auch einmal einige Tage oder im Extremfall sogar erst zwei bis drei Wochen zu spät erfolgen – oder?
Schauen wir uns also einige Grafiken an. Bevor wir einen Blick auf die verschiedenen Pandemiewerte werfen, schauen wir uns an, wie sich die Berechnungsbasis geändert hat. Da etwa die Inzidenzen immer mit der Gruppengröße zusammenhängen, ist es nicht unwesentlich, wie groß diese Gruppe ist. Wie haben sich also die ursprünglich verwendeten Zahlen entwickelt von 2020 im Vergleich zu den jetzt verwendeten Zahlen von 2022 (danach wurde nichts mehr geändert)?
Das sind die Zahlen aller männlichen Personen: Wir sehen, dass es Altersgruppen gibt, die in den zwei Jahren generell gewachsen sind, wie etwa die Männer von 55 bis 64 oder 65 bis 74 Jahren. Das hat sicher auch damit zu tun, dass hier geburtenstarke Jahrgänge „nachgerutscht“ sind in die entsprechenden Gruppen. Genauso hat die Zahl der 45-54-Jährigen abgenommen überall – auch das liegt sicher an den geburtenstarken Jahrgängen, die nun „weiter oben“ zu finden sind.
Interessanter finde ich andere Altersgruppen, wo es doch regional große Unterschiede gibt. So sind die Zahlen bei den Kindern unter 5 Jahren fast überall zurück gegangen. Nur in Vorarlberg (minimal) und in Salzburg (+0,44%) gibt es 2022 mehr Knaben in diesem Alter. Umgekehrt ist überall außer in Kärnten die Zahl der Buben von 5 bis 14 gestiegen.
Wenn wir auf der anderen Seite der Altersgruppen nachschauen, dann sind bei den 75-84-Jährigen die Zahlen überall gesunken außer in Wien. Am extremsten sind die Unterschiede bei den Menschen ab 85 Jahren: In Kärnten, der Steiermark und in Wien leben über 1% WENIGER Männer ab 85 Jahren, in den anderen Bundesländern mehr – heraus sticht hier Vorarlberg mit einem Plus von fast 4%.
Bei den Frauen sieht das anders aus: Hier sind die Zahlen nur in Vorarlberg und Tirol gestiegen bei den Frauen ab 85 Jahren, überall sonst sind sie gefallen. Wieder sind die Zahlen bei den 75-84-Jährigen in Wien gestiegen und – außer in Salzburg – überall sonst gefallen.
Bei den Kindern unter 5 Jahren gab es hier vier Bundesländer mit steigenden Zahlen innerhalb dieser zwei Jahre: NÖ, OÖ, Salzburg und Vorarlberg. Wieder sind die Zahlen bei den 10-14-Jährigen in Kärnten rückläufig, und sonst – außer in Vorarlberg – überall steigend.
Diese Veränderungen haben NICHT viel mit der Pandemie zu tun, sondern zeigen nur, wie sich sogar innerhalb von nur zwei Jahren die Zahlen bei 5-Jahres-Altersgruppen ändern!
Die positiven Tests
Da ja die ursprünglichen Daten vom 27.2.2021 nur die tagesaktuell gemeldeten Daten umfassen bis zu diesem Tag, ist es logisch, dass es noch Veränderungen geben musste. Wie groß sind diese?
Wenn wir die Daten mit denen vergleichen, die ein Jahr später für exakt denselben Tag dargestellt werden, dann gibt es vor allem bei den Kleinkindern Veränderungen. Im Burgenland etwa sind bei den Mädchen noch einmal 6% dazu gekommen zur GESAMTSUMME aller positiv getesteten. Das ist eine beachtliche Zunahme! Bei den Burschen kamen nirgends mehr dazu als in NÖ (+1,44%). Die Fälle, die hier als „weniger“ dargestellt sind, müssen lauter Doppel- oder Falschmeldungen gewesen sein, da sie ja nicht nach hinten verschoben sein können (niemand kann sagen, wer am kommenden Tag einen positiven Test abliefert, oder?). In Kärnten waren das bei den Mädchen unter 5 Jahren immerhin mehr als 5% aller positiven Tests – also jedes 20. bis dahin als positiv gemeldete weibliche Kleinkind aus Kärnten war entweder eine Fehlmeldung oder doppelt gemeldet! Auch bei den Knaben ist das nicht viel anders, dort sind es etwa 4,5%.
Interessanter wird die folgende Grafik: Von 2022 auf 2023 darf es eigentlich KEINEN Unterschied mehr geben bei den Zahlen für den 26.02.2021, der ja schon mindestens ein Jahr vergangen ist. Stimmt das, oder gab es auch hier noch Datenkorrekturen?
Oh ja, es gab TROTZDEM noch Änderungen. Nur bei vier Altersgruppen führten diese zu einer Korrektur nach oben. Und fast überall sonst gab es Korrekturen nach UNTEN. Das heißt, es müssen Fehler bei den Daten der bis dahin positiv Getesteten in so gut wie allen Altersgruppen entdeckt worden sein – und das mehr als ein Jahr nach dem Datum, dem diese Fälle zugeordnet wurden! Wieder ist Kärnten vorne und wieder sind es die Kleinkinder: Noch einmal kamen bei den Knaben mehr als 3,5% ALLER bis dahin als positiv getesteten Fälle wieder weg!
Die Genesungen
Einfache Annahme: Wenn sich die Zahlen bei den positiv Getesteten geändert haben, dann müssen die Daten bei den Genesungen in etwa gleich stark anders sein – oder? Denn das muss ja für alle Fälle außer denjenigen, die zu den Verstorbenen gezählt werden, gleich sein.
Nun, eine gewisse Ähnlichkeit ist zumindest da – wieder ist der höchste Wert bei den Mädchen unter 5 Jahren im Burgenland zu finden. Die größte Abnahme an Genesungen stammt dieses Mal aus der Steiermark.
Stimmt die Annahme, dass es in etwa gleich sein müsste, auch für den Vergleich der Daten aus 2022 und 2023 für den 26. Februar 2021?
HOPPLA! Von „annähernd gleich“ kann hier keine Rede mehr sein! Waren es bei den Positiven Korrekturen von maximal 3,5% nach unten, so sind es bei den Genesenen ganz andere Zahlen! Die Genesungen in Tirol für die Menschen ab 85 Jahren zeigen plötzlich ein Minus von 16,75%! Das heißt, dass fast jeder sechste Mann in diesem Alter, der ein Jahr vorher noch als genesen eingetragen war, nun plötzlich „verschwunden“ ist. Bei den Frauen aus dem Burgenland gilt das ungefähr für jede zehnte genesene Frau ab 85 Jahren!
Jetzt könnten wir raten und sagen, dass vielleicht alle Personen, die innerhalb dieses Jahres verstorben sind, aus den Daten entfernt wurden. Bei den Menschen ab 85 Jahren wäre das noch erklärbar – allerdings stellt sich dann die Frage, wieso bei den weiblichen Kleinkindern in Vorarlberg jede 50. Genesung und bei den männlichen Kleinkindern in Kärntern jede 25. Genesung wieder „aufgehoben“ wurde. Denn die sind mit SICHERHEIT nicht verstorben in diesem Jahr!
Die offiziellen C19-Todesfälle bis zum 26. Februar 2021
Wenn wir uns die Originaldaten von 2021 anschauen, werden dort am 27. Februar 8.397 Todesfälle an oder mit Covid verzeichnet. Natürlich können hier noch Fälle, die bis dahin noch nicht gemeldet worden sind aus den letzten Tagen und Wochen dazu kommen. Wie sieht also der Vergleich der Daten mit denen, die ein Jahr später als Gesamtstand gemeldet wurden für den 26.2.2021 aus?
In absoluten Zahlen kamen 140 Todesfälle dazu! Das ist ganz schön viel, finde ich. Anteilsmäßig waren es bei den 15-24-Jährigen Burschen aus Wien am meisten – 100% mehr bedeutet in dem Fall dass aus einem Fall zwei wurden. Es gibt allerdings auch „Rücknahmen“ bei den Todesfällen – so gab es in NÖ bei den 45-54-jährigen Männern fast 10% weniger, da von den ursprünglich bis dahin gemeldeten 11 Todesfällen einer wieder entfernt wurde. In Oberösterreich wurden es bei den 35-44-Jährigen (3->4) und den 45-54-Jährigen (9->12) jeweils um ein Drittel mehr.
Jetzt kommt die spannendste Grafik des heutigen Beitrages. Denn zwischen dem 26. Fabruar 2022 und dem 26. Februar 2023 hätte sich eigentlich, was die Todesfälle betrifft, nicht mehr viel ändern dürfen. Immerhin waren schon am 26. Februar 2022, also dem Tag, mit dem wir den aktuellen Stand vergleichen, alle Personen, die bis zum 26. Februar 2021 gestorben sind, bereits MINDESTENS ein Jahr tot.
Es war jedoch ganz anders: Im April 2022 wurden nachträglich durch eine als „Datenabgleich“ verkaufte Umetikettierung von Todesfällen, die alle MINDESTENS 14 Monate zurück lagen, 1.774 Todesfälle aus dem Jahr 2021 postum zu offiziellen Covid-Todesfällen erklärt.
Das führte dazu, dass es in 7 Altersgruppen in verschiedenen Bundesländern gleich DOPPELT so viele Todesfälle gab wie vorher! Das einzige Bundesland, das hier zwei Mal vorkommt, ist Wien. Dort verdoeppelte sich die offiziellen Zahlen in Sachen Todesfälle sowohl bei den 25-34-jährigen Frauen als auch den 35-44-jährigen Männern. So wurden mindestens 400 Tage nach ihrem Tod nachträglich viele zu Covid-Todesfällen erklärt. Bei den 25-34-jährigen Frauen kamen auf diese Weise in ganz Österreich noch 6 „nachträglich entdeckte“ Covid-Todesfälle dazu, was zu einer Steigerung um 150% führte, da es davor nur 4 offizielle Covid-Todesfälle gab in dieser Gruppe.
FAZIT
Ich habe diesen Vergleich schon einmal vor längerer Zeit bemüht: „Der Kurier der Kaiserin“ war eine TV-Serie in der Klausjürgen Wussow den Kurier spielte, der mit seinem weißen Pferd Depeschen für die Kaiserin durch die Gegend transportierte. Seine Herrscherin Maria Theresia beauftragte ihn in der Zeit vor und während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) mit verschiedenen Aufgaben. Ich glaube dass es selbst damals unmöglich gewesen wäre, dass die Nachricht von Tod von mehr als 1.700 Menschen so lange falsch dargestellt worden wäre…
Und so beende ich dieses Posting wie ich es begonnen habe – mit einem Zitat aus der Serie Startrek Enterprise, dieses Mal ist ein nicht verändertes Original:
Kirk | Wie kommen wir nur hier weg. … Haben Sie eine Idee, Mr. Spock? |
Spock | Tja, Ideen habe ich schon. Aber mit der Durchführung hapert es im Moment. |