Schultests KW 22 – über verschwendete Millionen

Quellen: Land Vorarlberg, BM für Bildung, Statistik Austria

Vorbemerkung: Es ist vorbei!

Mit Pfingsten werden – für dieses Schuljahr – die verpflichtenden Testungen an den Schulen ausgesetzt. Natürlich wird darüber berichtet in allen Medien. Am meisten fallen mir derzeit jedoch Schlagzeilen auf, dass es scheinbar so gewesen sei, dass wegen einer zu späten oder unterlassenen Meldung an die Anbieter das BM für Bildung nun noch elf Millionen „nachzahlen“ muss.

Irgendwie finde ich das seltsam. In den letzten Monate wurde sogar am Schluss, als nur mehr ein PCR-Test pro SchülerIn und Woche verpflichtend war, mindestens ebendieser Betrag im Monat ausgegeben. Und dabei wurden selbst beim Höchststand von Omikron, als österreichweit bis zu 5% aller EinwohnerInnen in Absonderung waren, gab es keine Woche mit mehr als 2,5% positiven Tests an den Schulen! Gab es große Artikel in „seriösen Medien“ über die Mengen an Geld, die das verschlungen hat? Mir sind keine bekannt.

Auf news.orf.at ist heute zu lesen:

„In diesem Schuljahr sind mehr als 30 Mio. PCR-Schultests durchgeführt worden. Dazu kamen laut einer auf Zahlen des Bildungsministeriums basierenden Aufstellung des Gesundheitsressorts noch knapp 84 Millionen Antigentests.“

https://orf.at/stories/3269359/

Also die erste Zahl kann ich bestätigen – es gab etwa 30 Mio Schultests – das heißt im Schnitt, dass alle SchülerInnen ca. 30 Mal getestet worden sind im laufenden Schuljahr mittels PCR. Dabei sind diese Zahlen noch ungenau, da die Wiener ja ein eigenes Süppchen kochen und die Zahlen dort nicht genau übertragen werden können, weil auch das System ein anderes ist.

Die 84 Mio Antigentests jedoch finde ich „hinterfragenswert“, weil auf der Seite des Ministeriums eigentlich steht:

„Gesamtzahl aller durchgeführten PCR-Testungen und Antigen-Selbsttests an Schulen (Schüler:innen, Lehr- und Verwaltungspersonal).“

Da dürfte dem ORF, oder der Agentur, von der die Meldung stammt, entgangen sein, dass bereits im vergangenen Schuljahr 33.852.168 Antigentests durchgeführt worden sind von KW 8 bis KW 27. Das heißt, dass im laufenden Schuljahr „nur“ etwa 50 Mio AG-Tests gemacht worden sind – das sind immer noch fast doppelt so viele wie die PCR-Tests, OBWOHL in den letzten Wochen nur mehr PCR-Tests zum Einsatz kamen.

Weiters gibt’s beim ORF zu lesen:

„Insgesamt wurden bei den PCR-Tests damit knapp 300.000 positive Fälle registriert – das entspricht in etwa einem Prozent der Tests.“

https://orf.at/stories/3269359/

Das ist eine interessante Aussage. Denn mir liegen – bis auf 10 Wochen von Jahreswechsel bis Ostern – von allen Wochen die Zahlen des BM für Unterricht vor – da fehlt nur Wien. Und wenn ich ALLE positiven Tests zusammenzähle, dann komme ich bei den SchülerInnen auf 26.300 positive PCR-Tests. Wenn ich nun noch die Zahlen der 10 Wochen, wo ich nur Vorarlberger Zahlen habe, auf Österreich hochrechne, komme ich auf keine 140.000 Positiven.
WENN also die Angaben im ORF-Text stimmen, dann waren entweder die Vorarlberger SchülerInnen immer viel „gesünder“ als der Rest von Österreich und/oder die Wiener Zahlen waren mindestens gleich hoch, wie die aus dem Rest von Österreich zusammen.

Ich mache noch einen dritten Versuch: Ich lasse die Wiener SchülerInnen ganz außen vor. Dann haben wir – wenn ich auch wieder die gesicherten Vorarlberger Zahlen für die KW 4 bis KW14 hochrechne auf den Rest von Österreich ohne Wien – 113.000 Positive gehabt. Bei (auch hier rechne ich die Wiener Tests weg) 20 Mio PCR-Tests wären das dann 0,513% aller Tests. Damit dann also die „ein Prozent“ aus dem Pressetext stimmen, müssten bei den 10 Mio Wiener Testungen etwa 187.000 Positive gefunden worden sein. Das entspricht dann in Wien einer Positivenrate von 1,87%.

Noch einen interessanten Satz habe ich gefunden:

„Die Infektionskurven decken sich auch im Großen und Ganzen mit jenen in der Gesamtbevölkerung.“

https://orf.at/stories/3269359/

Nun ja, wenn damit gemeint ist, dass die Kurven während der Wellen höher waren als wen es keine Welle gab. Ja, das stimmt. Allerdings lagen die „Gesamtwerte“ der beiden betroffenen Altersgruppen immer DEUTLICH höher als die der gefundenen Positiven der SchülerInnen. Zum teil waren es zwei oder sogar drei Mal so hohe Zahlen bei den AGES-Daten im Vergleich zu den Schul-Zahlen.

Wenn also diese Aussage darauf abzielt, die Schultestungen zu rechtfertigen, dann kann ich genauso fordern, dass in Zukunft alle Vollimmunisierten einmal in der Woche verpflichtend zum Test müssen. Denn auch deren Kurve – das zeigen die im April beendeten Berichte der AGES ganz deutlich – „deckte sich im Großen und Ganzen mit jenen der Gesamtbevölkerung“.

Zurück zu der vergangenen – und letzten – Woche mit Pflicht-Schultestungen

27 (-2) Erwachsene und 332 (+48) SchülerInnen wurden diese Woche „gefunden“ bei den 571.047 (+14.013) PCR-Testungen in den Schulen – aus einer Personengruppe, die in etwa 1 Million Menschen entspricht. Bei den SchülerInnen gab es 2,6 % mehr an Tests, bei den Erwachsenen sank die Testanzahl fast um 2% ab.
Wien ist – wie immer – nicht miterfasst, weil die ihr eigenes Süppchen kochen!

Die Republik Österreich hat diese Woche für jeden positiven Test 8.600 Euro ausgegeben – das ist in etwa gleich viel wie letzte Woche.

Diese Woche wurden mehr als 73% aller SchülerInnen und ziemlich genau ein Viertel aller Erwachsenen im Schulbetrieb getestet. Diese positiven Ergebnisse werden nicht mehr dahingehend überprüft, ob das Ergebnis vielleicht falsch positiv ist. Die Wahrscheinlichkeit eines falsch-positiven Tests liegt derzeit bei 25%, selbst wenn die Tests 99,9% der Positiven finden könnten (und so einen hohen Wert kann meines Wissens kein Test angeben).

Grafik 1 – Übersicht 8 Bundesländer – alle PCR-Tests von SchülerInnen

Was die positiven PCR-Tests betrifft bei den SchülerInnen, so lag diese Woche Vorarlberg mit 0,066% voran. Das ist deutlich weniger als der höchste Wert der Vorwoche! Das Burgenland ist dieses Mal „positives Schlusslicht“ mit gerade einmal 0,033% – das entspricht einem von 3.030 Tests!

Grafik 2 – Die Erwachsenen bei den PCR-Testungen

Das BM für Bildung gibt die „Gesamtzahlen“ auch für die Erwachsenen – getrennt von den Schülerzahlen (in der rechten Grafik zum Vergleich) – heraus.

Wir sehen: Die Erwachsenen sind im Schnitt mehr als doppelt so oft positiv. Am „meisten“ Positive gab es diese Woche in Vorarlberg mit 0,268% (das ist mehr als der höchste Wert von NÖ letzte Woche), gefolgt von Kärnten (0,242%) und der Steiermark (0,195%). In Tirol gab es GAR KEINE positiven Tests bei Erwachsenen im Schulbetrieb!

Grafik 3 – die Testhäufigkeit

Um das Ganze von Grafik 1 genauer und realistischer betrachten zu können, müssen wir jedoch die Zahl der positiven Tests nicht aufgrund der GEMACHTEN TESTS, sondern aufgrund der ZAHL DER SCHÜLERINNEN im Bundesland betrachten.

Hier steigen wie die letzten Wochen die Zahlen bei den SchülerInnen weiter an: Es wurden österreichweit 73% (+2%) aller SchülerInnen und 25% (+/- 0%) aller Erwachsenen getestet. In Vorarlberg wurde nur etwa jede achte  Lehrperson getestet und mit 68% mehr als zwei Drittel aller SchülerInnnen – das ist – wie seit Wochen schon – das Bundesland mit den niedrigsten Werten.

Grafik 4 – Die Tests auf Inzidenzen gerechnet – PCR-Tests

Aus der Zahl der Positiven bezogen auf die Zahl der Personen entstehen andere Prozentwerte – wenn wir hier nicht pro 100 rechnen, sondern pro 100.000, dann haben wir „Inzidenzen“.

Bei den PCR-Tests sehen wir, dass es – was die Spitzenwerte betrifft – schon wieder einen RÜCKGANG bei den positiven Tests gab: Es gibt diese Woche KEINE Inzidenz mehr über 45 – Letzte Woche hatte NÖ noch 56! Diese Woche liegt Vorarlberg mit 44 ganz knapp vor der Steiermark und OÖ. In NÖ und Salzburg sind die Werte ebenfalls über dem Bundesschnitt – ohne Wien – von 39.

Grafik 5, 6 und 7 – Die Tests auf Inzidenzen gerechnet – Schulstufen

Hier gab es letzte Woche noch einzelne Bundesländer mit Werten über 100 – heute liegt noch ein einziger Wert über 62!

In der Primarstufe ist diese Woche OÖ (49) voran – der Wert ist knapp unter dem höchsten der letzten Woche! Nur das Burgenland, Kärnten und Vorarlberg liegen klar unter dem Bundesschnitt von 41, Salzburg und Tirol mit 40 nur ganz knapp.

Bei den PCR-Tests in der Sekundarstufe I liegt Vorarlberg voran (59), dann folgen OÖ (47) und die Steiermark (45), alle anderen liegen unter dem Bundesschnitt von 35 (-9)!

Bei der Sekundarstufe II ist ebenfalls Vorarlberg (59) voran – nur NÖ (55) liegt auch über dem Bundesschnitt von 37 (+6).

Grafik 8 – Österreich: Die SchülerInnen–PCR-Tests

Für gesamt Österreich ergibt sich bei der Anzahl der Tests ein Schnitt von 0,056% (ein Plus von 5% zum Wert der Vorwoche) an positiven Tests, das entspricht einem positiven Test pro 1.785 Tests. Kostenpunkt pro positivem SchülerInnen-PCR-Test in Österreich: Mindestens 8.928 Euro (Annahme: 5 Euro pro Test, was sehr niedrig geschätzt ist!).

Grafik 9 – Österreich: Die Erwachsenen–PCR-Tests in den Schulen

Bei den Lehr- und Verwaltungspersonen für gesamt Österreich ergibt sich ein Schnitt von 0,120% an positiven Tests, das entspricht einem Minus von fast 6% und einem positiven Test pro 833 Tests. Kostenpunkt pro positivem Erwachsenen-PCR-Test in Österreichs Schulen: Mindestens 4.166 Euro (Annahme: 5 Euro pro Test, was sehr niedrig geschätzt ist!)

Grafik 10 – Österreich: ALLE PCR-Tests in den Schulen

Zusammengefasst für gesamt Österreich ergibt sich für SchülerInnen und Erwachsene im Schulbetrieb ein Schnitt von 0,058% an positiven Tests, das entspricht einem positiven Test pro 1.724 Tests. Kostenpunkt pro positivem Schul-PCR-Test in Österreich: Mindestens 8.620 Euro (Annahme: 5 Euro pro Test, was sehr niedrig geschätzt ist!)

Grafik 11 – Österreich: Die Schultypen

Hier noch eine Übersicht, die zeigt, wie viele Tests NEGATIV bzw. positiv waren in den verschiedenen Schultypen. Zur Erinnerung: Massentests unter Gruppen mit weniger als 1% Positivenrate machen laut Experten keinen Sinn (siehe Einleitung zur Wahrscheinlichkeit falscher Tests!).
An den Sonderschulen gab es diese Woche mit 0,104% den höchsten Wert. An den Mittelschulen war nur einer von 2.273 Tests positiv.

FAZIT

Gut, das Schluss ist!
Ich zitiere hier den von mir sehr geschätzten Public Health Experten Martin Sprenger:

„Das aktionistische Testen in Österreichs Schulen war einzigartig in Europa. Aber nicht nur einzigartig faktenbefreit und unverhältnismäßig, sondern auch einzigartig teuer. Das typische Ergebnis der Politisierung in Österreich. Bin echt neugierig wann das endlich einmal ein Nachspiel hat. Mehr ist nicht immer besser. Beim Testen in den Schulen war das eindeutig der Fall“

Dr. Martin Sprenger, Public Health Graz