Sie werden wieder laut – die Rufe nach Maßnahmen, nach Masken, nach Tests – auch und besonders dort, wo sich die gesündeste Bevölkerungsgruppe aufhält: in den Schulen. Schauen wir uns doch einmal einen Vergleich an mit dem Land, das sich meiner Meinung nach dazu besonders gut anbietet: die Schweiz.
Die Schweiz ist ein Nachbarland von Österreich, liegt in der gleichen Klimazone und hat fast gleich viele EinwohnerInnen. Auch in der Schweiz spielt der Tourismus eine große Rolle, sie ist ebenso wie Österreich neutral und natürlich gab es auch in der Schweiz Corona-Maßnahmen – auch an den Schulen.
Schulschließungen
Laut der OECD (siehe hier) gab es bis Mai 2021 Schulschließungen in folgendem Umfang:
Primastufe: Schweiz 34 Tage | Österreich 74 Tage
Sekundarstufe: Schweiz 34 Tage | Österreich 74 Tage
Damit liegt die Schweiz hier hinter Japan und Schweden (keine Schließungen), Dänemark (20 Tage) und Neuseeland (24 Tage) an der fünften Stelle der OECD-Staaten. Die USA, Kanada, Island und Australien fehlen bei den Daten.
Im Vergleich zu Österreich waren die Schulen demnach bei uns mehr als doppelt so lange geschlossen wie in der Schweiz.
Die Gmynasien waren in der Schweiz 56 Tage geschlossen, die Universitäten 129 Tage. Im Vergleich dazu waren die Gymnasien bei uns 105 Tage zu, die Universitäten 222 Tage. Mit letzterem liegt Österreich übrigens hinter Polen (263 Tage) an vorletzter Stelle und mehr als doppelt so hoch wie der OECD Schnitt von 103.
Tests an Schulen
In Österreich wurden SchülerInnen und Schüler von Februar 2021 bis Juni 2022 VERPFLICHTEND getestet. Dafür wurden MINDESTENS 115 Millionen Tests an Schulen gemacht (BM für Gesundheit, Stand 1. Juli 2022) – davon waren 31 Mio PCR-Tests. Derzeit werden die Schulen bereits wieder mit neuen Tests beliefert und es wurden anfangs des Schuljahres bereits wieder freiwillige Tests – zuerst an den Schulen, dann für zuhause – angeboten.
In der Schweiz gab es NIE flächendeckende verpflichtende Tests an den Schulen. Es gab einzelne Kantone, die eine Zeit verpflichtende Tests eingeführt haben – in anderen gab es Massentests auf freiwilliger Basis, in manchen der Kantone blieben dabei die Test-Teilnahmen unter 50%.
In der Schweiz wurden laut ourworldindatat.org INSGESAMT 21,3 Millionen Tests durchgeführt. NICHT in den Schulen, sondern insgesamt! Das heißt, die Schweiz hat (bei angenommen gleich hohen Testkosten) für die gesamte Bevölkerung maximal ein FÜNFTEL des Betrages ausgegeben für Tests, welches in Österreich alleine an den Schulen ausgegeben wurde.
Und wer jetzt glaubt, dass die Schweiz zu den „Testmuffeln“ zählt, sieht in der Grafik oben, dass immerhin mehr getestet wurde pro EinwohnerIn als zB in Deutschland.
Maskenpflicht an Schulen
In Sachen Maskenpflicht ist es schwer, die beiden Länder zu vergleichen. Das liegt daran, dass in der Schweiz die einzelnen Kantone sehr unterschiedliche Maßnahmen ergriffen haben. Im Kanton Appenzell-Innerrhoden gab es gar nie eine Maskenpflicht an Primarschulen (die in der Schweiz bis zur sechsten Schulstufe gehen!). Im Kanton Obwalden etwa gab es für all jene eine Ausnahme von der Maskenpflicht (die ab der 5. Schulstufe galt), die an den freiwilligen Tests teilnahmen, die einmal in der Woche gemacht wurden.
In anderen Kantonen gab es sehr wohl Masken an den Schulen – ob es irgendwo FFP2-Pflicht gab wie in Österreich ist mir nicht bekannt. Auf jeden Fall gab es immer das Bestreben, die zeit der Maskenpflicht möglichst kurz zu halten. In den französischsprachigen Kantonen Wallis, Genf, Freiburg, Neuenburg und Waadt wurde die Maskenpflicht an den Schulen zum Beispiel bereits Ende Jänner 2022 (also zum Höhepunkt der Omikronwelle) wieder aufgehoben.
Fix ist, dass Österreich öfter, länger und mit den FFP2 Masken auch viel restriktivere Maßnahmen hatte in Sachen Maskenpflicht an Schulen als die Schweiz.
Zudem gab es zum Schulstart im Schuljahr 2022/23 meines Wissens NIRGENDS in der Schweiz noch irgendwelche Testungen oder gar – wie jetzt bei uns – Neuanschaffungen und Lieferungen von Tests an Schulen.
Die Zahlen der entsprechenden Altersgruppen
Wie sehen denn die Zahlen bei den Altersgruppen aus, in denen die SchülerInnen und Schüler zu finden sind?
In Österreich muss ich dabei auf folgende Altersgruppen zugreifen bei der AGES: die 5-14-Jährigen (das sind quasi von den Kindern im Pflichkindergartenjahr bis FAST zum Ende der Plichtschulzeit) und die 15-24-Jährigen (darin enthalten sind alle SekundarschülerInnen und ein kleiner Teil der SchülerInnen der neunten Schulstufe).
Von den fast 1,8 Millionen Menschen, die laut AGES in diesen beiden Altergruppen in Österreich leben, sind – ebenfalls laut AGES – 5 Menschen im Alter von 5-14 (3♂ und 2♀) und 17 im Alter von 15-24 (13♂ und 4♀) offiziell an oder mit Covid verstorben. Das sind 0,001% der 5-14-Jährigen und 0,002% der 15-24-Jährigen.
Positive Tests gab es seit Beginn der Pandemie in diesen Altersgruppen insgesamt 1.374.647 – das entspricht 76,637% der Menschen in diesem Alter.
In der Schweiz sind die Altersgruppen andere – hier finden wir beim BAG Zahlen zu den 0-9-Jährigen und den 10-19-Jährigen.
Die aktuellen Daten zu den gesammelten Zahlen konnte ich leider nicht finden – bis zum 19.12.2021 gab es noch regelmäßige Wochenberichte, in denen die Zahlen zu finden waren. Und seit Ende März 2022 gibt es in der Schweiz keinen „Pandemiemodus“ mehr – siehe dazu auch diese Meldung:
Was ich finden konnte, waren daher Altersgruppen-Zahlen bis Dezember 2021: Laut BAG sind in der Schweiz bis dahin 2 Menschen im Alter von 0-10 Jahren als offizielle C19-Todesfälle verstorben. Bei den 10 bis 19-Jährigen gibt es EINEN EINZIGEN TODESFALL. In Österreich gab es laut den AGES Daten bis dahin drei Todesfälle im Alter bis 5 Jahren, 3 von 5-14 Jahren und dreizehn Todesfälle im Alter von 15-24 Jahren. (Bei den Schweizern gab es vier im Alter von 20 bis 29 Jahren.)
Das heißt bis Ende 2021 gab es in der Schweiz 7 offizielle C19-Todesfälle bis zum Alter von 30, in Österreich 19 C19-Todesfälle bis zum Alter von 25 Jahren. Vor Omikron waren es also fast drei Mal so viele Menschen unter 25 Jahren, die in Österreich an oder mit C19 verstarben, als in der Schweiz bis zum Alter von 30 Jahren.
Auch was die Gesamtzahl der Positiven angeht, finde ich – was die Altersgruppen betrifft – nur Daten bis Ende 2021 aus der Schweiz: 438.166 positive Tests gab es bis zur KW 50 im Jahr 2021 im Alter bis 30 Jahren. Verglichen mit Österreich (19. Dezember 2021: 358.991 bis 25 bzw. 557.870 bis 35 Jahre) sind das überraschenderweise ÄHNLICH viele!
Getestet wurde bis dahin in der Schweiz bei Personen bis 30 Jahren 4.936.764 Mal, in Österreich gab es nie Zahlen zu den Altersgruppen in Sachen Testungen. Daher müssen wir auf die Gesamtzahlen zurückgreifen:
In der Schweiz gab es bis zum 19.12.2021 insgesamt 13.822.187 Tests, in Österreich waren es bis damals laut AGES 117.580.481 – also etwa zehn Mal so viele.
Die Impfungen
Wenn es um die Impfungen geht, wird es schwieriger, Daten zu finden. Ich kann hier zum Beispiel bei meiner Lieblingsquelle für Daten ourworldindata.org nur mehr Zahlen bis Februar 2022 finden – danach wurden national (und fast einzigartig weltweit) die Bedingungen für eine „vollständige Impfung“ in Österreich so geändert, dass ourworldindata Österreich einfach nicht mehr anführt.
Mit Stand 24. Februar 2022 sah es so aus: In Österreich waren DEUTLICH mehr Menschen mit einer nach dem „initial protocol““ vollständig ausgeführten Impfung zu finden als in der Schweiz.
FAZIT
Die Schweiz hat mindestens zehn Mal weniger getestet (wenn wir die Schultests mitrechnen, sogar mindestens 15 bis 20 Mal) als Österreich. Was die positiven Tests betrifft, liegen wir in etwa gleichauf.
Schluss eins: In Österreich wurde viel mehr getestet, aber nicht mehr gefunden als in der Schweiz.
Die Schweiz hatte die Schulen nicht einmal halb so lange geschlossen, in vielen Kantonen gab es nie verpflichtende Tests – bereits im Jänner 2022 wurde die – nur zeitweise angeordnete – Maskenpflicht (immer „nur“ MNS, keine FFP2) in manchen Kantonen bereits wieder beendet.
Schluss zwei: Die SchülerInnen in der Schweiz hatten so gut wie nie so drastische Maßnahmen wie die österreichischen Schülerinnen. Während in Österreich Milliarden in die Schultestungen und für Masken ausgegeben wurden, haben die Schweizer dieses Geld hoffentlich für sinnvollere Maßnahmen in den dort ohnehin deutlich besser ausgestatteten Schulen ausgegeben.
In der Schweiz sind – gerade in den Altersgruppen bis 30 Jahren – DEUTLICH weniger Menschen als offizielle C19-Todesfälle angeführt. Wer nun so argumentiert, dass weniger Testen und Masken an den Schulen zu mehr Todesfällen im Umfeld der SchülerInnen führt („…nur weil du niemanden in deinem Umfeld hast oder selbst nicht zur Risikogruppe zählst…“ u.ä.): Es gab in der Schweiz auch INSGESAMT deutlich WENIGER C19-Todesfälle als bei uns:
Wer sich bei ourworldindata die verschiebbare Zeitleiste auf vor 2022 einstellt, sieht übrigens, dass der Unterschied seither GRÖSSER wurde – sprich: seit die Schweiz alle Maßnahmen beendet hat, gab es noch einmal DEUTLICH weniger Covid-Todesfälle als in Österreich!
Schluss drei: Maßnahmen an den Schulen, wie wir sie hatten und wie sie auch wieder vorbereitet werden, haben offensichtlich KEINEN positiven Einfluss auf irgendwelche Parameter wie Todesfälle. Ich bin mir zudem sicher, dass sich das auch bei den Hospitalisierungen zeigen würde, dafür fehlt mir heute aber die Zeit, um das noch genau zu recherchieren. Ein schneller Blick auf die Woche 50 im Jahr 2021 (die Datei ist noch offen) zeigt mir, dass damals etwa doppelt so viele Menschen in Österreich hospitalisiert waren als in der Schweiz.
Ich glaube, wir haben derzeit genug Sachen, über die wir uns Sorgen machen können. Lassen wir doch bitte das C-Thema sein wie es die Schweizer auch machen. Und vor allem: LASSEN WIR DIE SCHULEN, die SchülerInnen und Kinder in Ruhe damit. Denn offensichtlich – und da können nun Studien aus irgendwelchen fernen Ländern und seltsamen Settings anderes belegen oder auch nicht – gibt der Vergleich mit unserem westlichen Nachbarland der Schweiz recht: Weniger ist in dem Fall mehr!