Schon wieder die Sterbezahlen…

Es ist sehr interessant, wie unterschiedlich alles aussieht bei den Sterbezahlen, wenn wir verschiedene Datensätze auswählen. Heute sind es die Altersgruppen unter 65 bzw. ab 65 Jahren, die dargestellt sind. Und wieder sind die Daten pro KALENDERWOCHEN des Jahr berechnet. Das heißt, es sind immer 52 Wochen á 7 Tage – also 364 Tage – und vier Mal (2004, 2009, 2014 und 2020) sind es 53 Wochen, also 371 Tage. Daher kann ich auch nicht einfach eine Summe daraus berechnen, denn dann würden diese 4 Jahre natürlich deutlich höhere Ergebnisse liefern als die anderen. Bei den zuletzt genannten Jahren sind also immer 6 Tage (bei Schaltjahren 5 Tage) dabei, die aus den Jahren davor oder danach stammen und bei allen anderen ist es insgesamt ein Tag WENIGER als die Jahressumme (bei Schaltjahren zwei Tage). So fehlen zum Beispiel 2022 in der ersten dazugehörigen Kalenderwoche der 1. und 2. Jänner – dafür kam in der letzten Kalenderwoche der 1. Jänner 2023 dazu.
Ich kann jedoch einen DURCHSCHNITT berechnen pro Kalenderwoche. Auch dann sind das keine Jahres-Schnitt-Werte, aber die Zahlen sind vergleichbar untereinander. Und was ich auch machen kann, ist alle Wochen des jeweiligen Jahres den anderen Wochen mit den gleichen Wochennummern gegenüberstellen.

Die Ausnahme – Männer bis 65 Jahre

Die einzige unter den vier heute behandelten Altersgruppen, in der im Jahr 2022 WENIGER Menschen starben als 2021, sind männliche Personen von 0 bis 64 Jahren.

Kein Jahr seit 2000 (so weit zurück reicht die Datenbank der Statistik Austria in Sachen Kalenderwochen) hatte mehr Todesfälle pro 100.000 in dieser Altersgruppe – damals starben im Schnitt 5,7 von 100.000 Männern unter 65 Jahren im Laufe einer Woche.
Anders ausgedrückt: Wenn immer so viel Menschen sterben würden und niemand altert, wären nach ca. 340 Jahren alle verstorben.

Am wenigsten Menschen verstarben im Jahr 2019 – damals waren es 4 von 100.000 in einer Woche – das sind fast 30% weniger als im Jahr 2000! Im ersten Pandemiejahr stieg dieser Wert wieder auf 4,2 – das ist etwas mehr als 2016, 2017 und 2018, aber weniger als alle Jahre davor. 2021 war dann mit 4,5 gleich hoch wie 2013. Im Jahr 2022 sank der Wert wieder auf 4,4 – und das ist sie: Die große Ausnahme! NUR bei dieser Altersgruppe sind die Werte im Jahr 2022 niedriger als 2021!

So sieht das aus, wenn wir die einzelnen Wochen getrennt betrachten seit dem Jahr 2000. Bei den Männern unter 65 Jahren starben zwischen 3,2 (KW 15 und 46 im Jahr 2019) und 7,5 (KW 45 im Jahr 2000) Personen pro Woche.

Hier sind alle Jahre außer den Pandemiejahren heraus genommen. Nur der dunklere Bereich zeigt und die Minima und Maxima an, die dicke braune Linie zeigt und den Schnitt der 20 Jahre von 2000 bis 2019. Wir sehen:

  • Nur in der KW 48 im Jahr 2021 gab es in den letzten drei Jahren einen Höchstwert aller Jahre seit 2000.
  • Sechs Mal gab es im Jahr 2020 in einer Woche den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2000 – im Jahr 2021 war dies zwei Mal der Fall und 2022 drei Mal.
  • Die Werte liegen bis zur KW 43 nur ganz selten über dem Schnitt der 20 Jahre vor der Pandemie. Ab KW 43 gibt es immer zumindest ein Jahr aus den letzten drei, das darüber liegt, es sind jedoch nie alle drei.

Die Frauen unter 65 Jahren

Frauen unter 65 Jahren sterben deutlich weniger als Männer. Der Höchstwert seit 2000 stammt aus dem Jahr 2003, damals waren es 2,9 pro 100.000 innerhalb einer Woche. Das sind deutlich weniger als der niedrigste Wert bei den Männern aus dem Jahr 2019. Über den gesamten Zeitraum betrachtet liegt der Schnitt seit 2000 bei den Männern bei 4,8 Todesfällen pro 100.000 und Woche, bei den Frauen liegt er bei 2,5.

Wir können also sagen, dass alleine die Tatsache, männlich zu sein, das „Sterberisiko“ unter 65 Jahren um 92 Prozent im Vergleich zu den Frauen erhöht!

Was ebenfalls anders ist als bei den Männern: Seit 2019 steigen die Werte jedes Jahr weiter an!

Bei den Frauen sind die Werte der einzelnen Wochen zwischen 1,5 (KW 28 im Jahr 2017) und 3,9 (KW 9 im Jahr 2005) verteilt.

Auch hier sehen wir das Ganze ohne die Jahre vor 2020 genauer an:

  • Nur in der KW 49 im Jahr 2020 gab es in den letzten drei Jahren einen Höchstwert aller Jahre seit 2000.
    Zur Erklärung dazu: In dieser Kalenderwoche starben laut Statistik Austria in absoluten Zahlen insgesamt 118 Frauen unter 65. Laut AGES (Datenstand 15.1.2023) waren davon 20 offizielle Covid-Todesfälle – das sind 17%. Drei davon waren 45-54 Jahre alt und alle anderen 17 waren 55-64 Jahre alt.
  • Drei Mal gab es im Jahr 2020 in einer Woche den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2000 – im Jahr 2021 war dies fünf Mal der Fall und 2022 sieben Mal.
  • Die Werte liegen zwar auch hier größtenteils unter dem Schnitt, allerdings gibt es viel mehr Wochen als bei den Männern, in denen sie – wenn auch knapp – darüber liegen – vor allem 2021 und 2022. Ab KW 37 gibt es nur zwei Wochen, in denen nicht zumindest ein Jahr aus den letzten drei Jahren darüber liegt. In den KW 43, 49 und 50 sind es sogar jeweils alle drei.

Die Männer ab 65 Jahren

Wir kommen jetzt zu den zwei Altersgruppen, die – was die Covid-Todesfälle betrifft – diejenigen sind, in denen ca. 90% aller offiziellen Todesfälle passiert sind – hier MUSS also das Bild anders aussehen durch die Pandemie – oder?

Zwischen 84 (2014) und 104 Menschen (2000) pro 100.000 und Woche starben in den letzten 23 Jahren in Österreich, wenn wir uns alle Männer ab 65 Jahren anschauen.
Der erste große Unterschied zu den jüngeren Altersgruppen vorher ist, dass das Jahr 2020 das mit den meisten Todesfällen innerhalb der Pandemie-Jahre war. Der Rückgang von 94,1 im Jahr 2020 auf 92,5 im Jahr 2021 war jedoch kein großer. Verwundert bin ich, dass die Zahl im Jahr 2022 wieder auf 93,3 gestiegen ist. Denn normalerweie folgen auf starke Anstiege auch wieder ebensolche Rückgänge. Und da die Zahlen pro 100.000 Menschen der Altersgruppe gerechnet sind, ist auch die natürliche Veränderung der Gruppen beinhaltet, die etwa durch starke und weniger starke Jahrgänge verursacht werden oder Zu- und Abwanderung.

Was ebenfalls auffällt ist die Tatsache, dass nicht wie oben 2019 das Jahr mit den wenigsten Todesfällen war, sondern schon 2014 im Wochenschnitt der Kalenderwochen das Minimum erreicht war.

Wenn wir die einzelnen Wochen und nicht den Schnitt betrachten, dann liegen die Werte zwischen 66,7 (KW 35 im Jahr 2017) und 144,2 (KW 49 im Jahr 2020). Nur knapp dahinter liegt die KW 5 im Jahr 2000 mit 143,6 Todesfällen pro 100.000.

Wie oben betrachten wir auch hier wieder die Kurven der Jahre 2020 bis 2022 alleine:

  • Im Jahr 2020 gab es von der KW 45 bis zur KW 51 DURCHGEHEND neue Höchstwerte bei den Männern ab 65 Jahren. In der KW 44 stammt der höchste Wert aus dem Jahr 2021 und in der KW 40 war 2022 das Jahr mit den meisten Sterbefällen pro 100.000 Menschen in dieser Altersgruppe.
    Auch hier ein Blick auf die Zahlen aus 2020: Von KW 45 bis 51 starben laut Statistik Austria in absoluten Zahlen insgesamt 6.946 Männer ab 65 Jahren. Laut AGES (Datenstand 15.1.2023) waren davon 2.443 offizielle Covid-Todesfälle – das sind 35% der Verstorbenen aus diesem Zeitraum. Wenn wir diese von den Sterbezahlen abziehen, dann würde das so aussehen (gestrichelte rote Linie):
  • Das hätte bedeutet, dass wir anstatt einer massiven Übersterblichkeit plötzlich zwei Wochen mit den allertiefsten Werten und 4 Wochen, die praktisch genau im Schnitt liegen, gehabt hätten.
  • Nur zwei Mal im Jahr 2020 (KW 22 und 25) und einmal im Jahr 2022 (KW 2) gab es in einer Woche den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2000.
  • Trotzdem liegen die Werte wieder größtenteils unter dem Schnitt im Jahr 2020 und auch 2021 bis zur KW 37. Danach liegen ALLE drei Jahre fast durchgehend darüber.
  • Auffallend ist das Jahr 2022 – da gibt es nur bis zur KW 7 unterdurchschnittliche Zahlen, dann sind nur mehr einzelne Wochen unter dem langjährigen Schnitt und ab KW 48 geht es steil bergauf mit der Kurve.
  • Alleine in den KW 9 bis 15 starben in absoluten Zahlen bei den Männern ab 65 im Jahr 2022 verglichen mit dem Schnitt 531 Männer mehr. Laut AGES gab es in dieser Zeit 770 offizielle C19-Todesfälle – ohne diese hätten wir wieder eine massive Untersterblichkeit gehabt in der Zeit.
  • In der Zeit von KW 48 bis KW 52 gab es hingegen „nur mehr“ 133 offizielle Covid-Todesfälle und eine Übersterblichkeit von 555 Fällen im Vergleich zum Schnitt – das bedeutet, dass dort nicht einmal mehr ein Viertel aller überzähligen Todesfälle durch die offiziellen Covid-Zahlen erklärt werden kann – und das trotz der „großzügigen Zählweise“, die überall verwendet wird bei den Covid-Zahlen.

Die Frauen ab 65 Jahren

Auch bei den Frauen ab 65 Jahren sind die Zahlen wieder niedriger als bei den Männern. Zwischen 76,8 (2019) und 91,4 (2003) liegen die Werte hier pro 100.000 Menschen und Woche im Jahresschnitt.

War es bei den Männern noch so, dass ab 2005 alle Jahre niedriger waren als 2020, so ist bei den Frauen das Jahr 2006 das, welches in etwa dasselbe Niveau hat. Auch hier sinken die Zahlen für 2021 ab und steigen 2022 wieder an.

Ein Blick auf die Wochenzahlen zeigt uns, dass zwischen 62,9 (KW 21 im Jahr 2017) und 132,4 (KW 3 im Jahr 2000) Frauen ab 65 Jahren pro 100.000 Menschen und Woche starben seit dem Jahr 2000. Auch die KW 2 im Jahr 2017 und die KW 9 im Jahr 2003 weisen höhere Werte auf als die höchste Woche im Verauf der Pandemiezeit (KW 49 im Jahr 2020 mit 125,3).

Bei den Frauen ab 65 Jahren gibt es vor der KW 41 in den Jahren 2020 und 2021 nur 6 Wochen, die über dem Schnitt der letzten 20 Jahre vor der Pandemie lagen – keine davon war wirklich nahe an den Spitzenwerten seit dem Jahr 2000.

Selbst im Jahr 2022 liegen bis zur KW 37 nur 7 Wochen über dem Schnitt. Danach gibt es nur mehr eine Woche, die unter dem Schnitt liegt im Jahr 2022 – und bei 2020 (ab KW 43) und 2021 (ab KW 41) sind alle Werte klar überdurchschnittlich. Nur in der KW 44 (2003) und der KW 52 (2016) gab es höhere Werte als in einem der beiden Pandemiejahre.

Jeweils drei Mal (2020 und 2021) bzw. 2 Mal (2022) lieferten die Pandemiejahre auch den niedrigsten Wert in der jeweiligen KW seit dem Jahr 2000.

Wann war’s am schlimmsten im Jahr?

Anhand der Männer ab 65 noch eine „Heatmap“ zum Thema – hier sehen wir (dunkelrote Farbe), welches jeweils die Woche mit den meisten Todesfällen innerhalb eines Kalenderjahres war – dunkelgrün zeigt uns die Woche mit den wenigsten Todesfällen an:

Nur sechs Mal lag die Woche mit den meisten Todesfällen am Ende des Jahres – neben den Pandemiejahren war das auch 2010, 2014 und 2016 der Fall. Weitere sechs Mal lag diese Woche in den ersten 5 KW des Jahres und 11 Mal im Zeitraum von KW 6 bis KW 11.

Auffallend sind auch noch die KW 29 im Jahr 2007 und KW 25 im Jahr 2002, die unter den Top 5 der einzelnen Jahre lagen. Und die KW 2 im Jahr 2022 lag unter den 10 Wochen mit den wenigsten Todesfällen im Jahr 2022. Die KW 6 im Jahr 2001 lag sogar unter den Top 5 in Sachen wenige Todesfälle.

FAZIT

Ganz egal, ob wir die in Österreich verwendete Zähleweise der Covid-Todesfälle als sachlich richtig nehmen oder nicht: es ist offensichtlich, dass das Mehr an Todesfällen aus diesen Jahren aus dem letzten Viertel der Jahre 2020 und 2021 stammt UND dass es hauptsächlich die Menschen ab 65 Jahren betraf – darunter wieder vor allem die Männer.
Ganz anders ist die Situation beim Jahr 2022: Da sind die Wochen mit einem Plus an Verstorbenen im Vergleich zum Schnitt über das gesamte Jahr verteilt und es sind auch alle Altersgruppen betroffen. Und bis auf die Männer unter 65 Jahren war das Jahr 2022 IMMER schlimmer als das Jahr 2021.

Während wir bei den Menschen unter 65 Jahren schon vor 10 Jahren höhere Sterbezahlen hatten als in den drei Jahren seit 2020, so müssen wir bei den Menschen ab 65 Jahren bis zum Jahr 2005 zurück gehen, um höhere Zahlen zu finden.

Der Höhepunkt der Zahlen innerhalb der Pandemiejahre lag bei Menschen ab 65 Jahren im Jahr 2020. Bei den Männern unter 65 Jahren war es das Jahr 2021 und bei den Frauen unter 65 Jahren sogar erst das Jahr 2022!