Reden wir übers Wetter…

Endlich habe ich die Zeit gefunden, einige Daten, die ich mir bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik herunterladen konnte, genauer anzusehen. Wir leben in Österreich nämlich in einem besonderen Staat – bei uns gibt es SEHR weit zurückreichende genaue Daten zum Wetter!

Dafür habe ich mir drei Stationen in Österreich ausgesucht, die übers Land verteilt liegen unter den wenigen, die wirklich historische Daten haben: Feldkirch ganz im Westen, Wien eher im Osten und Salzburg eher in der „Mitte“ des Landes..

Feldkirch

Beginnen wir mit der westlichsten Stadt Österreichs: Hier gibt es Daten bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Was wir hier sehen, ist das jährliche Temperaturmittel um 14 Uhr (blaue Linie). Da es früher keine Minimal- oder Maximaltemperaturangaben gab, sondern nur Werte von 7 Uhr, 14 Uhr und 19 Uhr, habe ich mich für die Temperaturen um 14 Uhr entschieden. Diese gibt es seit Beginn der Messungen bis heute in der Form – für Feldkirch in dem Fall seit 1896.

Die rote Linie zeigt den 20-Jahres-Schnitt an. Dieser beginnt natürlich erst 20 Jahre nach Beginn der Messungen. 1915 lag das 20-Jahres-Mittel bei 11,9 Grad. Bis etwa zum Ende des zweiten Weltkrieges änderte sich das kaum. Dann stiegen die Temperaturen im Schnitt um fast ein Grad, um in den folgenden 20 Jahren wieder auf 12 Grad zu sinken. Seit 1981 sind sie dann bis heute um etwa 2 Grad angestiegen. Am kältesten waren in Feldkirch die Jahre 1909, 1940 und 1941. Am wärmsten war es 2022 und 2018.

Interessant ist auch diese Grafik – sie zeigt uns, ob die Temperaturen im Vergleich zum 20-Jahres-Schnitt im jeweiligen Jahr zu hoch oder zu niedrig waren. Es ist gut zu sehen, dass in der Nachkriegszeit die Temperaturen einige Jahre immer über dem Schnitt lagen, dann eine Phase mit unterdurchschnittlichen Temperaturen folgte. Seit 1981 gab es in 42 Jahren nur mehr acht Jahre, in denen das Jahresmittel unter dem 20-Jahres-Schnitt lag.
Die höchste Abweichung nach oben gab es im Jahr 1949, damals war es um mehr als 2 Grad wärmer als im Schnitt. Das im Vergleich zum Ø der letzten 20 Jahre kälteste Jahr gab es 1956, damals war es fast um 1,3 Grad zu kalt übers gesamte Jahr gesehen.

Und der Niederschlag? In Feldkirch gab es immer wieder eher nasse und eher trockene Jahre. Der niedrigste Wert ist aus dem Jahr 1911: 842 Liter Wasser pro Quadratmeter. Am nassesten war es im Jahr 1999 mit 1647 Litern – fast doppelt so viel wie im Jahr 1911 oder auch 1953!

Auch hier wieder der Vergleich zum 20-Jahres-Mittel: Vor allem in den Jahren von 1932 bis 1953 gab es oft „zu trockene Jahre“ im Vergleich zum langjährigen Schnitt. Einen aktuellen Trend wie bei den Temperaturen kann ich hier nicht erkennen.

Salzburg

Die Zahlen aus Salzburg beginnen im Jahr 1874 – wieder zeigt die rote Linie den 20-Jahres-Schnitt an, der 1893 beginnt. Damals lag das 20-Jahres-Mittel bei 11,5 Grad. Bis in die 60er-Jahre änderte sich das kaum. Seither stiegen die Temperaturen im Schnitt um etwa zwei Grad an. Am kältesten waren in Salzburg ebenfalls die Jahre 1909, 1940 und 1941 und am wärmsten 2022, 2018 und auch das Jahr 1994.

Die größte Abweichung vom Mittel der 20 Jahre gab es in Salzburg im Jahr 1940 (-2,1 Grad) und 1994 (+1,9 Grad). Von den letzten 42 Jahren waren 12 kälter als der Schnitt, alle anderen wärmer.

In Sachen Niederschlag kann ich auch in Salzburg keinen Trend zur Trockenheit ausmachen. Was im Vergleich mit Feldkirch auffällt: 1911 war zwar auch das trockenste Jahr der Aufzeichnungen, allerdings mit etwas mehr Niederschlag: Fast 920 Liter pro Quadratmeter fielen damals in Salzburg. Das nasseste Jahr war dann das Folgejahr: Im Jahr 1912 regnete es fast 1.833 Liter pro m2!

Im Vergleich zum 20-Jahres-Schnitt war es in Salzburg in den letzten sieben Jahren mit Ausnahme von 2022 immer zu nass! So eine lange ununterbrochene Folge an zu nassen Jahren gab es seit 1874 noch nie!

Wien

Auf der Hohen Warte in Wien gibt es Daten, die bis ins Jahr 1775 zurück reichen – das ist erstens sehr selten – wenn nicht sogar einzigartig – und liefert uns zweitens einen sehr interessanten Einblick in eine Zeit, aus der es sonst kaum Daten gibt!

Wir sehen hier gleich, dass die Zeit vor 1870 eine sehr WARME Zeit war! Die Jahre 1798 und 1834 sind gemeinsam mit dem wärmsten Jahr aus Wiens jüngster Vergangenheit, dem Jahr 2019, ganz vorne bei allen Jahren seit 1775!
Auch in Wien war 1940 das kälteste Jahr seit Messbeginn, aber auch 1941, 1902, 1829 und 1776 lagen im Mittel unter 11 Grad.

Der 20-Jahres-Schnitt war 1836 bei 13,5 Grad, sank dann bis 1907 auf 11,8 Grad ab und steigt seither durchgehend an. Derzeit liegt er mit 14,6 fast 3 Grad höher als 1907 und etwa ein Grad über dem Wert von 1836.

Beim Vergleich mit dem 20-Jahres-Mittel gab es die größte Abweichung nach oben 1798 mit +2,8 Grad, gefolgt von 1863 mit +2,4 Grad. Am meisten nach unten abgewichen sind die Temperaturen in den Jahren 1829 (-2,5 Grad) und 1940 (-2,2 Grad).

Es ist auch sofort ersichtlich, dass es im 19. Jahrhundert viel mehr Abweichungen nach unten gab als im 20. Jahrhundert. Elf Mal war der Jahreswert in den letzten 42 Jahren unter dem 20-Jahres-Mittel. Das ist mehr als in Feldkirch und etwas weniger als in Salzburg.

Wie sieht es bei den Niederschlägen aus? Hier gibt es Daten aus Wien ab dem Jahr 1874:

Das nasseste Jahr in Wien war 1941 – mit 988 Litern pro Quadratmeter liegt dieser Wert WEIT niedriger als der von Salzburg oder Feldkirch! Auch das trockenste Jahr – 1932 mit 406 Litern – zeigt, dass es in Wien schon vor 100 Jahren deutlich weniger geregnet hat als in Gebieten weiter westlich.

Der 20-Jahres-Schnitt zeigt jedoch Erstaunliches: Auch in Wien ist die „Trockenheit“ allerhöchstens in den letzten zwei Jahren erkennbar, aber nicht beim langjährigen Schnitt. Mit 690 Litern liegt dieser im Jahr 2014 um 100 Liter höher als 30 Jahre zuvor und auch 50 Liter über dem Stand von 1886. Nur in der Nachkriegszeit des ersten Weltkrieges lag das 20-Jahres-Mittel noch höher!

Auch hier sehen wir gut, dass es bis vor kurzem eher viele Jahre mit mehr Niederschlag als im 20-Jahres-Schnitt gab. Die beiden letzten Jahre waren allerdings deutlich trockener als der 20-Jahres-Schnitt.

FAZIT

Es wird wärmer in Österreich. Verglichen mit Zahlen vor etwa 60 Jahren, als es eine Phase mit mehreren sehr kalten Jahren gab, sind es sowhohl in Wien, als auch Salzburg oder Feldkirch ca. 2 Grad im 20-Jahres-Mittel.
Interessant finde ich, dass es vor fast 200 Jahren nur um ein Grad kälter war in Wien (für andere Stationen fehlen hier die Daten). Innerhalb von 70 Jahren ging dann die Durchschnittstemperatur um fast 2 Grad zurück.

Diese Grafik zeigt einen 10-Jahres-Schnitt der Temperaturen: 1785, kurz nach dem Tod Maria Theresias lag das 10-Jahres-Mittel bei 12,5 Gard. Nur 10 Jahre später – kurz vor der Krönung Napoleons zum Kaiser – war es im Schnitt 1,5 Grad wärmer.
Im Sommer 1815 litt ganz Europa unter einer Hungersnot wegen des Ausbruchs des Vulkans Tambora in Indonesien, damals soll es in der Schweiz auch im Sommer jeden Monat bis ins Flachland geschneit haben. Der Zehnjahresschnitt der Temperaturen lag wieder bei 12,7 Grad. Wieder nur zehn Jahre danach war der Schmitt schon wieder bei 13,8 Grad, um danach bis 1851 erneut auf 12,2 Grad zu sinken. Nach einem neuen leichteren Anstieg bis zum Jahr 1870 sanken die Temperaturen im Zehn-Jahres-Mittel auf unter 12 Grad bis zur Jahrhundertwende. Bis zum Ende des zweiten Weltkriegs 1944 blieben sie dann sehr niedrig – wobei uns leider die Daten von jeweils zwei Jahren fehlen während der Weltkriege.
Nach dem Krieg war es wie schon zu Zeiten Napoleons: Innerhalb von 10 Jahren stiegen die Durchschnittstemperaturen rasant auf fast 13 Grad an – dort blieben sie dann auch bis Ende der 80er-Jahre. Seither sind sie in 36 Jahren noch einmal um fast 3,5 Grad gestiegen.

Wenn wir uns diese letzten 36 Jahre genauer ansehen, erkennen wir zwar, dass es 1996 und 2010 „Ausreißer nach unten“ gab, ansonsten ist es jedoch eine recht gleichmäßig ansteigende Kurve.

Was mich neben diesen Details überrascht hat, ist die Tatsache, dass sich die Trockenheit nicht anhand dieser Daten zeigen lässt. Was den Regen betrifft ist es schon seit 100 und mehr Jahren Fakt, dass es in Wien etwa halb so viel regnet wie in Salzburg oder Feldkirch. Die Regenmengen selbst haben jedoch was den langjährigen Schnitt betrifft, bisher keine eindeutige Tendenz nach unten – auch nicht in Wien.

Im Jahr 2022 lag der 10-Jahresschnitt nach zwei sehr trockenen Jahren bei 645 Litern pro Quadratmeter. Das sind zwar fast 70 Liter oder 10% weniger als sechs Jahre davor, allerdings gab es immer wieder lange Phasen, in denen der Schnitt noch deutlich tiefer lag, etwa in den Achtzigern oder vor 160 Jahren.