Gestern habe ich „etwas Schnelles“ zur Inflation gepostet. Heute noch ein Nachtrag: Die „Inflation“ ist laut Wikipedia so definiert:
Inflation, auch Preissteigerungsrate oder Teuerung, bezeichnet den Anstieg des allgemeinen Preisniveaus einer Ökonomie. Steigt das allgemeine Preisniveau, kann man für jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen kaufen (Verteuerung). Folglich spiegelt die Inflation eine Abnahme der Kaufkraft pro Geldeinheit wider – ein realer Wertverlust des Zahlungsmittels.
https://de.wikipedia.org/wiki/Inflation
Mir geht es um eben diesen Wertverlust unseres Zahlungsmittels, also bei uns der des Euros.
Dieses Mal habe ich die Basis Jänner 1996 gewählt – das heißt der Wert 100 entspricht dem, was damals gekauft werden konnte mit 100 Euro. Heute brauchen wir dafür fast doppelt so viel laut den Daten der Statistik Austria. Unser Geld hat also im Laufe der Zeit immer weniger Kaufkraft. Im Schnitt der Jahre 1997 bis 2021 waren das pro Monat 0,2% „Verlust“ – aufs Jahr gerechnet sind das dann etwa 2,3%, die wir an Kaufkraft verloren haben pro Jahr in diesen 24 Jahren.
Und dann – unverkennbar – hat sich etwas geändert. Während die „Weltwirtschaftskrise 2008“ nur als leichter „Buckel“ erkennbar war in Sachen Kaufkraft, bricht die Linie ab Februar 2021 vollkommen aus.
Wenn wir das in Prozent zum Vormonat ansehen, dann gab es vor dem Februar 2021 genau elf Monate, in denen der Kaufkraftverlust im Vergleich zum Vormonat mehr als 1% betrug. Was es in den Jahren 1997 bis 2020 allerdings immer wieder gab, waren auch Monate, in denen die Kaufkraft im Vergleich zum Vormat sogar gestiegen ist. Auffallend ist bei diesen grünen Säulen, dass das ganz oft im JÄNNER der Fall war – ich frage mich, ob das rechnerische Gründe hat, weiß es allerdings nicht. Fakt ist, dass von 2014 bis 2021 die Kaufkraft im Jänner IMMER gestiegen ist im Vergleich zum Dezember des Vorjahres. Die einzigen zwei Monate, in denen das nach dem Jänner 2021 noche inmal der Fall war, waren der April 2021 und der Jänner 2022 – allerdings jeweils nur um 0,1 Prozent. Alle anderen 31 Monate haben im Vergleich zum Vormonat einen Kaufkraftverlust gebracht (nur im August 2023 blieb die Kaufkraft auf dem gleichen Niveau).
Vergleichen wir die einzelnen Monate nicht mit dem Vormonat, sondern mit dem größtmöglichen Zeitraum, der uns vor dem Februar 2021 zur Verfügung steht: dem Schnitt aller Monate von Jänner 1997 bis Jänner 2021 – was wir dann sehen, ist nicht mehr ein Plus oder Minus der Kaufkraft im Vergleich zum Vormonat wie oben, sondern ein Plus oder Minus zur Kaufkraftverlust generell:
Jetzt ist gut zu sehen, dass es – im Vergleich zum langjährigen Verlust der Kaufkraft – rund um den Jänner 2008 eine auffallend lange Phase gab, in der der monatliche Kaufkraftverlust erhöht war. Ab 2011 fallen einzelne Monate auf, in denen dieser Verlust im Verglich zum Mittel der 24 Jahre 1997 bis 2021 mehr als das doppelte betrug (1 x mehr bedeutet doppelt so viel wie im Schnitt).
Und auch wenn es – im Vergleich zum langjährigen Schnitt des Verlustes – ab 2021 nun einige Monate gibt, die unterdurchschnittlich sind, erkennen wir genau, dass da eine extreme Verteuerung stattgefunden hat, deren Höhepunkt im März 2023 zu sehen ist. In diesem lag der Kaufkraftverlust mehr als 4 Mal so hoch wie im langjährigen Schnitt!
FAZIT
In unserem Wirtschaftssystem verliert das Geld jedes Jahr an Kaufkraft. Im Schnitt der Jahre 1997 bis 2021 waren das pro Jahr etwa 2,3 Prozent. Zuletzt ist dieser Kaufkraftverlust „explodiert“, um ein Wort zu verwenden, das in den letzten Jahren sehr oft im Zusammenhang mit den Inzidenzen zu hören und lesen war. Von Februar 2021 bis heute – also in gut zweieinhalb Jahren – gab es mehr Monate, in denen dieser Kaufkraftverlust mehr als das Doppelte des Mittelwertes betrug, als in allen anderen 24 Jahren zusammen!
Ein interessanter Gedanke dazu noch: Wer sich 1999 um 1.000 Euro Gold gekauft hat, bekommt heute 6.260 Euro (Quelle hier) dafür. Wenn wir nun berücksichtigen, dass unsere Kaufkraft in dieser Zeit um 84,5% abgenommen hat, dann sind das um die Kaufkraftverlust (aus heutiger Sicht 45,8%) bereinigt nur mehr 3.393 Euro. Trotzdem ist das etwa sechs Mal so viel, wie wenn jemand diesen Tausender einfach aufbewahrt hätte – dann wäre er nämlich nur mehr 542 Euro wert. Einen Verlust in Sachen Kaufkraft hat demnach nur der „Sparer“ (ohne Zinsen) erlitten! (Das stand zuerst falsch hier, weil ich hier einen Denkfehler hatte! Danke an Andreas T. auf Facebook!)
Anderes Beispiel: Jemand hat im Jahr 2000 genau 1.000 Euro in den Kauf einer Wohnung investiert. Laut dieser Quelle ist der Wert dieser Investition auf 2.740 Euro gestiegen – hat sich also fast verdreifacht. Ziehen wir jetzt allerdings den Kaufkraftverlust seit 2000 ab (45,8%), dann bleiben als „Wert“ noch 1.485 Euro stehen. Auch das ist im Vergleich zu zwei nur einfach irgendwo gelagerten 500-Euro-Scheinen, die heute nur mehr einen Kaufkraftwert von 542 Euro haben, fast drei Mal so viel – letzteres ist ein satter Kaufkraftverlust, ersteres ist etwas besser, allerdings nicht das, was oft kolportiert wird in Sachen Immobilien-Gewinne.
(Danke an Nikolaus R. für das Email mit der Anregung zu all dem hier!)
Diese Berechnung gilt übrigens auch für all jene Menschen, die Millionäre oder Milliardäre sind… Eine Milliarde Euro vom Jänner 2000 entspricht heute in Sachen Kaufkraft (im Vergleich zu damals) nur mehr 542 Millionen Euro… 😉
So gesehen muss ich die erste Grafik zum besseren Verständnis, wenn es um den Verlust der Kaufkraft geht, eigentlich so darstellen: