Heute habe ich ein Email bekommen. Es war ein sehr sachliches, freundlich und respektvoll geschrieben. Der Absender ist jemand, der Bücher zum Thema Energiewende schreibt und sich schon seit Jahren und Jahrzehnten mit dem Thema befasst.
Ein Absatz davon hat mich „getriggert“, etwas Neues zu versuchen:
„Alle Achtung für die umfangreiche Zusammenstellung der Wetterdaten zahlreicher Messstationen, Klimaforscher vergleichen aber nicht einzelne Jahre, um Trends zu erkennen, sondern nur Klimaperioden von 30 Jahren. Der Grund liegt in der statistischen Fehlerkorrektur, ist nur über längere Zeiträume möglich.“
Aus einem Email eines freundlichen Kritikers (ich halte Kritik für etwas Wichtiges, wenn sie richtig vorgetragen wird)
Nun weiß ich natürlich, dass die „Klimaforscher“ derzeit die Daten mit der Periode von 1991 bis 2020 vergleichen. Ich wollte das heute noch genauer machen und habe jedes Jahr genau mit den 30 Jahren davor verglichen. Ich habe als zB das Jahr 1980 verglichen mit dem 30-Jahres-Schnitt der Jahre 1950 bis 1979. Für 2023 heißt das, dass der Vergleich mit den Jahren 1993 bis 2022 erfolgte. Das wäre meiner Meinung nach der „korrekteste“ Weg alle Daten zu vergleichen.
Ich könnte nun Daten für einzelne Tage herzeigen – das halte ich jedoch für nicht zielführend. Ich habe die Monatswerte berechnet (immer vom Temperaturmaximum des Tages) und diese für die bereits in anderen Analysen verwendeten sieben Mess-Stationen in Österreich ausgewertet.
Zum Schluss gibt es noch ein Extra, da ich auch Wien in die Berechnungen mit einbezogen habe – mit durchaus überraschenden Erkenntnissen! Schauen wir uns das also gemeinsam an – vorher wieder der „übliche“ Dislaimer:
Disclaimer: Ja, es wird wärmer in den letzten Jahren und Jahrzehnten – das steht außer Zweifel. Leider betreiben wir Menschen weiter Raubbau an der Natur und der Klimawandel ist mit Sicherheit (auch) menschengemacht – alleine die zunehmende Versiegelung der Böden (siehe dazu auch hier) trägt das ihre dazu bei, dass die Temperaturen steigen.
Warum ich solche Postings schreibe, hat mehrere Gründe: Erstens meine Neugier, wie sich das Ganze in Österreich darstellt, wenn es um die Daten geht. Und zweitens auch der Aspekt, wie darüber diskutiert wird. Meiner Meinung nach gibt es hier sehr viel Unwissenschaftliches und Populistisches zu lesen.
Ich mache (Ausnahmen bestätigen die Regel) auch keine “Prognosen”, stelle gerne Fragen oder zeige eben das auf, was die Daten hergeben.
Bregenz
Weil ich Vorarlberger bin und wir von links nach rechts (also von Westen nach Osten auf der Karte 😉 ) lesen, beginne ich ganz im Westen Österreichs.
Immer, wenn wir eine orange Säule sehen, war der Monat im Vergleich zu den 30 Jahren davor zu warm. Ist die Säule blau, war er kälter als das 30-Jahres-Mittel.
Die schwarze Linie ist einfach erklärt: alle Abweichungen ab 1980 werden hier zusammengezählt. Das bedeutet, dass bei diesem Beispiel des Jänners in Bregenz in Summe am Schluss etwa 24 Grad Plus heraus kommen in 44 Jahren – das entspricht pro Jahr einem halben Grad mehr im Mittel aller Jahre für den Jänner.
Damit ich nicht jeden Monat einzeln darstellen muss, fasse ich die 12 Monate in drei Vierergruppen zusammen: Also Januar, Fabruar, März und April in einem Aufwasch, dann folgen Mai bis August und zuletzt September bis Dezember.
In Bregenz unterscheiden sich diese vier Monate deutlich: Der Jänner wird seit 1980 fast durchgehend wärmer. Der Februar wurde anfangs kälter als der 30-Jahres-Schnitt, stieg jedoch zuletzt stark an bei den Monatsmaximaltemperaturen. Der März war anfangs deutlich kälter, seit 1990 liegt es meist über dem Schnitt. Der April war bis etwa 2000 kaum anders als der Schnitt, dann folgten vor allem rund um 2010 einige sehr warme Jahre und zuletzt drei Jahre in Folge mit zu kühlen Werten.
Auch die „warmen Monate“ sind sehr unterschiedlich: Der Mai fällt überhaupt nicht auf und bleibt mehr oder weniger im Schnitt der letzten 30 Jahre. Der Juni war bis ca. 2002 eher zu kalt, dann folgten zwei sehr warme Monate im Jahr 2003 und 2004, bevor es bis 2016 sehr unauffällig weiter ging, danach sind alle Juni-Werte außer dem Jahr 2020 deutlich zu hoch. Im Juli folgen auf zwei sehr kalte Monate zwei sehr warme, auch danach folgen auf warme Jahre oft wieder kühlere. Von 1995 bis 2005 waren die Juli-Werte in Bregenz immer eher unter dem 30-Jahres-Schnitt und seit 2010 gibt es meist Werte über dem Schnitt.
Überraschend finde ich den August, der zwar in den letzten 10 Jahren meistens ein wenig zu warm war, davor aber bis auf wenige Ausnahmen immer zu kühl im Vergleich mit den 30 Jahren davor.
Ähnlich wie der August zeigt sich der September, der zwar seit 2016 eine Tendenz nach oben zeigt, davor aber meist zu kühl war. Auch der Oktober war in den letzten 10 Jahren eher zu warm, das war jedoch auch von 1980 bis 1990 der Fall, dazwischen waren die Oktoberwerte eher unterdurchschnittlich. Der November bleibt bis 2010 in Summe ungefähr im Mittel der 30 Jahre davor, erst danach steigen die Werte und nur 2021 und 2003 waren seit dem Jahr 2000 kühler als das 30-Jahres-Mittel. Völlig anders der Dezember: Nur in 14 von 44 Jahren lag das Monatsmittel unter dem 30-Jahres-Schnitt, sonst immer darüber.
FAZIT Bregenz
Vor allem der April, der Jänner und der Dezember weisen in Summe der letzten 44 Jahre Tendenz nach oben auf in Bregenz. Im Mai, August und September ist die Summe aller Abweichungen der letzten 44 Jahren sogar negativ. Im Schnitt aller 44 Jahre und Monate steigt die Temperatur pro Jahr und Monat in Bregenz um 0,19 Grad an. Das wärmste Jahr in Bregenz was die Abweichungen vom Schnitt betrifft war 2018, das kälteste war 1996.
Das Jahr 2023 war in Bregenz vor allem im Juni wärmer als im Schnitt. Der April war deutlich zu kalt und der „Jahrtausend-Juli“ zeigt weniger Abweichung nach oben als der Jänner.
Brenner
Werfen wir einen Blick auf den Brenner – wie sah es da die letzten 44 Jahre aus im Vergleich zum Schnitt der 30 Jahre davor?
Extrem auffällig ist auch hier der April, allerdings erst ab dem Jahr 1998 – davor war er eher zu kühl. 2007 haben wir im April am Brenner eine Abweichung von fast +8 Grad zum 30-Jahres-Mittel davor! Auch am Brenner waren zwei der letzten drei Jahre kühler als der Schnitt. Die anderen drei Monate zeigen alle eine Tendenz nach oben, im Februar ist das allerdings in Summe erst seit 2019 der Fall.
Während der Juli leichte Tendenzen nach oben zeigt in Summe, war der August deutlich zu kühl – da reichen auch vier warme Jahre von 2018 bis 2021 nicht zur Trendumkehr. Der Juni war bis zum Jahr 2000 eher zu kalt, danach deutlich zu warm und der Mai hat vor allem von 1986 bis 2012 viele warme Jahre aufzuweisen, zuletzt war es meist kälter als im Schnitt.
Die letzten vier Monate im Jahr am Brennerpass: September und Oktober sind – wie in Bregenz – zu kühl in Summe, auch der November und Dezember waren bis etwa 2010 eher kühl, danach steigen die Monatsmittel deutlich an.
Fazit Brenner
Vor allem der August und der September sind eher kühler geworden am Brenner in den letzten 44 Jahren. Wärmer wurde es vor allem im April, März und Juni.
Das Jahr 2023 war vor allem im Februar deutlich zu warm, auch der März lag mit +2 Grad über dem Mittel der letzten 30 Jahre. Dafür war vor allem der April zu kalt und – Überraschung – auch der Juli liegt unter dem Schnitt der letzten 30 Jahre am Brenner!
Aigen im Ennstal
Fast genau auf dem Schwerpunkt Österreichs liegt Aigen im Ennstal. Wie entwickelten sich die Temperaturen in der Obersteiermark?
Vor allem der Jänner und der April waren deutlich wärmer als im Schnitt. Allerdings zeigt der April auch hier seit drei Jahren eine Trendumkehr an. Im Februar aund März war es bis etwa 1989 eherzu kühl, danach sind die Monatsmittel mehrheitlich zu warm.
Vollkommen unauffällig ist in Aigen der Juli. Der Mai und Juni waren bis etwa 2000 eher zu kühl, dann eine zeitlang eher wärmer. Im Mai gibt es seit 2000 nur fünf von 24 Jahren, in denen das Monatsmittel über dem Schnitt liegt. Und der August ist auch im Ennstal eher kühler geworden als im 30-Jahres-Mittel.
Der September ist ebenfalls auf der kühlen Seite in Aigen – und auch der Oktober ist in Summe etwas zu kühl. Der November hingegen zeigt vor allem wegen einer Folge von warmen Jahren zwischen 1995 und 2015 deutlich nach oben und der Dezember hat in 44 Jahren nur 12 Mal einen Wert, der unter dem des 30-Jahres-Mittels liegt.
Fazit Aigen
Dezember, Jänner und Februar sind in Aigen deutlich wärmer geworden, der September, August und Mai wurden hingegen eher kühler in Summe.
Im Jahr 2023 war wie am Brenner der Februar am wärmsten im Vergleich zum 30-Jahres-Mittel. Der April war DEUTLICH zu kalt, auch der Mai war zu kühl. Und Juni und Juli liegen mehr oder weniger genau im Schnitt der letzten 30 Jahre.
Bad Bleiberg
Sieht es ganz im Süden Österreichs anders aus? Was dort bei den Daten auffällt, sind größere Lücken, die teilweise über mehrere Jahre hinweg ziehen. Diese habe ich rechnerisch eliminiert. Trotzdem fehlen dadurch Vergleichwerte aus vielen Monaten der Jahre 1983 bis 1986.
Trotz der fehlenden Daten von 1983 bis 1986 sind auch hier der Jänner und der April eher zu warm und auch hier waren die letzten drei Jahre beim April entgegen dem Trend zu kalt. Der März war bis 2005 zu warm, seither ist die Tendenz eher sinkend. Und im Februar wechseln sich warme und kalte Jahre ab, nur zwischen 1997 und 2003 und in den letzten 5 Jahren gab es längere warme Monatswerte.
Der Mai war im Süden Kärntens seit 2004 meistens kühler als im Mittel der 30 Jahre davor. Im Juni war es bis 1992 immer zu kalt, danach gleicht sich alles wieder aus. Der Juli fällt auch hier unter die Kategorie „unauffällig“ und der August ist in Summe DEUTLICH zu kühl und ist seit dem Jahr 2006 in etwa ausgeglichen, was zu warme und zu kalte Jahre betrifft.
Wie bisher überall ist der September zu kalt – seit 1986 war er nur 14 Mal wärmer als das 30-Jahres-Mittel. Auch der Oktober ist in Summe eher zu kühl, auch wenn es hier in den letzten 10 Jahren wärmer wurde. Der November und überraschenderweise auch der Dezember sind nicht wirklich auffallend.
Fazit Bad Bleiberg
Jänner, Dezember und April wurden etwas wärmer (deutlich weniger als in anderen Orten), der August und September sind deutlich zu kalt und auch der Mai liegt in Summe eher auf der kühlen Seite.
2023 ist in Bad Bleiburg anfangs zu warm gewesen, seit April gab es keinen Monat mehr, der im Monatsmittel über dem 30-Jahres-Durchschnitt liegt!
Bad Gleichenberg
Weiter im Osten und deutlich tiefer liegt Bad Gleichenberg – zeigen sich hier dieselben Trends wie in Bad Bleiberg? Leider fehlen hier Vergleichwerte aus den frühen Jahren diesen Jahrtausends – das ist auch in den Grafiken zu sehen, wenn die schwarze Kurve gleich bleibt über diese Jahre.
Wir sehen, dass der Monat Jänner DEUTLICH wärmer wurde in der südlichen Steiermark. Nahe der ungarischen Grenze gab es im März zuletzt ebenfalls viele warme Jahre, der April zeigt auch hier in den letzten drei Jahren eine deutliche Trendumkehr und der Februar fällt durch 5 sehr warme Jahre zuletzt auf, wobei 2023 am wenigsten nach oben ausschert.
Wie schon „gewohnt“ ist der August eher zu kühl. Auffallend ist auch hier das Absinken der Werte für den Mai. Der Juni ist unauffällig, der Juli tendenziell eher zu warm, allerdings bei weitem weniger als andere Monate.
Während der Dezember auch hier eine starke Tendenz zum „Wärmer-Werden“ zeigt, scheint diese Tendenz beim November nach 17 sehr warmen Jahren von 2004 bis 2019 wieder gestoppt. Der September und Oktober liegen in Summe etwas unter dem Mittel, fallen aber weniger auf als anderenorts.
Fazit Bad Gleichenberg
Ganz im Südosten der Steiermark sticht vor allem der Jänner hervor neben dem Februar und dem Dezember, wenn es um Monate geht, die wärmer sind als das 30-Jahres-Mittel. Der September, August und Mai sind in Summe etwas kühler als der Schnitt, jedoch deutlich weniger als in anderen Mess-Stationen.
Was das Jahr 2023 betrifft, gleichen die Werte denen aus Kärnten: Nach drei warmen Monaten folgten vier, die alle zu kühl waren – vor allem der April liegt deutlich unter dem Schnitt!
Eisenstadt
Vieles ist in Eisenstadt ähnlich wie bei den anderen Stationen bisher: Vor allem der markant kühlere April der letzten drei Jahre fällt auf neben den anderen drei Monaten zu Anfang des Jahres, die alle eher zu warm sind – vor allem in den letzten 6 Jahren. Am meisten Auf und Ab zeigen die Werte im Februar – zuerst gab es eine lange Phase mit kalten Monaten bis 1987, dann viele sehr warme Werte bis 2008 und nach 5 Jahren mit zu kühlen Werten folgten mit Ausnahme von 2018 zuletzt 10 Jahre mit steigenden Zahlen.
Mai und August sind in Summe zu kühl, Juni und Juli zeigen wenig Auffälliges, auch wenn letzterer seit 2015 mit Ausnahme von 2020 immer zu warm war.
Weniger Erwärmung als gewohnt zeigt im Burgenland der Dezember, auch wenn es zuletzt dank 10 Jahren mit „Pluswerten“ in Folge deutlich nach oben ging. Der November war vor allem von 2000 bis 2015 zu warm und der September und Okober sind beide eher auf der kühlen Seite, auch wenn der Oktober zuletzt oft zu warm war.
Fazit Eisenstadt
Jänner, Februar und März sind die drei Monate mit den meisten warmen Monatsmitteln in Eisenstadt. Deutlich „frischer“ sind im Vergleich dazu die Rückgange im September, August und Mai.
2023 war der Juli zwar um 1,2 Grad wärmer als der langjährige Schnitt, das ist aber deutlich weniger als im Jänner, Februar und März. Auch hier war der April DEUTLICH zu kalt und auch der Mai und Juli hatten unterdurchschnittliche Werte.
Allentsteig
In Allentsteig, vor allem wegen des gleichnamigen Truppenübungsplatz bekannt, gibt es erst Daten seit dem 1. Oktober 1983. Das heißt, hier gibt es erst ab 1988 Daten, bei denen ich im ersten Jahr den 5-Jahres-Schnitt, dann 1987 den 6-Jahres-Schnitt usw. heranziehen kann. Erst ab Oktober 2013 haben wir wirklich einen 30-Jahres-Schnitt.
Daher gibt es hier auch nur einen Gesamtüberblick über alle Monate, weil die Daten eine ganz andere Basis haben:
Auch hier sind einige Monate zu „warm“ in Summe – allerdings nur der November und Dezember am Jahresende und die Monate Jänner, Fabruar und März zu Jahresbeginn. Alle anderen liegen deutlich unter dem Schnitt.
Fazit zu Allentsteig
Mangels Vergleichsdaten aus den Jahren ab 1950 sind die Grafiken und Daten oben nur bedingt aussagekräftig. Für das Jahr 2023 können wir die Werte allerdings sehr wohl heranziehen, da es davor mehr als 30 Jahre lang Daten gibt:
Auch hier sind April und Mai deutlich zu kalt – der Juli ist zwar um 1,4 Grad wärmer als im 30-Jahres-Mittel, das ist aber weniger an Plus als bei den Monaten Jänner bis März.
Und zuletzt: Wien mit wirklich historischen Daten
Weil Allensteig nicht wirklich Vergleichswerte liefert, habe ich mir überlegt, die Daten aus Wien dazu zu nehmen. Dass es hier bereits ab 1850 Daten zu den Maximalwerten jedes Tages gibt, hat mich positiv überrascht – wie sieht alles aus, wenn wir nicht nur 44 Jahre, sondern 144 (!) Jahre in die Vergangenheit blicken können mit genauen Daten, die nicht nur durch Baumrinden, Sedimente oder Eisbohrungen errechnet oder bestimmt wurden?
Im Jänner liegen wir in Summe deutlich über dem 30-Jahres-Schnitt. Allerdings lagen die Temperaturen zwischen 1940 und 1975 im Negativbereich in Summe aller Jahre seit 1880. Auch der Februar zeigt ähnliche Werte und liegt bis fast 2000 unter dem langjährigen Schnitt in Summe aller Jahreswerte. Der März ist – wenn wir alle Jahre seit 1880 mit einbeziehen, ganz leicht im Plus, weil es seit 1990 oft zu warm war. Anders der April, wo wir auch in Wien zuletzt drei sehr kalte Monate sehen.
Ganz schlimm ist es um den Mai bestellt in Wien. Hier gibt es auch bei der schwarzen Kurve nur ganz selten Aufwärtsbewegungen, die auf Phasen mit wärmeren Monaten hindeuten. Auch die anderen drei „Sommermonate“ weisen in Summe deutliche Negativwerte auf. Zwar waren zuletzt die Jahre mehrheitlich zu warm, was sich auch in einem Aufwärtstrend bei der schwarzen Linie zeigt, in Summe waren die Sommermonate jedoch seit 1880 nicht wärmer im Vergleich mit dem 30-Jahres-Schnitt.
Auch der September zeigt eine „Negativbilanz“, wenn wir die Jahres-Monatswerte mit den 30 Jahren davor vergleichen. Im Oktober gibt es in den letzten 6 Jahren eine „Warmphase“, die die Kurve ansteigen lässt und im November sorgen warme Jahre ab dem Jahr 2000 dafür, dass es eine „Plus-Bilanz“ gibt, wenn wir alle Jahre seit 1880 betrachten. Aufallend zu warm ist seit Beginn der Dezember. Vor allem bis 1920 waren die Dezember oft zu warm, dann folgte ein Phase mit kalten Weihnachtsmonaten. Ab 1945 steigen die Werte wieder, und nach fünf kalten Jahren ab 1960 ging es bis 1995 bergauf. Von den letzten 13 Jahren war nur eines unterdurchschnittlich, alle anderen waren zu warm in Wien auf der Hohen Warte.
Fazit Wien
Blicken wir auf 144 Jahre zurück, für die uns 30-Jahres-Werte vorliegen, so sprechen wir eigentlich von den letzten 174 Jahren. In diesen haben sich der Dezember und der Jänner in Wien zu deutlich wärmeren Monaten entwickelt. In den letzten 40 Jahren waren vor allem der Jänner und der Februar zu warm, an dritter Stelle folgt der Dezember mit deutlich weniger Zunahme. Die kühlsten Monate waren seit 1980 der Mai, der August und der September.
Wenn wir auf die Daten bis 1880 zurück blicken, waren der Jänner mit +0,23 Grad im Schnitt und der Dezember mit +0,26 Grad zu warm. Der August hingegen wurde im Schnitt -0,62 Grad kühler pro Jahr – dasselbe gilt für den September.
In Summe aller Monate und Jahre bleibt seit 1880 ein Minus von -0,22 Grad stehen, wenn wir alle Abweichungen jedes Monats seit 1880 zusammenrechnen und durch die Anzahl aller Monate dividieren.
Wir können also sagen: Seit 1880 wurden in Wien die Winter wärmer und die Sommer kälter.
Was das Jahr 2023 betrifft, so war der Juli um 1,4 Grad wärmer als alle Julimonate in den 30 Jahren davor im Schnitt. Auch hier ist das weniger als das Plus in den Monaten Jänner bis März.
Der April war deutlich zu kalt mit fast 4 Grad unter dem Jahresmittel der letzten 30 Jahre.
FAZIT
Für die „ich lese nur das Fazit“-Leser ein Tipp: Dieses Mal gibt es bei jedem Ort ein eigenes Fazit!
Ich halte mich daher hier bewusst kurz: In fünf von acht Mess-Stationen war der Juli 2023 nach 29 gemessenen Tagen von 31 wärmer als der Schnitt der Julimonate der 30 Jahre davor. Einmal waren es jedoch nur +0,2 Grad und nirgends mehr als +1,4 Grad. Wie daraus ein Plus von zwei Grad entstehen kann für ganz Österreich, ist mir schleierhaft.
Und genau aus diesem Grund mache ich solche Recherchen.
Dass es in den letzten Jahren grundsätzlich wärmer wurde, steht außer Frage. Zu beurteilen, ob, wodurch und wie weit das Ganze menschengemacht ist, steht mir nicht zu.
Fakten, die mir aufgefallen sind bei meinen Analysen der vorhandenen Messdaten aus dem kleinen Alpenrepüblikchen: Grundsätzlich werden die Winter immer wärmer, die Sommer jedoch weniger stark. Überall außer in 3.000 Meter Seehöhe werden vor allem die Abende deutlich wärmer, während es morgens teilweise sogar kühler wird. Hier erlaube ich mir die Vermutung, dass die zunehmende Verbauung von Grünflächen durch Straßen und Gebäude und auch die intensive Landwirtschaft eine Rolle spielen („könnten“, wie die Experten sagen würden).
Und historisch betrachtet mit den Daten aus Wien verstärkt sich der Eindruck, dass es vor allem im Winter wärmer wird bei uns.
Nachsatz
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