Da ich mir ja zuletzt die Zahlen von ourworldindata (OWID) wieder einmal neu heruntergeladen habe (Stand bis 20. November 2022), hab ich mir die Sache mit den offiziell an oder mit C19 Vertstorbenen und der Übersterblichkeit genauer angeschaut.
Dazu habe ich einerseits die Daten von 41 Staaten aus Europa (keine unter 300.000 EW) und dazu noch neun ausgewählten anderen Ländern angesehen: Neuseeland und Australien aus Ozeanien, Brasilien und Argentinien aus Südamerika, Japan und Israel aus Asien bzw. Mexiko, Kanada und die USA aus Nordamerika.
Dabei sind ganz viele Grafiken entstanden, einige davon möchte ich euch heute hier präsentieren:
Die C19-Todesfälle
Tageswerte
Diese Grafik zeigt uns die „Wellen“ von offiziell an oder mit Covid Verstorbenen seit März 2020 in den 50 Ländern. Österreich und meinen „Lieblingsnachbar“ in Sachen Zahlen die Schweiz habe ich gelb bzw. weiß hervorgehoben. Die Länder, die NICHT aus Europa sind, haben ebenfalls andere Farben. Rot sind die beiden Länder aus Südamerika, pink/lila die zwei aus Ozeanien, grün die aus Nordamerika und orange/beige die aus Asien.
Wir erkennen sehr gut die erste Welle im Frühjahr 2020, dann eine „dreiköpfige“ Welle im Winter/Frühjahr 2020/21, eine Doppelwelle im Herbst/Winter 2021/22 und auch ein wenig die „Sommerwelle“ 2022.
Diese Grafik zeigt die gleichen Daten, allerdings jetzt immer in Prozentanteilen der Gesamtsummen des jeweiligen Tages. Da sich bis auf 4 Länder alle auf der Nordhalbkugel befinden, ist es zum Beispiel klar, dass nun die „Anteile“ von Brasilien, Argentinien, Australien und Neu Seeland in unserem Sommer (da ist dort Winter!) eindeutig höher sind. Auch Mexiko, das nahe am Äquator liegt, hat nun mehr Anteile.
Monatswerte
Wenn wir die Daten auf Monatswerte berechnen, sieht das Ganze etwas anders aus:
Wieder erkennen wir eine erste Welle im Frühjahr 2020, eine zweite, höchste Welle mit „Doppelspitze“ im Winter/Frühjahr 2021/22, aber auch die dritte Welle mit zwei Spitzen im vergangenen Winter/Frühjahr ist recht hoch und die Sommerwelle 2022 ist so fast besser zu sehen als bei den Tageswerten.
Hier sehen wir – mit dem hellblau eingezeichneten Schnitt – das Ganze wie weiter oben schon bei den Tageswerten auf 100% dargestellt. Da ich dieses Mal die Staaten außerhalb Europas an den oberen Rand verschoeben habe, sehen wir auch gut, dass Südamerika und auch Mexiko und die USA im Sommer durchaus einen hohen Anteil der offiziellen C19-Todesfälle stellen – die 50% werden aber trotz der Tatsache, dass diese Staaten zusammen mit Japan, Israel, Australien und Neuseeland mehr als 60 Millionen EW mehr haben als Europa, nicht erreicht.
Der Schnitt
So sieht das Ganze im Schnitt der letzten 33 Monate aus – die gelben Punkte zeigen an, bei wie viele Monaten keine Zahlen vorhanden sind in den Daten bei OWID.
Demnach gibt es mit Bulgarien ein Land, in dem mehr als 5 Personen von einer Million pro Monat an oder mit C19 verstorben sind. In Bosnien Herzegowina, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Montenegro und Nordmazedonien gab es mindestens 4 Todesfälle pro Mio EW im Schnitt.
Am wenigsten waren es in Japan, dort werden nur 0,4 pro Million und Monat angegeben, in Europa hat Norwegen mit 0,8 den niedrigsten Wert.
Die Übersterblichkeit
Die Tageswerte
Die Daten für die Übersterblichkeit sind bei weitem nicht so umfangreich wie die der Covid-Todesfälle. Trotzdem habe ich diese dargestellt:
So sieht es aus, wenn wir die Über- und Untersterblichkeiten der einzelnen Länder (in Prozent) zusammen darstellen. Die schwarze Linie ist der Schnitt über einen 14-Tage-Zeitraum.
Die Monatswerte
Wenn wir es als Flächen darstellen, und wieder die Länder außerhalb Europas an den unteren Rand schieben, sieht es so aus. Österreich und die Schweiz habe ich ganz nach oben verschoben.
Die 100% werden hier nur in jenen Monaten erreicht, wo es weder fehlende Daten aus Staaten gibt noch Untersterblichkeiten, die die Übersterblichkeit logischerweise nach unten korrigieren.
In den Staaten auf der Südhalbkugel gibt es nun teilweise auch in „deren Sommer“ Übersterblichkeiten, weil es hier ja nicht um die Zahl der Todesfälle an sich geht, sondern um die Abweichungen vom langjährigen Schnitt.
Was auffällt, ist Österreichs starker Anteil ab dem März 2022. Darum habe ich unsere Nachbarstaaten einmal alle hellgelb gefärbt, um zu sehen, ob das nur Österreich betrifft:
Und siehe da: Deutschland (jetzt auch ganz oben angeordnet) sticht ebenfalls heraus!
So sieht das Ganze aus, wenn wir nur die sieben verfügbaren Nachbarstaaten (Liechtenstein fehlt bei den gesamten Daten, da dort nur ganz wenige Menschen leben) und Österreich darstellen.
Wir sehen wieder „Wellen“, die den Coronawellen gleichen – bis zum Jänner 2022. Dann ist NICHTS zu sehen von der Omikronwelle, eher eine verzögerte Welle kurz danach, dann wieder eine im Sommer…
Wenn wir das ganz auf 100% darstellen, dann sehen wir den EINEN Monat (Juli 2020) in dem alle Staaten eine Untersterblichkeit hatten, sehr deutlich. Auch der September 2022 war in Sachen Sterblichkeit unterdurchschnittlich.
Der Schnitt
Hier sehen wir einmal den Schnitt aller 50 Länder pro Monat (rot) und einmal den der euopäischen Länder (grau). Die blauen Dreiecke zeigen uns die Zahl der Staaten, die für den jweiligen Monat KEINE Daten lieferten bei OWID. Wir sehen, dass hier beim Oktober noch sehr viel fehlt (39 Staaten von 50!), auch beim September sind es schon 20 Nationen, die keine Daten haben mit Stand 20.11.2022.
Noch einmal zur Erinnerung: Das sind KEINE Covid-Todesfälle, sondern die Übersterblichkeit insgesamt. Mir fällt neben dem Nov und Dezember 2020 vor allem auch der April 2021 auf mit hohen Werten verglichen mit dem April 2020 und 2022.
Das zeigt nun den Schnitt in Europa – ich habe hier die Monate mit Covid-Wellen farblich markiert.
Und das sind die Übersterblichkeiten der jeweiligen Nationen im Schnitt der letzten 33 Monate – wieder zeigt der gelbe Punkt die Anzahl der Monate, zu denen es keine Angaben gibt. So fehlen etwa in Argentinien oder auch Weißrussland die Daten ab 2021 komplett, die der Ukraine fehlen ab 2022.
Albanien, Mexiko und Nordmazedonien hatten im Schnitt eine Übersterblichkeit von mehr als 30%. In Weißrussland (ohne die Daten von 2021 und 2022), Bosnien Herzegowina, Brasilien, Bulgarien, dem Kosovo, Litauen, Moldawien, Montenegro, Russland und Serbien geb es über 22% Todesfälle mehr als erwartet.
Österreich weist hier fast 11% Übersterblichkeit auf, Deutschland knapp mehr als 6% und die Schweiz fast 9%. Das einzige Land, das eine Untersterblichkeit zeigt, ist Neuseeland. Luxemburg, Japan, Dänemark, Kanada und Australien liegen unter 5%, Norwegen, Schweden, Island und Finnland nur ganz knapp darüber.
Die einzelnen Staaten
Wer sich nun die Grafiken der einzelnen Staaten in Sachen Übersterblichkeit und C19-Todesfälle anschauen will, kann das hier machen.
Österreich, Deutschland und die Schweiz
Am Beispiel Österreich sei das Ganze noch kurz erklärt: die roten/grünen Säulen zeigen die Unter- oder Übersterblichkeit in Prozent an – rot und nach oben heißt mehr Tote als erwartet, grün und nach unten bedeutet, dass es weniger waren.
Wir sehen, dass es im Sommer 2020 kurz eine geringe Untersterblichkeit gab, im Februar/März 2021 interessanterweise eine deutliche Phase (Ausgleichsbewegung zum zweiten C19-Welle?). Danach gab es nur im Jänner und Februar 2022 eine Untersterblichkeit (als wir die höchsten Zahlen der gesamten Pandemie hatten in Sachen positive Tests, aber NICHT bei den C19-Todesfällen). Bei den C19-Todesfällen sind die Werte (linke Skala) in Todesfälle pro Mio EW angegeben.
Der höchste Wert ist in beiden Kategorien mit einer Zahlenangabe markiert. Am 6. Dezember 2020 gab es bei uns 15,3 Todesfälle mit oder an C19 pro Mio EW – am gleichen Tag hatten wir die höchste Übersterblichkeit in Prozent, nämlich fast 57%. Auffallend ist bei uns die starke Übersterblichkeit im Jahr 2022 ab März.
Bevor die Staaten ohne Kommentar von mir folgen, noch die Grafiken aus Deutschland und der Schweiz:
Auffallend ist hier mehreres:
- Im Sommer 2020 gab es kurz eine starke Übersterblichkeit (Hitzewelle?).
- Bei der zweiten Covid-Welle gab es anfangs fast parallel ansteigende Kurven bei C19 und der Übersterblichkeit. Das ändert sich mit Beginn des Jahres 2021 – plötzlich SINKEN die Werte in Sachen Übersterblichkeit, während jedoch die Covid-Sterbefälle weiter ANSTEIGEN. Und als diese dann auch absinken, folgt von Mitte Februar 2021 bis Anfang April eine Phase der Untersterblichkeit, obwohl es weiter fast so viele C19-Todesfälle gibt wie zum Höherpunkt der ersten Welle (wo es eine starke Übersterblichkeit gab).
- Die Deltawelle fällt dadurch auf, dass die Übersterblichkeit von September bis Dezember höher angezeigt wird als die C19-Todesfälle (die Skalierung ist ja die gleich wie bei den Wellen davor). Dann folgt – ohne dass die C19-Todesfälle verschwinden – eine Untersterblichkeit bis in den März 2022. Seither zeigen alle Daten wieder eine Übersterblichkeit, die ab Juni in der Grafik wieder deutlich über den C19-Todesfällen liegt.
- Nach dem 2. Oktober 2022 gibt es noch keine Daten zur Übersterblichkeit.
Die Schweiz zeigt ein etwas anderes Bild als Deutschland: Hier sind die Übersterblichkeitwerte auch schon in Welle 1 und 2 über denen der C19-Todesfälle zu sehen.
Was mir hier besonders ins Auge sticht, sind die Werte ab April 2022. Mit zwei Ausnahmen sind deutliche Übersterblichkeiten zu sehen, es gibt allerdings im Gegensatz zu Österreich und Deutschland kaum mehr Covid-Todesfälle.
Die anderen Nationen
Nun folgen die anderen Staaten, geordnet nach der alphabetischen Reihenfolge ihres Ländercodes – bei manchen wären die Werte noch über den von mir gewählten Skalen gelegen – ich habe diese jedoch bewusst so gelassen, weil sonst Staaten mit moderaten Zahlen kaum erkennbare Kurven gezeigt hätten.
Der Unterschied: Mit oder ohne 2020
Eine letzte Grafik noch für heute: Wenn wir uns die Übersterblichkeiten im Schnitt anschauen, je nachdem, ob wir von März 2020 weg oder ab Jänner 2021 rechnen, gibt es interessante Unterschiede:
Einerseits haben Kosovo oder Mexiko, aber auch Spanien, Belgien, Italien, die Schweiz, Luxemburg, Slowenien und Schweden deutlich WENIGER Übersterblichkeit als mit den zehn Monaten vom Jahr 2020.
Andererseits haben Montenegro, die Ukraine (ohne 2022), die Slowakei, Estland, Lettland, Brasilien, Australien, Bulgarien und Island deutlich mehr Übersterblichkeit, wenn wir den Zeitraum vor 2021 weg lassen.
In Österreich sinkt die Übersterblichkeit ohne 2020 leicht, in Deutschland steigt sie etwas an – die Schweiz wurde ja oben schon genannt mit deutlich niedrigeren Zahlen.
FAZIT
Ich stelle Ähnliches fest wie bei meinem letzten Posting: Es bedarf genauerer Analysen und Daten, um hier mehr herauszulesen. Einerseits ist das Nebeneinanderstellen von Übersterblichkeit und Covid-Todesfällen zwar interessant, andererseits dürfen wir nicht vergessen, dass das zwei verschiedene Werte sind: Einmal die Abweichung von dem, was zu erwarten gewesen wäre und einmal die – wie auch immer geartete – offizielle Zählweise der an oder mit Covid 19 Verstorbenen.
Bei Österreich zum Beispiel wurde entweder die „Umetikettierungen“ vom April 2022 nicht berücksichtigt oder in die gesamte Datenbasis (mit Korrektur aller Werte) integriert – denn sonst hätten wir dort eine extreme Stufe bei den Zahlen sehen müssen – immerhin wurden damals mehr als 20% einfach „dazu genommen“ an Todesfällen, die im Jahr 2020 und 2021 passiert sind.
Trotzdem ist es interessant, dass in manchen Ländern vor allem vor Omikron die Übersterblichkeit und die Zahl der Corona-Todesfälle praktisch gleich auf und ab gehen (zB Tschechien) in anderen das Ganze aber gar nicht so wirklich zusammenpasst. In Dänemark gab es laut den Zahlen von OWID erst im Jahr 2022 die MEISTEN offiziellen C19-Todesfälle. In Sachen Übersterblichkeit ist jedoch genau zu der Zeit eine Entspannung ablesbar. Oder nehmen wir Israel: Die Übersterblichkeitswerte sind hier immer über den Kurven der Covid-Todesfälle zu sehen – außer Anfang 2021, da übertreffen die Werte der C19-Verstorbenen die Skalen der Übersterblichkeit.
Auch Mexiko und Brasilien sind interessant, zwei sehr bevölkerungsreiche und große Länder. Über das eine wurde berichtet, geschrieben und geschumpfen (Brasilien), vom anderen war kaum etwas zu hören oder lesen – obwohl es dort fast gleich viele C19-Todesfälle gab und DEUTLICH mehr Übersterblichkeit.
Wenn es jetzt noch so wäre, dass die Ermittlung und Darstellung aller Zahlen überall auf den gleichen Kriterien aufgebaut wäre, ja dann… bei Covid ist es jedoch leider nicht so! Ob sich das jemals ändern wird? Und wären die Datensätze überhaupt noch korrigierbar? Ich bezweifle es!