Lange Extreme

Die Daten einer Messstation von Langen am Arlberg in 1270m Seehöhe reichen zum Teil zurück bis 1895.

Machen wir einen Blick auf die Daten – vorerst in zwei Formen: Einerseits habe ich die Einzeltage herausgesucht und andererseits den 14-Tages-Schnitt berechnet. Letzterer ist für mich interessanter, denn zB ein einzelner Tag mit hohen Temperaturen sagt weniger aus als eine Phase, in der es mindestens 14 Tage lang relativ heiß war.

Neuschneemengen

83 Zentimeter oder mehr an Neuschnee an einem Tag gab es in Langen sechs Mal: Am 21. Jänner 1951 gab es 83cm Neuschnee, am 23. November 1908 85cm und am 2. Februar 1935 waren es 86cm. Kommen wir zu den Top 3: Am 13. März 1988 fielen innerhalb von 24 Stunden 90cm, am 30. Jänner 1982 waren es genau 100cm und am meisten Schnee gemessen wurde in Langen am 20. Jänner 1901 – damals waren es 105cm in 24 Stunden (von 7 Uhr bis 7 Uhr).
Beim 14-Tages-Schnitt sind die Zahlen logischerweise niedriger: Den Rekord hält hier die Zeit um den Jahreswechsel 1923 auf 1924 – damals schneite es in langen in 14 Tagen im Schnitt jeweils 31,2cm! So wie auch bei den Einzeltagen stammen die letzten Extremwerte aus dem Jahr 1988 – damals gab es Anfang März im Schnitt von 14 Tagen mehr als 26cm Schnee.

Tages-Niederschlagsmengen

Ebenfalls seit 1895 gibt es Daten zur täglichen Niederschlagssumme:

Sieben Mal gab es mindestens 97mm (= Liter pro m2) Niederschlag in Langen seit 1895. Genau 97 Liter pro m2 gab es am 30. August 1908 (97mm), mehr waren es am 21. August 1931 (97,5mm) und am 3. August 1896 (98mm). Nur die drei Tage mit den höchsten Werten liegen über 100 Liter pro Quadratmeter: Am 15. Juli 1922 regnete es 107 Liter, am 22. August 2005 (Hochwasser in Vorarlberg) waren es 115,2 und am 9. Jänner 1914 fielen gleich 120,2 Liter – es gab allerdings damals trotz Winter laut den Daten nur 2cm Neuschnee – also fiel so gut wie alles als Regen!

Wenn wir nun die 14-Tages-Werte anschauen, ist der höchste Wert der vom 12. März 1896 – damals fielen innerhalb von 14 Tagen im Schnitt jeden Tag 26,4 Liter Niederschlag. In Summe waren es 369mm vom 28. Februar bis zum 12. März – davon fielen etwa zwei Drittel als Schnee, der Rest als Regen. Die Tagestemperaturen um 14 Uhr lagen damals zwischen -2 und +3,6 Grad.
Interessanterweise haben diese „Starkniederschlagsphasen“ in ihrer Intensität eher abgenommen. Im Jänner 2019 gab es mit 21,4mm im Schnitt von zwei Wochen das letzte Mal so eine Phase mit mehr als 21 Litern. Damals fiel jedoch alles als Schnee, die Temperatur lag nur am 1. Jänner um 14 Uhr ganz knapp über 0 Grad, sonst hatte es immer Minusgrade. Damals fielen in diesen 14 Tagen mehr als 3 Meter Schnee.

Seit 2008 gibt es Daten zu den Tages-Niederschlagsmengen von 7 Uhr morgens bis 19 Uhr abends. Hier gibt es den Spitzenwert im Sommer vor 9 Jahren: Am 8. Juli 2013 regnete es untertags 69,4 Liter in Langen am Arlberg. Der zweithöchste Wert stammt sogar aus dem laufenden Jahr: Am 19. August 2022 fielen 50,2 Liter pro Quadratmeter.

Schneehöhe

Ich habe fünf Tage herausgesucht, an denen in Langen mehr als 285cm Meter Schnee lag in verschiedenen Jahren: Einen davon kennen wir schon – am 13. März 1988 fielen innerhalb von 24 Stunden 90cm Schnee – demnach lagen darunter bereits 240cm, denn die Gesamtschneehöhe wurde mit 330cm angegeben. Die gleiche Höhe wird auch für den 28. 1968 gemeldet.
Etwas weniger (303cm) waren es am 25. Februar 1999.

Interessant sind auch hier wieder die Phasen, an denen sehr lange sehr hoch Schnee lag: Am 7. Februar 1968 gab es über einen Zeitraum von 14 Tagen im Schnitt eine Schneehöhe von 276,1 cm in Langen. Der zweithöchste Wert stammt aus dem zweiten Weltkrieg: Im Jahr 1944 lagen vor dem 1. April im Schnitt 265,8 cm über 14 Tage! Das letzte Mal mehr als 2 Meter über 14 Tage gab es in den Tagen bis zum 23. Februar 2012.

Morgentemperaturen

Wann war es denn am kältesten in Langen? Wenn wir uns die tiefste Temperatur, die für 7 Uhr früh eingetragen ist, anschauen, dann war das am 10. Februar 1956 – damals betrug die Temperatur -26,6 Grad! Insgesamt gab es seit 1895 genau 31 Tage mit Temperaturen unter -20 Grad um 7 Uhr.
Bei den 14-Tages-Durchschnittswerten lag ebenfalls das Jahr 1956 voran: Nie war es kälter als in den zwei Wochen vor dem 14. Februar 1956 – über 14 Tage lag das Mittel damals bei -18,9 Grad am Morgen!

Den wärmsten Morgen seit 1895 gab es am 18. Juli 1939, als es um 7 Uhr schon 23 Grad hatte. Mit 22,8 Grad kam der 26. Juni 2019 nahe heran an diesen Wert.
Im Zweiwochenschnitt war es im Sommer 2003 am wärmsten in Langen – damals lag die durchschnittliche Morgentemperatur in den 14 Tagen vor dem 14. August bei 19 Grad!

Abendtemperaturen

Auch um 19 Uhr abends gab es mit -26,3 fast denselben Wert als tiefste Temperatur – auch er stammt vom 10. Februar 1956. Abends gab es „nur“ 18 Tage mit Temperaturen unter -20 Grad in den letzten 125 Jahren.
Die kälteste Phase über 14 Tage stammt natürlich auch aus dem Jahr 1956 – damals hatte es abends in 14 Tagen im Schnitt -16,1 Grad. Der Winter 2012 war ebenfalls ein kalter: Am 4. Februar hatte es abends -16,9 Grad und in den 14 Tagen vor dem 12. Februar hatte es um 19 Uhr im Schnitt nur -11.3 Grad.
Den wärmsten Abend gab es in Langen am 30. juni 1950: Um 19 Uhr betrug die Temperatur immer noch 29,1 Grad!
Die längste Zweiwochenphase mit warmen Temperaturen gab es vor dem 14. August 2003 – damals hatte es um 19 Uhr im Schnitt 22,4 Grad.

Temperaturen um 14 Uhr

Selbst um 14 Uhr hatte es am 2. Februar 1956 nur -24,3 Grad! Neben dem Februar 1956 gab es auch 1905, 1985 und 1987 sehr kalte Nachmittage.
Die kälteste Zweiwochenphase gab es natürlich auch im Jahr 1956: Damals war es in den 14 Tagen bis zum 14. Februar im Schnitt nur -16,1 Grad „warm“ um 14 Uhr.
Wenn wir uns die Spitzenwerte um 14 Uhr anschauen, dann hat der 18. Juli 1936 die Nase vorne mit 37,5 Grad. Der letzte Spitzenwert mit über 30 Grad stammt vom 1. August 2017 (30,9 Grad).
Wieder lohnt sich ein Blick auf den 14-Tages-Durchschnitt: Am 3. August 1947 gab es 14 Tage lang Temperaturen von 30,7 Grad im Schnitt!

Temperaturmaximum ab 1952

Seit 1952 gibt es neben den Uhrzeiten auch einen Wert fürs Temperaturmaximum, -minimum und den Mittelwert, welcher einfach so berechnet wird, dass der Schnitt der beiden Werte Maximum und Minimum errechnet wird.

Hier wird der heißeste Wert in Langen mit 33,4 Grad angegeben – er liegt schon sehr lange zurück und ist mit 7. Juli 1957 datiert. Das liegt deutlich unter dem Wert von 1936 (siehe weiter oben).
Auch hier sind die 14-Tages-Werte wieder interessanter: Im Sommer 2003 war es 14 Tage lang im Schnitt 28,4 Grad warm bis zum 14. August. Auch 2018 gab es Anfang August eine sehr warme Phase und 2019 eine Ende Juni/Anfang Juli.

Wenn es um die Tagesmaxima an den kälstesten Tagen geht, liegt wieder der Rekordwinter 1956 vorne: Damals hatte es am 2. Februar nie mehr als -21 Grad! Auch im Jänner 1985 und 1987 war es zeitweise sehr kalt mit -18 Grad Tagesmaximum. Der letzte richtig kalte Winter war der von 2012 – damals erreichte die Temperatur am 4. Februar nur maximal -16,6 Grad! Außerdem war es bis zum 11. Februar im Schnitt nur maximal -9,3 Grad „warm“ tagsüber. Das ist nur drei Grad wärmer als im kältesten Winter in Langen seit 1895 – 1956 hatte es 14 Tage lang im Shcnitt nie mehr als -12,4 Grad.

Tagesminimum ab 1952

Der allerkälteste Wert aus Langen stammt von dieser Mess-Skala: Das tägliche Temperaturminimum war am 11. Februar 1956 erreicht mit -28,5 Grad. Auch am 12. Jänner 1987 war es mit -27 Grad sehr kalt. 2012 gab es am 4. Februar immerhin -21,7 Grad. Das wärmste Temperaturminimum gab es seit 1952 am 20. Juli 1983 mit 19,8 Grad – das heißt damals wurde es den ganzen Tag über nie kälter als 19,8 Grad in Langen auf 1270 Metern. Auch am 27. Juni 2019 und am 20. Juli 2022 hatte es nie weniger als 19 Grad.
Bei den Zweiwochenwerten liegt der Sommer 2003 vorne: Vor dem 14. August war es 14 Tage lang im Schnitt nie kälter als 16 Grad in Langen. Auch der Juli 1983 war sehr warm, dann folgt Ende Juni/Anfang Juli 2019.

Tagesmittel seit 1952

Beginnen wir mit den kältesten Tagen im Tagesmittel: In diesem Jahrtausend stammt der tiefste Wert vom 4. Februar 2012 mit -19,2 Grad. Wieder ist der Februar 1956 der Spitzenwert seit 1952: -24,7 Gard im Tagesmittel sind beachtlich, selbst für 1270m Seehöhe! Auch am 12. Jänner 1987 gab es im Tagesmittel nur -22,5 Grad!
Wie immer der 14-Tages-Durchschnitt: Nur zweimal war es über 14 Tage im Tagesmittel kälter als 2012, als es -13,7 Grad waren im Schnitt von 14 Tagen. Im Winter 1985 gab es direkt nach dem Jahreswechsel 14 Tage im Schnitt nur knackige -13,9 Grad und natürlich kommt an der Spitze wieder der Februar 1956 mit -17,3 Grad über 14 Tage lang!

Der Wind im Tagesmittel seit 1952

Wie schaut es denn mit dem Wind aus in Langen am Arlberg? Auch hier gibt es Werte seit 1952. Der absolute Spitzenreiter ist hier der 31. Jänner 1986, als es IM SCHNITT 2,39 Meter pro Sekunde Wind hatte – das sind 8,6 kmh im Schnitt von 24 Stunden!
Den windreichsten 14-Tages-Durchschnitt sehen wir auch in dieser Zeit: Vor dem 2. Februar 1986 gab es 14 Tage lang im Schnitt 0,78 Meter pro Sekunde – das sind immerhin fast 3 km/h über 14 Tage!

Was mir hier besonders aufgefallen ist, wird erst wirklich sichtbar, wenn wir die Tageswerte weg lassen und nur den Zweiwochenschnitt anschauen:

Wir erkennen sehr gut, dass es erstens um die Jahre 1968 bis 1970 eine Phase mit sehr wenig Wind gibt und zweitens, dass die Zeit um 1955 deutlich mehr Wind hatte als die Jahre danach.

Das Windmaximum ab 2007

Wenn es um das tägliche Windmaximum geht, haben wir nur Daten von 2007 bis heute. Der Tag mit dem stärksten Wind in dieser Zeit in Langen war der 17. Jänner 2018. Bitte nicht irritieren lassen – Diese Werte zeigen den Wind im m/sek an, die vorige Tabelle hatte Zehntelmeter in Sekunden!
Das heißt, hier war der Maximalwert mit 21,5 m/sek durchaus beachtlich – das entspricht 77 km/h!
Aber auch der 14-Tages-Schnitt der Maxima zeigt hier hohe Werte: So gab es in den zwei Wochen vor dem 9. März 2010 und dem 15. Februar 2014 14 Tage lang Werte von 10,6 m/sek als Windmaxima im Schnitt – das entspricht 38 km/h!

Temperaturen – der 30-Tages-Schnitt

So sieht das Ganze aus, wenn wir uns den 30-Tages-Schnitt anschauen. Am wärmsten war es demnach, wenn wir den Schnitt von 30 Tagen zusammen nehmen, im Jahr 1947 mit 27,9 Grad, am zweitwärmsten im Jahr 1946.
2015 hatte mit 23,3 Grad einen der wärmsten 30-Tages-Durchschnittswerte der letzten Jahre.

Der 365-Tages-Schnitt

Und so sieht der Schnitt von 365 Tagen aus – also der Durchschnitt der 365 Tage, die vor dem Wert lagen, der angezeigt wird (wegen der Schaltjahre ist es KEIN genauer „Jahreswert“…).
Klar erkennbar ist, dass es offensichtlich in der Zwischenkriegszeit und auch noch einige Zeit nach dem 2. Weltkrieg sehr warm war.
Die blau markierten Tage zeigen solche mit besonders niedrigen Werten. Da ist (no na) wieder das Jahr 1956 beteiligt, das sich erst in einem Wert 1957 auswirkt: 6,66 ist um 5,17 Grad kühler als der Wert vom Jahr 1948!

Zwei Blumen zum Abschluss

Um zu zeigen, wie warm oder kalt die einzelnen Jahre sind, habe ich noch zwei Grafiken gemacht. Die eine zeigt die warmen Tage, die anderen die kalten:

Hier sehen wir folgendes: Die Jahre ab 1895 sind wie auf einer Uhr rundherum angeordnet. Die Striche zeigen und an, wie viele Tage pro Jahr es wärmer als 20 (orange), 25 (hellrot) oder 30 (dunkelrot) Grad war in Langen am Arlberg. Die Jahre mit den höchsten Werten sind markiert.

Das ist das gleiche Spiel, nur sind die Werte jetzt von 7 Uhr und es geht um die kältesten Tage – also die mit Temperaturen (um 7 Uhr morgens) unter -15, -10 oder Null Grad.

FAZIT

Also jetzt bin ich doch ein wenig überrascht. Vor allem was bei den letzten Grafiken „heraus kam“, habe ich nicht erwartet. Ich wusste, dass es in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts eher warm war, aber dass das dafür reicht, dass es damals deutlich MEHR warme und heiße Tage übers Jahr verteilt gab als bei uns in Vorarlberg in den letzten Jahren?
Was sehr wohl zu sehen ist, sind die weniger werdenden richtig kalten Tage. Aber auch da gab es um die Zeit des Weltkriegs herum viele Jahre mit ebenfalls wenigen kalten Tagen. Und da uns dort auch leider einige Jahre komplett fehlen, wissen wir nicht, ob nicht genau diese Jahre „anders“ waren und auch kälter. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es zwischen 1930 und 1952 ungewöhnlich viele Jahre mit sehr heißen Temperaturen gab – und das betraf nicht nur einzelne Hitzetage!

Vielleicht ist das Ganze auch nur ein Phänomen von Langen am Arlberg? Ich hab zwar extra noch nachgesehen: Den Eisabahntunnel gab es damals schon lange und der Straßentunnel wurde erst viel später gebaut – das (Bauarbeiten etc.) kann also auch nicht der Grund sein.

Auch beim Niederschlag war ich überrascht, dass es vor allem vor dem zweiten Weltkrieg viele „Starkniederschlagstage“ gab, die durchaus mit denen mithalten können, die uns in den letzten Jahren betrafen. Sogar das „Jahrhunderthochwasser“ von 2005 wurde im Jahr 1914 übertroffen…