Gestern gab es bereits einen groben Überlick über den Vergleich Schweiz vs Österreich. Heute folgen einige Details:
Die Tests
Wir wissen ja bereits von gestern, dass in Österreich 8,5 Mal (ohne Schultests) bzw. 13,5 Mal mehr getestet wurde als in der Schweiz.
Was wir in Österreich nicht wissen und wohl auch nie erfahren werden, ist, wie sich diese Tests auf die Altersgruppen aufteilen.
In der Schweiz gibt es dazu Daten:
Es ist leicht zu erkennen, dass die meisten Tests pro 100.000 Personen bei den 20-29-Jährigen gemacht wurden – einer Altersgruppe, die weder in Sachen Hospitalisierung noch in Sachen Todesfälle stark gefährdet war/ist.
Interessant ist diese Grafik vor allem, wenn wir sie mit der folgenden vergleichen:
Die Fälle (pos. Getestete)
Hier sehen wir die Grafik mit den Zahlen der positiv Getesteten in der Schweiz:
Wir erkennen sofort: Auch die positiven Tests verteilen sich in der Schweiz gleich wie die gemachten Tests. Soll heißen: Dort, wo viel getestet wurde (das klingt im Vergleich mit Österreich fast lächerlich, da wir ja viel viel mehr testen und getestet haben!), gab es auch viele „Fälle“.
In Österreich haben wir etwas andere Altersgruppen, es gibt jedoch auch hier Daten dazu:
Was fällt auf?
- In der Schweiz und in Österreich gab es eine ähnliche Altersverteilung bei den positiv getesteten Personen. Mit EINER Ausnahme: Die SchülerInnen, wo in Österreich eineinhalb Schuljahre lang alle zwangsgetestet wurden. In der Schweiz gab es eine kurze Zeit, wo es auch in den Schulen Tests gab, allerdings nicht überall gleich viele und niemals so viele wie in Österreich. Und während diese in der Schweiz in den offiziellen Zahlen enthalten sind, fehlen diese in Österreich.
- Darum gab es in der Schweiz bei den Personen im Alter von 20-29 die meisten Positiven, in Österreich waren es die 5-14-Jährigen.
- Generell wurden in Österreich überall etwas mehr Personen durch positive Tests als „Fälle“ entdeckt. Der Unterschied ist jedoch WEIT entfernt vom Unterschied bei der Zahl der Testungen und zeigt eindeutig, dass das viele Testen in keiner Weise dem Aufwand, dem entstandenen Müll und schon gar nicht den damit verbundenen Kosten entspricht.
Die Hospitalisierungen
Wir kommen zur großen Ausnahme: In dieser Kategorie gibt es in Österreich und der Schweiz dieselben Daten in Sachen Altersgruppen. Das „kleine Manko“ in Österreich ist, dass die Daten hier nur bis zum 31. Juli 2022 reichen, die der Schweiz jedoch bis zum 4. Dezember.
So sieht die Grafik für die Schweiz aus: etwa 4,5% der Altergruppe entsprechen die Hospitalisierungen bei den Menschen ab 80 Jahren. Bei den 10-19-Jährigen ist die Quote am niedrigsten: 0,064% entsprechen den 64 Hospitalisierungen pro 100.000 Menschen – und das über den gesamten Zeitraum – wir wissen daher nicht, wie viele davon mehrere Wochen bzw. mehrfach im Spital waren mit einem positiven Test.
Und das sind die Daten aus Österreich – wobei hier noch die letzten 4 Monate fehlen im Gegensatz zur Schweiz. Auf den ersten Blick sieht die Altersverteilung ähnlich aus. Allerdings sind die Zahlen GRUNDSÄTZLICH viel höher. Um wie viele Prozent es MEHR waren, sehen wir durch die roten Punkte:
- Extrem stechen die 10- bis 19-Jährigen heraus: Dort waren nach offiziellen Daten in Österreich etwa 3 Mal so viele pro 100.000 EW im Spital mit positivem Test wie in der Schweiz! Die Gesamtzahl entspricht allerdings sogar bei uns nur 0,2% aller Menschen in diesem Alter!
- Auch bei den 20- bis 29-Jährigen (+170%), den 0- bis 9-Jährigen (+134%) und den 30- bis 39-Jährigen (+120%) waren bei uns offensichtlich mehr als doppelt so viele als positiv getestete PatientInnen im Spital.
- In allen anderen Altersgruppen waren es zwischen 42% und 80% mehr in Österreich, grundsätzlich mit sinkender Tendenz, je älter die PatientInnen waren.
Die Todesfälle
Bei den Todesfällen gibt es zwei Begriffe: Die Letalität bezeichnet die Todesfälle pro offiziellem „Fall“ (also in dem Fall pro positivem Test), die Mortalität fasst alle Todesfälle pro Bevölkerungsgruppe gesamt zusammen. Das heißt, wenn viele „Fälle“ übersehen würden, merken wir das an der Mortalität.
Mortalität
In der Schweiz starben zwischen 0,0003% (10-19 Jahre alte Personen) und 2,02% (Menschen ab 80) – das heißt, bei den 10 bis 19-Jährigen starb eine von 333.333 Personen, bei den über 80-Jährigen war es eine von 50.
Die Zahlen aus Österreich sind was die Altersverteilung betrifft ähnlich, grundsätzlich jedoch überall höher. So war es bei den 5-14-Jährigen eine von 166.667 Personen und bei den Menschen ab 85 Jahren eine von 25. Letzteres lässt sich durch das etwas höhere Alter mit erklären, weil wir ja wissen, dass es vor allem hochbetagte Menschen waren, die verstorben sind.
Der Unterschied zwischen der Altersgruppe, die am wenigsten betroffen war und der mit den höchsten Zahlen ist in Österreich und der Schweiz jedoch genau gleich: Das „Sterberisiko“ war bei der ältesten erfassten Altersgruppe 6748 Mal höher!
Letalität
War es denn grundsätzlich anders bei den Menschen mit positivem Test? Denn rational betrachtet müsste ja das häufigere Testen in Österreich dazu führen, dass dort WENIGER Menschen verstorben sind, weil ja mehr „entdeckt“ wurden.
In der Schweiz starben zwischen 0,0006% (10-19 Jahre alte Personen) und 6,09% (Menschen ab 80) – das heißt, bei den 10 bis 19-Jährigen starben im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (Mortalität) etwa doppelt so viele, bei den über 80-Jährigen war es drei Mal so viele.
In Österreich waren es im Gegensatz zu meiner Erwartung jedoch MEHR als in der Schweiz! Zwischen 0,007% und fast 11% der positiv Getesteten verstarben laut offiziellen Daten als offizielle C19-Todesopfer. Leider sind die Altergruppen nicht genau vergleichbar, da sie nicht identisch sind.
FAZIT
Wir wissen ja bereits, dass es in der Schweiz bedeutend weniger Tests gab und dass die offiziellen C19-Todesfälle und Hospitalisierungen weniger waren als in Österreich – und das trotz der Tatsache, dass in der Schweiz deutlich WENIGER Menschen geimpft sind als bei uns.
Was sich jetzt bei der genaueren Analyse noch gezeigt hat, ist die Tatsache, dass Covid offensichtlich sowohl was das Sterbegeschehen betrifft als auch die Hospitalisierungen, eigentlich erst ab dem Alter von 70, insbesondere aber ab 80 Jahren zu einer relevanten Größe wird.
Und da wir nun aus der Schweiz die Daten der Testungen in Altersgruppen kennen, sehen wir auch, dass sehr wohl dort, wo viel getestet wird, viele Positive gefunden werden. Umso überraschender ist es für mich, dass in BEIDEN Ländern die Testzahlen offensichtlich bei den stark gefährdeten Altersgruppen NICHT hoch oder am höchsten waren, sondern bei Gruppen, für die weder eine relevante Gefahr in Sachen Hospitalisierungen noch in Sachen Todesfall an oder mit Covid bestand.
Was zudem auffällt, ist, dass die Zahlen in allen Altersgruppen in Österreich deutlich höher waren als in der Schweiz. Und da ich nicht annehme, dass in den Schweizer Spitälern haufenweise PatientInnen, die coronapositiv waren, „übersehen“ wurden, muss wohl der Gesundheitszustand in der Schweiz ein deutlich besserer sein als der in Österreich, wenn es um die Abwehrkräfte gegen Covid geht… oder?
Weil sonst fällt mir kein Grund ein, warum die Hospitalisierungszahlen dort so viel besser waren als bei uns.
Auch die offiziellen Todeszahlen lassen Ähnliches vermuten. Denn obwohl die das Verhältnis in Sachen Altersgruppen in der Schweiz und Österreich praktisch ident ist, verstarben dort deutlich weniger Menschen an oder mit Covid als bei uns…