Wie viele Kunden in Vorarlberg habe auch ich Post bekommen von der VKW, dem lokalen Stromanbieter:

Das Schreiben ist „interessant“ formuliert, denn dass der einzige Grund, warum die Preise „sinken“ der ist, dass es einen Rabatt gibt, der erhöht wird, das wird zwar angeführt, aber nicht – wie die „Senkung“ – fett gedruckt. Wer genau liest, findet dann den Satz, dass die Energiepreise unverändert bleiben. Ebenfalls interessant: weiter unten im Schreiben steht dann der nicht unwichtige Satz, dass – natürlich sind daran andere „schuld“ – auch andere Kosten den Gesamtpreis für den Strom bestimmen.
Kosten pro kWh
Schauen wir uns das am Beispiel Tarif mit getrenntem Tag- und Nachtarif genauer an, was da 2025 neu ist bzw. kommt:

Hier sehen wir die Gesamtaufstellung der Kosten für verbrauchte Kilowattstunden (kWh) seit 2003. Ganz unten – dunkelblau und dunkelgelb eingefärbt – sehen wir die Kosten, die vom lokalen Anbieter selbst kommen – der tiefste Stand war 2006, damals kostete eine kWh am Tag 4,49 Cent und in der Nacht 2,92 Cent. Und niemals war es teurer als 2023, als der Strom tagsüber 24,4 Cent und nachts 22,25 Cent kostete. Anders gesagt: Der Preis für Nachtstrom war 2023 fast ACHT Mal so teuer wie 2006. Der Preis für Tagstrom hat sich in dieser Zeit mehr als verfünffacht.
Wenn wir allerdings die Kosten für die Netznutzung dazu rechnen (alles oberhalb der vorher genannten untersten Farben), sieht das ganze anders aus: Nie war Strom pro kWh billiger als zu Beginn der von mir dargestellten Daten, dem Jahr 2003 – damals kostete eine kWh am Tag10,83 Cent und nachts 6,06 Cent. Im Jahr 2023 war auch hier der Höchststand bisher erreicht: 29,55 (Tag) und 25,66 (Nacht) stellen einen Ansteig auf das fast Dreifache bzw. sogar fast Fünffache dar.

So sieht das Ganze mit einem Mittelwert aus Tag- und Nachstrom aus seit 2003. Der grün dargestellte „Rabatt“ zeigt uns, wie viel davon DERZEIT „gefördert wird“ (Rabatte können – siehe auch die „Förderungen“ des Bundes jederzeit zurückgenommen werden). Wenn wir also nicht darauf Rücsicht nehmen, WER uns die erhöhten Kosten vorschreibt, dann sind die Energiepreise zwar nicht so horrend hoch wie 2023, aber höher als sonst jemals. Und ohne die „Deckelung“, die uns befristet bis 2023 gewährt wird, lägen wir bereichts wieder bei den Kosten von 2023. Im Jahr 2003 waren die Kosten übrigens nicht einmal halb so hoch!
Was ich hier nicht mit darstellen kann, sind die Reduktionen, die durch die „Förderungen“ des Bundes zustande kamen,d enn diese waren nur auf eine Grundmenge an Strom begrenzt und galten daher nicht für alle kWh.
Fixe Kosten pro Jahr

Das sind die Fixkosten für Strom für ein Jahr. Ich habe die einzelnen Posten unten in der Legende angeführt. Darum sehen wir, dass durch die Wiedereinführung des „Erneuerbaren Förderbeitrages“ und die massive Erhöhung des Netznutzungs-Grundpreises die Kosten in etwa gleich hoch sind die 2020. Nur in der kurzen Zeit, als die Strompreise für kWh so exorbitant gestiegen sind, wurde die Gesamtsumme der Fixkosten durch den Wegfall aller „Öko-Grundpreise“ (grüne Flächen) um ca. 40 Euro im Jahr gesenkt. Hier ist gut erkennbar, dass beim Grundpreis ca. 40 Euro an Mehrkosten dazu kommen für jeden privaten Strombezieher.
Detail am Rande

Interessant ist auch noch diese Grafik – sie zeigt die Preisersparnis pro kWh bei einem gtrennten Nacht-Strom-Tarif im Vergleich zum Tag. Waren das 2003 noch fast 45% und dann lage Zeit etwa in Drittel weniger. so sind es heute nur mehr knapp über 15%. Wirklich viel ist das nicht mehr und ungefähr noch ein Drittel dessen, was das Nutzen von Nachtstrom 2003 gebracht hat im Vergleich zum Tagstrom.

Ein Grund dafür ist durch diese Grafik erkennbar, in der die Netznutzungskosten angegeben werden. Beim Tagstrom waren diese noch nie höher als 2024, allerdings lagen sie nach der Einführung 2005 bis ca. 2012 fast gleich hoch. Ganz anders beim Nachtstrom: bis 2024 gab es hier einen DEUTLICHEN Unterschied zur Netznutzung am Tag, seit 2025 ist dieser Tarif quasi „explodiert“ und liegt jetzt mehr als doppelt so hoch wie davor. Auch hier ist erkennbar, dass genau zum Zeitpunkt der extrem hohen Strompreise (pro kWh) im Jahr 2023 diese Kosten plötzlich verringert wurden – ohne diese Verringerung wären die Preise damals noch einmal um einiges höher gewesen.
FAZIT
Das „erfreuliche Schreiben“ der VKW ist geschickt formuliert. Dass eigentlich nichts „gesunken“ ist und die nicht durch die VKW vorgegebenen Preise allesamt gestiegen, wird nicht wirklich gleich erkennbar. Nur durch einen „Rabatt“ kommt es zu einer Senkung der „Verbrauchspreise“ seitens der VKW, die jedoch durch gestiegene andere „Verbrauchspreise“ geschluckt wird.
Dem einzelnen Kunden kann es im Endeffekt egal sein, warm er im jahr 2025 deutlich mehr zahlen wird für den Strom als 2024 und manche werden eine böse Überraschung erleben bei der jährlichen Abrechnung im Herbst.
Anteilsmäßig am schlimmsten treffen wird es Haushalte, die eigentlich eher wenig Strom brauchen, denn hier schlagen die gestiegenen Grundkosten mehr zu Buche und außerdem fallen ja die Förderungen des Bundes weg. Dass diese „Förderungen“ auf ein dickes Ende hinaus laufen, davor habe ich schon bei deren Einführung gewarnt. Das sind für mich ähnliche Methoden wie die Verträge diverser Anbieter in ganz anderen Bereichen, die mit „drei Gratismonaten“ oder dem „halben Tarif fürs erste Jahr“ werben.