Nach den historischen Temperaturwerten der Hohen Warte aus Wien geht es heute um andere Messwerte. DIese reichen zwar nicht bis 1775 zurück, manche sind jedoch trotzdem schon im 19. Jahrhundert erfasst worden.
Der Luftdruck
Seit 1863 wird der Luftdruck – gemessen in Hektopascal – erfasst. Auh hier gibt es natürlich ein jährliches Maximum und ein jährliches Minimum:
Zur Orientierung: Laut Wikipedia war der niedrigste in Deutschland gemessene Luftdruck 954 (1983), der höchste 1.061 (1907). Laut den von mir verwendeten ZAMG-Daten lag der Luftdruck in Wien zwischen 949 (1989) und 1.025 (1907). Ersteres ist demnach per Definition schon ein „Orkantief“. Meistens lagen die Extremwerte der Minima und Maxima im Bereich das langjährigen Durchschnitts.
Wenn wir die einzelnen Jahresmittel in Wien betrachten (also den Jahres-Durchschnitt aller Tage), dann liegt der 20-Jahres-Schnitt immer zwischen 991 und 993 hPa. Bei den Werten der Einzeljahre am höchsten war er 1956, am tiefsten war er übers Jahr gesehen 2010 – das war übrigens das deutlich kühlste Jahr der letzten 15 bis 20 Jahre.
Bei den einzelnen Jahreszeiten fallen Herbst und Winter erstens durch leicht höhere Werte auf und zweitens durch weniger Schwankungen beim 20-Jahres-Schnitt. Vor allem im Frühling, aber auch im Sommer liegt der Luftdruck generell niedriger. Der Sommer fällt auch durch deutlich mehr Wellenbewegung beim 20-Jahres-Schnitt auf. So war der Luftdruck in den letzten 20 Jahren im Schnitt lange Zeit knapp unter 991.
Fazit: Generell gibt es beim Luftdruck wenig Auffälligkeiten – außer dass zum Beispiel 2010, als der Luftdruck eher niedrig war, ein eher kühles Jahr war.
Die Niederschläge
Drehen wir das Ganz bei den Niederschlägen um und schauen uns ZUERST die Jahreszeiten an:
Zuerst einmal fallen hier zwei Einzeljahre durch ihre hohen Werte auf: Entweder hatten die Metereologen auf der Hohen Warte in den Jahren 1867 und 1868 einen Praktikanten oder jemanden zur Eintragung dieser Messwerte, der nicht richtig abgelesen hat, oder diese beiden Jahre waren in jeder Jahreszeit die zwei nassesten Jahre in Wien seit 1855.
Und zweitens sehen wir, dass der Winter die „trockenste“ Jahreszeit in Wien ist, gefolgt vom Herbst. Der Frühling liegt noch etwas höher und am meisten Niederschläge gibt es im Schnitt im Sommer. Das ist jedoch die Jahreszeit, in der die beiden auffälligen Jahre am wenigsten herausstechen.
So sieht die Jahres-Durchschnitts-Menge pro Tag in Wien auf der Hohen Warte aus seit 1855. Kein anderes Jahr erreicht 3 Liter pro m2 – außer 1867 und 1868, die beide im Jahresschnitt rund 5 Liter Niederschlag pro Tag aufweisen!
Wenn wir die beiden Extremjahre außer Acht lassen, dann ist 1941 mit 2,7 Litern das nasseste Jahr. Das sind weit mehr als doppelt so viel wie im trockensten Jahr der Aufzeichnungen 1932.
Ebenfalls von Interesse: 2022 war eines der zehn trockensten Jahre seit Messbeginn, aber zum Besipiel feuchter als 2003, das sogar unter den trockensten 5 Jahren seit 1855 liegt. 2023 hingegen hat bereits JETZT gleich viel Niederschlag pro m2 wie 2022, obwohl noch fast 5 Monate des Jahres fehlen!
Wenn wir die GESAMTSUMMEN pro Jahr betrachten, dann war 1932 mit nur 405 Litern im Jahr das trockenste Jahr und 1941 mit 996 Litern das feuchteste. In den letzten 15 Jahren gab es 2009 fast doppelt so viel Niederschlag wie 2022.
Getrennt nach Tag und Nacht war tagsüber 2022 das trockenste Jahr seit Messbeginn, nächtens von 19 Uhr (Vortag) bis 7 Uhr war es gar nicht auffällig. In der Nacht nehmen die Werte generell zu im 20-Jahres-Schnitt, liegen aber in Summe historisch betrachtet deutlich tiefer als die Niederschläge zwischen 7 und 19 Uhr des Tages.
FAZIT: Nachts regnet es in Wien weniger als tagsüber. Allerdings steigen die Werte nachts derzeit im 20-Jahres-Schnitt eher an. 2022 war wie 2003 ein trockenes Jahr, 2023 ist bisher tagsüber eher sehr feucht und nachts liegt es bis dato eher im Schnitt. 1867 und 1868 waren entweder mehr als doppelt so feucht wie alle anderen Jahre oder es gab damals einen „Zahlenverdreher“ oder auch einen Fehler bei der Digitalisierung der Daten.
Der Schnee und Wien
Wer kennt diesen Witz schon?
Treffen sich zwei Schneeflocken über Wien. Sagt die eine: „Sollen wir hinunterfliegen und ein Chaos verursachen?
Zum Schnee in Wien gibt’s „nur“ drei Grafiken:
Die durchschnittliche Schneehöhe in Wien an allen Tagen, an denen Schnee lag, betrug 1963 5,2cm. Seit 2013 lagen im Schnitt niemals mehr als 0,5 Zentimeter!
Die MAXIMALE Schneehöhe pro Winter lag drei Mal bei 50 cm. Das letzte Mal, dass es so viel Schnee gab ist jedoch schon lange her: Vor 60 Jahren lag mindestens einen Tag lang ein halber Meter Schnee in Wien. Nur 11 Jahre später gab es keinen Tag, an dem mehr als 3 Zentimeter lagen! Der Trend zeigt hier DEUTLICH nach unten.
Die Summe aller Tage zeigt ganz eindeutig, dass Schnee in Wien immer mehr zur Seltenheit wurde: Gab es 1940 noch 103 Tage mit Schnee und 1963 auch noch 89 Tage, in denen auf der Hohen Warte eine Schneehöhe gemessen werden konnte, so waren es 2020 gerade einmal ZWEI Tage!
Die durchschnittliche Schneehöhe aller dieser Tage mit Schnee zeigt ein wenig ein anderes Bild: 1963 lagen im Schnitt an den oben erwähnten 89 Tagen 21,3cm! Im Jahr 2020 gab es so berechnet an den zwei Tagen nur 1,5cm. 2023 hat mit dem derzeitigen Wert – der Herbst und Winterbeginn fehlen noch – mit durchschnittlich 6,4 cm bereits den höchsten Wert seit 2013, als es zum letzten Mal mehr als 10cm waren im Schnitt aller Tage mit Schneedecke.
FAZIT: Die Niederschläge im Winter (siehe weiter oben) nehmen eher leicht zu, allerdings gibt es diesen zuletzt immer seltener in Form von Schnee. In den letzten 17 Jahren gab es nur zwei mal mehr als 40 Tage Schnee.
Der Wi(E)nd
Nie gab es seit dem Jahr 1951 einen höheren Maximalwert beim Wind in Wien als im Jahr 1976, als es 37,4 m/s waren – das entspricht fast 135 km/h! Seit 1951 hat sich der Trend nur minimal nach unten bewegt, was die Jahres-Maxima betrifft. Am ruhigsten war das Jahr 1991, als es nie mehr als 24,4 m/s (89 km/h) waren.
Im Jahres-Schnitt aller Tage war 1979 das lebhafteste Jahr – es bildete den Abschluss von 8 sehr windigen Jahren hintereinander und im Schnitt betrug das Wind-Maximum damals jeden Tag 13,5 m/s (49 km/h). 1996 war es mit maximal 10,3 m/s im Tagesschnitt am ruhigsten.
Generell ist der Winter die windigste Jahreszeit in Wien, dann folgen Frühling, Sommer und Herbst.
FAZIT: Es gibt beim 20-Jahresschnitt kaum starke Schwankungen in Wien, was den maximalen Wind betrifft. Nur die 70er-Jahre waren deutlich stürmischer und die 80er-Jahre deutlich ruhiger als die Jahre davor oder danach seit 1951.
Wiens Wolken
Es gibt einen Wert, der in Wien die „Bewölkungsmenge“ im Tagesschnitt darstellen soll.
Obwohl ich mir nicht sicher bin, was die angegebene Zahl genau bedeuten soll (ev. Prozent, da der maximalwert 100 ist?), ist es doch eines klar: Je höher dieser Wert, desto mehr Wolken, je tiefer, desto weniger.
Demnach gab es seit 1852 nie mehr ein Jahr mit weniger Bweölkungsmenge als 1893 und nie mehr eines mit mehr als 1916. 2022 als letztes vollständig erfasstes Jahr fällt eher mit einem Plus bei der Bewölkung auf.
Vor allem im Sommer, aber auch im Frühling gibt es in Wien weniger Bewölkung als im Herbst und Winter. Nur im Herbst steigt der 20-Jahres-Ø derzeit leicht an, sonst ist wenig an Bewegung zu erkennen.
FAZIT: Das Jahr 2022 – eines der wärmsten der Messgeschichte – fiel in Sachen Bewölkung vor allem durch mehr Wolken in der kühleren Jahreszeit auf.
Last but not least: der Sonnenschein
Das ist die „Maximal-Grafik“ in Sachen Sonnenschein: Sie zeigt jeweils den EINEN Tag, an dem die Sonne in Wien am längsten schien pro Jahr. Sie war die erste Grafik zu diesem Thema, die ich gemacht habe – und ich wurde gleich stutzig: Seit etwa 1995 gibt es KEIN Jahr mehr, das unter dem Trend liegt. Das heißt jedoch noch nicht viel, weil dies nur jeweils EINEN Tag im Jahr betrifft.
Diese Grafik ist schon aussagekräftiger: Sie zeigt den Tages-Schnitt aller Tage des jeweiligen Jahres in Sachen Sonnenschein:
Nie gab es seit 1880 weniger Sonnenstunden in Wien als 1980 mit nur 4,3 im Tages-Ø. Und nie waren es mehr als 2003 mit 6,3 Stunden im Mittel.
Im Summe macht dieser Unterschied etwa 750 Stunden an Sonnenschein im Jahr aus! Und wenn wir das 20-Jahres-Mittel betrachten, dann sehen wir, dass auch dieses seit etwa 1990 ansteigt.
Mehr Sonnenstunden sorgen meist für wärmere Temperaturen als Stunden ohne Sonne – daher wollte ich das genauer wissen:
Wenn wir die einzelnen Jahreszeiten betrachten, sehen wir, dass der Anstieg im Herbst geringer ist als im Winter, Frühjahr oder Sommer. Zur Erinnerung aus Teil 1 dieses Zweiteilers: Nur im Herbst stieg in den letzten 50 Jahren die Temperatur im Mittel nicht um zwei, sondern nur um ein Grad!
Zur Verdeutlichung noch diese letzte Grafik:
In orange sehen wir den Anstieg der Sonnenscheindauer pro Jahr (Gesamtsumme in Stunden), in rot den Anstieg des Jahres-Temperaturmittels.
Fazit
Es steht bei jedem Kapitel ein Fazit dabei. Nur bei der Sonnenscheindauer nicht – der Grund ist einfach: Lest euch bitte das Geschriebene zur Sonnenscheindauer ganz durch – es ist HOCHINTERESSANT, finde ich! Die Frage lautet nun für mich: Bedingen hohe Temperaturen mehr Sonnenschein oder ist es umgekehrt? 😉
Nachsatz
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