Heiße Tage, heiße Nächte

Das ist ein nachtrag zum Beitrag heute Nacht – ich wollte noch (die Daten waren ja schon aufbereitet) wissen, wie es denn so um die Entwicklung der Hitzetage (über 30°C) und Tropennächte bestellt ist in Österreich. Wieder habe ich einen Schnitt aus den Stationen Wien, Lienz, Feldkirch und Kremsmünster errechnet und dabei zuerst einmal die Daten ab dem Jahr 2000 genauer angeschaut.
Weil die AGES bei ihren „Hitzetoten-Berechnungen“ nicht Tropennächte (das sind Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20°C absinkt) verwendet hat, sondern 18°C, wollte ich das zusätzlich erfassen:

Diese Grafik gab’s gestern schon, das sind alle Jahre seit 2000 mit den Todesfällen pro „Sommerhalbjahr“ und den Hitzetagen im selben Zeitraum.

Das sind die „Tropennächte“ mit den gleichen Zahlen – bitte die Werte rechts beachten: Wir hatten in den letzten 24 Jahren nie mehr als 10 Tropennächte pro Jahr im Mittel der vier Stationen in Österreich! Das sind im Vergleich zu den Hitzetagen nicht einmal ein Drittel!

Das sind die Nächte mit mehr als 18°C im Vergleich zu den Todeszahlen. Nächte über 18 Grad hatten wir im Jahr 2015 ganze 23 Mal, davor und danach nur sieben Mal mehr als 15.
Zusammenhänge zu den Sterbezahlen sehe ich beim Gesamtüberblick der Jahre keine wirklichen (außer dass in den letzten 4 Jahren die Werte beide steigen vom Minimalwert von 2020 weg).

Das hier finde ich interessant: Die Werte bei den Hitzetagen schwanken DEUTLICH mehr als bei den Tropen- oder auch den „AGES“-Nächten. Am auffallendsten waren bei allen die Jahre 2003 und 2015. Die Jahre 2014, 2016 und 2020 fallen durch niedrigere Zahlen auf.

Wenn wir die Nächte seit 1936 anschauen (davor gab es oft noch keine Tagesminima-Werte), sieht das so aus:

Die Tropennächte haben natürlich zugenommen, allerdings gab es in nur 5 Jahren mehr als 5 solcher Nächte im Mittel der vier Stationen – alle diese Jahre liegen in den letzten zehn Jahren. Wenn wir annehmen, dass die Temperaturen bis in 30 Jahren um zwei Grad höher liegen würden, dann wäre die andere Kurve relevant und es gäbe übers Jahr verteilt in etwa 10 bis 15 solcher „warmen“ Nächte mehr. (Bei diesem Satz verwende ich bewusst den mir sonst immer öfter auffallenden Konjunktiv, der bei allen Prognosen und Studien zu lesen ist.)

Fazit

Zum Schluss noch einige Grafiken, die zeigen, wie sich die Temperaturen entwickeln seit etwa 90 Jahren:

Die Eistage (blau) lagen im 20-Jahres-Mittel meist zwischen 20 und 30 pro Jahr – seit etwa zehn Jahren liegt dieser Wert knapp unter 20. Auffallend viele Eistage gab es zuletzt im Winter 2010/11 mit 38.
Die Sommertage (orange) lagen im Mittel ebenfalls zwischen 20 und 30 pro Jahr, mit Spitzen knapp unter 50. Seit 1985 gibt es im 20-Jahres-Schnitt mehr als 30, seit 2010 mehr als 40. Wir haben also in etwa doppelt so viele „Sommertage“ wie noch vor 40 Jahren. Zuletzt reichte dieser Wert sogar an die 50-Tage-Grenze heran. Extremer Spitzenreiter in Österreich ist hier das Jahr 2018 mit 73 Tagen, an denen es mehr als 25 Grad hatte beim Mittel der vier von mir gewählten Stationen.
Bei den Hitzetagen waren es immer zwischen zehn und zwanzig bis 2010. Seither sind es deutlich mehr, noch liegen wir aber unter 30, auch hier haben sch die Zahlen seit 1980 etwa verdoppelt. Am meisten Hitzetage gab es 2015 mit 40 Tagen über 30 Grad. Nur drei davon lagen damals vor Mitte Juni.

Das zeigt uns auch diese Grafik, in der es im Jahresmittel vor 90 Jahren zwischen 12 und 13,5 Grad hatte, heute liegt dieser Wert bei etwa 15 bis 16,5 Grad, also 3 Grad höher. Interessant ist, dass Wien vor 90 Jahren noch hinter Feldkirch und Lienz lag und inzwischen klar voran. Lienz hingegen liegt nun an dritter Stelle. Die dunkelrote Linie der Durchschnittswerte aller vier Stationen zeigt uns, dass dieser Anstieg durchaus unterbrochen wird von Jahren mit niedrigeren Werten wie etwa 2020, 2010 oder 1996. Genauso gibt es Ausreißer nach oben wie 2018 oder auch schon 1994.