Er war nicht wirklich warm, der Mai, oder? Ein wenig bin ich allerdings schon stolz auf meine Prognosefährigkeiten. Nicht, was die Temperaturen betrifft, ich bin ja kein Metereologe. Allerdings habe ich es vor zehn Tagen gewagt, anzumerken, dass der Mai wohl nicht der wärmste seiner Art werden wird – dafür jedoch sicher etwas gefunden werden könne, wo es „das wärmste Jahr“ sein wird. Dem war auch so:
Ich mag Zahlen – und ich schaue sie mir gerne selber an. Die für Feldkirch hatte ich ja schon fast fertig, daher war es nicht allzu schwer, nachzurechnen, ob ich mit den offiziellen Zahlen aus Feldkirch zum selben Ergebnis kommen könnte. Vorne weg noch eine Bemerkung: „durchgehend überdurchschnittlich“ stimmt sicher nicht für die 92 Tage, die der März, April und Mai zu bieten hatte.
Und 258 Jahre Messgeschichte haben wir in Österreich nur bei einigen ganz wenigen Stationen im Land, daher ist ein absoluter Vergleich für „Österreich“ hier sehr schwierig, finde ich.
Es stimmt!
Das sind die einzelnen Monate seit 2019. Die Zahlen zeigen den „Rang“ an, den die Monate in der etwa 130-jährigen Messgeschichte Vorarlbergs dabei eingenommen haben, wobei angemerkt werden muss, dass in Österreichs westlichster Stadt zwischen 6 und 10 Jahre keine Aufzeichnungen vorhanden sind in der Zeit der Weltkriege im letzten Jahrhundert.
Und ganz unten steht der Zeitraum Jänner bis Mai bzw. März bis Mai extra angeführt – und wir sehen: es ist wahr! Noch nie war es im Schnitt (also nicht durchgehend, sondern im Schnitt aller Tage!) wärmer als im Jahr 2024 in Feldkirch. Und zwar sowohl für die letzten drei Monate, als auch die drei „Frühlingsmonate“ auf die sich der ORF-Artikel bezieht!
Es stimmt doch nicht?
Doch halt – was ist jetzt los? Doch nicht der wärmste aller (Mess-)Zeiten? Nun, es stimmt beides. Oben sind die Temperaturen um 7 Uhr in der Früh angeführt und hier die von 14 Uhr mittags. Und bei den 14-Uhr-Temperaturen war zwar das Jahr bisher an dritter Stelle aller Messjahre, der Frühling allerdings nur mehr auf Platz 9. Immer noch sehr warm, aber eben nicht mehr „der wärmste“.
Noch etwas fällt mir auf, wenn ich beide Grafiken anschaue: Sowohl um 7 Uhr als auch um 14 Uhr gab es eine recht lange Phase, in der war nichts mit „heißeste Monate“. Von Mai 2020 bis Jänner 2022 gab es mit jeweils nur einer oder zwei Ausnahmen GAR KEINE wirklich warmen Monate. Ob diese „Lockdown-Phase“, die bei uns durch stark eingeschränkten Verkehr zu Lande und zur Luft geprägt war, so schnell Einfluss genommen hat auf die Temperaturen?
Laut FAZ gibt es Studien, die ein anderes Phänomen ausschließen, das zeitlich recht gut zum allgemeinen Anstieg der Temperaturen nach dem Jänner 2022 passen würde: Der Ausbruch des Hunga Tonga, ein Unterwasservulkan im Pazifik (siehe hier) soll demnach nicht am Temperaturansteig schuld sein.
Mehr zum Mai in Feldkirch
Der Mai alleine war in Feldkirch, wenn wir die monatliche Durchschnittstemperatur um 7 und 14 Uhr betrachten, zwar ein „milder“, aber bei weitem nicht der wärmste. Um 14 Uhr war das der Mai im Jahre 2009 – der war um mehr als zwei Grad wärmer als der von 2024. Um 7 Uhr war es der aus dem Jahre 2001, der immerhin um knapp mehr als 1,5 Grad wärmer war als der soeben abgelaufene „Wonnemonat“.
Und wenn es um „Wonne“ geht, dann geht der letzte Maitag wohl anders in die Geschichte ein als der gesamte Frühling. Nur zweimal gab es am 31. Mai um 14 Uhr an Feldkirchs Mess-Station seit 1895 einen kälteren Wert, als den von 2024. Umgekehrt war nur ein einziger Mai-Tag unter den Top5 der Messgeschichte, und zwar der erste Mai.
Weit weniger dramatisch sieht der Mai um 7 Uhr aus in Feldkirch. Einerseits reichten die Morgentemperaturen am 1. Mai noch fürs Treppchen der Top 3 seit 1895, andererseits war der Morgen des 31. Mai gerade einmal auf Platz 97 zu finden. Das heißt, die Werte (die im Laufe des Tages sanken) lagen um 7 Uhr morgens noch so, dass es zumindest ungefähr 25 Mal kälter war in den letzten 130 Jahren.
So fällte der dunkelrote Strich vom Mai 2024 auch nicht besonders auf unter den letzten zehn Jahren (grüne Linie). Auffälliger war da das Jahr 1953 mit etlichen Tagen über 25 Grad um 14 Uhr. Und während es im April 2024 bereits 4 Tage mit mehr als 16 Grad in der Früh gegeben hatte, waren es im Mai nur drei.
Der wärmste Morgen, der jemals in einem Mai gemessen wurde seit 1895, war der 26. Mai 2009 mit 23.5 Grad – um 7 Uhr in der Früh! Die wärmste Temperatur um 14 Uhr betrug 32,4 Grad – es war der 5. Mai 2003, an dem dieser Rekordwert für Feldkirch gemessen wurde. Mit 26,1 Grad am 14. Mai war es zehn Tage später im Jahr 2024 um mehr als sechs Grad kühler.
Fazit
Es ist wie immer schwierig mit den Zahlen. Je nachdem, welche ich auswähle, erhalte ich eine andere Darstellung. Das geht auch bei den Zahlen für Feldkirch: Ich kann immer beim gesamten Zeitraum seit 1895 bleiben und erhalte doch ganz andere Ergebnisse, wenn ich statt eines einzelnen Monats mehrere Monate zusammenziehe – oder wenn ich die Morgenwerte von 7 Uhr verwende statt der Werte von 14 Uhr mittags.
Wer behauptet, das auch mit den Tagesmaxima oder -minima machen zu können, muss über anderes Zahlenmaterial verfügen als das, was sich auf den offiziellen Seiten von GeoSphere Austria (früher ZAMG) befindet. Denn die Maximaltemperatur des Tages wurde erst ab 1936 aufgezeichnet, davor gab es das in der Form nicht in Feldkirch.
Abschließen möchte ich wieder mit einer Prognose: Der Juni war in den letzten 5 Jahren bis auf einmal IMMER ein Rekordmonat. Ich glaube, dass er auch im jahr 2024 wieder einer sein wird, der zu den ganz warmen zählen wird. Dann braucht es für „heißeste(r) seit Messbeginn“ auch keine anderen Bezugsgrößen. Der Wonnemonat Mai war jedenfalls nicht wirklich ein Rekord-Lieferant in Sachen hohe Temperaturen.