Hohenpreissenberg ist eine Gemeinde südwestlich von München im bayrischen Alpenvorland. Was sie besonders macht? Auch dort gibt es seit 1781 Wetteraufzeichnungen. Also nur sechs Jahre weniger lang als in Wien, wo – natürlich nicht direkt an mich – auch Rückmeldungen wegen der Daten kamen, dass diese vor 1850 an der alten Uni ermittelt wurden, welche ja weiter im Stadtinneren liegt. Das stimmt so und war mir beim Herunterladen der Daten nicht bewusst. Interessanterweise gibt es für die Station „Alte Universität“ dann aber keine Daten danach – damit sind die Wiener Daten etwas „korrumpiert“.
Und jetzt kommt Oberpreissenberg ins Spiel – dort gibt es nämlich in fast 1.00m Seehöhe am Hohenpreissenberg eine Station, an der ebenfalls schon sehr lange Daten ermittelt werden.
Dass die angegebene „Tagesdurchschnittstemperatur“ wirklich eine solche ist, davon muss ich ausgehen, ohne es zu wissen.
Die Tages-Mittelwerte
Nur einige wenige Jahre fehlen bei den Daten aus Bayern – seit 1813 fehlt nichts mehr. Wenn wir hier die Maxima und Minima des Tagesmittels ansehen, sehen wir nicht viel. Dazu ist diese Grafik mit den Höchst- und Tiefstwerten bei dem Durchschnitt der einzelnen Tage zu ungenau bzw. grob gegliedert.
Schauen wir uns als die höchsten Werte pro Jahr genauer an: Niemals gab es ein Jahr, in dem die Temperatur nicht mindestens auf 18 Grad gestiegen ist – das allerdings gab es einmal, im Jahr 1815. Wieder stoßen wir hier also auf dieses Jahr, das rund um den Ausbruch des Tambora in Indonesien liegt.
Im Vergleich dazu war es 1984 um mehr als 10 Grad wärmer am Tag mit dem höchsten Tagesmittel, das es bisher am Hohenpreissenberg gab: 28,2 Grad – Tagesdurchschnittstemperatur sind beachtlich für diese Höhe!
Umgekehrt gibt es auch Minimalwerte für die Tagesdurchschnittstemperaturen. Nie war es im Mittel kälter an einem Tag als 1956 mit – 25,4°C. Aber auch 1798, 1929 war es zumindest einen Tag sehr kalt. Das letzte Mal unter -20 Grad lag die Temperatur im Jahr 1987. Das Jahr mit dem am wenigsten kalten Mittelwert eines Tages gab es 2020 – damals war es nie kälter als -5,2°C.
Umd das Ganze nicht nur von einzelnen Extremtagen abhängig zu machen, gibt es diese Grafik. Hier sehen wir, an wie vielen Tagen es am Hohenpreissenberg im Mittel mehr als 20 Grad hatte pro Jahr (rote Linie) bzw. weniger als -10°C. Und hier wird klar erkennbar, dass sich seit 1991 etwas verändert hat. Davor gab es leichte Schwankungen beim Mittelwert (gestrichelte Linie), seither werden die kalten Tage eindeutig weniger und die warmen eindeutig mehr.
Das sehen wir auch, wenn wir aus allen Tagesmittelwerten einen Jahres-Schnitt errechnen: Es wird seit 1991 eindeuutig wärmer, im Schnitt fast um 2 Grad.
Die Maximaltemperaturen
Wenn wir nun die Tages-Maximaltemperaturen anschauen wollen, gehen die Daten leide rnicht mehr so weit zurück. Erst seit 1879 gibt es dazu Zahlen aus Bayern.
Der heißeste Tag am Hohenpreissenberg war demnach im Jahr 1947, als es 33,8 Grad hatte in knapp 1.000 Meter Seehöhe. Auch 2003 und 2023 wurden mehr als 33 Grad gemessen. Am kühlsten war es in den letzten 145 Jahren im Jahr 1913 – damals gab es nie mehr als 23,5 Grad als Maximum.
Damit wir bei den Minimalwerten der Maximaltemperaturen auch verwertbare Daten haben, habe ich berechnet, an wie vielen Tagen es unter 0°C hatte, selbst zum wärmsten Zeitpunkt des Tages. Die Tage über 20°C sind rot dargestellt. Auch hier sehen wir wieder, dass die 20-Jahres-Mittelwerte sich seit 1991 auffallend auseinanderbewegen. Es gibt also gleichzeitig immer mehr heiße Tagesmaxima und immer weniger Tage, an denen es den ganzen Tag unter Null Grad hat.
Das erkennen wir auch beim Durchschnitt der Tagesmaxima: Einerseits ist gut die „Warmphase“ nach dem zweiten Weltkrieg erkennbar und der leichte Rückgang der Werte bis 1981, andererseits sehen wir auch hier ab etwa 1990 einen Anstieg um etwas weniger als zwei Grad.
Sonnenschein
Leider noch weniger weit zurück reichen die Daten der Sonnenscheindauer am Hohenpreissenberg. Seit 1937 gibt es sie jedoch.
Wenn wir nur den EINEN Tag mit den meisten Sonnenminuten anschauen, dann sehen wir, dass der Spitzenreiter aus dem Jahr 1948 stammt. Damals gab es einen Tag mit 948 Minuten Sonnenschein! Zuletzt war der höchste Wert um Jahr 2020, als es 930 Minuten waren an einem Tag.
Interessanter ist jedoch das hier: Wie viele Jahres-Sonnenstunden wurden denn gemessen seit 1937?
Wir sehen, dass es 1949 ein Jahr mit sehr vielen Sonnenstunden gabm danach sanken die Stunden, in denen die Sonne pro Jahr schien, auf 1677 im Jahr 1981 ab. Auch 1999 war mit 1678 Stunden fast gleich niedrig. Seither jedoch gibt es einen sehr starken Anstieg bei diesen Zahlen. 2007 lag der Wert erstmals seit 1949 wieder über 2.000 Stunden. Danach sanken die Werte wieder ab auf etwa 1.800 im Jahr 2017. Und seit damals steigt das 5-Jahres-Mittel unaufhaltsam an und liegt jetzt bei über 2.100 Stunden pro Jahr. Vor allem die Jahre 2020 und 2022 liegen mit über 2.200 Stunden Sonnenschein sehr hoch, das schafften davor nur die Jahre 1959 und 2003 (letzteres war eines der wärmsten Jahre der Messgeschichte wie auch 2020 und 2022!).
Die „Prognose“ von 2023 ist grau gehalten, weil noch ein Viertel des Jahres fehlt. Allerdings lässt eine Hochrechnung auch diese Jahr wieder auf ein sehr sonnenreiches Jahr schließen.
FAZIT
Wir müssen nicht darüber reden, dass es in den letzten 40 Jahren wärmer geworden ist. Das steht fest – zumindest für alle Wetterstationen, deren Daten ich im Raum Österreich und jetzt auch Bayern gesehen habe.
Interessant ist die gleichzeitige Zunahme der Sonnenscheindauer in den letzten Jahren, die sich auch am Hohenpreissenberg bestätigt. Was wir wohl sehen würden, wenn es hier ebenfalls Sonnenscheindauer-Daten gäbe von den Jahren vor 1937?
P.S.: Eine Stunde Sonnenschein bedeutet eine Stunde mehr an wohliger Wärme – oder auch Hitze – je nach Jahreszeit. 500 Stunden mehr pro Jahr machen da sicher einiges aus, oder?