Es brennt!

Beim ORF bin ich auf einen Artikel gestoßen, in dem es um Waldbrände geht:

Ich hab den Artikel mit Interesse gelesen und dabei auf einige Aussagen gestoßen, die ich – ganz in Zahlenfreak-Manier – nachvollziehen wollte mit selbst recherchierten Daten.

Nicht nachvollziehen, weil ich nicht wüsste, woher ich die Daten dazu haben sollte, konnte ich folgende Aussage:

Was mir diese Aussage jedoch zeigt, ist, dass das „Team um Seppe Lampe“ offensichtlich ein Szenario errechnet bzw. modelliert haben muss, in dem es „keinen Klimawandel“ gibt. Wie realistisch so etwas ist, kann ich nicht beurteilen – meine Erfahrungen mit vielen Daten der letzten Jahre lassen mich jedoch mit einer gewissen Skepsis zurück.

Interessanter finde ich diesen Absatz:

Das habe ich mir genauer angeschaut. Zuerst habe ich recherchiert, wie groß die Waldfläche weltweit ist. Laut statista (siehe hier) hat die Waldfläche von 2010 bis 2021 um ca. 1,15% abgenommen weltweit. Das sind jährlich 0,1% weniger an Waldfläche, die abbrennen kann. Wenn also wie im Artikel geschrieben, die verbrannte Fläche von 2003 bis 2019 (= 17 Jahre) um 19% abgenommen hat, dann müsste die Waldfläche pro Jahr um mehr als 1% pro Jahr abgenommen haben. Das ist das Zehnfache.

Wie viel brennt ab?

Bei der EU weiß ich um eine Datenbank, die alle Brandereignisse seit dem Jahr 2012 weltweit erfasst. Laut den Daten, die ich mir hier heruntergeladen habe, sind 99,975% der Landfläche der dort erfassten 251 Staaten in den Daten enthalten.

Im Schnitt der Jahre von 2012 bis 2023 sind dabei 2,975% der Landfläche aller erfassten Staaten verbrannt pro Jahr. Natürlich gibt es hier große Schwankungen: Während es laut den von Satelliten erfassten Daten im Südsudan im Schnitt ein Drittel des Landes ist, das JEDES JAHR abbrennt, sind es in Grönland nur 0,001% der Fläche. Im Schnitt weltweit liegen die Zahlen wie geschrieben bei etwa 3%. In Österreich sind es etwa 0,009% der Landesfläche, die als „thermale Anomalien“ erfasst werden.

Im Jahr 2023 waren es weltweit 2,971% der Landfläche, die so erfasst wurden. Das liegt um 0,1% unter dem langjährigen Mittel. Das Jahr 2024 ist noch nicht abgeschlossen. Ich habe mir erlaubt, die Daten mit den Werten der 12 Jahre, von denen es Zahlen gibt, zu ergänzen. Wenn ich die fehlenden 10 Wochen mit dem Mittelwert ergänze, wird es im laufenden Jahr um 4,5% WENIGER verbrannte Flächen geben als im langjährigen Schnitt. Nehme ich die Maximalwerte hinzu, dann sind es „nur“ 4,1% weniger. Diese starke Abweichung lässt sich wohl nicht durch „reduzierte Waldflächen“ erklären – wobei hier festgehalten werden muss, dass sich diese Messungen nicht auf Waldflächen beschränken.

In Australien waren es 2024 übrigens 44% weniger als im Mittel, in Russland um 27% weniger. In Brasilien hingegen waren es 18% mehr und in Bolivien gab es wohl das schlimmste Jahr in Sachen Waldbrände seit langer Zeit:

In den USA waren es dieses Jahr bisher deutlich weniger als im Schnitt:

Und in Griechenland – wo es letztes Jahr so schlimm war wie noch nie, blieben die Brände dieses Jahr deutlich unter dem Schnitt:

FAZIT

Ich habe meine Probleme mit „Studien“, die auf fiktive Szenarien zurückgreifen. Genau das machen aber Studien, die Waldbrände und dadurch verbrannte Flächen „vergleichen“ mit einer Welt ohne Klimawandel. Selbstverständlich – das wissen Menschen, die sich viel in der Natur aufhalten – ist die Waldbrandgefahr höher, wenn es lange Zeit nicht geregnet hat – auch höhere Temperaturen mögen sich da negativ auswirken, aber sicher nicht so stark wie Trockenheit. Fakt ist auch, dass der allergrößte Teil von Bränden durch Menschenhand entsteht. Hier wäre interessant, eine Studie zu verfassen, die alle menschengemachten Brände ausschließt… 😉
Die Abnahme der verbrannten Flächen allerdings darauf zurückzuführen, dass die Waldfläche weniger wird, halte ich in der Gesamtheit für überzogen.

Im zweiten Teil des Artikels geht es dann übrigens um Todesfälle durch „feuerbedingte Luftverschmutzung“ seit den 60er Jahren. Wie dabei – bei einer Verdoppelung dieser Zahlen von knapp 50.000 auf fast 100.000 pro Jahr – in den 60er-Jahren 670 dem Klimawandel geschuldet sein sollen und 2010 dann 12.500 – entzieht sich meiner Kenntnis, auch wie ermittelt wird, wer denn nun an „feuerbedingter Luftverschmutzung“ verstorben ist. Wenn das ähnlich „korrekt“ erfasst wird, wie das bei den Covid-Zahlen der Fall war, dann …
Auch hier sind stehen sicher wieder „Modellierungen“ im Hintergrund. Durch einige andere „Modellierungen“ in den letzten 5 Jahren reagiere ich hier meistens etwas allergisch… genauso, wie ich lieber mit den Sterberaten (wie viele % der Menschen im Alter von X sind verstorben) arbeite, als mit den Begriffen von „Übersterblichkeit“, die immer auf etwas (einen Zeitraum) als „Erwartungswert“ bezogen werden muss.