Wo bleibt der Aufschrei?
Die Landes-Inzidenz lag gestern bei nur mehr 170 – nur an 10 Tagen lag diese seit dem 23. Oktober 2021 (!), also seit mehr als 400 Tagen, niedriger.
Wer sich das Abwassermonitoring des Landes ansieht heute, entdeckt jedoch folgende Kurve:
Die Abwasserwerte steigen laut der Grafik oben fast überall an. Das alleine wäre vor einem Jahr schon mehrere Schlag-Zeilen wert gewesen. Es kommt jedoch noch etwas dazu – unten sehen wir die Grafiken, die uns Aufschluss über die vorherrschenden Varianten geben in den verschiedenen Anlagen im Land:
Meiningen
Wir sehen links, dass die Inzidenz (grün) um ein VIELFACHES tiefer liegt als die Virenlast im Abwasser (gelb). Interessanter ist jedoch die Grafik rechts: 96% des gefundenen Virenmaterials sind UNBEKANNT – nicht Alpha, Beta, Delta oder Omikron, sondern unbekannt!
Was wäre da vor einem Jahr noch darüber berichtet worden – oder handelt es sich nur um eine Ausnahme in Meiningen (wo das Abwasser des Großraums Feldkirch geklärt wird)?
Ludesch
In Ludesch (Großraum Bludenz) das gleiche Bild bei den Werten rechts und auch hier sind 96% des gefundenen Virenmaterials „unbekannt“.
Hohenems
In Hohenems steigen die Virenlasten derzeit immer noch an, die Inzidenzen sinken von niedrig auf sehr niedrig. Und die Virenlast besteht zu 97,4% aus „unbekanntem“ Material!
Dornbirn
In Dornbirn lebt jede(r) achte EinwohnerIn Vorarlbergs. Hier hat sich die Virenkonzentration im Abwasser noch nicht entschieden, ob sie weiter steigen oder sinken wird… die Inzidenz tut es seit längerem. Und mit 96,6% an unbekanntem Virenmaterial ist der Anteil fast gleich groß wie in Hohenems.
Hofsteig
Bei der ARA Hofsteig, wo mehrere große Gemeinden im Unterland zusammen gefasst sind, ist der Anteil an unbekanntem Virenmaterial mit 96,1% geringer als in Hohenems oder Dornbirn, aber größer als in Feldkirch oder Ludesch.
Und bei der Kurve des Abwassers steigen die Werte hier weiter an – wie in Hohenems, während die Inzidenz auch hier sinkt.
Bregenz
Last but not least die Landeshauptstadt – hier finden wir mit 97,3% den höchsten Anteil an „unbekanntem Virenmaterial“ im ganzen Land. Die Werte sind im Steigen begriffen, was die Virenlast im Abwasser betrifft, die Inzidenz macht „Babywellen“ auf niedrigem Niveau…
FAZIT
Es gibt vielleicht eine einfach Erklärung für den hohen Anteil an „unbekanntem Virenmaterial“. Vielleicht sind die Proben einfach nicht genau untersucht (=sequenziert) worden und „nicht untersucht“ ist auch „unbekannt“, da nicht bekannt ist, um WELCHE Variante es sich handelt.
Ob es auch sein kann, dass die Tests auf ganz andere Viren anschlagen (Influenza, RSV etc.), weiß ich nicht – dann dürfte es meiner Meinung nach jedoch nicht unter „Variantenverteilung“ bei einem COVID-Dashboard angezeigt werden.
Oder es gibt wirklich eine neue Variante, über die niemand schreiben oder berichten will, weil die dem bisherigen Muster folgt und noch harmloser ist als Omikron? Und schließlich verkaufen sich schlechte Nachrichten besser als gute…
Ich nutze die Gelegenheit auf jeden Fall, um allen, die hier mitlesen, einen guten Rutsch in ein Neues Jahr zu wünschen. Das passende Glückschwein habe ich als Titelbild gleich mitgeliefert!
Ich persönlich wünsche mir ein Jahr mit weniger Schwarz-Weiß-Denken, mit viel gutem Wetter zum Draußensein und viel Zeit für die und mit den Menschen, die mir wichtig sind. Und in einem Punkt bin ich mir sicher: Die Zahlen (in der einen oder anderen Form) werden mir nicht ausgehen und ich werde weiterhin einen eigenständigen, kritischen Blick darauf werfen…