Es folgt der dritte Teil zum Thema Übersterblichkeit – er ist der mit dem „Blick aufs Ganze“ im Jahr 2022. Wieder sind alle Daten pro 100.000 Menschen in den Altergsuppen gerechnet und stammen von der Statistik Austria.
Vergleich 2022 zu 10-Jahres-Schnitt
Hier vergleiche ich die bereits besprochenen Über- und Untersterblichkeiten des Jahres 2022 bis zur KW 44 in den einzelnen Altersgruppen mit dem 10-Jahres-Durchschnitt.
Wie sieht der Vergleich zum Schnitt der Jahre 2010 bis 2019 aus?
Vergleich in Prozent
Wenn wir die Daten mit diesem Zeitraum vergleichen, haben wir meiner Meinung nach den ausgeglichensten Vergleichszeitraum. Beim Schnitt über 5 Jahre sind einige sehr niedrige Jahre entscheidend und verzerren die Werte, bei dem seit 2002 (also 18 Jahre) stehen vor allem am Anfang einige sehr hohe Werte.
Wir sehen: die PROZENTUELL größte Übersterblichkeit gab es bei den Frauen im Alter von 20-24 Jahren – 25,37% mehr sind es hier im Vergleich zu den 10 Jahren vor der Pandemie. Auf Platz zwei folgen die 25-29-jährigen Frauen, wo es 17,35% mehr waren als im Schnitt. Dann folgen die Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren.
Generell fällt auf, dass die Altergruppen zwischen 10 und 44 Jahren eher überhöhte Sterblichkeiten ausweisen, die darunter unterdurchschnittliche Werte. Bei den Altersgruppen von 45 bis 69 Jahren gibt es durchgehend eine Untersterblichkeit, danach wieder Übersterblichkeiten bis 79 Jahren. Von 80 bis 94 Jahren gibt es nur bei den Männern ab 85 erhöhte Zahlen, ab 95 zeigen die Zahlen wieder starke Übersterblichkeiten an.
Vergleich pro 100.000 Menschen
Was bedeutet das pro 100.000 Menschen in den jeweiligen Altersgruppen? Denn wenn wir die absoluten Zahlen ohne diesen Bezug in den Raum stellen, dann sind natürlich die Werte der Gruppen, in denen die meisten Menschen leben, erhöht und die mit sehr wenigen Menschen sehr niedrig und alles ist nicht miteinander vergleichbar. Andererseits stellen diese Zahlen natürlich keine realen Zahlen dar, da sie bei großen Gruppen die Zahl verkleinern und bei kleinen Gruppen vergrößern.
Pro 100.000 Menschen sieht das so aus: Bei den Menschen im Alter von 70 bis 74 Jahren gab es bis zur KW 44 15 (♂) bzw 18 (♀) Todesfälle mehr pro 100.000 Menschen. Die fast 25% mehr an Todesfällen bei den jungen Frauen im Alter von 20 bis 24 machen „nur“ 4 Verstorbene pro 100.000 Menschen mehr aus. Das bedeutet in der „Realität“, dass es etwa 10 Todesfälle mehr waren, als zu erwarten aufgrund des 10-Jahres-Schnitts.
Extrem werden diese Werte bei den älteren Menschen, wo es ab 85 Jahren keine Altersgruppe mehr gibt, in der 100.000 Menschen leben. So machen die mehr als 8% Übersterblichkeit bei den Menschen ab 95 Jahren zwischen 2.547 und 2.851 Todesfälle auf 100.000 Menschen aus.
In „Wirklichkeit“ (also nicht pro 100.000!) sind das immer noch um die 360 Todesfälle bei den Frauen und fast 110 mehr bei den Männern ab 95, die in diesem Jahr bisher mehr gestorben sind, wenn wir die Zahlen mit dem Schnitt der Jahre 2010 bis 2019 vergleichen.
Der Zeitverlauf bei den Menschen ab 95
Und wenn wir nun noch darauf achten, WANN diese große Zahl an zusätzlichen Todesfällen entstanden ist, sieht das so aus:
Sowohl bei den Männern als auch den Frauen lag der Wert schon nach KW15 in etwa auf dieser Höhe. Seither sind zwar nicht weniger Menschen gestorben, als zu erwarten (dann würden diese Kurven absinken), aber auch nicht mehr viel mehr neue zusätzliche Todesfälle dazu gekommen.
FAZIT
Laut neuesten Medienberichten wird von einer Übersterblichkeit in Österreich gesprochen. Dabei wird übereinstimmend in ganz vielen österreichischen Medien berichtet, dass es „mehr als 3.500 „überzählige Todesfälle“ bei den Menschen ab 65 Jahren gab. Was oft überlesen wird: Da steht dabei, dass dies für den Zeitraum „Ende Mai bis Mitte November“ galt! Warum das so dargestellt wird, ist mir schleierhaft (https://orf.at/stories/3296306/).
Machen wir es selbst: Aus meinen Berechnungen geht hervor, dass im Vergleich zum 10-Jahres-Schnitt vor der Pandemie im Jahr 2022 in Österreich in absoluten Zahlen 8.641 Menschen mehr verstorben sind bis zur KW 44. Wenn ich dasselbe mit dem 5-Jahres-Schnitt vor der Pandemie vergleiche, sind es immer noch 7.478 mehr. Sogar wenn ich es mit den 5 Jahren vor 2022 vergleiche (also von 2017 bis 2021), sind es 5.609 Todesfälle mehr. Allerdings sind diese Zahlen die Summe ALLER Altersgruppen.
Ich weiß auch, dass es im Jahr 2022 bei den Menschen ab 85 Jahren 448 Todesfälle mehr gab als im 10-Jahres-Schnitt vor der Pandemie. Wenn wir jetzt berücksichtigen, dass es alleine 1.941 offizielle Todesfälle an oder mit Covid gab in diesem Zeitraum in der Altergruppe ab 85 Jahren, dann stimmt hier etwas nicht zusammen. Denn wie können aus 1.941 Todesfällen, die ja einfach der Übersterblichkeit zugeordnet werden ohne zu hinterfragen, nur 448 überzählige Todesfälle werden in dieser Altersgruppe?
Was mich auch stutzen lässt: Wenn wir die absoluten Zahlen betrachten, gab es bis zur KW 44 2.518 Todesfälle mehr als im Jahr 2021 und 5.090 mehr als im Jahr 2020. Auch wenn wir dabei nicht berücksichtigen, dass die Bevölkerungszahl gestiegen ist, sind das EINDEUTIG zu viele! In absoluten Zahlen sind das selbst zu den beiden Pandemiejahren um 7,2% und 3,44% mehr! Im Vergleich zu den 3 Jahren vor der Pandemie sind es sogar um 9,3 bis 10,3% mehr!
Aber auch hier finden sich sicher wieder Experten, die uns erklären, dass 4.336 (die offizielle Zahl an Covid-Todesfällen in diesem Zeitraum) der überzähligen Todesfälle „durch Covid verstorben sind“.