Heute Morgen habe ich mir die verfügbaren neuesten Daten in Sachen Temperaturen am Sonnblick in über 3.000 Metern heruntergeladen. Ich mag diese Station erstens, weil ich mir denke, dass da oben wohl kaum ein Einfluss durch die zunehmende Besiedlung und Verstädterung zu sehen ist und außerdem Daten bis 1895 – lückenlos – zu finden sind.
Wie sah der „wärmste Winter seit Messbeginn“ da oben im Gebirge aus in Sachen Tageshöchstwerte?
Die Grafik zeigt uns einerseits die „Schwankungsbreite“ der Tageshöchstwerte seit 1895. Am 1. Oktober lagen diese in den letzten 130 Jahren zwischen +8°C und -9°C – das zeigt und der graue Balken. Die schwarze Linie zeigt und den Mittelwert der letzten 130 Jahre – am 1. Oktober lag der knapp über 0°C. Die grünen Linien zeigen uns die letzten neune Jahre vor diesem Winter, die rote Linie die Werte von 2023.
Wir sehen: Nach einem sehr warmen Oktoberbeginn (ohne allerdings den Oktober-Tagesrekord zu knacken) wurde es ab Mitte Oktober weniger auffällig. Der Zeitraum von 25. November bis etwa Mitte Dezember war sogar eher kühl, ehe es wieder deutlich wärmer als im Schnitt der letzten 130 Jahre wurde.
Im Jänner war es bis ca. 21. Jänner durchaus „durchschnittlich“, ehe ein letztes warmes Monatsdrittel folgte.
Seit ersten Februar lagen die Temperaturen bis auf einen Tag immer über dem 130-Jahres-Mittelwert – nur am 25. Februar waren sie knapp darunter und der letzte Tag – der 12. März – liegt auch ziemlich genau im Mittel der Höchstwerte seit 1895.
Interessant finde ich auch, dass der wärmste Februartag am Sonnblick im Jahr 2020 war (17.2.), es in den letzten zehn Jahren allerdings auch einen „Rekordtag“ in Sachen Kälte gegeben hat: Nie war es am Sonnblick am 27. Februar kälter als im Jahr 2018, wo es den ganzen Tag nie wärmer wurde als -26,7°C.
Hitparade
Am Schluss habe ich noch eine Grafik gemacht, die alle dieses Winters in eine „Hitparade“ einordnen. Hier wird NICHT gezeigt, wie warm oder kalt die jeweiligen Tage waren, sondern an wievielter Stelle sie lagen im Vergleich mit allen Messungen der letzten 130 Jahre. Die schwarze Linie zeigt dabei den 14-Tages-Mittelwert davon. Wenn wir die betrachten, sehen wir auch hier, dass es im vergangenen Winter vor allem Anfang Oktober sehr warm war – am 2. und 3. Oktober reichten die warmen Temperaturen sogar für Platz 1 in der Messgeschichte. Dasselbe passierte noch zwei Mal im Dezember: Nie war es am 18. und 19. Dezember wärmer am Sonnblick als im vergangenen Winter. Bis auf diese vier Tage gab es allerdings keinen „Temperaturrekord“ mehr am Sonnblick diesen Winter. Dass er warm war, sehen wir an der 14-Tages-Mittel-Linie vor allem Anfang Oktober, in der zweiten Dezemberhälfte und ab Februar. Teile des Novembers und vor allem auch der Beginn des Dezembers liegen jedoch in der unteren Hälfte der letzten 130 Jahre.
Trotzdem reichen die Temperaturen um die Monate Oktober und November zu den wärmsten seit 1895 zu machen im Mittel der Tageshöchstwerte. Platz 5 im Dezember, 15 im Jänner und 3 vom Februar reichen dann insgesamt wohl aus, um daraus den „wärmsten Winter der Messgeschichte“ zu machen.
Fazit
Temperaturmessungen sind kein Sport-Wettbewerb. Bei letzterem zählen die Medaillen, an diejenigen im Mittelfeld erinnert sich bald niemand mehr. Wenn wir eine „Teamwertung“ haben in einem Sportbewerb, kann es allerdings sein, dass das Team, das keinen unter den Top 3 hat, trotzdem gewinnt, weil eben viele Athleten auf den Plätzen unter den ersten 20 liegen und andere, die zwar Medaillen gewonnen haben, sonst nicht so weit vorne liegende Mitstreiter haben.
Ähnlich ist es beim Winter 2023/24. Er ist zwar selten ganz vorne bei den Einzeltagen, bei den Monaten schon eher und – ich habe den kalendarischen Winter gerechnet, dem fehlen noch 8 Tage, die das Bild wohl kaum mehr ändern werden – insgesamt dann ganz vorne.