Die „Sommerwelle“ – wer ist „schuld“?

In unserem Kulturkreis ist das Thema „Schuld“ ein sehr wichtiges. Wir scheinen einen „Schuldigen“ zu brauchen, das hat Tradition. Auch in der Zeit mit Corona hatten wir derer schon viele… schauen wir uns also an, wer denn die Sommerwelle in welchem Maße „verursacht“. Dazu verwende ich die genauesten Daten, die es dazu öffentlich gibt – die der Altergruppen der AGES. Und ich beschränke mich auf Vorarlberg. Auch die Geschlechter sind dabei getrennt angeführt – und natürlich ist alles prozentuell auf die Größe der Altersgruppe berechnet.
Bitte dabei beachten, dass der letzte angeführte Tag der 27. Juni ist und laut BMfür Gesundheit am 28. in der Früh eine „Nachmeldung“ für einen starken Zuwachs gesorgt hat. Dieser ist, sofern er auch bei den AGES-Zahlen auftaucht, noch nicht zu sehen!

Die Altersverteilung seit 15. Mai

Auf dieser Grafik sehen wir die Altersverteilung ALLER Abgesonderten seit 15. Mai 2022. Dabei ist NICHT zu sehen, wie viele es waren, es geht rein darum, wie viel Prozent aller Abgesonderten welcher Altersgruppe zuzuordnen sind. Ich habe die Daten allerdings dahingehend relativiert, dass ich berücksichtigt habe, wie viele PROZENT der jeweiligen Altersgruppe positiv getestet in Absonderung waren. Denn es macht schon einen Unterschied, ob 10 Menschen von allen Menschen ab 85 Jahren (dort leben in V laut den AGES-Daten knapp über 900 Männer und fast 1.700 Frauen) oder von allen 45-54-Jährigen (da sind es etwas über 14.600 Männer und knapp mehr als 16.500 Frauen) in Absonderung sind.

Wir sehen, dass die 50% Linie immer entweder bei den 35-44 Jährigen oder seltener den 45-54-Jährigen zu finden ist. Das heißt, zeitweise war etwa die Hälfte unter 40 Jahren, manchmal waren es etwa 45 Jahre.

Die Verteilung im Detail und geschlechtsbezogen

Wenn wir jetzt die einzelnen Altersgruppen getrennt anschauen und jeweils die ♂ (Säulen) und die ♀ (Flächen) trennen, sehen wir gleich mehrere Sachen:

  1. Am stärksten beteiligt waren die Altersgruppen von 25 bis 64 Jahren. Weder die Schulkinder, noch die Kleinkinder oder die Personen ab 65 Jahren hatten so hohe Werte bisher.
  2. Genau in den am stärksten betiligten Altersgruppen sind deutlich mehr Frauen unter den Abgesonderten als Männer – am wenigsten Unterschied gibt es zuletzt bei den 25-34-Jährigen.
  3. Bei den drei ältesten Altersgruppen sind im gegensatz dazu die MÄNNER stärker beteiligt als die Frauen – mit Ausnahme der letzten Woche, wo dies nur mehr bei den 75-84-Jährigen so ist.
  4. Bei den Pflichtschulkindern gab es genau NACH dem Ende der Testpflicht an den Schulen einen markanten Anstieg, der in der Form sonst in keiner Altersgruppe zu sehen ist. Danach blieben die Zahlen jedoch fast gleich in den letzten zwei Wochen.
  5. Bei fast allen Altersgruppen scheint der Aufwärtstrend schon wieder gebrochen. Am wenigsten ist das bei den 75-84-Jährigen zu sehen, aber auch bei den 55-64-Jährigen sieht es vor allem bei den Männern noch nach einer nach einer Aufwärtsbewegung aus.

FAZIT

Die „Sommerwelle“, die seit Anfang Juni so besungen wird von unseren Herolden, ist so wie es aussieht ein Phänomen der arbeitenden Bevölkerung. Und durch die Tatsache, dass Kontaktpersonen der Kategorie I von positiv Getesteten (auch wenn diese asymptomatisch sind) weiterhin vom Land zu testungen beordert werden, steigt die Zahl der Tests weiterhin an – was auch zu weiteren positiven Ergebnissen führt – sicher auch, weil einige davon vor nicht allzu langer Zeit noch selbst positiv waren in der „Omikron-Welle“.
Trotzdem sieht es momentan so aus, als wäre die Welle schon wieder im Absinken begriffen – ohne nennenswerte Zahlen bei den Krankenhäusern (siehe separater Bericht von gestern) oder bei den Todesfällen (drei Todesfälle seit 9. Mai) zu erzeugen. Andere Länder gehen den Weg des „Pandemie-Endes“ und bieten teilweise gar keine offiziellen Zahlen mehr an.
Österreich hat sich für einen anderen Weg entschieden bisher. Und nur, wenn durch vermehrte Krankenstände die Wirtschaft „gefährdet ist“, wollen manche umdenken und doch die Quarantänepflicht abschaffen. Es geht ja schließlich nur um Gesundheit – oder?