Die Schulen in Österreich – Teil 3: Die Sprache

Was früher „Muttersprache“ genannte wurde bei Erhebungen, heißt in den Schuldaten jetzt „Umgangssprache“. Wie sieht es da aus bei den Schulen?

Hier sehen wir die Gesamtheit der verfügbaren Daten. Seit dem Jahr 2006 gibt es dazu Aufzeichnungen bei der Statistik Austria. Von knapp 1,2 Millionen Schülern damals hatten etwa 185.000 keine deutsche „Umgangssprache“. Heute sind es über 305.000 bei gleichzeitig weniger Schülern, die nicht deutsch als Umgangssprache pflegen.

Aufgeteilt auf ALLE Schüler der Schulen und Akademien in Österreich sieht das Ganze, wenn wir nach Geschlechtern trennen, so aus:

Etwas mehr als ein Drittel aller Schüler ist männlich und benutzt als Umgangssprache deutsch. Wieder mehr als ein Drittel sind weiblich und auch die sprechen in erster Linie deutsch. Zusammen knapp mehr als ein Viertel aller Schüler sind solche, die nicht Deutsch als Umgangssprache haben. Auch hier ist (siehe Teil 2 der Serie) der Anteil an männlichen Schülern höher.
Vor 17 Jahren war der Anteil derjeniger ohne deutsch als Umgangssprache zusammen noch bei etwas mehr als 15%, also deutlich geringer.

Problemfall Vorschule

Auch hier (siehe wieder Teil 2) ist die Vorschule dramatisch anders: Dort beträgt der Anteil an Kindern, die nicht deutsch im Alltag verwenden, fast zwei Drittel! Vor 17 Jahren lag dieser ebenfalls deutlich höher als in allen anderen Schulstufen, allerdings noch bei etwa 41%!

Interessant ist der „Poblemfall Vorschule“ im Bundesländervergleich: Während in Wien mehr als 4 von 5 Kindern in der Vorschule nicht deutsch als Alltagssprache verwenden, ist es in der Steiermark nicht einmal 1 von 3 Kindern bei den Burschen und 1 von 2 bei den Mädchen. Generell ist der Anteil bei den Mädchen in der Vorschule höher als bei den Knaben, obwohl deutlich weniger Mädchen die Vorschuls besuchen.
Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass es hier Verbesserungspotential gibt – denn es ist wahrscheinlich nicht so, dass Kinder, die nicht deutsch sprechen, automatisch auch weniger Schulreife aufweisen, sondern eben vor allem Sprachdefizite haben.
Ebenfalls ein interessantes Detail am Rande: Während in Tirol nur in zwei Schulstufen (3. und 6.) der Anteil der nicht deutsch im Alltag sprechenden Schüler größer ist als der unter den Schülerinnen, ist es im Burgenland genau umgekehrt – dort ist nur in der 4. und 5. Schulstufe der Anteil bei den Mädchen größer als bei den Burschen.

Andere Schulstufen

In der ersten Schulstufe sind österreichweit fast ein Drittel aller Kinder mit „nicht deutsch“ als Umgangssprache erfasst.

Von der Schulstufe 2 bis zur Schulstufe 8 – also im Pflichtschulbereich – liegen die Werte derzeit zwischen 29% und 31,6%. Vor 17 Jahren waren sie mit 16% bis 20% noch deutlich niedriger.

Interessant finde ich diese Zahlen: ab dem neunten Schuljahr – das leider immer mehr Schüler gar nicht erreichen, weil sie schon im 8. Schuljahr ausschulen – sinken die Zahlen deutlich ab. Im 13. Schuljahr etwa sind derzeit nur mehr 16% Schüler mit nicht deutscher Umgangssprache. Und auch am Ende der Pflichtschullaufbahn haben knapp mehr als 3 von 4 Schülern deutsch als Umgangssprache.

Wenn wir uns anschauen, um wie viel die Zahlen zugenommen haben (relativ, nicht absolut!) seit 2006, dann war der Zuwachs bei den Erstklässlern am geringsten mit einem Plus von knapp über 51% und am größten bei denen, die eine 13. oder gar 14. Schulstufe besuchen. Ab der Schulstufe 11 hat sich der Anteil der Schüler mit nicht deutscher Umgangssprache seit 2006 mindestens verdoppelt!

Insgesamt sind es 75,6% mehr geworden – das entspricht der Steigerung von 27,3% im Vergleich zu 15,6% im Jahr 2006 bei den absoluten Zahlen.

Die Bundesländer

Das ist der Bundesländervergleich in Sachen Anteil an Schülern mit nicht deutscher Muttersprache an allen Schulen. In ALLEN Jahren seit 2006 liegt Wien ganz weit vor allen anderen Bundesländern. Vorarlberg, das immer den zweiten Platz einnimmt, hat fast immer weniger als einen halb so großen Anteil! Danach folgen Sazburg und OÖ – das Schlusslicht bildete 2006 noch klar die Steiermark, inzwischen ist es Kärnten, wo nur etwa jeder sechste Schüler nicht Deutsch im Alltag spricht. In Wien sind es mehr als es Schüler mit deutscher Umgangssprache – allerdings mit seit 3 Jahren SINKENDER Tendenz! Im Jahr 2022 sank der Anteil auch in Vorarlberg, Salzburg und OÖ – also in den vier Bundesländern mit dem höchsten Anteil.

Verglichen mit dem Jahr 2006 stieg der Anteil an Schülern ohne deutsche Umgangssprache am stärksten in der Steiermark und am wenigsten in Wien.

FAZIT

Das Thema „Sprache“ ist genauso wie die Religion, die seit etwa 20 Jahren NICHT mehr erfasst wird bei Volkszählungen, ein heißes Eisen. Schnell wird es polemisch, schnell sind Begriffe wie „Umvolkung“, aber auch „rechtsradikal“ auf beiden Seiten zu hören. Wer mich kennt, weiß, dass ich das nicht mag.
Fakt ist, dass die Zahl der Schüler mit nicht deutscher Umgangssprache stark zugenommen hat seit 2006. Allerdings gab es zuletzt ein Einbremsen in Sachen Zuwachs, vor allem in den vier Bundesländern, in denen der Anteil am höchsten ist: Wien, Vorarlberg, Salzburg und Oberösterreich.
Vollkommen andere Zahlen als alle anderen weist Wien auf – dort sind derzeit mehr als die Hälfte aller Schüler an den Schulen solche, die im Alltag eine andere Sprache als Deutsch verwenden.

Leider ist es auch hier wie überall: Wer polemisieren will, findet „seine Zahlen“ – und auch die, die nicht hinschauen wollen, finden Gegenbeispiele. Fakt ist: Österreichweit sind etwa ein Viertel aller Schüler außerhalbd er Schule mit einer anderen Sprache unterwegs als Deutsch. In Wien sind es mehr als die Hälfte – und wer weiß, wie „wichtig“ Wien genommen wird und sich selbst nimmt, weiß, dass das mehr Aufmerksamkeit bekommt als andere Bundesländer – sogar in Vorarlberg, wo der Anteil an Schülern ohne deutsch als Umgansgssprache am zweithöchsten ist, sind es nur knapp über ein Viertel an Schülern mit anderer Umgangssprache.