Im ersten Teil ging es rein um die Schul-, Schüler-, Klassen und Lehrerzahlen. Dieses Mal schauen wir etwas genauer hin auf gewisse Details:
Lehrpersonal: ♀ und ♂
Das ist eine der Grafiken vom ersten Teil – sie zeigt die Entwicklung der Lehrerzahlen der letzten 100 Jahre.
Diese Grafik zeigt uns den Anteil der WEIBLICHEN Lehrpersonen. Lag er vor 100 Jahren bei knapp unter 42%, so ist er bis heute auf über 73% gestiegen. Das ist eine Zunahme um mehr als drei Viertel, was den Anteil betrifft!
Interessant ist auch, wie unterschiedlich dies in den einzelnen Bundesländern vonstatten ging: Während in Vorarlberg vor 100 Jahren nur 1 von 4 Lehrpersonen weiblich war, ist es heute im Ländle genau umgekehrt: Nur mehr 1 von 4 Lehrpersonen ist ein Mann.Das ist inzwischen mehr als zum Beispiel in der Steiermark, welche vor 100 Jahren mit einem Frauenanteil von 45,6% deutlich an der Spitze lag. Von 1946 bis 2012 gab es in keinem Bundesland einen höheren Anteil an weiblichen Lehrkräften als in Wien. Ungefähr seit dem Jahr 2000 steigt allerdings dort der Anteil nicht mehr an, sondern sinkt sogar leicht. Gleichzeitig hat der Anteil an weiblichen Lehrpersonen in NÖ stark zugenommen – mit 76% liegt dieses Bundesland auch aktuell ganz vorne. Ob dabei eine Abwanderung von Frauen aus Wien ins benachbarte NÖ passiert ist, oder ob das andere Gründe hat, ist mir nicht bekannt. Auffallend ist allerdings, dass auch im Burgenland gleichzeitig mit dem Stopp bzw. Rückgang des Frauenanteils in Wien die Verteilung sprunghaft angestiegen ist – das Burgenland war von 1925 bis 2010 immer unter den zwei Bundesländern mit der niedrigsten Frauenquote. Heute ist es an vierter Stelle hinter NÖ, OÖ und Vorarlberg.
Seit ungefähr 2005 ist Tirol „Schlusslicht“ in Sachen Frauenquote an den Schulen – aktuell liegt das alpenreichste Bundesland Österreichs als einziges immer noch knapp unter 70% beim Anteil der weiblichen Lehrkräfte.
Schüler: ♀ und ♂
Und wie sieht das Ganze bei den Schülern aus?
Das ist der Anteil an Schülerinnen bei all jenen, die eine Schule oder Akademie besuchen in Österreich. Nie waren es weniger als 1925, als nur 45,8% aller Schüler weiblich waren. Und niemals waren es mehr als 2004 – damals waren es 49%. Das hat mich auf den ersten Blick stutzig gemacht, wir haben auch zuhause darüber diskutiert, warum das so sein könnte – dabei ist die Lösung einfach:
Hier sehen wir die Kinder im sechsten Lebensjahr, also alle, die im jeweiligen Jahr ihren sechsten Geburtstag gefeiert haben. In den letzten 43 Jahren gab es nie gleich viele Mädchen und Jungen. Es waren IMMER mehr männliche Kinder in dem Alter als weibliche – zwar war der Unterschied im Jahr 1989 „nur“ 1,5%, aber selbst damals war es ein deutlicher Überhang bei den Knaben. 2018 war der Abstand am größten bei denen, die in dem jahr sechs Jahre alt wurden: 3,3% mehr Jungen hatten Geburtstag als Mädchen!
Dasselbe sehen wir bei den Kleinkidnern im ersten Lebensjahr: Die „Spitze“ von 1989 liegt jetzt natürlich im Jahr 1983 mit ganz ähnlichen Werten. Und auch der größte Unterschied von 2018 ist sechs Jahre früher zu sehen und sogar noch geringfügig größer als sechs Jahre später – das kann durch Zuzug oder auch verstorbene oder weggezogene Kinder passieren.
Daher verwundert es auch nicht, dass seit dem Jahr 2006 in der Schulstufe 1 der männliche Anteil unter den Schülern im Jahr 2018 am höchsten war. Am kleinsten war der Unterschied 5 Jahre vorher, aber auch dort gab es um mehr als 3% mehr Burschen als Mädchen in den ersten Klassen der Volksschulen.
Das Ganze zieht sich logischerweise durch die Volksschulzeit hindurch weiter: 2019 war der männliche Anteil in der zweiten Schulstufe am höchsten, 2021 in der dritten und 2022 in der vierten Schulstufe.
Was durchaus auffällt, sind die Zahlen in der VORSCHULE: Dort sind nämlich immer zwischen 61% und 64 der Kinder männlich! Das heißt, dass deutlich mehr Burschen als „nicht schulreif“ eingestuft werden als Mädchen.
FAZIT
Ich stamme aus einer „Lehrerfamilie“ und kann mich gut erinnern, wie viele männliche Kollegen mein Vater als Volksschullehrer vor 50 Jahren. Damals waren im Ländle die Frauen auch in der Volksschule noch die Ausnahme. Heute ist es oft so, dass es keinen einzigen Mann mehr unter den Lehrpersonen an den Volksschulen gibt. Das hat selbstverständlich keinen EInfluss auf die Qualität des Unterrichts im Grundschulbereich.
Was mich eher nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, dass die Vorschulklassen so männlich dominiert sind auf der Schülerseite. Einerseits kann das ein Hinweis darauf sein, dass Burschen „länger brauchen“ – andererseits sehe ich als ausgebildeter Volksschullehrer mit vielen Jahren Berufserfahrung da auch einen Hinweis darauf, dass unsere Schulen mehr auf „weibliche Tugenden“ setzen in der Ausbildung und sich Jungen einfach oft schwerer tun mit dem, was verlangt wird. Wer mehr dazu erfahren will, dem empfehle ich Vorträge von Videos oder Bücher der leider bereits verstorbenen Vera Birkenbihl dazu!
Und was ich mir nie gedacht hätte: In Österreich gibt es – und das wohl schon recht lange – immer mehr Knaben als Mädchen. Das führt logischerweise auch dazu, dass der Anteil an männlichen Schülern höher ist als der weiblichen, besonders in der Volksschule, wo (fast) alle Kinder noch zusammen lernen.
Eine Graifk habe ich noch zum Abschluss des zweiten Teils:
Hier sehen wir den weiblichen Anteil unter den Schülern seit 1923 mit allen Bundesländern. Nur ein einziges Mal, im Jahr 1951 in einem einzigen Bundesland, nämlich Wien, war der Anteil der Mädchen unter allen Schülerinnen größer als der aller Burschen. Aktuell gibt es in Salzburg (49,1%) die meisten Mädchen und in OÖ (47,8%) die wenigsten.