Die Sache mit der Teuerung

Es gibt sie tatsächlich, die Menschen, die sich wundern, dass alles immer noch weiter teurer wird, obwohl doch die Inflation sinkt. Diese Tatsache und eine Grafik, die ich heute gesehen habe, haben mich zu diesem Posting motiviert:

VPI II

Der „VPI II“ ist – laut Statistik Austria – ein Verbraucherpreisindex für vierköpfige Arbeitnehmerhaushalte auf Basis der Daten von 1958. Das bedeutet, dass das Preisniveau von damals der Zahl 100 entspricht.

Wenn ich das Ganze mit dem Jahresschnitt, der bei der Statistik Austria angegeben wird, darstelle, dann sieht das so aus wie oben. anders gesagt: Wir zahlen derzeit mehr als acht Mal so viel für die Dinge des täglichen Bedarfs wie damals. Anfang 2020 war es noch nicht ganz das Siebenfache. Und irgendwann in den 90er-Jahren war es das Vierfache.
Der „Knick“ nach oben in den letzten Jahren ist unübersehbar. Und so dargestellt wundert sich wohl auch niemand darüber, dass alles (immer noch und sehr schnell) teurer wird.

Darstellung in Prozent

Wenn ich nun diese Jahres-Durchschnittswerte so darstelle, dass ich sehe, um wie viel Prozent der Index zugenommen hat, dann sieht das anders aus:

Da hier immer mit dem Vorjahr verglichen wird, gibt es keinen durchgehenden Anstieg wie oben mehr, sondern auch Jahre, in denen der Anstieg deutlich mehr oder weniger ist als davor und danach. So dargestellt sehen wir auch gleich, dass es 1974 eine noch höhere Inflation gegeben hat als derzeit. Seit 1985 lag dieser Wert jedoch nie mehr über 4% – bis 2021. Und zwei Jahre hintereinander mit mehr als 8% gab es noch nie – wenn sich da also nicht etwas extrem verändert bis zum Jahres-Ende wird das wohl 2023 das erste Mal so sein.

Die Monats-Vergleiche

Bei uns wird der Verbrauchpreisindex – und damit auch die Inflation – immer so dargestellt, dass das Ganze mit dem gleichen Monat im Vorjahr verglichen wird. Und jetzt tauchen plötzlich Grafiken in der Art auf:

Das wirkt doch schon fast „beruhigend“ so, oder? Wir sehen, dass wir schon fast wieder beim Wert vom Jänner 2022 liegen bei den Monaten.

Auch wenn wir zurück blicken bis Jänner 2021 ist der „Trend“ doch ein guter, oder? Wer würde da auf die Idee kommen, daraus abzuleiten, dass wir derzeit eine SECHS MAL SO HOHE Inflation haben wie im Jänner 2021? Denn der Mensch verlängert solche Linien gerne – und wenn sie nach unten geht, denken wir sie uns weiter nach unten weiter…

Wenn wir bis 2015 zurück gehen, sieht das Ganze trotzdem nicht mehr so gut aus – wir erkennen, dass die Werte seit damals bis 2021 nie über 3% lagen.

Und auch, wenn wir fast 35 Jahre zurück gehen, ist klar erkennbar: so schlimm wie derzeit war es noch nie – oder?

Jetzt gibt es diese Zahlen allerdings schon seit Anfang der Sechzigerjahre – wie sieht es dann aus?

Nun, offensichtlich war die Inflation in den ersten 30 Jahren dieses Zeitraums oft viel höher als in den letzten 35 Jahren. Das einzige, wodurch die letzten zwei Jahre immer noch heraustechen: so extrem schnell wie zuletzt ging es – mit einer Ausnahme Mitte der Sechzigerjahre – nie nach oben. Im Gegensatz zum Jahres-Schnitt (siehe ganz oben) gab es jedoch noch nie einen so hohen Anstieg der Teuerung wie zuletzt, wenn wir die einzelnen Monate des Jahresbetrachten.
Und dass es wie in den 60er-Jahren danach einen Abstieg unter die Null-Linie gibt, das erwarten sich wohl nicht einmal die extremsten Optimisten…

FAZIT

Ja, es ist gut, dass die Inflation wieder sinkt. Allerdings ist sie seit etwa zwei Jahren höher als je zuvor in den letzten 35 Jahren. Aus einer Teuerung von sechs Prozent jedoch eine „positive Meldung“ zu machen ist … zumindest „kreativ“, finde ich.
Und ganz interessant wird es im Jahr 2024, wenn vor den Wahlen die Subventionen auf den Strompreis laut derzeitigem Stand enden werden. Ich persönlich tippe darauf, dass alle Parteien mit Begeisterung einer Verlängerung der Deckelungen zustimmen werden. Das Problem der vollkommen überteuerten Energiepreise lösen sie damit allerdings nicht. Und bei anderen Produkten gibt’s keine „Deckelung“ – wie etwa dem Klopapier, das derzeit etwa 3 Mal so teuer ist wie noch vor wenigen Jahren.