Nachtrag zu gestern heißt auch, dass ich den Disclaimer wieder voran stelle:
Disclaimer: Ja, es wird wärmer in den letzten Jahren und Jahrzehnten – das steht außer Zweifel. Leider betreiben wir Menschen weiter Raubbau an der Natur und der Klimawandel ist mit Sicherheit (auch) menschengemacht – alleine die zunehmende Versiegelung der Böden (siehe dazu auch hier) trägt das ihre dazu bei, dass die Temperaturen steigen.
Warum ich solche Postings schreibe, hat mehrere Gründe: Erstens meine Neugier, wie sich das Ganze in Österreich darstellt, wenn es um die Daten geht. Und zweitens auch der Aspekt, wie darüber diskutiert wird. Meiner Meinung nach gibt es hier sehr viel Unwissenschaftliches und Populistisches zu lesen.
Ich mache (Ausnahmen bestätigen die Regel) auch keine “Prognosen”, stelle gerne Fragen oder zeige eben das auf, was die Daten hergeben.
Vorwort – Bregenz
Bregenz als Landeshauptstadt meines Bundeslanders und zudem an einem See gelegen, der ja die Temperaturen im Sommer nach unten und im Winter nach oben beeinflusst, habe ich mir genauer angesehen und einmal für jeden Tag bis zum 27. Juli geschaut, ob dieser im Vergleich zum Schnitt der fünf Jahre davor höher oder tiefer liegt:
Der Vergleichzeitraum ist bewusst eher knapp gefasst mit fünf Jahren (bei 2023 ist das 2018-2022), weil ich damit schon die Erwärmung der letzten Jahrzehnte mit einbeziehe. Wir sehen sofort: Der Jänner war in der ersten Hälfte im Jahr 2023 VIEL zu warm! Dann folgte bis Ende April eine Phase mit zu kühlen Tagen, unterbrochen nur kurz in der zweiten Märzhälfte. Auch Mitte Mai zeigten sich die Eisheiligen dieses Mal von der kalten Seite im Vergleich zu den fünf Jahren davor. Danach war es bis zum Sommerbeginn immer zu warm, bevor bis zum Ferienbeginn wieder eine zu kühle Phase kam. Zehn Tage lang war es dann in Bregenz durchgehend zu warm, am 11. Juli sogar um mehr als 10 Grad. Ab dem 18. Juli war es bis auf zwei Tage immer zu kalt, der 26. Juli war sogar um fast genau 9 Grad kälter als der Fünfjahres-Schnitt!
Zum Vergleich hier noch das Jahr 2022 verglichen mit dem Schnitt von 2017 bis 2021. Es ist gut zu erkennen, dass dieses sehr warme Jahr deutlich weniger und auch weniger starke kalte Phasen hatte bis Ende Juli. Nur der April war fast durchgehend zu kalt und der Mai dafür deutlich zu warm.
Zum Abschluss noch eine „Spielerei“:
Auf dieser Grafik sind die Abweichungen vom Fünf-Jahres-Schnitt zusammengezählt. Das heißt, wenn wir uns die violette Kurve von 2023 ansehen, dann sind wir gleich mit fast 10 Grad zu warmen Tagen gestartet. Da diese dann durch weitere, nicht so warme Tage „gedämpft“ wurden, ist die Abweichung im Schnitt aller Tage wieder weniger geworden. Umgekehrt startete offensichtlich 2017 bis in den März deutlich kühler als die fünf Jahre zuvor. Interessant ist auch die eine braune Linie, die ab April deutlich unter allen anderen liegt: Das ist das Jahr 2021, in dem es offensichtlich deutlich weniger warm war im Vergleich zu den fünf Vorjahren (-1,3 Grad) als in den anderen Jahren seit 2015, die am Ende alle zwischen 0,1 und 0,99 (2018) Grad im Plus landen.
Die einzelnen Monate seit 2015 – mit 2007 als „Gast“
Jetzt aber zurück zu allen mess-Stationen, die ich gestern schon verwendet habe. Ich habe mir die Monats-Mittelwerte der Temperaturmaxima herausgerechnet für jeden Ort seit 205 und auch das in den Daten sehr auffällige Jahr 2007 dazu genommen:
Bregenz
Am Besipiel Bregenz erkläre ich die Grafik noch genauer: Wir sehen hier alle 12 Monate und für jeden Monat einen Jahreswert aller Jahre. Dieser wurde berechnet durch die Summe der Temperaturmaxima geteilt durch die Anzahl der Tage. Etwaige Schalt-Tage oder solche ohne Daten sind dabei bereits herausgerechnet.
Das Jahr 2007 ist orange markiert, das sehr warme Jahr 2015 ist hellrot und das laufende Jahr 2023 ist dunkelrot gefärbt.Der jeweils wärmste aller Monate aus diesen neun (ab August fehlen die Daten von 2023 noch) oder zehn Jahren sind beschriftet.
Für Bregenz ist gut zu sehen, dass 2018 mit vier Mal dem Höchstwert ein sehr warmes Jahr war. Der Herbst war 2022 DEUTLICH zu warm und der Juli 2015 der wärmste aller Monate aus diesem Zeitraum.
Brenner
Am Brenner in Tirol war der Juni 2017 der mit Abstand wärmste Monat. Der Brenner bietet eine Besonderheit, weil hier auch das Jahr 2023 auftaucht – im Februar 2023 war es so warm wie sonst nie in den Jahren seit 2015 incl. dem Jahr 2007. Sonst fällt auf, dass das Jahresende 2015 extrem hervorsticht und der Spätsommer 2018 sehr warm war. Je drei Mal stammen die Höchstwerte von 2015 und 2022 und der April 2007 war so warm wie es sonst der Mai ist.
Aigen im Ennstal
Wir machen einen großen Sprung in die Obersteiermark.
Hier war der JUNI 2019 der wärmste aller Monate. Ebenfalls auffallend anders als im Westen: Das Jahr 2016 taucht in der zweiten Jahreshälfte dreimal unter den wärmsten Monaten auf. Der Februar 2021 war der wärmste Februar seit 2015 und im Jänner war es nie so warm wie 2007. Die beiden warmen Jahre 2015 und 2022 tauchen jeweils nur einmal unter den Spitzenreitern auf.
Bad Bleiberg
„Ab in den Süden“… im Bad Bleiberg in Kärnten war der Dezember und der Juni im Jahr 2019 besonders warm. Der wärmste Monat war jedoch der Juli 2022. Auch der Oktobr 2022 sticht durch deutlich höhere Werte hervor, wie auch der März 2017 und der April 2007.
Bad Gleichenberg
Etwas weite rim Osten, in Bad Gleichberg war es nie wärmer als im Juli 2015. Auch der November war in diesem Jahr sehr warm. Das Jahr 2019 taucht drei Mal unter den Höchstwerten auf un d auch hier zeigt sich, warum das Jahr 2007 so oft zu sehen war für den Zeitraum bis Juli: Von Jänner bis Juli ist 2007 immer unter den wärmsten aller Jahre zu finden. Der wärmste Monat war auch hier der Juli 2015.
Eisenstadt
In Eisenstadt war ebenfalls der Juli 2015 der wärmste aller Monate – hier aber nur knapp vor dem Juli 2023 (wobei hier noch 4 Tage fehlen, die das Ganze im Jahr 2023 noch ändern können). Am meisten zu sehen ist das Jahr 2018 mit drei Höchstwerten und im Februar 2020 – knapp vor der Pandemie – war es so warm wie sonst in keinem Februar.
Allentsteig
Auch im Norden des Landes war der Juli 2015 der wärmste aller Monate. Auch hier war der Juli 2023 knapp dahinter. Wie an mehreren anderen Stationen muss das Jahr 2016 im August und September sehr warm gewesen sein, auffallend ist auch wieder das warme Jahresende im Jahr 2015 und ein warmer Frühling im Jahr 2018.
Fazit
2007 ist darum auffällig, weil es ind er ersten jahreshälfte überdurchschnittlich warm war. Meistens stammt der wärmste Monat aller Jahre aus dem Juli und fast immer ist es der Juli aus dem Jahr 2015.
Nur ein einziges Mal taucht in Österreich das Jahr 2023 auf bei den wärmsten Monaten: Am Brenner war der Februar dort außergewöhnlich mild. Der Juli gehört zwar teilweise zu den wärmsten im laufenden Jahr (das kann sich durch das kühle Monatsende noch ändern!), aber ganz vorne ist er nirgends.
Offensichtlich ist nicht nur Wien anders, sondern auch Österreich. Ob das Ganze auch in unseren Nachbarländern, vor allem den nördlichen, so ist, kann ich mangels Daten und Zeit derzeit nicht sagen.
Ich ziehe mich jetzt warm an, weil ich bei Regen und unter 20 Grad das erste Bundesliga-Match der Saison in Altach fotografieren darf… 😉