In einem Posting des deutschen Datenanalysten Tom Lausen bin ich auf Zahlen zu den Lungenentzündungen in Deutschland gestoßen. Unter anderen gab es dabei eine Grafik, die meine Aufmerksamkeit erregt hat:
Was mich daran irritiert hat, ist die Tatsache, dass die Werte alle nur bis zum 30. September gehen. Nun ist mir klar, dass es wohl noch keine Zahlen zum unlängst abgelaufenen vierten Quartal 2024 gibt, trotzdem finde ich es erst dann interessant, wenn die Zahlen für ein ganzes Jahr vorliegen. Noch interessanter wären wohl Zahlen zu den Jahreszeiten, beschränkt auf das Sommer- und Winterhalbjahr. Außerdem schätze ich relativierte Zahlen, also solche, die die Bevölkerungsentwicklung gleich mit berücksichtigen.
Statistik Austria? Fehlanzeige!
Ich wollte mir die Daten für Österreich anschauen und bin auf die Suche gegangen bei der Statistik Austria. Dort findet der zahleninteressierte Mensch allerdings nicht nur schwer durch den Datendschungel, es ist leider auch nicht möglich, die Entlassungen ohne kostenpflichtiges Abo zu bekommen.
Ausweg Eurostat – Lösung mit Schönheitsfehler
Aus meiner Zeit der Recherchen zu Coronazahlen hatte ich auch Eurostat als Datenquelle in Erinnerung. Dort wurde ich auch fündig, konnte sogar ganz einfach die Lungenentzündung als Datenbasis eingeben und erhielt Zahlen für viele europäische Staaten – das Problem bei Eurostat ist lediglich, dass im Jahr 2025 nur Daten bis zum Jahr 2021 erfasst sind. (Seitenbemerkung: Derzeit sind wohl zu viele Beamtende mit der Beobachtung und Verfolgung von Demokratiefeindenden beschäftigt…)
Das sind alle verfügbaren Daten zur Krankenhaus-Entlassungsdiagnose „Pneumonie“. Aus Portugal gibt es Daten schon ab 1995, alle anderen beginnen frühestens mit 2000. Auf den ersten Blick fallen folgende Details auf:
- In Bulgarien (Beginn der Daten 2005) wurden offensichtlich immer dreimal so viele Menschen wegen Lungenentzündung im Spital behandelt (es geht hier um stationäre Aufnahmen) als in so gut wie allen anderen Ländern – bis zum Jahr 2019.
- In vielen Ländern STEIGEN die Zahlen für 2020 und 2021 stark an – gelichzeitig gibt es andere, in denen SINKEN sie ebenso extrem – zu letzteren zählt etwa Bulgarien, das seine Spitzenposition 2020 verliert.
Wenn ich jetzt mehr oder weniger alle osteuropäischen Länder weglasse und nur die Jahre ab 2015 anführe, sieht das Ganze etwas übersichtlicher aus. Von diesen 24 Ländern lag Österreich im Jahr 2015 an vierter Stelle hinter Finnland, Norwegen und Großbritannien. 2019 lagen sogar nur Norwegen und Schweden vor uns. Besonders auffallend ist die Kurve von „Corona-Testweltmeister“ Zypern, welches davor immer ganz unten zu finden ist, ab 2020 jedoch steil ansteigende Zahlen aufweist.
Deutschsprachiger Raum plus Schweden
Interessant wird es, wenn wir die Zahlen ab 2000 im deutschprachigen Raum mit denen aus Schweden vergleichen. Österreich und Schweden haben Zahlen, die gar nicht so unterschiedlich sind, auch wenn sie in Österreich bis 2015 höher sind als in Schweden. Auffallend ist vor allem, dass die Werte für 2020 und 2021 in diesen beiden Ländern DEUTLICH unter denen aller Vorjahre liegen (Ausnahme 2000 in Österreich). In der Schweiz und Liechtenstein zeigt sie Kurve genau das GEGENTEIL: Deutlich niedrigere Werte bis 2019 werden von einem extrem starken Anstieg abgelöst. Und Deutschland ist bei diesen Zahlen, die pro 100.000 Menschen berechnet sind und daher mit den anderen gut vergleichbar sind, „anders“. Hier zeigt sich seit 2000 ein kontinuierlicher Anstieg, der auch 2020 nicht auffällig ist, dafür sehr wohl im Jahr 2021!
Die Ältesten
Leider gibt es bei Eurostat keine großen Altersgruppen mit aussagekräftigen Zahlen pro 100.000 EW. Daher folgen hier noch einige Altersgruppen der Menschen ab 75 – wieder nur Schweiz, Österreich und Deutschland mit Schweden (aus Liechtentstein gibt es keine Daten zu den einzelnen Gruppen).
Bei den 75-79-Jährigen scheint wie schon bei den Gesamtzahlen die Lungenentzündung als Diagnose bei der Entlasung in den Jahren 2020 und 2021 in Österreich und Schweden fast halbiert worden zu sein.
Bei den 80 bis 84-Jährigen ist – wie bei der gruppe vorher – in der Schweiz im Jahr 2021 wieder ein Rückgang zu erkennen. In Deutschland hingegen steigen die Zahlen hier 2021 an. Und in Österreich und auch etwas in Schweden ist der Rückgang 2021 deutlich gebremster als noch vorher.
Mit 85 bis 89 Jahren bewegen wir uns erstmals in einer Altersgruppe, die ÜBER dem Altersdurchschnitt der Covid-Todesfälle liegt! Das heißt allerdings nicht, dass diese Gruppe hier weniger am Sterbegeschehen beteiligt war, im Gegenteil – damit es einen Schnitt jenseits der 80 oder auch 82 Jahre geben kann, müssen sehr viele Menschen über 85 als offiziell an oder mit Covid Verstorbene gezählt worden sein, um die (deutlich weniger aber viel) jüngeren Covid-Todesfälle aufzuwiegen im Altersmittel.
Aus Deutschland gibt es offensichtlich Jahre ohne Zahlen. Ansonsten fällt vor allem auf, dass der Anstieg in der Schweiz DEUTLICH geringer ist und im Jahr 2021 DEUTSCHLAND das Land mit den meisten stationären Aufnahmen war. Der Rückgang in Schweden un Österreich bleibt auch hier bestehen von 2019 auf 2020.
Die Altersgruppe der 90-94-Jährigen ist schon deutlich kleiner als die der Menschen davor. Wenn die Werte stimmen sollten, dann entsprechen die Entlassungen nach stationärem Aufenthalt wegen Lungenentzündung in Deutschland fast 7 Prozent dieser Altersgruppe! Interessant ist hier, dass die Corona-Zeit offensichtlich die Werte der einzelnen Länder,d ie davor eher unterschiedlich waren, näher zusammengeführt hat. Auch hier liegt 2021 Deutschland vor den anderen.
Nicht viele Menschen werden 95 oder mehr Jahre. Laut Eurostat entsprechen die Stationsaufnahmen wegen Lungenentzündungen in dieser Altersgruppe in Österreich von 2001 bis 2019 ungefähr 6% aller so alt gewordenen Menschen! Damit sind wir wieder ähnlich wie Schweden und bis auf den seltsamen Ausreißer aus Deutschland von 2013 auch immer ganz vorne zu finden bei unserer Länderauswahl. Interessant ist hier, dass der Rückgang 2020 und 2021 in Schweden deutlich stärker ausgeprägt ist als bei uns und in ALLEN vier Ländern von 2020 auf 2021 ein ungewöhnlich starker Anstieg zu sehen ist, der zudem fast gleich stark ist.
Fazit
Was auch immer der Grund dafür ist, 2020 war bei vielen Staaten in Europa, wenn es um die stationäre Behandlung von Lungenentzündungen geht, ein Wendepunkt. Vor allem dort, wo vorher sehr viele Menschen deswegen stationär behandelt wurden, sinken die Zahlen oft stark ab. In anderen Ländern, oft dort, wo es vorher eher „ruhiger“ war bei diesen Zahlen, steigen die Kurven stark an.
Was ich SEHR schade finde, ist, dass es KEINE Daten von 2022 und 2023 gibt – die von 2024 können noch nicht vorhanden sein, das ist klar.
Zum Abschluss noch ein Blick auf die Altersgruppe der 10-14-Jährigen:
Offensichtlich sinken hier die Werte tendenziell in allen Ländern ab – und das tun sie auch in den Jahren 2020 und 2021 ganz unbeeindruckt von Corona. Auch das ist für mich wieder ein Hinweis, dass bei uns – neben Stress durch Lockdowns, Schulschließungen und Maskenpflicht zudem sinnbefreit sehr viel Geld verschleudert wurde bei den Testungen in den Schulen – es war offensichtlich die am leichtesten greifbare aber vollkommen unbeteiligte Gruppe, die zum Handkuss kam.