Zur Zeit ist es recht still, wenn es um Temperaturen geht. Trotzdem habe ich mir die Zahlen wieder einmal heruntergeladen – was dank einer „Umstellung“ aller Werte seitens „geosphere austria“ (ehemals ZAMG) zuerst einmal einen deutlichen Mehraufwand bedeutete.
Heute will ich einmal aufzeigen, wie die einzelnen Monate der letzten zehn Jahre sich in die Messgeschichte einreihen an den einzelnen Stationen. Verwendet habe ich hier wieder „meine“ 16 Stationen, die über ganz Österreich verteilt schon sehr lange Zeit Daten liefern.
Feldkirch
Am Beispiel von Feldkirch sei kurz erklärt, wie die Grafiken zu lesen sind: In Feldkirch gibt es seit 88 Jahren Daten zur Maximaltemperatur des Tages. Aus all diesen Einzeltagen habe ich das Monatsmittel errechnet und dieses dann per Rang in die Messgeschichte eingereiht. Gut zu sehen ist zum Beispiel, dass letztes Jahr der September, Oktober und November jeweils die wärmsten Monate in der Messgeschichte Feldkirchs waren. Der April 2023 hingegen war als 60. unter 88 Jahren einer der kühleren in der Messgeschichte aller April-Monate. Im Jahr 2024 sind zwar der Februar und der März und auch der August sehr warm gewesen, die anderen Monate lagen allerdings alle nicht unter den „Top 10“ der 88 Jahre an Messgeschichte, die es in Feldkirch gibt. Die letzten zwei Monate (der Oktober ist bis 22. Oktober berechnet) liegen mit Platz 33 (September) und 25 (Oktober) eher im Mittelfeld aller Jahre.
Bad Bleiberg
In Bad Bleiberg in Kärnten gibt es ca. 83 Jahre Aufzeichnungen zu Maximaltemperaturen. Was hier besonders auffällt: Der September 2024 liegt nur auf Rang 78 – das heißt, nur wenige Male war es im September kälter als 2024 seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch der Oktober ist mit Platz 46 derzeit in der unteren Hälfte platziert.
Bad Gleichenberg
Wir rutschen weiter nach Osten an das Dreiländereck Slowenien-Ungarn-Österreich:
Hier lagen der September und Oktober auf Rang 26 und 40 – also in etwa im mittleren Bereich der 82 Jahre, für die es Daten zur Maximaltemperatur gibt. Davor gab es seit September 2023 viele Monate mit sehr hohen Temperaturwerten, drei davon (Okt 23, Nov23 und Feb 24) stellen den Messrekord.
Bruck an der Mur
Auch in Bruck an der Mur fallen der September und Oktober durch deutlich niedrigere Ränge auf als die Monate davor. Beide liegen auf Rang 33 unter 88 Jahren.
Freistadt
Im Norden von Oberösterreich war ich etwas überrascht davon, dass der September und Oktober nur um Rang 10 herum liegen im Jahr 2024. Offensichtlich war es dort im Vergleich zu anderen Stationen weniger kühl im Herbst 2024.
Innsbruck
Innsbruck ist insofern anders, als es hier schon 127 Jahre an Aufzeichnungen zum Maxima des Tages gibt. Ähnlich wie in Feldkirch fallen die drei Rekordmonate September bis November 2023 auf, auch der Februar 2024 war der wärmste Februar der Messgeschichte. Der September liegt auf Platz 51 von 127 Jahren, der Oktober derzeit auf Platz 24.
Kremsmünster
In Kremsmünster gibt es sogar 130 Jahre an Aufzeichnungen. Ähnlich wie in Freistadt zeigt sich hier, dass die kühle Luft, die mit verantwortlich war für die extremen Regenmengen im Osten Österreichs, nicht so stark nach Oberösterreich gekommen ist zuletzt wie in andere Regionen des Landes. Platz 15 wurde es beim September und Platz 24 beim Oktober bis zum 22. des Monats. Generell gab es nur zwei Monate seit April 2023, die nicht unter den Top 20 lagen in Kremsmünster nahe Linz.
Lienz
Wie zu erwarten ganz anders sieht die Sache in Lienz aus. Der September liegt in Sachen Maximaltemperaturen auf Platz 49, der Oktober derzeit sogar auf Platz 50 von 85 Jahren. Auch der Mai 2024 war in der kühleren Hälfte aller Monate angesiedelt in Osttirol.
Langen am Arlberg
In Langen reichen die Maximaltemperaturen nur 72 Jahre zurück. Auch hier war der September mit Platz 45 eher auf der kühlen Seite in der gesamten Messgeschichte. Temperaturrekorde (also der wärmste Monat der Messgeschichte) gab es in Langen in den letzten 10 Jahren keinen einzigen!
Rauris
Ganz anders in Rauris, wo es in den letzten 14 Monaten gleich 5 Mal einen neuen Rekordwert gab. Von September bis Februar waren bis auf den Dezember und Jänner alle Monate die wärmsten der Messgeschichte, der August 2024 war ebenfalls rekordmäßig warm. Davor gab es in 8 Jahren nur vier Mal so einen Rekordmonat. Auch hier ist der September als 40. von 91 eher mittelmäßig warm gewesen, der Oktober liegt bis dato auf Platz 24.
Reichenau an der Rax
In Reichenau an der Rax erreichte der September fast Platz eins in Sachen „kühlster September aller Messzeiten“. Nur zwei Mal war es in 83 Jahren im September kälter als 2024. Der Oktober liegt auf Platz 27 von 83 Jahren. Auffallend sind hier auch der kalte April und Mai des Jahres 2023 – neben dem auch hier wärmsten September und Oktober 2023 und Februar 2024.
Salzburg
128 Jahre lang gibt es Maximaltemperaturen aus Salzburg. Im September 2024 ergab sich der Rang 45 der Messgeschichte, der Oktober liegt auf Rang 22 und ist damit in der Messreihe einer der milderen im Vergleich mit den anderen Stationen bisher.
Sonnblick
Im Hochgebirge am Sonnblick ergeben sich für September und Oktober die Ränge 77 und 30 in einer 130 Jahre andauernden Messreihe. Das heißt, der September liegt in der kühleren Hälfte aller Jahre – davor gab es allerdings den wärmsten August seit 130 Jahren dort oben.
Wien/Hohe Warte
Auch auf der Hohen Warte gibt es Daten über 130 Jahre. Hier ist interessanterweise der September „nur“ auf Platz 19, dafür ist der Oktober mit Platz 42 unter 130 Jahren am Anfang des zweiten Drittels angesiedelt. Zuletzt wirklich sehr kühl war es im April 2023, als es nur für Platz 100 reichte. Von den letzten 14 Monaten gibt es 7 Mal Ränge unter den Top 3 – das ist sehr viel!
Wörterberg
In 82 Jahren Messgeschichte war es im Oktober 47 Mal wärmer und 34 Mal kälter im Oktober bis zum 22. des Monats in Wörterberg an der steirisch-burgenländischen Grenze. Der September, der nicht weit entfernt in Reichenau an der Rax einer der kühlsten war, erreicht in Wörterberg Rang 26. Der Juli 2024 hingegen war der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen.
Zwettl
In Zwettl liegen September und Oktober auf den Rängen 25 und 35 aus 89 Jahren Messgeschichte. Nach Rekordwerten im Februar und März 2024 lagen die Sommermonate Juli und August „nur“ auf Rang 5 unter 89 Jahren.
FAZIT
Bis auf wenige Ausnahmen waren der September und Oktober an fast allen von mir immer wieder verwendeten Mess-Station der geosphere austria eher im Mittel der Werte aller Jahre mit Messaufzeichnungen, mancherorts sogar unter den kälteren ihres Namens.
Natürlich gaben die Überschwemmungen, die – ausgelöst durch den Vorstoß der kalten Luft in den Mittelmeerraum – den Osten Österreichs heimgesucht haben, mehr und bessere Schlagzeilen. Trotzdem ist es bemerkenswert, dass es praktisch kaum Meldungen dazu gab, dass dieser Herbst seit Mitte September zu den zumindest gemäßigten, wenn nicht sogar kühleren gehört bisher. Denn umgekehrt bin ich mir sicher, dass – sollte eine Wetterlag dafür sorgen, dass wieder warme Luftmassen zu uns kommen – es sehr schnell wieder Meldungen über Rekordtemperaturen geben wird, sollten solche auftreten.
Wenn wir am Beispiel Feldkirchs das ganze Jahr betrachten im Vergleich der letzten 88 Jahre, dann zeigt sich, dass – verglichen mit dem Mittel der letzten 50 Jahre – das Jahr 2024 meist über dem Schnitt lag. es gleichzeitig Mitte April und Mitte September zu „Kälterekorden“ kam. Letztes Jahr (pinke Linie) war es im Herbst fast durchgehend deutlich wärmer und nach einem November im Mittelwert folgte ab Mitte Dezember wieder eine sehr warme Phase.
Ich wünsche uns allen noch einige ruhige, möglichst sonnige Herbstwochen und einen Winter, der vielleicht mit einem ähnlichen Schneezauber beginnt wie der letztes Jahr – ohne dass danach warme Temperaturen die weiße Pracht, die anfangs Winter lieber gesehen wird als gegen Ende, gleich wieder verschwindet. Die meisten Kinder würden sich darüber freuen!