Vielleicht ist manchen aufgefallen, dass ich weniger poste als früher – das hat mehrere Gründe:
- Ich war die letzten Wochen beruflich viel als Fotograf unterwegs.
- Die Pandemie – die zB in der Schweiz bereits fast ein Jahr Geschichte ist – liefert auch bei uns weniger Berichtenswertes in der Gegenwart.
- Ich arbeite an einem großen Projekt zu den Daten der Pandemie, das viel Zeit beansprucht…
Nichtsdestotrotz machen wir doch einmal einen „Rückblick“: 154 Wochen dauert sie jetzt schon offiziell, die Pandemie in Österreich – in drei Wochen feiert sie also ihren dritten Jahrestag bei uns. Dazu habe ich heute eine Grafik, die als gesamtes recht komplex ist – daher schlüssle ich sie auf die drei verwendeten Kategorien auf:
Die positiven Tests
Hier sehen wir die letzten 1079 Tage – oder eben 154 Wochen. In dem Fall sind hier alle Daten zu den positiv Getesteten aufgelistet. Die Höhepunkte aller Wellen sind markiert und beschriftet. Dabei habe ich die Omikron-„Doppelwelle“ zu Beginn des Jahres 2022 als zwei Wellen erfasst, danach folgt denn eine „Omikron-Sommerwelle“ und eine „Omikron-Frühherbstwelle“ und zuletzt eine schlechter erkennbare „Omikron-Winterwelle“. Genau genommen haben wir derzeit sogar noch eine sechste Omikron-Welle in den letzten drei Wochen – diese wird allerdings nicht mehr wirklich beachtet in der Öffentlichkeit. Das hat natürlich nichts mit den gerade abgehaltenen und bald anstehenden Wahlen in drei österreicheichischen Bundesländern zu tun… oder?
Den absoluten Höhepunkt in Sachen neue positive Tests (ich bleibe bei dieser Formulierung und verwende BEWUSST nicht Termini wie „Infizierte“ oder „Kranke“) erreichten wir in der Pandemiewoche (PW) 107 im März 2022. Damals wurden fast 318.000 Personen positiv getestet. Ich gehe davon aus, dass keine „Doppelmeldungen“ innerhalb einer Woche passiert sind, daher schreibe ich hier Personen. Auch in der PW 108 waren es mehr als 300.000 – ansonsten gab es nie mehr als 235.000!
Wenn wir nun diese „Omikron-Doppelwelle“ außer acht lassen, dann waren es nie mehr als 100.000 positiv Getestete innerhalb einer Woche – es gab sogar nur fünf Wochen außerhalb der zeit von Anfang Jänner bis Anfang April 2022, in denen es mehr als 80.000 neu positiv Getestete gab. Zur Veranschaulichung ändere ich hier die Skalierung:
Jetzt sehen wir die anderen Wellen besser als vorher, weil die Doppelwelle von Jänner bis März 2022 aus dem Rahmen hinaus fällt. Was nun überrascht: Die Woche mit den meisten positiv Getesteten ist nicht etwa die Delta-Welle im Herbst 2021 oder die zweite Welle im Herbst 2020. Es ist die Frühherbstwelle im Jahr 2022 mit fast 97.000 positiven Tests in einer Woche!
Knapp dahinter folgt die Delta-Welle und dann die Sommerwelle von 2022. Erst danach kommt die Herbstwelle von 2020. Natürlich hat das auch damit zu tun, dass damals weniger getestet wurde. Bei den 47.739 damals in einer Woche positiv Getesteten waren sicher viel mehr Menschen, die wirklich symptomatisch erkrankt waren, als bei den fast 85.000 im Sommer 2022. Und selbst im Herbst 2022, als die „Modellierer“ über die fehlenden Tests klagten, gab es noch mehr positiv getestete Personen als im Frühjahr 2021.
Während der ersten Welle, als die PCR-Tests wohl noch so verwendet wurden, wie sie ursprünglich gedacht waren (als Diagnoseabklärung bzw. -bestätigung durch ÄrztInnen) gab es sogar in der Pandemiewoche 5, welche die höchsten Zahlen aufwies, nur 4.825 positive Tests.
Die Genesungen
Das sind die offiziellen Meldungen zu den Genesenen in Österreich: Auch wenn der Kurvenverlauf und die Wellen ähnlich sind, gibt es Unterschiede: So gab es etwa bei der Omikron-Doeppelwelle in der PW 103 fast gleich viele neue Genesene wie in der PW 109. Letztere weist zudem mehr als 10.000 Genesene weniger aus als die stärkste Woche in Sachen neue positiv Getestete.
Dafür ist im Gegenzug die stärkste Woche im Frühherbst 2022 (PW 138) fast gleich hoch wie die mit den meisten neuen positiv Getesteten in dieser Welle – und DEUTLICH höher als der Höhepunkt der Deltawelle.
Genau wie bei den positiv Getesteten gibt es auch hier einen Anteil an „Wiederholungs-Fällen“ – Menschen, die ein zweites Mal oder gar noch öfter diesen Status innehatten. Wie hoch dieser Anteil ist, ist leider in keiner Datenbank enthalten, die öffentlich zugänglich ist.
Die offiziellen C19-Todesfälle
Wer in der obigen Grafik mit den Genesungen nicht vorkommt nach einem positiven Test, der muss zu den offiziell an oder mit Covid Verstorbenen in Österreich zählen. Diese Grafik unterscheidet sich nun SEHR STARK von den anderen weiter oben:
Nicht nur die Höhe der Zahlen ist eine ganz andere, auch die Wellen und ihre Ausprägungen sind vollkommen andere. Hier ist ganz klar die Welle #2 im Herbst 2020 mit knapp über 900 offiziell an oder mit C19 Verstorbenen die mit den meisten Todesfällen, gefolgt von der Deltawelle im Herbst 2021. Dann folgt die Omikron-Doppelwelle und die Welle Nummer drei aus dem Frühjahr 2021 vor der allerersten Welle im Frühjahr 2020, die bei den obigen Grafiken fast nicht erkennbar ist.
Ich habe hier noch blaue und rote Pfeile eingezeichnet – die roten zeigen die Zeit ZWISCHEN den Wellen, die blauen sollen und auf die Dauer von Höhepunkt zu Höhepunkt hinweisen:
Zwischen den Höhepunkten der Welle 1 und Welle 2 lagen also 34 Wochen, dann kam es nach 19 Wochen zu einer neuen Spitze. Von dort dauerte es wieder genau 34 Wochen bis zum nächsten Höhepunkt (Delta). Danach verkürzen sich die Zeiten stark: Es sind nur mehr 12 Wochen, dann vier (Doppelwelle), bis zur Spitze der Sommerwelle dauerte es dann 17 Wochen, 11 Wochen danach gab es die „Frühherbstwelle“ und weitere elf Wochen danach die „Winterwelle“ mit Omikron.
Alles auf einen Blick
Diese Grafik vereint nun alle drei Werte. Die Todeszahlen-Skala ist rechts angegeben, denn wenn ich diese gleich skalieren würde wie die neu positiv Getesteten und die Genesungen (Skala links), dann wären sie kaum zu sehen.
Interessant ist auch, in welcher zeitlichen Reihenfolge nun die Höhepunkte erscheinen. Normalerweise müssten immer die neu positiv Getesteten vor den Genesungen und den Todesfällen kommen. In der ersten Welle liegen zwischen den meisten neuen positiv Getesteten und den Todesfällen nur eine Woche. In der „tödlichsten“ Welle im Herbst 2020 waren es zwei Wochen, im Frühjahr 2021 dann drei Wochen. In der Deltwaelle waren es wieder nur mehr zwei Wochen, bei der Omikron-Doppelwelle zuerst vier und dann zwei. Danach reduziert sich das wieder auf eine Woche um dann im Frühherbst sogar GLEICHZEITIG zu erscheinen. Im Winter 2022 waren es wieder zwei Wochen.
Bei neun Wellen gab es dreimal zuerst den Höhepunkt der Genesenen und dann den der offiziellen Todesfälle, zweimal war dies in der gleichen Woche der Fall und viermal war der Höhepunkt bei den Genesenen NACH dem höchsten Wert der Todesfälle.
FAZIT
Was für mich am deutlichsten zu sehen ist bei dieser Grafik am Schluss, sind die Unterschiede bei den Todesfällen: Im im Gegensatz zu den positiven Tests und den Genesenen sind bei den Todesfällen nur drei Wellen zu sehen, zwei davon sind Doppelwellen. Außerdem erkennen wir sehr gut, dass nach den offiziellen absoluten Zahlen die zweite Welle die schlimmste war.
Was ebenfalls auffällt, ist die Tatsache, dass bei den Zahlen seit dem Herbst 2021 nie mehr wirklich Ruhe eingekehrt ist. Das kann natürlich – wenn wir uns an dem Covid-Register bei den Krankenhäusern orientieren, durchaus damit zu tun haben, dass viele Menschen als Covid-Fälle gezählt wurden, die ursächlich ganz andere Probleme hatten/haben. Damit wurden auch Menschen als Covid-Todesfälle gezählt, obwohl sie nicht AN sondern MIT Covid verstorben sind.
In den Krankenhäusern sind seit Februar 2022 (Normalstation) bzw. April (Intensivstation) 2022 immer mehr als 50% aller positiv getesteten PatientInnen im Spital nicht WEGEN Covid 19 dort aufgenommen worden, sondern aus anderen Gründen. Leider werden wir wohl nie Zahlen bekommen, wie viele der offiziellen Todesfälle AN oder MIT Covid verstorben sind.
Wenn wir die offiziellen Zahlen ohne sie zu hinterfragen heranziehen, dann war die Fallsterblichkeit in der ersten Welle bei fast 5%, in der zweiten noch bei ca. 2,5% und im Frühjahr 2021 bei 1,33%.
Auch bei der Deltawelle hat sie sich noch einmal etwa halbiert und lag bei nur mehr 0,63%. Danach war der Rückgang noch stärker und während der ersten drei Omikronwellen lag sie bei 0,10% bis 0,11%. Zuletzt im Winter 2022 stieg sie jedoch wieder auf 0,22% an – auch aktuell liegt sie knapp unter 0,2%.