Die Krankenstände 2009 bis 2022

Ein Bekannter hat mich darauf hingewiesen, dass es neue Daten zu den Krankenständen in Österreich gibt. Mangels Zeit habe ich die Rohdaten der Tabelle so belassen und nicht nach Erwerbstätigen berechnet.
Das heißt, es handelt sich um ABSOLUTE, nicht in Relation zur Entwicklung der Zahlen der Erwerbstätigen gesetzte Zahlen! Trotzdem find eich sie sehr interessant und poste sie hier in der Form.

GESAMT

Das ist die Zahl aller Krankenstandsfälle (also nicht der Tage, die Menschen im Krankenstand waren, sondern der Fälle – das sind aber auch nicht die Personen, da ja manche Menschen nie und andere öfter im Krankenstand waren pro Jahr).
Wir erkennen gut, dass die Zahlen – mit Ausnahme von 2012 und 2014 – von 2009 weg bis 2019 jedes Jahr gestiegen sind. 2020 gab es einen starken Einbruch – mehr als eine Million Krankenstandsfälle weniger! 2021 gab es etwa eine halbe Million mehr als 2020 und 2022 noch einmal mehr als 1,5 Mio mehr als 2021 – damit liegt 2022 klar über dem Trend in Sachen Zunahme von vorher.

Das sind dieselben Zahlen, nur sind jetzt die Diagnosen einzeln angeführt. Sie sind so geordnet, dass unten die Diagnose mit den meisten Krankenstandsfällen von 2009 zu finden ist und oben die mit den wenigsten.

Einzeldiagnosen

Blicken wir zuerst auf die zwei Diagnosen, die am häufigsten zu finden sind: Die Atemwegserkrankungen und die Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes.
Während erstere ihren Höchststand im Jahr 2018 hatten und einen extrem starken Einbruch im Jahr 2020, ist der Rückgang bei zweiteren vom Höchststand 2019 auf 2020 weitaus geringer. Bei beiden Diagnosen gab es 2022 mehr Fälle als 2019, wobei der Anstieg bei den Muskel-Skelett-Sytem und Bindegewebs-Erkrankungen im „Rahmen der“Normalbereich“ liegt, wenn wir die Entwicklung ansehen. Bei den Atemwegserkrankungen ist es ganz anders, da sind es DEUTLICH mehr als es laut Entwicklung sein sollten.

Infektiöse Krankheiten (grau) haben sich nach dem Höchststand 2019 deutlich zurück entwickelt und sanken bis 2021 auf einen Wert, der seit 2009 nicht mehr so niedrig war. Auch 2022 liegt noch unter den Zahlen von 2015 bis 2019.
Interessant ist die Entwicklung bei den Verletzungen, Vergiftungen und „anderen Folgen äußerer Ursachen“: Hier gab es zwar 2020 einen deutlichen Rückgang – davor schwankten sie Zahlen leicht seit 2019 – 2021 und 2022 sind jedoch BEI WEITEM höher als die Jahre von 2009 bis 2019!
Und bei der Diagnose „Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde“ gab es zwar auch 2020 einen Rückgang, 2021 und vor allem 2022 liegen jedoch deutlich höher – auch als der durchaus ansteigende Trend seit 2012.

Weder bei den Verdauungssystem-Erkrankungen, noch beim Urogenitalsystem oder dem Kreislaufsystem liegen die Zahlen von 2022 über denen von 2019. Bei allen dreien gab es einen deutlichen Rückgang von 2019 auf 2020 und danach wieder einen Anstieg, der in etwa im Bereich der Entwicklung der Jahre davor liegt.

Das gilt auch für die Erkrankungen der Haut (blau). Anders ist die Lage bei den psychischen Erkarnkungen und den Verhaltensstörungen, wo es zwar ebenfalls 2020 weniger Krankenstandsfälle gab, die Zahlen aber schon 2021 wieder über denen von 2019 lagen und 2022 weitere Zuwächse zu sehen sind. Das gilt auch für die Krankheiten des Nervensystems. In beiden Fällen liegt die Steigerung bis 2022 jedoch noch im Rahmen der langjährigen Tendenz.

Hier sehen wir die EINZIGE Diagnose bei den Krankenstandsfällen, die für die Pandemiezeit KEINE Veränderung zeigt: Bei den Schwangerschaften, Geburten und dem Wochenbett sind die Zahlen – wie davor auch – jedes Jahr weiter leicht angestiegen.
Die Neubildungen (die eine der Haupt-Todesursachen darstellen durch bösartige Neubildungen) sanken wie viele andere Diagnosegruppen ebenfalls 2020 stark ab und liegen auch 2021 und 2022 unter den Zahlen von 2018 und 2019.
Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes führten 2020 und 2021 zu deutlich weniger Krankenständen als davor. 2022 liegt zwar wieder höher, jedoch unter den Zahlen von 2018 und 2019.

Hier finden sich – bis auf die Augenerkrankungen (hellgrau) nur mehr Diagnosen, die nicht mehr als 25.000 Krankanstandsfälle pro Jahr verursachen in Österreich. Bei den Augen ist es ähnlich wie bei vielen anderen vorher – ein Rückgang 2020 und dann wieder ein Anstieg,d er den Vorjahren entspricht.
Bei den Ernährungs- und Stoffwechselerkrankungen gab es nach einem Höchststand 2011 einen klaren Rückgang (Definitionsänderungen?). Alles andere ist ähnlich wie bei vielen anderen.
Auffälliger sind die „nicht feststellbaren Diagnosen“, die vor allem 2018 un 2021 stark erhöht waren. 2022 ist „unauffällig“.
Auch „Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien“ und „Krankheiten des Blutes und Störungen mit Beteiligung des Immunsystems“ zeigen bei den Krankenstandstagen keine Auffälligkeiten außer dem Rückgang im Jahr 2020.
Sehr niedrige Zahlen gibt es bei „Bestimmte Zustände die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben“ – hier fällt allerdings 2022 neben 2013 als das Jahr mit den höchsten Zahlen auf.

FAZIT

Wo gab es jetzt noch einen Zuwachs im Jahr 2022? Denn bisher gab es bis auf die Atemwegserkrankungen kaum wirkliche Auffälligkeiten, oder?

Volia! Unter „Andere Diagnosen“ gab es bis 2019 nie mehr als 25.000 Krankenstandsfälle. 2020 waren es dann ca. 75.000, im Jahr 2021 etwa 250.000 und 2022 mehr als 500.000!
Ich kann nur vermuten, dass darunter alle Covid-Krankenstände zu finden sind – die hohe Zahl 2022 würde sich durch die starke Omikronwelle anfangs des Jahres erklären lassen, wo ja große Teile der Bevölkerung positiv waren.
Wieso es dann aber zusätzlich eine Zunahme von fast 400.000 Fällen bei den Atemwegserkrankungen im Vergleich zu 2019 gab, erschließt sich mir nicht. Zusammen machen diese beiden Gruppen dann einen Unterschied von fast 900.000 Fällen aus. Dazu kommen dann noch etwas mehr als 100.000 Fälle mehr (als 2019) bei „Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde“. Dafür gab es bei „Bestimmten infektiöse und parasitäre Krankheiten“ fast 140.000 Krankenstandsfälle weniger als 2019.

Wenn wir die Veränmderung in Prozent ansehen zu 2019, muss ich die Skala limitieren, weil „andere Diagnosen“ mit einer Zunahme von über 2.000 % (also mehr als 20 mal so viel wie 2019) den Rahmen sprengen würde – der Balken ist daher rot gehalten.
Mehr als 40% mehr als 2019 gab es bei den „bestimmte Zuständen, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben“ und – wesentlich wichtiger, weil es viel mehr Fälle sind – bei „Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde“.
Über 20% mehr an Krankenstandsfällen gab es bei den Atmungssystem-Erkrankungen und den Krankheiten des Nervensystems. Letztere nehmen aber in den letzten Jahren ebenso wie die psychischen und Verhaltensstörungen stark zu.
Markante Rückgange zu 2019 gab es vor allem bei den infektiösen und parsitären Krankheiten und den nicht feststellbaren Diagnosen, aber auch den Hauterkrankungen.

Gesamt (ganz oben, blau) nahmen die Krankenstandsfälle im vergleich zu 2019, das seit 2009 das stärkste Jahr war, um etwas mehr als 20% zu!