Zur Zeit kursieren viele Meldungen zum Thema Neuzulassungen und Kraftstoffart derselben in den Medien. Wieder einmal wollte ich mir das genauer anschauen.
Disclaimer: Ich fahre selbst seit mehreren Jahren ein Elektroauto, bin damit schon über 60.000 Kilometer gefahren, war in vier verschiedenen europäischen Ländern unterwegs damit und fahre sehr gerne elektrisch. Ich halte es allerdings nicht für DIE Lösung aller Probleme im Verkehrs- oder gar Klima-Bereich.
Die CO2-Emissionen
Das ist die Tabelle des Durchschnitts der CO2-Emissionen aller Neuzulassungen. Wir sehen, dass die Zahlen bis 2021 kontinuierlich zurück gingen. Dann erfolgte die Umstellung von NEFZ auf WLTP. Das heißt, es wurden nicht mehr die Fabel-Verbrauchswerte, die vorher angegeben wurden bei Neuwagen verwendet, sonder die deutlich realistischeren neuen Werte laut WLTP. Da diese DEUTLICH höher liegen als die NEFZ-Zahlen, ist natürlich der Durchschnittsverbrauch stark angestiegen. Und gleichermaßen angestiegen ist natürlich auch die Steuereinahme für den Staat, weil ja die NoVA anhand der CO2-Emissionen berechnet werden. Auf der folgenden Tabelle, die anders skaliert ist, sehen wir diesen Anstieg noch klarer:
Neuzulassungen
Oben sehen iwr die Zahlen aller Neuzulassungen seit dem Jahr 2000. Gut zu erkennen ist, dass es nach 2019 einen STARKEN Einbruch der Zahlen gab, 2022 war das Jahr mit der geringsten Zahl an Zulassungen seit dem Jahrtausendwechsel.
Ebenfalls gut zu erkennen: Der Großteil aller Neuzulassungen waren immer schon PKW. Bei den Linien sehen wir auch, dass vor allem die PKW-Zulassungen extrem eingebrochen sind von 2019 auf 2020. Und auch 2023 liegt noch unter dem Wert von 2020. Anders gesagt: Es gab in allen Jahren seit 2000 nie weniger PKW-Neuzulassungen in Österreich als in den letzten vier Jahren.
Wenn wir die PKW außen vor lassen, dann erkennen wir eine seltsame Spitze bei den LKW im Jahr 2021, dem ein extremer Einbruch im Jahr 2022 folgt. Das hat meines Wissens mit steuerlichen Aspekten bei den Neuzulassungen bei Dieselfahrzeugen zu tun, wo viele noch vor dem Jahreswechsel gekauft wurden.
Verglichen mit dem Gesamtstand an Fahrzeugen sieht es bei den Neuzulassungen so aus (ohne PKW):
Die Zahlen für 2023 fehlen hier noch, davor ist klar erkennbar, dass außer bei den LKW die Zahl der Neuzulassungen im Vergleich zum Bestand stark rückläufig war seit spätestens 2011.
Am extremsten war das bei den PKW, wo bis 2019 immer zwischen 6,5 und 8 Prozent aller zugelassenen Fahrzeuge Neufahrzeuge waren. Das ist seither auf knapp über 4% eingebrochen. Das ist wichtig, wenn es um die Zahlen „im Vergleich zum Vorjahr“ geht.
PKWs nach Kraftstoffart
Seit 2019 gibt es durchgehende Zahlen (wenn man sich auf die Suche macht) zu den Kraftstoffarten der Neuzulassungen. Auch bei dieser kumulativen Darstellung sehen wir wieder die Abnahme der Zahlen von 2019 auf 2020.
Wenn es um die Prozentzahlen aller Neuzulassungen geht, dann steigen die Zahlen der E-Autos von unter 5% im Jahr 2019 auf knapp über 10% im Jahr 2023. Die Hybride haben ewas höhere Werte und der Diesel, im Jahr 2019 noch 40% aller Neuzulassungen, stellt nur mehr gut 20% aller Neuzulassungen bei den PKWs.
Wenn wir die Arten alleine darstellen, sehen wir, dass (vor allem) Diesel und Benzin rückläufig sind und waren. Diesel-Hybrid-Fahrzeuge haben ab 2021 nicht mehr wirklich zugelegt, im Gegensatz dazu sind Benzin-Hybride in den Zulassungenszahlen seit 2019 IMMER über den reinen Elektrofahrzeugen.
Im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr haben reine E-Autos zwar als einzige jedes Jahr zugelegt, allerdings sehr unterschiedlich. Von den hohen Zuwachsraten der Jahre 2019 und 2020 sind wir inzwischen weit entfernt.
Sind es die Gebrauchten?
Oft gelesen habe ich auch, dass es weniger Neuzulassungen gibt, weil mehr Gebrauchte zugelassen werden. Schauen wir uns das doch für alle Fahrzeugarten an:
Bei den Anhängern gilt das Gegenteil – 2023 war das erste Jahr seit 2000, wo es mehr Neuzulassungen gab als Gebrauchtzulassungen. Das liegt allerdings vor allem an einem massiven EInbruch bei den Gebrauchten.
Bei den Einspurigen gibt es immer fast etwa doppelt so viele Neuzulassungen wie Gebrauchtzulassungen. Interessant ist hier die Spitze bei den Neuzulassungen im Jahr 2021.
Bei den LKW gab es zwar 2021 einen stakren Zuwachs bei den Neuzulassungen, allerdings einen noch viel größeren bei den Gebrauchtzulassungen. Auch das hat meiner Meinung nach mit steuerlichen Aspekten zu tun. Und auch hier sehen wir, dass es 2022 einen Einbruch gab, der diese These bestätigt. Seit 2000 gab es immer mehr Neuzulassungen als Gebrauchtzulassungen.
Und bei den PKW? Da gab es vor allem bei den Neuzulassungen einen Einbruch 2022. Wer sich die Mühe macht, weiter oben nachzusehen, erkennt, dass es vor allem bei den Dieselfahrzeugen zu einem Einbruch kam. Allerdings brach auch der Gebrauchtzulassungemarkt ein, und zwar bereits 2020. Es gab hier zwar 2023 eine leichte Erholung – die gab es allerdings auch bei den Neuzulassungen.
Auch in Prozent dargestellt sehen wir nicht, dass es plötzlich mehr Gebrauchtzulassungen geben sollte. Im Gegenteil – lag der Anteil der Gebrauchten 2000 noch bei etwa 30%, so liegt er jetzt bei ungefähr 25%.
FAZIT
Den „Run“ auf Elektroautos kann ich genau so wenig entdecken in den Zahlen wie das Ausweichen auf Gebrauchtfahrzeuge. Wie überall scheint es leider auch hier so zu sein: Je nachdem, was der Verbreiter der Botschaft für ein Narrativ pflegen will, werden die Zahlen anders dargestellt.
Was fix ist: Die Zahl der Fahrzeuge in Österreich nimmt seit 1937 stark zu:
Warum der Betsnad von 2001 auf 2002 zurück ging, weiß ich nicht. Ich vermute allerdings keine große Verschrottungsaktion sondern andere Ursachen wie zB „Zulassungeverlegungen“ ins Ausland oder anderes. Fakt ist: Seit Mitte der 80er-Jahre hat sich die Zahl aller in Österreich zugelassenen Fahrzeuge in etwa verdoppelt.
Wenn wir die PKW weglassen, sehen wir bei den einspurigen Fahrzeugen, dass es in den 60er-Jahren fast gleich viele gab wie heute. alle anderen Arten haben stark zugelegt.