Vorbemerkung
Das ist quasi der dritte Teil (Teil 1 ohne Nummer war die Gesamt-Schau auf alle Sterbefälle ohne Altersgruppen) zum Thema Sterbezahlen 2022. Nach den Menschen unter 20 folgen hier weitere Altersgruppen. Die Quelle aller Zahlen sind wieder die Daten der Statistik Austria, bei der die Daten in 5-Jahres-Gruppen verfügbar sind.
Da ich die Daten immer pro 100.000 berechne, können alle Jahre seit 2000 miteinander verglichen werden, da dadurch auch Schwankungen bei der Stärke der Jahrgänge ausgeglichen werden.
Ich verwende auch heute wieder die gleichen zwei Grafiken, die ich schon bisher verwendet habe. Auf der einen (unten) sehen wir immer, wie viele Menschen pro 100.000 der jeweiligen Gruppe im Schnitt pro einzelner Woche verstorben sind im jeweiligen Jahr. Auf der anderen (oben) werden die einzelnen Kalenderwochen im Verlauf aller Jahreskurven gezeigt, wobei der Schnitt schwarz (durchgehend = 10 Jahre von 2012 bis 2021; gestrichelt = 20 Jahre von 2000 bis 2019) dargestellt ist und die drei Pandemiejahre orange (2020), hellrot (2021) und dunkelrot (2022).
Menschen von 20 bis 59 Jahren
Nennen wir diese Altersgruppen die „Erwerbstätigen“. Hier findet sich auch der Großteil aller Menschen, die Kinder haben, die im gemeinsamen Haushalt mit ihnen leben, wieder.
Die jungen Erwachsenen von 20 bis 24 Jahren
Schon wieder taucht bei den Höchstwerten die KW 45 aus dem Jahr 2000 auf – wie bei den 15-19-Jährigen – und sie wird uns auch noch (mit Ausnahme der 25-29-Jährigen) weiter auffallen bei allen Altersgruppen bis zu den 40-Jährigen. Offensichtlich gab es in der Zeit von 6. bis 12. November 2000 irgendetwas, das die Todeszahlen dieser jungen Altersgruppen stark erhöht hat im Vergleich zu „normalen Wochen“ in diesen Altersgruppen – wer bis jetzt noch nicht selbst recherchiert hat, dem kann ich es verraten: Es war das tragische Unglück in Kaprun, als 92 Menschen aus Österreich starben beim Brand in einer Seilbahn, bei dem insgesamt 155 Menschen ums Leben kamen. Dass diese Todesfälle alle „plötzlich und unerwartet“ waren, zeigt sich auch an dem extremen Wert dieser Woche bei den einzelnen Altersgruppen.
Wenn wir die Entwicklung des jährlichen Durchschnittswertes betrachten, dann sehen wir auch hier die klare Abnahme bei den Todesfällen seit dem Jahr 2000. Mit 0,575 Todesfällen pro 100.000 und Woche ist der niedrigste Wert aus dem Jahr 2020, dem ersten Jahr der Pandemie. 2021 und 2022 liegen beide über dem Zehnjahresschnitt.
Der Kaprun-Höhepunkt bei den Sterbezahen findet sich vor allem auch bei den Wochenverläufen der männlichen Todesfälle. Hier ist das Jahr 2017 der niedrigste Punkt bei den Jahres-Durchschnittswerten und 2021 ist als einziges der Pandemiejahre über dem Schnitt der letzten 10 Jahre.
Bei den weiblichen Todesfällen ist die KW 45 im Jahr 2000 zwar ebenfalls hoch, aber nicht der höchste Wert. Das bedeutet, dass offensichtlich mehr Männer aus dieser Altersgruppe bei diesem Unglück gestorben sind als Frauen.
Bei den Frauen ist auch die zweite Grafik mit den Jahres-Durschnittswerten ganz anders: Es gibt deutlich mehr Schwankungen, 2018 ist am niedrigsten und 2019 höher als die beiden ersten Pandemiejahre. Allerdings sticht hier 2022 stark hervor und liegt fast gleich hoch wie der 20-Jahres-Schnitt. Es ist zudem der höchste Wert seit 2011!
Die jungen Erwachsenen von 25 bis 29 Jahren
Wie schon angekündigt: Hier fallen die Zahlen aus Kaprun viel weniger auf – es gibt andere Wochen, die hervorstechen: Es sind dies die KW 24 aus dem Jahr 2005 und die KW 33 aus dem Jahr 2001 – offensichtlich waren nur wenige, die damals verstarben in Kaprun, zwischen 25 und 29 Jahre alt.
Bei den Durchschnittswerten zeigt sich wieder ein ähnliches Bild: Die Zahlen sinken durchgehend ab seit dem Jahr 2000. 2020 ist das Jahr mit den wenigsten Todesfällen. 2021 ist wieder dort, wo die Zahlen seit 2013 waren und 2022 liegt klar über dem 10-Jahres-Schnitt.
Bei den Männern von 25-29 Jahren sieht das Ganze fast gleich aus – am ehesten fällt noch das Jahr 2021 mit mehr Todesfällen als zu erwarten gewesen wären auf. 2021 liegt fast genau im 10-Jahres-Schnitt, 2022 darüber.
Wieder ist das Bild bei den Frauen anders: Mehr Schwankungen, ein sehr hoher Wert im Jahr 2011 und generell viel niedrigere Werte als bei den Männern. Auch hier fällt 2022 wieder negativ auf durch deutlich mehr Todesfälle, die fast an den 20-Jahres-Schnitt heranreichen.
Die Erwachsenen von 30 bis 34 Jahren
Da ist sie wieder, die „Kaprun-Woche: Die KW 45 aus dem Jahr 2000, die alle anderen Wochen in den Schatten stellt. Sonst gibt es nicht viel Neues: Die Zahlen sinken von 2000 weg – in dem Fall ab 2001 – 2017 ist das Jahr mit den niedrigsten Werten. Auffallend ist hier noch am ehesten, dass 2022 das Jahr mit den wenigsten Sterbefällen der drei Pandemiejahre ist. 2020 und 2021 liegen beide über dem 10-Jahres-Schnitt – in einer Altersgruppe, in der es kaum offizielle Covid-Todesfälle gegeben hat.
Nicht viele Änderungen gibt es bei den Männern im Alter von 30 bis 34 Jahren. Am ehesten fällt noch auf, dass 2021 deutlich höher liegt als die anderen beiden Pandemiejahre.
Wieder zeigt sich: Es waren NICHT die Frauen in der KW 45 im jahr 2000, die diese erhöhte Sterblichkeit verursacht haben! Mindestens zehn andere Wochen sind hier höher mit den Sterbezahlen seit dem Jahr 2000. Ansonsten sind die Werte auch bei den Frauen in diesem Alter als „unauffällig“ im Vergleich zur Gesamtsituation zu sehen.
Die Menschen von 35 bis 39 Jahren
Auch wenn die KW 15 aus dem Jahr 2000 hier höhere Werte aufweist, ist die KW 45 desselben Jahres wieder gut zu erkennen. Was die Pandemiejahre betrifft, so sind sowohl 2021 als auch 2022 höher als der Zehnjahres-Schnitt. Für beide gilt: Es gab kein Jahr seit 2011, in dem es mehr Todesfälle gab.
Besonders bei den 35-39-jährigen Männern sind die beiden Pandemiejahre 2021 und 2022 mit höheren Zahlen gut zu erkennen – beide erreichen fast den Wert des 20-Jahres-Schnitts! Die KW 45 aus dem Jahr 2000 ist zwar ein hoher Spitzenwert, aber nicht mehr einer der höchsten wie bei den jüngeren Männern.
Bei den Frauen in diesem Alter sieht es wieder anders aus: 2020 war das Jahr mit mehr Sterebfällen als im Zehnjahresschnitt, 2021 und 2022 waren leicht darunter.
Was hier auch auffällt: Nun sind auch bei den Frauen die Kalenderwochen, in denen der lila Bereich bis ganz unten reicht (also zumindest eine Woche ohne Todesfälle in den letzten 23 Jahren), durch 17 andere Wochen unterbrochen.
Die Menschen von 40 bis 44 Jahren
Ab hier ist bei der oberen Grafik die Skala links nicht mehr von Null weg abgebildet – es gibt keine Wochen mehr, in denen es keine Todesfälle gab für beide Geschlechter zusammen.
Von 0,51 bis 5,34 Todesfälle pro 100.000 Menschen und Kalenderwoche gab es in dieser Altersgruppe – das ist eine Schwankungsbreite um mehr als das Zehnfache! Was bis hier noch auffällt: Die Menschen sterben NICHT grundsätzlch in den „dunklen Monaten“ – das heißt, hier gibt es übers ganze Jahr verteilt in etwa gleich viele Todesfälle – das ändert sich mit zunehmendem Alter immer mehr.
Die drei Pandemiejahre haben hier alle keinen großen Ausschlag der Säulen verursacht – weder nach oben noch nach unten.
Bei den Männern ist der Unterschied zwischen der niedrigsten Woche (KW 31 im Jahr 2019) und der höchsten (KW 33 im Jahr 2002) sogar noch größer: Es sind neunzehn Mal mehr Todesfälle!
Die drei Pandemiejahre sind leicht auffällig, 2020 und 2022 liegen über dem 10-Jahres-Schnitt.
Bei den Frauen gibt es in dieser Altersgruppe noch zehn Kalenderwochen, in denen es zumindest einmal seit 2000 gar keine Todesfälle in Österreich gab. 2022 ist hier das Jahr mit den wenigsten Todesfällen pro 100.000 Frauen und Woche seit dem Jahr 2000.
Die Menschen von 45 bis 49 Jahren
Bei den 45 bis 49-Jährigen gab es in allen drei Pandemiejahren weniger Todesfälle als im Zehnjahresschnitt. 2020 war das Jahr mit den niedrigsten Werten seit 2000, 2022 das drittniedrigste. Außerdem stammt der niedrigste Wochenwert seit 2000 aus dem Jahr 2021: in der KW 14 verstarben nur 1,15 von 100.000 Personen aus dieser Altersgruppe – keine andere Woche seit 2000 hatte weniger Todesfälle. Nur 8 Mal gab es in den drei Pandemiejahren einen Wochenwert, der höher lag als der 20-Jahres-Schnitt vor der Pandemie!
Das sieht auch bei den Männern nicht viel anders aus. Hier ist 2022 nach 2020 sogar das Jahr mit den zweitniedrigsten Sterbezahlen.
Bei den Frauen gibt es genau noch EINE Woche, in der niemand verstorben ist in dieser Altersgruppe: Im Jahr 2016 in der KW 46 gab es keinen einzigen Todesfall bei den 45 bis 49 Jahre alten Frauen in Österreich. Im Schnitt verstarben in den Jahren 2000 bis 2019 hier 2,86 Frauen pro 100.000.
Die Menschen von 50 bis 54 Jahren
Auch bei den Menschen, die schon ein halbes Jahrhundert erlebt haben, gibt es in Sachen „Pandemietodesfälle“ keine Aufälligkeiten. Keines der drei Jahre weist eine Sterblichkeit über dem Zehnjahresschnitt auf. Und die Abnahme der Todesfälle ist fast linear. Zwischen 1,83 (KW 30 im Jahr 2020) und 12,71 (KW 3 im Jahr 2000) Todesfälle gab es in den einzelnen Wochen – das ist ein Unterschied um den Faktor 7.
Nur fünf Wochen während der gesamten Pandemiezeit liegen bei den Männern dieser Altersgruppe über dem 20-Jahres-Schnitt vor der Pandemie. Auch hier sind alle drei Pandemiejahre unter dem Zehnjahresschnitt.
Sechs Mal sind die Kalenderwochen des Jahres 2020 und auch 2021 die mit den niedrigsten Werten seit 2000 bei den Frauen von 50 bis 54 Jahren. Im Jahr 2022 sind es sogar sieben Wochen, die die niedrigste Sterblichkeit seit dem Jahrtausendbeginn aufweisen. Was bei den Pandemiejahren auffällt, ist die Tatsache, dass 2021 zwar auch unter dem Schnitt liegt, aber deutlich höher ist als 2020 oder 2022.
Die Menschen von 55 bis 59 Jahren
Auch bei den Menschen dieser Altersgruppe sind die Zahlen nicht viel anders als bei den Gruppen zuletzt:
Nur 2019 weist niedrigere Durchschnittswerte auf als 2020, 2021 oder 2022. Die „Streuung“ von der niedrigsten Woche (KW 46 im Jahr 2019) und der höchsten (KW 14 im Jahr 2001) beträgt nicht einmal das 3,5-Fache. Das ist deutlich weniger als zuletzt bei anderen Altersgruppen. Was auffällt: Das Jahr 2020 ist hier das mit den meisten Verstorbenen in der Pandemie – auch wenn es verglichen mit anderen davor wenige waren.
Bei den Männern gab es in der Pandemiezeit im Jahr 2021 etwas mehr Todesfälle als 2020. Tiefst-Stände gab es 2020 sieben Mal, 2021 sechs Mal und 2022 nur drei Mal in den 52 bzw. 53 Wochen des Jahres.
Die Zahlen der Frauen erinnern mich an viele andere davor: Wieder ist der Höhepunkt nicht gleich zu Beginn des Jahrtausends, sondern einige Jahre später. Ob die KW 14 im Jahr 2001 wieder durch ein Unglück zu einer „herausragenden“ Woche wurde, ist mir nicht bekannt.
FAZIT
Bei den 8 Altersgruppen von 20 bis 59 Jahren fallen mir folgende Sachen auf:
- Die Pandemie fällt NICHT extrem auf – am ehesten sind die Zahlen noch bei den Menschen unter 40 Jahren gegenüber dem Zehnjahresschnitt erhöht und das erste Jahr der Pandemie, als es noch kaum natürlich Immunisierte und schon gar keine „vollständig Geimpften“ gab, ist noch unauffälliger als die beiden Folgejahre.
- Wenn wir die einzelnen Geschlechter isoliert betrachten, sieht das etwas anders aus: Bei den Frauen von 20 bis 30 und bei den Männern von 35 bis 40 (ev. 45) Jahren stechen die Werte von 2022 heraus. Da wir ja schon wissen, dass es INSGESAMT 2022 die meisten Todesfälle seit langem gegeben hat, ist das schon von Interesse. WARUM das so ist, kann ich weder sagen, noch gibt es bisher Daten dazu.
- Es hat mich überrascht, wie stark in manchen Altersgruppen die Brandkatastrophe der Gletscherbahn Kaprun 2 zu sehen ist. Offensichtlich waren das vor allem junge männliche Sportler, die Anfang November bei dem tragischen Unglück ums Leben kamen. Wären die Todesopfer schon älter gewesen, wäre das nie so stark zu sehen gewesen, weil es dann auch schon mehr Todesfälle gibt in den entsprechenden Altersgruppen.