Der Tod 2022 und die Altersgruppen – Teil 1

Heute gab es schon einmal was zum Thema Sterbezahlen 2022. Nun folgen wie angekündigt die Altersgruppen dazu – die Quelle aller Zahlen sind wieder die Daten der Statistik Austria. Die Altersgruppenvorgabe ist immer die von 5-Jahres-Gruppen. Da ich die Daten immer pro 100.000 berechne, können alle Jahre seit 2000 miteinander verglichen werden, da dadurch auch Schwankungen bei der Stärke der Jahrgänge ausgeglichen werden.

Hier sind die zwei Grafiken, die ich auch schon bei der Gesamtbevölkerung verwendet habe, zusammen gepackt, weil es sonst extrem viele einzelne Grafiken sind, die zu zeigen sind. Unten sehen wir immer, wie viele Menschen pro 100.000 der jeweiligen Gruppe im Schnitt pro Woche verstorben sind im jeweiligen Jahr. Oben sehen wir in einer Grafik die einzelnen Kalederwochen im Verlauf mit allen Jahreskurven, wobei der Schnitt schwarz (durchgehend sind die 10 Jahre von 2012 bis 2021, gestrichelt die 20 Jahre von 2000 bis 2019) dargestellt ist und die drei Pandemiejahre orange (2020), hellrot (2021) und dunkelrot (2022).

Menschen unter 20 Jahren

Widmen wir uns zuerst der einzigen Altersgruppe unter 20 Jahren, in der im Schnitt der letzten 20 Jahre vor der Pandemie mehr als 1 Person pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche verstarb:

Kleinkinder unter 5 Jahren

In der KW 4 im Jahr 2000 verstarben fast 4,5 Kleinkindern pro 100.000 in einer Woche – das ist der höchste Wert in dieser Altersgruppe seither. Den höchsten Jahresschnitt weist das Jahr 2003 auf mit fast genau 2,1 Todesfällen pro 100.000 Kleinkinder und Woche.
Generell ist zu sagen, dass die Todesfälle mit leichten Schwankungen immer weniger werden seit der Jahrtausendwende – und zwar um fast 1 Fall pro 100.000 in den letzten 23 Jahren – das ist ein Rückgang um 50%!
2022 hat erfreulicherweise in dieser Altersgruppe die niedrigste Sterblichkeit seit dem Jahr 2000 aufzuweisen! Nur in der KW 38 im Jahr 2021 gibt es einmal eine Woche in der Pandemiezeit, in der der höchste Wert aller Jahre seit 2000 erreicht wurde.
Im Gegenzug gibt es im Schnitt sechs Wochen pro Pandemiejahr, in denen die Werte die niedrigsten aller 23 Jahre seit 2000 sind.

Wenn wir die Geschlechter gesondert betrachten, sehen wir bei den Mädchen, dass es zwar einige Jahre gibt, die deutlicher aus dem Rahmen fallen, was den Rückgang der Zahlen angeht – diese sind allerdings alle vor 2011 zu finden. Auch hier ist 2022 das beste aller Jahre. Insgesamt die traurigste Woche, was die Sterblichkeit bei weiblichen Kleinkindern in Österreich betrifft, war die KW 28 im Jahr 2009 – damals starben innerhalb einer Woche 5,7 Kinder pro 100.000 – das waren damals in absoluten Zahlen 11 Kinder. In 41 aller möglichen 53 Kalenderwochen gab es in allen 23 Jahren zumindest einmal keinen einzigen Todesfall.

Bei den Knaben gab es 29 Wochen, in denen es jedes Jahr zumindest einen Sterbefall unter 5 Jahren gab – das sind mehr als die Hälfte aller Wochen. Auch ist der Wert von 6,44 Todesfällen pro 100.000 in der KW 4 des Jahres 2004 höher als der höchste Wert bei den Mädchen. Mit fast 2,5 Todesfällen pro 100.000 Kleinkindern war das Jahr 2001 das mit dem höchsten Schnitt – auch hier ist 2022 das Jahr mit dem niedrigsten Durchschnitt – 1,03 ist etwas höher als der Wert bei den Mädchen (0,99).

Die Kinder von 5 bis 9 Jahren

Diese Gruppe umfasst in etwa die Kinder des letzten Kindergartenjahres und die in der Volksschule.

Das ist die Altersgruppe mit den insgesamt WENIGSTEN TODESFÄLLEN von allen 5-Jahres-Altersgruppen in Österreich! Auch hier gehen die Zahlen generell eher zurück – allerdings schneidet 2022 gar nicht mehr so gut ab. Mit 0,15 Todesfällen pro Woche und 100.000 Kindern gibt es 10 Jahre unter den letzten 14, in denen es niedrigere Zahlen gab. Vor 2008 waren die Zahlen allerdings immer höher.
Jeweils einmal im Jahr 2020 (KW 26) und 2021 (KW 50) gab es einen Höchstwert für die betreffende Woche seit dem Jahr 2000. Im Jahr 2022 waren es zwei: Sowohl die Woche 48 als auch die Woche 52 lagen höher als alle anderen Wochen zuvor seit dem Millenium – das heißt, dass auch bei den Volksschulkindern die Zahlen gegen Ende des letzten Jahres relativ hoch lagen, was die Sterblichkeit betrifft.

Bei den Mädchen gab es bis 2003 leicht steigende Durchschnittswerte, danach sanken sie wieder ab – Ausnahme war hier 2009. Neben 2018 gab es vor allem 2021 sehr niedrige Zahlen. 2022 liegt mit 0,17 pro 100.000 Kindern sogar nur an 12. Stelle unter den letzten 15 Jahren.
Die schlimmste Woche mit 1,52 Todesfällen pro 100.000 gab es in der KW 5 des Jahres 2013. Es gab jedoch in jeder Kalenderwoche zumindest EINMAL eine Woche in den letzten 23 Jahren, in der es KEINE Sterbefälle gab.

Das ist auch bei den Burschen so – überraschenderweise sind die Sterbezahlen in dieser Altersgruppe generell niedriger als bei den Mädchen. Trotzdem sind die 0,15 Todesfälle pro 100.000 Kinder im Jahr 2022 hier nur Platz 8 unter den letzten 15 Jahren. Mit 1,79 Todesfällen in der KW 24 des Jahres 2009 liegt der höchste Wert sogar deutlich über dem höchsten der Mädchen in diesem Alter.

Die Kinder von 10 bis 14 Jahren

Nun sind wir bei den Kindern vom Ende der Volksschulzeit bis zum Ende der Mittelschule angelangt – zumindest in etwa.

Es zeigt sich ein ganz ähnliches Bild wie bei der Gruppe zuvor: Mit maximal 0,28 (im Jahr 2000) Todesfällen pro Woche und 100.000 Menschen liegt der höchste Wert nur minimal über dem der „VolksschülerInnen“. Was auffällt ist das Jahr 2009, das deutlich aus den Jahren davor und danach herausragt. Nur noch zwei Mal gibt es einen ähnlich hohen Anstieg der Zahlen zum Vorjahr: Einmal im Jahr 2012 und ein weiteres Mal im Jahr 2022. Letzteres weist seit 2014 den zweithöchsten Wert aus, nur ganz knapp hinter 2015. Es liegt sogar nur minimal hinter dem 20-Jahres-Schnitt von 2000 bis 2019 zurück.
Der höchste Wert aller Wochen seit 2000 wurde im Jahr 2004 erreicht, als in der KW 1 gleich zu Jahresbeginn 1,23 Todesfälle pro 100.000 Kinder zu beklagen waren in dieser Altersgruppe. Das waren damals in absoluten Zahlen 6 Todesfälle in einer Woche in dieser Altersgruppe.

Ein Blick auf die weiblichen Kinder und Jugendlichen dieser Gruppe zeigt, dass auch hier der Wert 2022 deutlich höher war als in den meisten der letzten Jahre – er liegt sogar über beiden Durchschnittswerten. Nur 9 Jahre seit dem Jahr 2000 lagen höher. Auch der Extremwert aller Wochen seit dem Jahr 2000 stammt aus dem abgelaufenen Jahr: Nie starben mehr als die 1,94 Kinder pro 100.000 als in der KW 48 im vergangenen Jahr. Das waren in absoluten Zahlen immerhin 4 Mädchen in diesem Alter innerhalb einer Woche! Im Vergleich zum niedrigsten Wert bei den Durchschnittswerten (0,05 pro Woche im Jahr 2015) war der Wert von 2022 drei Mal so hoch!

Bei den Burschen sieht es hier ganz anders aus: Zwar ist der Unterschied zum niedrigsten Durchschnittswert (2016 mit 0,11) „nur“ doppelt so hoch und die Zahlen sind generell höher als bei den weiblichen Kindern und Jugendlichen. Aber auch hier ist 2022 das zweitschlechteste Jahr der letzten Zeit – hier ist allerdings 2020 als schlechtester Wert ebenfalls ein Pandemiejahr. Und 2022 ist im Gegensatz zu 2020 NICHT über dem 20-Jahres-Schnitt gelegen. In allen 53 möglichen Kalenderwochen gibt es bei dieser Altersgruppe zumindest eine Woche in einem der Jahre, in der es es keinen Todesfall gab.

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen von 15 bis 19 Jahren

Diese Altersgruppe umfasst alle Jugendlichen nach dem Ende ihrer Pflichtschulzeit, die Lehrlinge, Auszubildenden, die SchülerInnen der Obertstufen und auch bereits erste junge Erwerbstätige oder auch sehr junge Eltern.

Hier fällt vor allem die Kurve mit den Durchschnittswerten auf: Sie sinkt bis auf wenige Ausnahmen (2004 oder auch 2013) seit 2000 sehr gleichmäßig ab bis 2019. seither steigt sie Jahr für Jahr leicht an. 2022 liegt damit höher als alle zehn Jahre davor, aber deutlich unter dem Schnitt der 20 Jahre ab 2000.
Bei den Einzelwochen sticht die KW 45 aus dem Jahr 2000 extrem heraus mit 4,53 Todesfällen pro 100.000 Menschen – das waren in absoluten Zahlen 22 Todesfälle von jungen Menschen in diesem Alter innerhalb einer Woche!
Nur in der KW 49 des Jahres 2022 gab es einen einzigen Höchstwert aller Kalenderwochen seit 2000 während der Pandemiezeit. Trotzdem sind die Jahre 2021 und vor allem 2022 höher als der Schnitt der letzten 10 Jahre.

Bei den jungen Frauen in diesem Alter sieht der Verlauf der Durchschnittswerte seit 2000 etwas anders aus: Die Jahre 2003 und 2004, aber auch 2008, 2011 oder 2016 liegen jeweils höher als der Trend. Lag 2020 schon höher als alle Jahre seit 2012, so liegt 2022 noch einmal höher und übertrifft alle Jahre seit 2009!
Trotzdem stammen die beiden Wochen mit den höchsten Zahlen (zwei liegen hier genau gleichauf) beide aus dem Jahr 2001: In KW 11 und KW 51 gab es jeweils 2,53 Todesfälle pro 100.000 Frauen in diesem Alter. In absoluten Zahlen waren das jeweils 6 junge Frauen innerhalb einer Woche, die verstarben. Je dreimal gab es im Jahr 2022 und 2021 Höchstwerte in einzelnen Kalenderwochen, 2020 war dies „nur“ zweimal der Fall.

Bei den jungen Männern fällt die KW 45 im Jahr 2000 auf – mit 7,26 Todesfällen pro 100.000. Das waren damals in absoluten Zahlen 18 junge Männer in diesem Alter innerhalb einer Woche, die verstorben sind!

Was die Pandemiejahre betrifft, so liegen sowohl 2021 als auch 2022 über dem 10-Jahres-Schnitt – aber weit unter dem 20-Jahres-Schnitt.

Fazit

Wir wissen, dass Covid als Todesursache für die Menschen unter 20 Jahren kein wirkliches Thema war. Die Wahrscheinlichkeit, an irgendeiner Todesursache zu versterben war bis 25 Jahre in allen Altersgruppen deutlich höher, als die, an oder mit C19 zu versterben – und das trotz der hinterfragenswerten Zählweise, nach der alle, die in einem gewissen Zeitraum vor ihrem Tod positiv getestet worden sind, als Covid-Todesfälle gezählt wurden.

Umso überraschender war es für mich, dass – mit einer Ausnahme – unter den jüngsten 4 der 5-Jahres-Altersgruppen in Österreich überall Auffälligkeiten zutage treten – vor allem im Jahr 2022. Wir sprechen hier immer noch von sehr wenigen Todesfällen, das dürfen wir bitte nie außer Acht lassen – allerdings finde ich es beunruhigend, dass es hier im Vergleich mit den letzten 10 Jahren doch zu signifikanten Anstiegen kam.

Die gute Nachricht: Die Kleinkinder sind davon laut den Zahlen nicht betroffen – weder bei den Mädchen, noch bei den Knaben.
Was mich überrascht hat? Dass im „Volksschulalter“ offensichtlich generell geringfügig mehr Mädchen sterben als Knaben – das ist nicht nur bei den jungen Menschen unter 20 eine absolute Ausnahme!
Ebenfalls überrascht hat mich, dass bei den drei Altersgruppen ab 5 Jahren die Zahlen im Jahr 2022 immer bei den Mädchen deutlich schlechter waren als bei den Burschen – zwar nicht im Vergleich der Geschlechter, wo (außer bei den 5-9-Jährigen) immer mehr männliche als weibliche Todesopfer zu beklagen sind.
Allerdings im Vergleich zu den Vorjahren stechen die geschlechtsspezifischen Daten bei den Mädchen/jungen Frauen mehr heraus als bei den Burschen/jungen Männern.