In den letzten Tagen habe ich viele Daten heruntergeladen von „geosphere austria“ (ZAMG) und in Grafiken verpackt. Hier meine ganz klare und eindeutige Analyse (oder doch nicht?), ob die Niederschläge in Summe (Jahresniederschlag) weniger werden und ob die Tage mit starken Niederschlägen zunehmen – das würde dem Narrativ „es gibt mehr Dürre, aber die Tage mit Starkregen nehmen zu“ entsprechen:
Feldkirch: nein und ja
Anhand der Feldkircher Daten erkläre ich kurz, was zu sehen ist: Erstens ist das laufende Jahr 2024 pink markiert, weil in dem Jahr die Daten nur bis Mitte August reichen – da fehlt also noch einiges. Alle Jahre, in denen mehr als zwei Monate an Daten fehlen sind entweder daran erkennbar, dass es gar keine Daten dazu gibt, oder dass die Säulen hellblau eingefärbt sind. In Feldkirch waren das die Jahre 1895, 1918, 1920, 1921, 1922, 1923, 1924, 1928 und 1945.
Die rote Linie zeigt den linearen Trend – aber VORSICHT – wenn wie bei Felkirch so viele Jahre aus der Zeit rund um die Weltkriege fehlen, wirkt sich das auf den Trend aus! Während die Gesamtzahl an Jahren oben einen Trend von unter 1000 auf ca. 1300 Liter im Jahr ausweist, wird die Linie unten ohne die Zeit vor 1926 deutlich flacher von etwa 1100 auf 1300.
Was wir oben auch noch sehen: Die niederschlagsreichsten Jahre sind beschriftet – das erste Jahr wird dunkelblau angezeigt, das zeite mittelblau, dann folgen hellblau und „blaßblau“…
Die zweite Grafik zeigt und die Tage mit mindestens 40 Litern Niederschlag pro Jahr – auch hier sind die Jahre mit den höchsten Werten wieder beschriftet.
FAZIT Feldkirch: Die Niederschlagssumme nimmt zu (+20%) und die Tage mit starken Niederschlägen auch – von im Schnitt 1-2 auf 2-3 Tage im Jahr.
Bad Bleiberg: ja und nein
Im Süden Kärntens nehmen die Niederschläge eindeutig ab in ihrer Summe – allerdings verstärkt ein „Datenloch“ in den 80er-Jahren diesen Trend.
Die Starkniederschlagsereignisse werden in Bad Bleiburg ebenfalls eindeutig weniger. Von etwa 7 Tagen mit mindestens 40 Litern Niederschlag ging der Schnitt zurück auf etwa 4.
Bad Gleichenberg: ja und nein
Auch in Bad Gleichenberg fehlen Jahre – einmal rund um den zweiten Weltkrieg und einmal um den Jahrtausendwechsel.
Trend bei der Jahressumme: fallend
Trend bei den Starkregentagen: leicht fallend
Bruck an der Mur: nein und ja
In Bruck an der Mur fehlen weniger Jahre, dafür nehmen die Niederschläge in Summe zu. Das Gleiche gilt für die Starkniederschlagstage, die sind von einem auf etwa eineinhalb pro Jahr gestiegen im Trend.
Freistadt: nein und ja
Im Norden von OÖ sind die Niederschlagsummen praktisch gleich geblieben. die Tage mit starken Niederschlägen haben minimal zugenommen – die Trendlinie geht von knapp über 1 auf fast 1,25 Tage hoch…
Innsbruck: nein und nein
In Innsbruck hat sich die Jahressumme im Trend so gut wie gar nicht verändert. Die Starkniederschläge wurden leicht weniger und liegen derzeit im Trend bei unter einem solchen Tag pro Jahr.
Kremsmünster: ja und nein
In Kremsmünster geht der Trend bei den Jahressummen leicht retour – das tut er allerdings auch bei den Starkniederschlagstagen.
Langen am Arlberg: ja und nein
Die Niederschläge am Arlberg werden weniger, wenn wir den Werten von Langen Glauben schenken. Es gehen jedoch auch die Tage mit Starkniederschlägen zurück. Das ist insofern interessant, weil in Langen auch im Winter oft starke Niederschläge gemessen wurden. Demnach gehen wohl auch die Schneehöhen dort retour…
Lienz: nein und ja
In Lienz fehlen uns viele Daten zwischen 1913 und 1948, die vorhandenen sagen, dass die Niederschlagssumme zunimmt in Osttirol und die Starkregenereignisse ebenfalls. Letztere aber nur leicht.
Rauris: nein und ja
In Rauris, gleich auf der anderen Seite des Alpenhauptkamms aus Lienzer Sicht gesehen, steigen die Niederschlagssummen ebenfalls an – allerdings gibt es hier nur Daten ab 1930. Auch die Tage mit viel Niederschlag werden eindeutig mehr in den letzten 80 Jahren – der Trend spricht von knapp unter 1 Tag vor 80 Jahren und eineinhalb heute.
Sonnblick: nein und jein
Die Niederschläge zwischen Rauris und Lienz im Hochgebirge nehmen tendentiell zu in Summe, und zwar recht eindeutig, wenn wir den Daten vom Sonnblick Glauben schenken. Die Tage mit starken Niederschlägen sind faktisch fast gleich geblieben im Trend der letzten 130 Jahre, es gibt ur einen leichten Anstieg beim Trend.
Reichenau an der Rax: nein und ja
Nur vier Jahre fehlen uns aus Reichenau an der Rax, dafür beginnen die Daten hier erst 1901. Der Trend der Gesamtsumme an Niederschlag ist leicht steigend, der bei den Tagen mit mehr als 40 Liter Niederschlag ebenfalls.
Salzburg: ja und nein
In Salzburg nehmen die Niederschläge in Summe deutlich ab – eventuell wäre der Trend weniger stark fallend, wenn nicht die Daten der Jahre 2018 bis 2020 fehlen würden bei den Niederschlägen am Flughafen. Nirgends war der Trend bei den Starkniederschlägen bisher so stark fallend wie hier – von 3 Tagen im Mittel der Jahre ist er auf einen pro Jahr gesunken!
Wöterberg: nein und nein
Wörterberg entzieht sich dem Narrrativ: Die Niederschläge in Summe steigen seit 1936 leicht an, die Starkniederschlagstage hingegen sinken.
Zwettl: ja und nein
In Zwettl im Waldviertel werden die Jahressummen – ebenfalls seit 1936 – etwas weniger, allerdings nur minimal – und auch der Trend bei den Tagen mit starken Niederschlägen geht leicht abwärts.
Wien: ja und nein
Und obwohl das Unwetter vom Wochenende bereits mit einberechnet ist, sinken auch in Wien die Niederschlagssummen pro Jahr leicht ab – allerdings auch die Tage mit starken Niederschlägen.
FAZIT: 19 nein und 13 ja
Bei zwei mal 16 möglichen „Treffern“ in Sachen „es wird trockener und die Dürre nimmt zu“ bzw. „die Tage mit extremen Niederschlägen nehmen zu“ gibt es 18 Mal keine Übereinstimmung und 13 Mal schon – einmal gibt’s ein „Unentschieden“. Jeweils 9 Mal gibt es bei 16 Stationen ein NEIN zu der Frage, ob die Niederschläge abnehmen im Trend der letzten 130 (bzw. manchal 80 bis 100) Jahre und auch ein NEIN zur Frage der Zunahme an Tagen mit mehr als 40 Litern Niederschlag.
Die 16 von mir ausgewählten Stationen in Österreich können also die These, dass es generell trockener wird, nicht verifizieren. Ebenso kann auch die Aussage, dass es immer mehr Starkniederschlagsereignisse gibt, nicht bestätigt werden durch die Messungen den letzten 130 Jahre.
Wer nun mit „aber die Hagelunwetter werden mehr“ argumentieren will, dem empfehle ich die Beiträge hier, hier und hier. Auch das mit den Starkwinden lässt sich nicht anhand der Daten nachweisen – siehe hier.
Bleibt also noch eine Tatsache, die die Daten durchaus zeigen: Es wird wärmer seit den 70er-Jahren. Die oft erwähnten höheren Wasserkonzentrationen, die in der warmen Luft zu mehr Starkniederschlägen führen sollen, haben zumindest in Österreichs von mir ausgewählten Mess-Stationen noch keine signifikanten Daten hinterlassen. Fast hätte ich es vergessen: Auch dazu habe ich bereits einmal etwas geschrieben – siehe hier!
Zum Abschluss gibt es heute noch eine Übersicht, die uns zeigen soll, dass wir nicht vergessen dürfen, dass wir in einem Land leben, in dem wir SEHR unterschiedliche Ausgangslagen haben in Sachen Niederschläge:
Während in Langen am Arlberg in etwa zweieinhalb Mal so viel Niederschlag im Jahr fallen kann wie in Zwettl oder Wien, gibt es in Wörterberg im Burgenland fast doppelt so viele niederschlagsfreie Tage wie am Sonnblick oder in Salzburg.
Früher dürften die Menschen das gewusst haben und sich an die Gegebenheiten angepasst. Haben wir das heute verlernt – oder nehmen wir es nicht mehr richtig wahr, weil wir zu wenig draußen und mit der Natur leben?