Das Land der lebenden Toten

Zwei Probleme auf einen Schlag

Mehrfach, auch schriftlich habe ich das Land Vorarlberg schon auf ein besonderes Problem hingewiesen am Dashboard: Es gibt dort die Einteilung der Positiven, Genesenen, Verstorbenen in Altersgruppen, was auch gut so ist.

#1: Die unterschiedlichen Altersgruppen

Wir könnten jetzt darüber diskutieren, warum diese Altersgruppen unterschiedlich sind:

  • Beim Land gibt es keine Geschlechtertrennung und Gruppen á 20 Jahren, alo 0-21, 21-40, 41-60, dann plötzlich 61-70 (also zehn Jahre) und darüber alle zusammen ab 71.
  • Bei der AGES gibt es für beide Geschlechter Gruppen á 10 Jahren, begonnen wird jedoch mit einer Gruppe mit 5 Jahren: 0-4, 5-14, 15-24 und so weiter bis 75-84, danach werden alle zusammengefasst ab 85 Jahren.
  • Bei der Statistik Austria gibt es für beide Geschlechter einerseits die Todeszahlen in 5-er-Altersgruppen, also 0-4, 5-9, 10-14 und erst am Schlus sgibt es alle Personen ab 95 in einer Gruppe (die wenigen über 100 Jahre alten menschen werden da mitgezählt).
  • Dann gibt es bei der Statistik Austria für beide Geschlechter auch die Gruppe 0-64 Jahr und ab 65 Jahre. Die ist früher verfügbar als die oben genannten 5-Jahresgruppen.
  • Bei den Todesursachen hat die Statistik Austria wieder die 5-Jahresgruppen, allerdings werden Kinder bis zum ersten geburtstag extra angeführt (sinnvoll, weil es da mehr Sterblichkeit gibt als bei den schon älteren Kleinkindern).
  • Bei den Impfungen verwendet das Ministerium zwar auch die 10-Jahresgruppen, fast aber alle unter 15-Jährigen zusammen, was VOR der Freigabe der Impfung für die 12-15-Jährigen noh Sinn gemacht haben kann, jetzt aber nicht mehr.
  • Bei den Impfdurchbrüchen verwendet die AGES Zahlen der 12-17-Jährigen, dann die Gruppe der 18 bis 59 Jährigen als eine Gruppe und alle ab 60 sind ebenfalls eine Gruppe.
  • Bei den Berichten zu den IntensivpatientInnen widerum wird zwar auch in 10-Jahrsgruppen zusammengefasst, hier liegen die aber so, dass 0-9, 10-19, 20-29 usw. bis „über 80“ eine Gruppe sind. Damit sind diese genau „quer“ zu den anderen Zahlen angelegt und nicht vergleichbar. Es wird damit auch nicht sichtbar, dass viele der ganz wenigen IntensivpatientInnen im Kindesalter noch sehr jung waren (also unter 5 Jahren).

Warum ist das entscheidend, wie das gemacht wird?

Weil so die Zahlen nicht miteinander verknüpft werden können. Wenn ich etwa weiß, dass mehr als 40% aller Todesfälle in der Gruppe der Menschen über 85 passiert sind und mehr als 50% in der Gruppe der über 80-Jährigen, dann sieht das anders aus, als wenn es 88% bei den über 70-Jährigen sind.

Genauso kann ich keine Schlüsse aus den Spitalszahlen ziehen, wo ich GAR keine Infos habe übers Alter in Gruppen aufgeteilt, wenn ich etwa wissen wollte, wie viele Prozent der positiv Getesteten einer bestimmten Altersgruppe ins Spital müssen.

#2: Die lebenden Toten

Und jetzt wird’s – je nach Gemüts- und Humorlage entweder peinlich, traurig, makaber oder lustig: In Vorarlberg am Dashboar werden die Menschen, die in einer Altersgruppe Geburtstag haben und darum in eine andere „rutschen“ auch so mitgezogen. Sprich wenn der 20-Jährige Rudi morgen 21 wird, dann „rutscht“ er aus der Gruppe der 0-20-Jährigen um Mitternacht in die der 21-40-Jährigen. Das ist einerseits nachvollziehbar und okay so, andererseits verzerrt das (in kleinem Maße) die Statistik. Nach eineinhalb Jahren Pandemie sind damit die positiv Getesteten im Land alle älter geworden, zum Teil um eineinhalb Jahre. Diese Wechsel der Altersgruppen passieren natürlich auch nur, wenn jemand genau diese Altersgruppengrenzen überschreitet…
Blöd/seltsam/makaber oder nennen wir es merkwürdig wird das aber, wenn die TODESFÄLLE ebenfalls älter werden. Das ist an folgenden Tagen passiert bisher:

  • am 1. Jänner 2021 (41-60 wird zu 61-70) – 3 Tage
  • am 19, Februar 2021 (61-70 wird zu mindestens 71) – 16 Tage
  • am 13. März 2021 (61-70 wird zu mindestens 71) – 20 Tage
  • am 20. März 2021 (61-70 wird zu mindestens 71) – 27 Tage
  • am 7. Mai 2021 (61-70 wird zu mindestens 71) – 3 Tage
  • am 14. Mai 2021 (41-60 wird zu 61-70) – 25 Tage
  • am 20. Mai 2021 (41-60 wird zu 61-70) – 31 Tage
  • am 5. August 2021 (41-60 wird zu 61-70) – 108 Tage
  • am 7. August 2021 (61-70 wird zu mindestens 71) – 46 Tage
  • am 10. November 2021 (61-70 wird zu mindestens 71) – 31 Tage

Wer sich über diese Tagesangaben wundert: Das ist die Zeit, die seit dem letzten Todesfall in der Altersgruppe, aus der der Fall ursprünglich stammt, vergangen ist, denn es könnte ja auch sein, dass ein gerade erst eingetragenen Fall falsch zugeordnet war – jedoch nicht erst so spät und auch siche rnicht so oft…

One thought on “Das Land der lebenden Toten”

  1. Zuerst mal ein Lob an deine Ausdauer, Mühe und Bereitstellung der Informationen auf deiner Webseite.
    Deine Zusammenfassung könnte den Rückschluss zulassen, dass dies bewusst so publiziert wird. Wie toll wäre es, wenn jemand aus diesen Institutionen dir die Rohdaten zur Verfügung stellen würde, welche sicherlich vorhanden sind. Der Vergleich der Daten mit identischen Altersgruppen/Aufteilung wäre sicher sehr spannend. Diese Vorgehensweise von Bund und Länder, führt leider zu unnötigen „Verschwörungstheorien“. Dies ist die ganze Zeit schon so, dass die Fakten nicht uneingeschränkt bereitgestellt werden. In der vor Corona Zeit war dies nicht nötig, da es die breite Masse nicht interessiert hat, jetzt wo wir alle betroffen sind, wäre es doch schön wir würden die Fakten kennen.
    Gruss aus der Schweiz!

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