Es geht weiter mit den Grafiken des Covid-Registers (siehe hier).
Warum sind die Leute im Spital?
Bei den nächsten Grafiken wird der Grund der Spitalsaufnahme genauer dargestellt:
Wenn wir den gesamten Zeitraum des Jahres 2022 betrachten (Erinnerung: Alles vor Mai 2022 ist mit Vorsicht zu genießen), sehen wir, dass offensichtlich 47% der C19-PatientInnen auf den Normalstationen „wegen“ Covid ins Spital kamen.
Auf der ICMU (Beobachtungsstation) waren es nur 24%, auf der Intensivstation 29%. Dass INSGESAMT 46% heraus kommen, zeigt, wie gering die Zahl der C19-IntensivpatientInnen gewesen sein muss im Vergleich zu denen im Normalbett, weil sich sonst die deutlich niedrigere Quote viel stärker ausgewirkt hätte bei der Gesamtzahl. Wenn es zB halb so viele IntensivpatientInnen gegeben hätte wie Normalbett-PatientInnen, dann hätten die 29% und die 47% zusammen einen Gesamtwert um 41% ergeben müssen. Wir können sogar ausrechnen, wie das Verhältnis in etwa gewesen sein muss, um auf diesen Wert zu kommen: Es können pro 100 Normalbett-Positiven nicht wirklich mehr als 3 positiv getestete IntensivpatientInnen gewesen sein!
So sieht die Grafik mit den Zahlen vom 9. Oktober für den aktuellen Stand aus:
Wir sehen: Der aktuelle Stand zeigt bei den ICU kaum einen Unterschied zum Schnitt des Jahres, sehr wohl aber bei den Normalbetten, wo es jetzt nur mehr etwas mehr als die Hälfte der PatientInnen des Jahresschnitts sind – nur mehr jede vierte positiv getestete Person im Krankenhaus ist WEGEN Covid dort aufgenommen worden.
Die nächste Grafik zeigt uns den Zeitverlauf nach Abteilungstypen:
Es ist unschwer zu erkennen, dass auf den Normalstationen der Anteil der WIRKLICHEN Covid-PatientInnen zurückging von Jahresbeginn bis etwa Juni, dann etwas anstieg um zuletzt wieder stark zu sinken.
Die ICMU lassen wir außer acht (zu wenige Fälle) – auf der „richtigen“ Intensivstation – wir vergessen nicht, dass dort nur etwa 3% der PatientInnen im vergleich zu den Normalstationen gelandet sind im Jahresschnitt – zeigt sich ein ähnliches Bild: Zu Jahresbeginn und auch Mitte April waren es wohl noch an die 50%, danach sank der Anteil in Wellenbewegungen ab – zuletzt stieg er wieder (wir wissen, dass es am 5. Oktober nur 12% waren, am 9. wurden 25% als aktuell ausgewiesen).
Der Impf-Status – ein Erklärungsversuch
Ab sofort kommt auch der Impf-Status in den Grafiken vor. Dazu muss jedoch einiges erklärt werden:
- laut dem Kriterinkatalog gibt es unter 60 noch keine Menschen, die viermal geimpft sind – das bezweifle ich stark.
- was ich an anderer Stelle schon kritisiert habe: Menschen, die in den letzten 7 Tagen (3. Dosis oder mehr) bzw. 14 Tagen (2. Dosis) geimpft wurden, zählen zu den „UNGEIMPFTEN“. Das ist für mich in etwa so, als würde ich Menschen, die in den letzten X Minuten Alkohol getrunken haben (so dass irgendein Kriterienkatalog vorgibt, dass bis dahin noch kein Effekt eingetreten ist oder kein Nachweis gemacht werden kann), zu denen dazu zählen, die nüchtern sind.
- Ob die dritte Dosis als Impfschutz „ausreichend“ ist, hängt laut den Kriterien NICHT davon ab, wie lange die DRITTE Impfung her ist, sondern ob die ZWEITE Impfung weniger als 180 Tage vor der dritten Impfung erfolgt ist. Das heißt, dass Max Mustermann, wenn er seine dritte Impfung am 182. Tag nach der zweiten bekommen hat, als „Impfschutz abgelaufen“ gilt und nicht „Impfschutz ausreichend mit 3 Dosen!
Dasselbe gilt auch für die 4. Dosis (ab 60 Jahren) – die „gilt“ nur, wenn die vierte Impfung nicht länger als 180 Tage nach der dritten verabreicht wurde. - Außerdem ist es so, dass es zwar (am Papier) bei den Menschen unter 60 Jahren kein „Ablaufdatum“ der dritten Impfung gibt (sofern sie innerhalb von 180 Tagen nach der zweiten erfolgte), aber bei Menschen ab 60 der Impfschutz „abgelaufen“ ist, wenn die (korrekt gesetzte) dritte Impfung mehr als 180 Tage vergangen ist.
- Bei „Imfpfstatus unbekannt“ heißt es wortwörtlich: „aufgrund fehlender Verknüpfbarkeit (mehrheitlich aufgrund von fehlenden bereichsspezifischen Personenkennzeichen) ist zum Auswertungszeitpunkt der Impfstatus (noch) unbekannt“. Mir persönlich sind das teilweise zu viele, bei denen er „NOCH“ unbekannt ist…
- Interessanterweise steht bei „Impfstatus abgelaufen“ dann doch wieder, dass darunter die fallen, bei denen die letzte Impfung bereits mehr als 180 Tage her ist… zur Erinnerung: Menschen, die aus dem AUSLAND nach Österreich einreisen und die unter 18 Jahre alt sind, gelten nach zwei Impfungen – egal WANN diese gesetzt wurden – auf unbegrenzte Zeit als „ausreichend geimpft“. Und für alle dreifach Geimpften (egal wie alt sie sind) aus dem Ausland gibt es meines Wissens eine 360-Tage Frist…
- Noch ein „Schmankerl“: Frau Eva Mustermann hat sich spät entschieden, sich impfen zu lassen. Sie gilt nach der ersten Dosis als „ungeimpft“ und bleibt dies auch nach der zweiten Dosis bis zum 14. Tag nach der Impfung…
Zurück zu den Grafiken
Hier sehen wir, wie viele Menschen nach den oben beschriebenen Kriterien WEGEN und nicht wegen Covid aufgenommen wurden seit Jahresbeginn:
Bei denen, die das Etikett „kein (ausreichender) Impfschutz“ tragen, wurden demnach etwas mehr als die Hälfte wegen Covid aufgenommen. Bei denen, wo der Impfschutz als abgelaufen gilt, sind es nur 6% weniger. Auch bei den Zweifachgeimpften mit ausreichendem Impfschutz sind es noch 45%. Nur die mit ausreichendem Impfschutz mit mindestens 3 Impfungen sind mit 38% unter der 40%-Marke.
Am „schlimmsten“ ist die Statistik jedoch bei all jenen, bei denen der Impfschutz „noch“ (!?) unbekannt ist: 71% sind dort WEGEN Covid aufgenommen.
Zur Erinnerung: INSGESAMT sind (siehe weiter oben) 46% ALLER C19-PatientInnen WEGEN Covid aufgenommen worden. Ich frage mich nun: Wie geht sich das aus, wenn nur ZWEI dieser Zahlen relativ knapp darunter liegen und die anderen alle darüber? Das geht – mathematisch – eigentlich nur dann auf, wenn der GROSSTEIL der C19-PatientInnen, die WEGEN Covid aufgenommen wurden, „ausreichend geimpft“ war.
Wenn wir nun den DERZEITIGEN Stand anschauen, erkennen wir, dass die Zahlen bei den Menschen ohne (ausreichenden) Impfschutz weniger als halb so hoch sind wie im Jahreschnitt. Bei denen mit abgelaufenem Impfschutz sind sie etwas mehr als halb so hoch, bei denen mit ausreichendem Impfschutz mit zwei Impfungen ist der Anteil nur mehr etwa ein ACHTEL so groß und bei denen mit drei Impfungen liegt er etwa 45% niedriger – ist also am wenigsten abgesunken, weil bei denen mit unbekanntem Impfschutz sind es auch fast genau 50% weniger.
Jetzt kommen wir zu Aufteilung der PatientInnen nach Impfstatus (Definitionen siehe oben)
Laut GÖG sind seit Jänner von allen dokumentierten Fällen etwa 3% mit unbekanntem Status – das sind bei etwa 20.000 dokumentierten Fällen immerhin ca. 600 PatientInnen, von denen uns der Impfstatus fehlt.
Etwa 4% (ca. 800 Fälle) waren zweimal geimpft innerhalb der letzten 180 Tage. Etwa 26% waren entweder ungeimpft oder wurden in den letzten 7 Tagen zum dritten oder vierten Mal geimpft, oder in den letzten 14 Tagen zum zweiten Mal. 30% aller C19-PatientInnen sind mindestens 3 Mal (reglär unter Einhaltung aller Fristen) geimpft. Und 38% – das entspricht in etwa 7.600 Personen – hatten einen „abgelaufenen Impfschutz“.
So sieht der derzeitige Stand aus: Es gibt etwa 3 Mal so viele ungeklärte Fälle – was sich eventuell durch noch nicht vollständige Daten erklären lässt. Ansonsten ist der Anteil nur bei einer Gruppe gestiegen: Fast genau die HÄLFTE aller C19-PatientInnen hat nämlich einen abgelaufenen Impfschutz. Bei den nicht (ausreichend) Geimpften sank der Anteil von 26% auf 18% (das entspricht einem Rückgang von fast 31%), bei den zweifach Geimpften ist es gerade noch ein Viertel der Zahlen des gesamten Zeitraums und bei den mindestens drei Mal Geimpften ist der Wert um fast 27% zurück gegangen.
Wenn wir uns den Zeitverlauf anschauen. sieht das ganze so aus:
Es ist gut zu erkennen, dass der Anteil der nicht (ausreichend) Geimpften kontinuierlich gesunken ist und der ver Menschen mit abgelaufenem Impfschutz extrem stark gestiegen.
Wenn wir die einzelnen Abteilungstypen getrennt anschauen, sehen wir, dass seit Mai 2022 der Anteil bei den Menschen mit keinem (ausreichenden) Impfschutz immer unter 50% lag auf der Intensivstation. Gleichzeitig ist der Anteil der Menschen mit abgelaufenem Schutz stark angestiegen. Auf der Normalstation ist das Ganze noch extremer zu sehen, weil es weniger kurzfristige Schwankungen gibt aufgrund der viel größeren Zahl an PatientInnen. Was auf der Normalstation ebenfalls auffällt, ist die Tatsache, dass der Anteil der mindestens Dreifach-Geimpften ansteigt zuletzt.
Natürlich spielt bei diesen Verläufen auch die tatsache eine Rolle, dass die Definition, wer als „ausreichend“ und wer als „abgelaufen“ gilt, immer wieder verändert wurde und wird!
Aufgedröselt auf die Abteilungen ergibt sich hier folgendes Bild: etwa 25% aller C19-PatientInnen auf der Normalstation hatten keinen (ausreichenden) Impfschutz, 39% einen abgelaufenen und 34% einen ausreichenden (4 % zwei Dosen und 30% drei Dosen).
Auf der Intensivstation verringert sich der Anteil der Menschen mit abgelaufenem Impfstatus auf 31%, dafür erhöht sich der mit ausreichendem auf 41% und der der Menschen mit keinem (ausreichenden) auf 27%.
Jetzt kommt quasi ein Zusammenführen mehrere Grafiken von vorhin:
Wir sehen hier den Impfstatus der C19-PatientInnen in Bezug auf den Aufnahmegrund. Interessant sind in meinen Augen vor allem die Menschen, die mit Covid-Symptomatik – also WEGEN Covid – aufegnommen wurden (oberste Zeile). Wir wissen von weiter oben, dass das in etwa 46% aller hier erfassten C19-PatientInnen betreffen sollte. Von diesen hatten 29% keinen (ausreichenden) Impfschutz, 39% einen „abgelaufenen Impfschutz“ und 28% einen ausreichenden (davon fielen 4% auf Zweifachgeimpfte und 24% auf Dreifachgeimpfte). Bei 4% war der Impfstatus nicht bekannt.
Wer sich die Grafik ansieht: Bitte beachten, dass die unterste Zeile nur 1% aller Fälle betrifft, da – siehe weiter oben – nur 1% der Aufnahmegründe bis heute nicht geklärt ist!
So sieht die Grafik mit Stand 9.10 aus für den aktuellen Belagsstand:
Derzeit ist der Anteil der Menschen ohne (ausreichenden) Impfschutz stark gesunken auf nur mehr 18% – der von Menschen mit ausreichendem Impfschutz ist ebenfalls gesunken auf 19%. Dafür ist der Anteil der Fälle mit unbekannten Impfstatus auf 14% gestiegen und der derjenigen mit abgelaufenem Impfschutz auf 49%.
Anders gesagt: Derzeit ist der Anteil der Menschen mit keinem (ausreichden) Impfschutz der niedrigste bei den PatientInnen, die WEGEN Covid aufgenommen werden. Fast jeder zweite Fall hat einen „abgelaufenen Impfschutz“.
FAZIT Teil 2
Es fehlen noch die Grafiken, in denen die Vorerkrankungen und die Entlassungsdiagnosen und die Entlassungsart analysiert werden. Das soll in einem dritten Teil besprochen werden.
Fakt ist: Der Impfstatus ist einerseits sehr kompliziert definiert, andererseits wird zwar zwischen ausreichend zwei- und dreifach Geimpften unterschieden, aber nicht zwischen gänzlich Ungeimpften und Menschen, die in der jüngsten Vergangenheit vor ihrem Krankenhausaufenthalt eine erste, zweite, dritte oder auch vierte, fünfte etc. Impfung erhalten haben. Das halte ich für grob fahrlässig.
Fakt ist auch, dass derzeit alle Werte besser werden als die Jahresdurchschnittswerte – vielleicht mit Ausnahme der Personen, die mit abgelaufenem Impfschutz im Spital liegen. Dass angesichts dieser Zahlen, die belegen, dass nur ein Bruchteil der positiv getesteten PatientInnen im Spital wirklich WEGEN Covid dort liegen, weiterhin von „wegen Covid behandelten PatientInnen“ geschrieben und gesprochen wird, ist für mich ein Skandal – gerade in einer Zeit, in der in anderen Bereichen besonders auf die genaue Wahl der Worte und Bezeichnungen geachtet wird.
Ebenfalls „abenteuerlich“ finde ich, dass die Definitionen, wer als „ausreichend“ oder „nicht ausreichend“ oder auch „abgelaufen“ gilt in Sachen Impfschutz, in Österreich (und nein, in vielen anderen Ländern war das NICHT so!) immer wieder geändert wurde und wird. So wurden etwa irgendwann alle Menschen, die zwar drei oder vier Mal geimpft waren, bei denen der Abstand zwischen den Impfungen (vielleicht auch wegen einer Phase mit einem positiven Test?) länger als 180 Tage war, plötzlich zu „Impfschutz abgelaufen“-Menschen.
Und ein Schluss-Absatz zur Erinnerung vom ersten Teil der Analyse: Der GROSSTEIL aller Covid-PatientInnen in Österreich ist älter als 70 Jahre, mehr als 40% sind sogar über 80 jahre alt. Es betrifft also die Altersgruppe(n), die laut Impf-Dahsboard des Gesundheitsministeriums zu 80% und mehr über einen ausreichenden Impfschutz verfügen … Wenn also von den 20.000 dokumentierten Fällen mehr als 8.000 mindestens 80 Jahre alt sind, dann entspricht das etwa 1,5% aller Menschen aus dieser Altersgruppe – das ist fast jeder 66. Mensch über 80 Jahren in Österreich. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese 1,5% zum Großteil aus den ca. 100.000 Menschen aus dieser Gruppe stammen, die keinen „aufrechten Impfschutz“ haben? Und die anderen 400.000 Menschen sind kaum im Spital?
Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, bräuchten wir weitere Daten, die zum Beispiel das Alter der PatientInnen und den Impfstatus verknüpfen. Die haben wir (als Öffentlichkeit) jedoch nicht…
Anders gefragt: Ungefähr zwei Drittel aller erfassten C19-PatientInnen im Jahr 2022 waren mindestens 70 Jahre alt. Gleichzzeitig waren nur etwa 26% aller PatientInnen solche, die entweder ungeimpft waren oder erst in den letzten Tagen geimpft wurden – also KEINE mit abgelaufenem Impfschutz.
Nun weiß ich, dass bis Ende 2021 bereits mindestens 94% aller Menschen über 75 Jahren zumindest EINE Impfung erhalten haben – bei den über 84-Jährigen waren es sogar fast 100%. Das bedeutet, dass die 26% „Ungeimpften“ quasi fast zu 100% aus all den PatientInnen stammen müssten, die jünger als 70 Jahre waren und als C19-PatientInnen im Spital lagen – diese müssten demnach so gut wie ALLE als „nicht (ausreichend) Geimpfte“ gezählt worden sein. Ist das realistisch? Ich bezweifle es stark!